Sollte man auf den Begriff "psychische Störung" oder "psychische Erkrankung/Krankheit" lieber verzichten und stattdessen das Wort "Psychodivergenz" nutzen?

nein 93%
ja 7%

43 Stimmen

18 Antworten

nein

Es sind nun einmal Erkrankungen. Ich möchte, dass meine Angststörung auch als Erkrankung anerkannt wird.


VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 11:32

Neusprech wäre: "Es ist eine Psychodivergenz, die zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems führt."

HooverTPau  15.08.2025, 11:36
@VitaminaC

Die Leistungen werden von den Krankenkassen erbracht, damit ist es eine Krankheit bzw. Gesundheitsmaßnahme.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 11:37
@HooverTPau

Bei Transgender-Personen macht man es wie oben beschrieben...

Angeblich sei es keine Krankheit, aber man bekommt trotzdem Hormone und Operationen von der Krankenkasse bezahlt.

HooverTPau  15.08.2025, 11:39
@VitaminaC

Aus Deiner Antwort entnehme ich das Trangender für Dich auch zu den psychischen Erkrankungen gehören, sonst hättest Du es nicht als Beispiel angeführt.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 11:39
@HooverTPau

Ja, das ist so, aber dieses Thema steht hier nicht zur Debatte. Es dient nur als Beispiel.

TsukiWriter  15.08.2025, 11:43
@VitaminaC

Ja, aber es ist eben nun mal keine Divergenz. Es ist eine erworbene Erkrankung, die genauso auch wieder geheilt werden kann.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 11:45
@TsukiWriter

Nicht jede psychische Störung kann geheilt werden. Manche psychische Störungen sind zu schwerwiegend (z.B. lassen sich Persönlichkeitsstörungen schlecht behandeln, wenn sie stark ausgeprägt sind), manche chronifizieren sich mitunter und sind deshalb nicht mehr behandelbar (z.B. Essstörungen und Zwangsstörungen), oder es gibt eine genetische Grundlage für die Störung, weshalb sie sich nicht heilen lässt (z.B. endogene Depression).

TsukiWriter  15.08.2025, 11:46
@VitaminaC

Ja, aber damit ist es trotzdem eine Erkrankung und keine Divergenz. Über den Begriff kann man höchstens noch bei Autismus oder ADHS diskutieren.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 11:50
@TsukiWriter

Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum Autismus und ADHS eine Ausnahme sein sollten. Man bezeichnet sie nach dem medizinischen Handbuch als neurologische Entwicklungsstörung. Um die Diagnose zu bekommen, müssen bestimmte Bereiche des Lebens deutlich beeinträchtigt sein. Gegen ADHS können möglicherweise Medikamente helfen, aber auch nicht in jedem Fall.

TsukiWriter  15.08.2025, 11:52
@VitaminaC

Weil diese angeboren sind und man argumentieren könnte, dass sie nur eine andere Form der Reizverarbeitung darstellen und keine richtigen Krankheiten sind. Denn sagen wir mal, der Umgang der Gesellschaft damit wäre so, dass es auf die Erkrankten angepasst ist: Hätten sie dann noch einen Leidensdruck?

Erkrankungen gehen immer mit einem Leidensdruck einher, der durch die Erkrankung selbst kommt.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 12:10
@TsukiWriter

Wie gesagt können Depressionen auch angeboren sein und viele psychische Erkrankungen haben eine genetische Komponente, also etwas, das ebenfalls angeboren ist.

VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 12:13
@TsukiWriter

Außerdem entsteht Autismus nach heutigen Stand der Forschung nicht alleine durch Genetik, sondern durch ein komplexes Zusammenspiel von Faktoren. Dazu gehören Bedingungen im Mutterleib, aber auch soziale und sonstige Umweltfaktoren nach der Geburt. Symptome des Autismus lassen sich zum Teil mit Psychotherapie behandeln, vor allem wenn es um soziale Interaktion geht.

TsukiWriter  15.08.2025, 12:53
@VitaminaC

Ja, ich persönlich bin so oder so für den Begriff psychische Erkrankung.

nein

ein Leiden wir nicht dadurch besser, indem man ihm einen anderen Namen gibt

wer ein Leiden nur mit negativen Eigenschaften assoziiert, der wird dies auch dann nicht ablegen, wenn es ein anderes Wort für das Leiden gibt

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ähnlich ist es mit dem Begriff "Wohnungslose" nur um sie aus der Obdachlosenstatistik rauszubringen - eine Wohnung haben sie dennoch nicht - das ist aber jetzt ein anderes Thema

nein

Was soll mich daran diskriminieren, wenn man den zugehörigen Begriff dafür verwendet?

Ich muss zugeben, dass es sich manchmal etwas unangenehm anfühlt wenn ich in dem Bereich über mich selbst spreche und die Begriffe ,,psychische Störungen/Erkrankungen" verwende aber genauso habe ich auch andere Wörter, die ich unangenehm auszusprechen empfinde und die würde ich auch nicht verändern wollen. Sie gehören zum normalen Sprachgebrauch.

Und ich glaube, würde mich jemand fragen ,,Um welche Psychodivergenz handelt es sich?", würde ich mir noch dümmer vorkommen, weil es das Thema noch mehr bespitzt. Psychisch Erkrankte wünschen sich Verständnis und keine Aufmerksamkeit, die sie mit einer Krone selbstdarstellt.


GWEckenberg  15.08.2025, 11:36

Wenn ich einem Menschen sage: "du hast ein krankes Bein", dann ist das richtig oder falsch, aber jedenfalls keine gängige Beleidigung. Sage ich: "du hast eine kranke Psyche", dann ist es ganz anders. Es kann also nicht von einem Fall auf den anderen geschlossen werden.

Dekofreakee  15.08.2025, 11:38
@GWEckenberg

Ja genau, es ist ganz anders. Und das sollte es nicht sein.

Denn psychische Erkrankungen können ein Leiden verursachen, wie es auch sichtbare Schäden tun.

nein

Kann man für sich machen.

Aber wenn es um eine offizielle Diagnostik geht, also nach dem ICD 11 Standard sollte man Begriffe verwenden, die anerkannt sind

nein
Sollte man auf den Begriff "psychische Störung" oder "psychische Erkrankung/Krankheit" lieber verzichten und stattdessen das Wort "Psychodivergenz" nutzen?

Nein, sollte man nicht.

Erkrankungen schlichtweg als "Erkrankung" bezeichnet werden.

persönlich angegriffen, abgewertet und diskriminiert fühlen?

Ehrlicherweise tritt das Problem eher dann auf, wenn man den Betroffenen eben die Krankheit abspricht - so, wie es jahrzehntelang üblich war.

"Divergenz" suggeriert eine harmlose Normabweichung oder Normvariante - und das wird weder dem Spektrum der psychischen Erkrankungen, noch dem Leidensdruck der Betroffenen gerecht.

LG


VitaminaC 
Beitragsersteller
 15.08.2025, 19:03

Autisten leiden teilweise auch sehr unter ihrem Autismus. Dennoch finden viele den Begriff Neurodivergenz besser anstelle von neurologischer Entwicklungsstörung (ich nicht).