Ist dies ein sinnvolles Argument für Fleischkonsum?
Ich habe meinen Eltern vor ein paar Wochen verkündet, dass ich jetzt meinen Fleischkonsum drastisch verringern und als nächsten Schritt vegetarisch leben will.
Von meinen veganen Plänen habe ich nichts erzählt.
Sie tolerieren meine Entscheidung zwar, aber bezeichnen mich indirekt als Tierquäler, weil männliche Rinder in der Milchindustrie wertlos sind und deshalb geschlachtet werden.
Und wenn dieses Fleisch nicht gegessen wird, sind sie umsonst gestorben.
Findet ihr das ein sinnvolles Argument, um Fleisch zu essen?
26 Stimmen
Willst du denn vegan werden?
Ja, aber das hat gerade mit meiner Frage nichts zu tun.
13 Antworten
Den Rindern dürfte es doch ziemlich gleichgültig sein, ob sie nach der Schlachtung verspeist oder auf andere Weise entsorgt werden. Tierquälerei ist in diesem Zusammenhang kein Thema.
Selbst als Fleischliebhaberin halte ich dieses Argument für Schwachsinn, wenn ich das mal so scharf ausdrücken darf.
Milch-Kühe (deine Eltern sollen mir mal Rinder als Milchlieferanten zeigen...) werden, nachdem sie nicht mehr "lukrativ" genug sind, beispielsweise für Gross-Fastfoodketten wie Burger King oder MC Donalds zu Pattys verarbeitet. Dieser Absatz ist derart gross, dass DU dir dabei als letzte Person Gedanken machen müsstest.
Ganze 18 Milliarden Rinder, Ziegen, Hühner und andere Nutztiere sind dies laut der Hochrechnung der Forscher im Mülleimer, pro Jahr! Dies entspricht in etwa einem Sechstel aller für den Konsum gehaltenen Tiere.
Wir leben in in einer Welt in der so massiv überproduziert wird das leider wirklich egal was wir tun Tiere unnütz im Müll landen. Das Argument deiner Eltern stimmt einfach nicht.
Der einzige Weg langfristig etwas zu ändern ist es massen Tierhaltung ab zu schaffen.
Schon mal an Privat, Restaurant und Supermarkt Müll usw gedacht?
Das ist erst nach dem Schlachtprozess, und dort landen ja auch pflanzliche Lebensmittel in riesigen Mengen, über die regt sich keiner auf. Verdorbenes kann man nun mal nicht mehr essen oder weiterverarbeiten, und viele Menschen mögen kein Reste-Essen wie es früher, als man noch mehr gespart hat, üblich war.
Weißr du eigentlich wie viele Menschen Jährlich verhungern ? Wenn wir das essen was diese zu unnütz geschlachteten Lebewesen ihnen gegeben hätte, gebe es keine Hungersnöte. Wie viel weniger Klima Verschmutzung und Müll wir hätten. Man kann nicht Mais mit einer Kuh aufwiegen.
Die Menschen verhungern aber nicht da, wo die Überschüsse anfallen, sondern irgendwo am anderen Ende der Welt. Wo weder Mais noch Rindfleisch hinkommt, weil der Transport viel zu teuer wäre und der Weg zu weit ist. Das gleiche wie beim Wasser, bei uns zur Zeit zu viel (Überschwemmungen), irgendwo weit weg zu wenig (Dürren und Waldbrände). Es gibt halt noch keine Teleporter, die das Benötigte innerhalb von einer Minute von Ort A nach Ort B beamen können.
Auch und was ist damit ? https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1142553/umfrage/ernte-von-sojabohnen-in-europa/
Das Futter importieren wir ja auch, lustig oder ? Fast so als würden wir Ländern mit hungersnäten das essen und Land klauen um es dann beurteilen uns in die Mülltonne zu werfen.
