Welcher Bundeskanzler war kompetenter?
Gruß
36 Stimmen
3 Antworten
Meine Alternative lautet: Konrad Adenauer!
Nach dem Krieg hatten die vier Alliierten die Regierungsgewalt in Deutschland übernommen und das Land in Besatzungszonen aufgeteilt. Mit Fortschreiten des Kalten Krieges sicherten sich sowohl die westlichen Alliierten als auch die Sowjetunion die mehr oder minder freiwillig-gezwungene Unterstützung ihrer Besatzungszonen. Die Westmächte sorgten für die Gründung der Bundesrepublik in Westdeutschland, damit die dortigen Deutschen sich als freiheitlich-demokratische Gesellschaft bewähren konnten, während die Sowjetunion die sog. DDR als von Moskau gelenkte Parteidiktatur errichtete und ihre "Ostzone" noch weiter ausbeutete.
Adenauer war nach den furchtbaren Verbrechen der Nazizeit daran gelegen, den in der Welt beschädigten Ruf der Deutschen als eines zivilisierten Volkes wiederherzustellen, ein äußerst schwieriges Unterfangen. Zugleich musste er verhindern, dass wenigstens die Bundesrepublik, also Westdeutschland und seine Bevölkerung, der Sowjetdiktatur in die Hände fiel. Weil die Bundesrepublik keine militärische Macht war und sein konnte, brauchte er die Westmächte, um Westdeutschland gegen die sowjetische Bedrohung zu verteidigen. Verständlich war die Reaktion Adenauers, auch einen deutschen Militärbeitrag anzubieten, selbst wenn er nur unter internationalem Befehl akzeptiert werden würde. Denn die militärische Verteidigung allein den Westmächten zu überlassen, wäre von den Westdeutschen natürlich feige und als alleinige Aufgabe für die Westmächte eine Zumutung gewesen. Adenauers Anerbieten wurde angenommen, und weil sich die westdeutsche Demokratie als lebensfähig und zuverlässig erwiesen hatte, erhielt sie 1955 die Souveränitätsrechte zurück und zugleich die Pflicht, im Rahmen der Natomitgliedschaft der Bundesrepublik eine "Bundeswehr" aufzubauen.
Die Westintegration zur Sicherung der Freiheit und Demokratie in der Bundesrepublik war für Adenauer alternativlos. Einer stalinistischen Sowjetdiktatur, die zuvor mit dem Naziregime paktiert hatte, war in keinem Falle zu trauen! Das bedeutet nicht, dass Adenauer die Wiedervereinigung und die Befreiung der "Ostzone" bzw. der sog. DDR aufgegeben hätte. Doch ihm war angesichts der Blockbildung klar, dass dieses Ziel nur auf dem Weg umfassender Vertrauensbildung zu erreichen war. Adenauer hat dieses Vertrauen zu Westdeutschland bei den Westmächten durch seine verlässliche Politik hergestellt, durch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion hat er außerdem den Weg vorbereitet, den dann Willy Brandt als Kanzler gegangen ist, nämlich auch bei den Mächten des Ostblocks Vertrauen zur Bundesrepublik zu schaffen. Adenauer war klar, dass eine Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Staatswesen nur auf dem einvernehmlichen Wege des Spannungsabbaus zwischen den gegnerischen Blöcken des Kalten Krieges und schließlich der Beendigung dieses Kalten Krieges möglich sein würde. Die Geschichte hat ihm recht gegeben!
Adenauer war auch wichtig für die EU, weil er in dem Bewusstsein, dass Kriege zwischen engen Partnern in Wirtschaft und Politik nicht mehr geführt werden, die Gründung einer Gemeinschaft europäischer Länder begrüßte. Enge Partner bauen Vertrauen zueinander auf und kooperieren auf vielen Gebieten miteinander, was zum Abbau nationalistischer Verhärtungen beiträgt und letztlich zum Nutzen aller beteiligten Länder und Völker führt. Adenauer persönlich konnte auf die Erfahrungen zweier furchtbarer Weltkriege zurückgreifen und zog daraus seine Lehren. Besonders mit Frankreich wollte er eine jahrhundertealte "Erbfeindschaft" endlich beenden und beide Länder zu Motoren der europäischen Einigung machen. Daher war es ihm wichtig, dass Frankreich und Deutschland, dann die ihnen benachbarten Beneluxstaaten und Italien zu einer Aussöhnung kamen und zusammenarbeiteten, nicht zuletzt auch, um dem Sowjetkommunismus geschlossen entgegenzutreten.
Gewiss sollte ebenso die deutsche Wirtschaft und das deutsche Volk davon profitieren, denn die Bundesrepublik brauchte Geld, um den Wiederaufbau nach dem verlorenen Krieg, die Wiedereingliederung der deutschen Flüchtlinge und Vertriebenen und die Entschädigungen für die Opfer der Naziverbrechen, aber auch seine Verpflichtungen aus der NATO-Mitgliedschaft (Aufbau der Bundeswehr) sowie ein Sozialsystem, das die positive Einstellung der Deutschen zur Demokratie förderte, zu finanzieren. Adenauer hatte also innen- wie außenpolitische Gründe, am Aufbau der EWG/EU führend mitzuwirken. Er unterstützte daher die Entstehung der EWG 1957 zusammen mit anderen, weitblickenden Politikern in Westeuropa. Wir profitieren heute noch von der Weitsicht dieser Politiker.
