Werden begabte Kinder benachteiligt?
Begabte Kinder müssen sich in der Grundschule und der gymnasialen Unterstufe nie denselben Herausforderungen stellen wie durchschnittliche Kinder, die mit schlechteren Lernvoraussetzungen eingeschult werden.
Somit erlernen sie nie die nötigen Strategien zur Bewältigung solcher Herausforderungen.
Im Lauf der Schulzeit nimmt die Schwierigkeit des Schulstoffs zu und übersteigt irgendwann auch die Fähigkeiten talentierter Schüler, die aber mangels Forderung nie gelernt haben, wie man sich Schulstoff erarbeitet, der einem Probleme bereitet. Das kann dazu führen, dass durchschnittliche Schüler in der Mittelstufe begabte Schüler überholen, und das trotz initial schlechteren Lernvoraussetzungen.
Die von begabten Schülern im Unterricht empfunde Langeweile kann sie zu störendem Verhalten verleiten und psychische Störungen wie ADHS (mit)verursachen. Außerdem werden Klassenbeste nicht selten gemobbt oder sind zumindest sozial schwach eingebunden.
Wenn dann ein talentierter Schüler von einem ursprünglich weniger leistungsfähigen überholt wird, dann verstärkt dies die bestehenden psychischen Probleme noch und kann zusätzlich Minderwertigkeitskomplexe etc. zur Folge haben. Wurde er ursprünglich wegen seinen guten Noten gemobbt, wird er nun wegen seinen schlechten Zensuren geärgert. Wenn dann auch noch die Eltern von den ausbleibenden Leistungen enttäuscht sind, dann macht das alles noch schlimmer.
Unsere Gesellschaft macht durch die mangelnde Talentförderung in Grundschule und Gymnasium aus dem hochbegabten Grundschüler den typischen Underachiever, der leistungsschwach ist, nur marginal in die Klassengemeinschaft eingebunden ist, deutlich unter seinem Potential bleibt und im schlimmsten Fall auch noch in falsche soziale Kreise abdriftet (wenn er wegen dem Ausschluss aus der Klassengemeinschaft anderswo Kontakt sucht).
Dies wirft die Frage auf, ob begabte Kinder durch eine ausbleibende Talentförderung (die insb. durch die faktische Abschaffung des Gymnasiums beschleunigt wird) benachteiligt werden oder sogar zum Underachiever prädisponiert sind.
22 Stimmen
2 Antworten
Es gibt wohl Schulen, wo man auch Lernen lernt.
Und die genannten Probleme treten nur dann wirklich auf, wenn die Kinder sich nicht hobbymäßig mit Dingen beschäftigen, die sie mehr fordern. Bin IMHO nicht hochbegabt, war in der Realschule immer ein zieml. guter Schüler und habe mich nebenbei hobbymäßig u.a. mit Elektronik und Computern beschäftigt, was insb. Anfang der 1990er noch ein sehr seltenes Hobby in meinem Alter war. Und ich miene nicht nur Zocken, sondern auch programmieren und verstehen, was im Rechner abläuft. Heute bin ich Ing.
notting
Begabte Kinder sind nicht per se benachteiligt, doch sie werden es, wenn ihre Fähigkeiten als Selbstläufer betrachtet und nicht gezielt gefördert werden. Ohne Herausforderung lernen sie nicht, mit Widerständen umzugehen, und ohne Anerkennung wird ihre Andersartigkeit zur Bürde. Doch die Schule ist nicht das Leben.. sie misst Erfolg an Normen, während wahres Wachstum dort geschieht, wo Begabung nicht als Abweichung, sondern als Möglichkeit zur Entfaltung erkannt wird. Erst jenseits des Klassenzimmers zeigt sich, wer gelernt hat, seine Fähigkeiten bewusst zu nutzen und wer nur in einem System funktioniert hat, das ihn nie wirklich verstanden hat.