Was ist denn verkehrt daran, wenn wir unser Soja selber anbauen und nicht mehr aus Ländern importieren, die dafür den Urwald abbrennen? Die Veganer und Vegetarier wollen doch auch Sojaprodukte, oder? Im Tierfutter landet Soja im Wesentlichen bei Geflügelhaltung, weniger bei Schweinen und kaum bei Rindern, weil dort der Einsatz von Süßlupinen als Eiweißfutter steigt, die deutsche Bauern selber anbauen können. Und die Sparte Schweinehaltung sinkt seit Jahren weil immer mehr Betriebe aufgeben. Geflügelfleisch allerdings läßt sich besonders gut durch Soja oder andere pflanzliche Produkte ersetzen, weil da geschmacklich nicht viel dran ist.
Es gibt keinen Grund kein Fleisch zu essen.
Wir sind die spitze der Nahrungskette. Ergo haben wir das Recht dazu.
Ob es manche moralisch verwerflich finden oder nicht, an diesem Fakt kann eben niemand was ändern.
Denkst du ein Tier an der Spitze würde auch nur eine sekunde drüber nachdenken? Nein. Es würde fressen.
Also warum sollten wir es nicht nutzen das wir eben an der Spitze stehen?
Moral ist aber eben keine Frage von Fakten, sondern von Bewertungen. Wenn du aus den Fakt, dass wir an der Spitze der Nahrungskette stehen ein Recht ableiten willst, unterliegst du dem Sein-Sollen-Fehlschluss, der in der Philosophie als ungütliges Argument anerkannt ist.
Aus Fakten folgen keine Bewertungen, aus einem Sein folgt kein Soll. Oder anders gesagt: Nur weil etwas so ist, heißt es noch nicht dass es so sein soll oder dass es gut ist, dass es so ist. Die Frage muss umformuliert werden: Ist es gut, dass wir unsere Situation ausnutzen und Tieren Leid zufügen?
Und dann musst du dich eben fragen: Ist es moralisch richtig, dass der Stärkere seine Stärke ausnutzt um dem Schwachen Leid zuzufügen? Oder wäre es moralisch besser, wenn der Stärkere dem Schwachen hilft und die Schwäche des Unterlegenen mit seiner Stärke kompensiert. Ich denke die meisten Leute würden zustimmen, dass Variante zwei der ersten Variante moralisch überlegen ist.
Also warum sollten wir es nicht nutzen das wir eben an der Spitze stehen?
Weil ich fest daran glaube, dass die meisten Menschen gut sind und nicht böse und kein unnötiges Leid erzeugen wollen. Gleichzeitig glaube ich von einem Konsens sprechen zu dürfen, wenn ich sage, dass Tiere moralisch relevant sind und ihr Leid zu berücksichtigen ist.
Die meisten Menschen wollen Fleisch essen aus verschiedensten Gründen und suchen dann im Nachhinein Argumente dafür es zu rechtfertigen, ich war selbst so. Also zuerst wird die Schlussfolgerung getroffen und dann werden Argumente gesucht, die in die Schlussfolgerung passen. Das ist vor allem ein psychologischer Mechanismus, aber keine ehrliche Suche nach einem moralisch besten Verhalten. Deswegen halten sich Fehlschlüsse wie der Sein-Sollen-Fehlschluss bei dieser Debatte so hartnäckig.
Naja darum habe ich es eben so betont. Also der punkt ob es manche moralisch verwerflich finden.
Klar machen das einige. Ich habe eben jetzt nur aus der faktensicht geantwortet.
Dennoch ist allen helfen auch nicht immer das wahre. Die Natur MUSS sich teilweise selbst regulieren, das ist enorm wichtig.
Dummes Beispiel wären z.b. Rattenplagen. Oft mussten Menschen da schon eingreifen weil die Natur es nichtmehr aufhalten konnte.
Wir haben die macht dazu, sowas dann zu beeinflussen und in einer Balance zu halten.
Auch das kann man verwerflich sehen.... Aber die alternative, also das ratten sich vermehren wie sie lustig sind und wir alle nurnoch unter massen von ratten leben müssen, wäre VIEL VIEL schlimmer.
Also da muss man eben auch immer abwägen wo es sinnvoll ist.