Natürlich gab und gibt es immer noch Kritik an Adenauer. Der Bundeskanzler war eben auch ein Mensch, keine Maschine! Ein besonderer Vorwurf, mit dem auch DDR-Propaganda immer wieder versuchte, die damalige Adenauerregierung zu diskreditieren, war eine angebliche Nähe zu ehem. Nazis. Hier muss man sehr differenziert urteilen! Adenauer war immer ein Gegner der Nazis gewesen, von Verfolgung und Ermordung bedroht, der er nur mit Glück entgangen war. Adenauers angebliche "Nazi-Kumpels", z. B. sein Kanzleramtsminister Hans Globke, waren zuverlässige Mitarbeiter, die Adenauer und der Demokratie dienten. Adenauer hat sich nie mit Nazitätern, allenfalls mit Nazi-Mitläufern umgeben bzw. sie in seinem Kabinett geduldet. Er war Menschenkenner, weshalb er genau wusste, dass Menschen irren, aber sich dann auch eines Besseren besinnen können. Außerdem wäre es mehr als dumm gewesen, jeden erfahrenen und fähigen Mitarbeiter nur deswegen auszusortieren, weil er z. B. in der Nazipartei gewesen war. Das konnte sich Deutschland nach den enormen Kriegsverlusten an jungen Menschen überhaupt nicht leisten. Die Mitarbeit am Aufbau der Nachkriegsdemokratie in Deutschland war außerdem für alle Nazianhänger eine Bewährungsprobe, die die engsten Mitarbeiter Adenauers jedenfalls alle bestanden haben - und das westdeutsche Volk in seiner übergroßen Mehrheit ebenfalls.
F. Merz scheidet aus, er ist ja (gerade) noch
Helmut Schmidt.
Es kommt natürlich auf die Zielsetzung an. Deutschland schwer zu schaden, Erwerbslosen mit unsinnigen Zwangsschulungen alle Zeit zu stehlen um sie an der Jobsuche zu hindern, um zu verhindern dass sie jemals wieder qualifizierte Arbeit finden, die Sozialdemokratie zu zerschlagen, das hat keiner so kompetent geschafft wie Schröder.
Du verbreitest Unwahrheiten. Schröder war 1998-2005 an der Regierung, und guck Dir mal den Verlauf der Arbeitslosenquote in der Zeit an: klick. Schröder und Clement haben vor allem höher Qualifizierte daran gehindert, ihre Karriere wiederherzustellen. Systemadministratoren wurden in Zwangsschulungen genötigt: "Einführung in MS Office für Anfänger". Ich war als promovierter Ingenieurwissenschaftler vor Schröder und Clement lange stellensuchend und wurde nicht daran gehindert.
Bevor du solche Sprüche raushaust, solltest du dich zuerst mal informieren.
Vor Schröder hatten wir 6-8 Millionen Dauer-Arbeitslose. Genaue Zahlen waren unmöglich zu ermitteln, da man viele verschwinden lies im Zahlen-Dschungel. Damals war es normal, sie mit allen erdenklichen Tricks rauszurechnen aus der Statistik. Diese ganzen "Maßnahmen" gab es auch schon vorher in riesiger Anzahl.
Unter Schröder wurden beispielsweise Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose weitestgehend zusammengelegt mit dem Effekt, dass logischerweise die Arbeitslosenzahlen erst mal hoch gingen.
Schau dir mal die Erwerbstätigenstatistik an. Also die tatsächlichen Menschen mit Job. Dann siehst du deutlich klarer.
Das Problem unter Schröder war dann eher, wie diese Arbeit aussah und bezahlt wurde.
Es wurde Arbeitslosigkeit zu Gunsten eines Niedriglohnsektors verringert, was auf der einen Seite bedeutet, dass wir weniger Arbeitslose haben, auf der anderen Seite aber auch bedeutet, dass mit Steuergeldern über Lohnaufstockungen die Gewinne von Arbeitgebern subventioniert werden, die ausbeuterische Löhne bezahlen.
Muss man sicherlich kein fan von sein.
Das ist so nicht korrekt. Den Niedriglohnsektor gab es schon vorher und er explodierte schien zum Ende der Kohl-Zeit.
Schröder mag das zementiert haben. Aber erfunden hat er davon nichts.
Im Endeffekt wurde Deutschland dennoch saniert. Sozial sehr schmerzhaft. Das stelle ich gar nicht in Abrede.
Als ob das mit der Jobsuche direkt vor Schröder so super funktioniert hatte...
So oder so hat Schröder die Massen in Arbeit gebracht/gezwungen/was auch immer.