Ein ziemlich lebens-, unternehmungs- und reiselustiger Bekannter von mir feierte kürzlich seinen 70. Geburtstag. Er ging 2019 in Pension.
Wir sprachen über das Thema Zeitempfinden.
Dabei geht es nicht um das Zeitempfinden im Moment. Wenn einem der Linienbus vor der Nase weggefahren ist und man muss im Regen, Dunkelheit, Wind und Kälte eine Stunde lang alleine auf den nächsten warten und hat auch kein Smartphone dabei, dann ist die Stunde natürlich für jedermann endlos lang. Hat man hingegen unter Zeitdruck etwas erledigen, ist eine Stunde sehr kurz. Wir kennen das alle.
Nein, es geht vielmehr um das subjektive Zeitempfinden in der langfristigen Rückschau, also wie lange empfindet man rückblickend aus einem bestimmten zeitlichen Abstand heraus die Länge eines bestimmten Zeitraums von Wochen, Monaten, Jahren und Jahrzehnten.
Man sagt, je älter man sei, um so schneller vergehe die Zeit. Es wird deshalb stets empfohlen, möglichst viel Action und Abwechslung in den Alltag zu bringen, um das Verstreichen der Zeit zu entschleunigen.
Mein Bekannter meinte, das helfe jedoch nur für den Moment. Klar, von einem Tag prall gefüllt mit der Besichtigung einer Weltstadt habe man mehr als wenn man zuhause auf der Couch sitzt.
Er empfinde jedoch keinen Unterschied in der Rückschau zwischen den ereignislosen Zeiten der z. B. Lockdown-Phasen der Pandemie und den anderen Zeiten, wo er sehr vielfältig aktiv war und weiterhin ist.
Viel Aktivität mache zwar das Leben schöner und abwechslungsreicher, leiste aber keinen Beitrag zur Entschleunigung. Das subjektive Gefühl, dass die Zeit immer noch schneller vergehe, sei mit zunehmenden Alter unumkehrbar.
Was sind eure Erfahrungen und die eures (älteren) Umfelds?