Einige Tierarten gibt es btw. nur noch weil wir menschen diese unter schutz genommen haben.
Ansonsten wären diese ausgestorben.
Es sind einfach soviel Blickwinkel möglich bei diesem Thema, das es fast nicht möglich ist die perfekte Lösung zu finden.
Das LEITTIER, welches wir menschen nunmal sind, hat generell eine riesen Verantwortung und entscheidet letztlich welche spezies leben darf und welche nicht.
Aber es ist eben teilweise auch notwendig da ziemlich brutal zu sein. Siehe oben genanntes Rattenplagen beispiel.
Ich kann dir zustimmen, dass es Situationen gibt, in denen der Mensch sinnvollerweise eingreifen muss und auch anderen Lebewesen Leid zufügen darf. Das bedarf der Einzelfallabwägung.
Aber wir reden ja nicht abstrakt, sondern wir reden sehr konkret über Fleischkonsum: Wir wissen, dass wir Fleisch heutzutage nicht zum Überleben brauchen, wir wissen wie viel Tierleid dieser Konsum verursacht. Wir wissen, dass Massentierhaltung auch mit anderen Nachteilen einhergeht. Ich denke in diesem konkreten Fall des Fleischkonsums ist es fast unmöglich, eine moralisch gültige Rechtfertigung zu finden.
Doch. Wir haben das Recht Fleisch zu konsumieren...
Ganz ehrlich, bei Massentierhaltung bin ich ganz bei dir. Finde ich auch nicht gut.
Aber niemand nimmt mir mein Recht Fleisch zu essen. Und nur weil ich es anders machen könnte, ist das ja eben auch kein grund....
Es ist nichts falsches daran wenn das tier eben nicht gequält wurde usw.
In der Natur gibt es da viel viel viel brutaleres als unsere art zu schlachten.
Doch. Wir haben das Recht Fleisch zu konsumieren...
Dürfte ich dich fragen, woher du dieses Recht ableitest?
Und nur weil ich es anders machen könnte, ist das ja eben auch kein grund....
Naja ich denke das ist ein sehr guter Grund. Gerade weil wir zwischen Handlungsalternativen wählen können, sind wir moralische Lebewesen, die zuerst darüber nachdenken können, was sie tun sollten. Gerade weil du etwas anders machen kannst, hast du einen Grund über alternatives Verhalten nachzudenken.
In der Natur gibt es da viel viel viel brutaleres als unsere art zu schlachten.
Das stimmt, in der Natur gibt es viele schlimme Dinge. Gerade deswegen finde ich aber, dass wir nicht noch mehr schlimme Dinge tun sollten, sondern im Gegenteil gute Handlungen vollbringen.
Es ist nichts falsches daran wenn das tier eben nicht gequält wurde usw
Ich kann mich mit dir darauf einigen, dass das zumindest eine andere Diskussion wäre. Wer ein Tier direkt schießt ohne Qualen, z.B. ein Jäger, mit dem führe ich ein anderes Gespräch. Mein Problem ist aber, dass Massentierhaltung die Realität ist und auch wenn die meisten Menschen sagen, sie finden das nicht gut, stammt das allermeiste Fleisch daraus. Wieso demonstieren die Menschen z.B. nicht gegen die Massentierhaltung, indem sie auf Fleisch verzichten, bis die Massentierhaltung abgeschafft wird?
Ich sehe hier in unserer Gesellschaft einen eklatanten Widerspruch zwischen Moralvorstellungen und Lebensrealitäten und das macht mich traurig, weil dieser Widerspruch auf dem Rücken vieler Tiere ausgetragen wird, die täglich massives Leid erfahren.
Dürfte ich fragen, ob du denn auf Massentierhaltungsprodukte komplett verzichtest? Dazu würden natürlich auch entsprechende in Massentierhaltung hergestellte Produkte der Milch- und Eierindustire gehören.
Nein. Wenn du Milch usw. mitzählst nicht.
Beim Fleisch kaufen wir aber nur gutes Fleisch das nicht aus Massenhaltung stammt.
