Hallo, ich bin w21 und hatte nie eine wirkliche Vater-Tochter-Beziehung. Wir sprechen kaum miteinander, und ehrlich gesagt kenne ich ihn kaum. Als Kind wurde ich emotional vernachlässigt; zu meiner Mutter hatte ich keinen Kontakt, und mein Vater war einfach da, ohne wirklich präsent zu sein. Lange dachte ich, es würde mich nicht stören, aber in letzter Zeit belastet es mich zunehmend. Als ich zB mein Abitur bestand, gratulierte er mir nicht einmal. Letztes Jahr bin ich umgezogen, und bis heute hat er nicht ein einziges Mal gefragt, wie es mir geht oder ob ich mit dem Studium zurechtkomme. Zur Info: Mein Vater befindet sich momentan im Ausland und ist selten zu Hause.
Wie bereits erwähnt, hatte ich 10 Jahren lang keinen Kontakt zu meiner Mutter. Später stellte sich heraus, dass mein Vater ihr den Kontakt zu mir verweigert hatte, und ich lebte jahrelang in dem Glauben, meine Mutter wolle nichts mit mir zu tun haben.
Nun zum Punkt: Ich habe eine sehr lange Nachricht an meinen Vater verfasst und weiß nicht, ob ich sie ihm schicken soll. Ich habe Angst, undankbar zu wirken und ihn zu verletzen, aber gleichzeitig fürchte ich, dass wir in ein paar Jahren völlig fremd füreinander sein werden, wenn sich nichts ändert. Es tut mir weh, dass mich seine Abwesenheit nicht mehr interessiert und ich immer besser damit klarkomme. Obwohl wir nie eine Bindung hatten, finde ich es egoistisch von mir, mich (unbewusst) immer mehr von ihm zu distanzieren, ohne dass er meine Gefühle kennt – ich möchte ihm wenigstens die Chance geben, etwas zu ändern. Aber gleichzeitig habe ich Angst vor seiner Reaktion. Ich habe mit diesem Mann nie mehr als drei Sätze gewechselt. Denkt ihr, ich sollte ihm die Nachricht schicken? Irgendwie mache ich es auch für mich, um mein inneres Kind zu heilen. Meine größte Angst ist es, unverarbeitete Traumata an meine eigenen Kinder weiterzugeben, denn als Elternteil würde ich es wissen wollen. Ich habe auch Angst vor dem Gespräch, das daraus entstehen könnte; ich weiß nicht, ob ich damit umgehen kann. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Ich denke jetzt schon seit einer Woche darüber nach und bin verzweifelt.
Ich bedanke mich für eure Hilfe.