Wie gesagt. Bei der Massentierhaltung stimme ich dir teilweise zu. Die Frage wäre aber auch. Wenn alle Menschen ihr fleisch nurnoch dort kaufen wo es eben keine massentierhaltung ist...
Dann würde das Fleisch vorne und hinten nicht ausreichen.
Wäre also auch die Frage wie man dieses Problem dann beheben will?
Wie ich sagte. Vegane oder Vegetarische Ernährung ist keine Alternative. Für mich wird das nie in Frage kommen.
Dennoch achte ich eben beim fleisch zumindest drauf das es eben nicht aus massentierhaltung stammt.
Das ist mein kleiner Beitrag zu diesem Thema.
Würde jeder schonmal so wie ich handeln. Wäre schon viel gewonnen. Aber wer glaubt das würde passieren... Der lebt in einer Traumwelt.
Beim Fleisch kaufen wir aber nur gutes Fleisch das nicht aus Massenhaltung stammt.
Das finde ich auf jeden Fall sehr gut! Das freut mich zu hören.
Wäre also auch die Frage wie man dieses Problem dann beheben will?
Das stimmt, deswegen sehe ich aktuell als einzige Alternative die Nachfrage zu senken so gut es geht. Die hohe Nachfrage ist eine "unnötige" aus meiner Sicht und ich hoffe, dass die Menschen das in der Zukunft kritisch überdenken werden.
Ich hoffe aber auch ein bisschen auf künstlich hergestelltes Laborfleisch. Die Entwicklung ist schon extrem fortgeschritten und Experten sagen, dass diese tierischen Produkte billiger sein werden als es jetzt der Fall ist, weswegen sie die aktuellen Tierprodukte vom Markt verdrängen könnten.
Wie ich sagte. Vegane oder Vegetarische Ernährung ist keine Alternative. Für mich wird das nie in Frage kommen.
Dürfte ich zum Abschluss unseres Gesprächs noch fragen, warum das für dich nicht in Betracht kommt?
Einfach weil ich ein gutes Steak einfach LIEBE.
Deswegen. Und sage mir nicht das wäre kein guter Grund.
Es ist zumindest kein moralisch guter Grund, aber ich denke das weißt du selbst
Wo wir dann wieder am Ursprung wären. Wir stehen ganz oben an der Nahrungskette.
Das ich überhaupt rücksicht nehme das mein fleisch nicht aus massenhaltung stammt. Ist ja schon gnädig genug.
Argumentativ im Kreis drehen werden wir und jetzt nicht;) Alles Gute
Es wird immer genug andere geben die konsumieren oder sie sterben für Medizin, Kosmetik oder sonst was.
Möchte gern einen Link zu dieser Behauptung sehen.
In der traditionellen Schlachtung landet so gut wie gar nichts im Müll, außer dem Darminhalt. Sogar Schweineborsten und Hufe werden weiterverwendet für Hornspäne, die im Garten den Boden verbessern soll, auch alles andere wird irgendwie verwertet, Knochen werden ausgekocht und dann für vielerlei Zwecke, von Schnitzarbeiten (im Ausland) bis Verbesserung von Gartenerde, verwendet.
Fleisch wird entweder irgendwie für Ernährung verarbeitet oder landet im Tierfutter, als Müll entsorgt wird nur das Fleisch kranker Tiere, die Krankheiten oder Parasiten übertragen könnten (Vogelgrippe, Schweinebandwurm, Schweinepest etc.) oder vollgepumpt sind mit schädlichen Medikamenten, die landen dann in der Tierkörperverwertung.
Auch Haustiere die eingeschläfert wurden soll man nicht privat irgendwo "beerdigen", weil Aasfresser die Kadaver zuweilen wieder ausgraben und sich dann Raubvögel an den vergifteten Kadavern selber vergiften können, die reagieren sehr empfindlich auf die Mittel, mit denen Haustiere eingeschläfert werden. Also entweder (kostenpflichtig) Tierfriedhof, wo man sie tief genug einbuddelt, oder über den Tierarzt entsorgen lassen.