Wird aus dem Volk der "Denker und Dichter" ein Volk der "Zögerer und Zauderer"?
Einst war Deutschland weltweit angesehen. Gerade in Geisteswissenschaften, aber auch in Naturwissenschaften. Wir waren berühmt für unsere Gier auf Neues. Wir hatten Nobelpreise regelrecht abonniert. Eigeninitiative und Mut zum Risiko wurden hoch angesehen. Toleranz galt insbesondere in der Wissenschaft.
Gefühlt sind uns diese Tugenden verloren gegangen. "Reichsbedenkenträger" bestimmen unser Handeln. Eigeninitiative wird von Bürokraten zunichte gemacht, Geisteswissenschaften werden von fundamentalistischen Ideologen mit Brachialgewalt bekämpft und wer dann noch eine eigene Meinung hat ist links- oder rechtsradikal. Pragmatismus ist ein Fremdwort geworden.
Geht euch das auch so oder sehe ich die Realität zu schwarz?
3 Antworten
Wie alle Pauschalurteile ist auch dieses falsch. Nur weil deine Wahrnehmung so eingeschränkt ist, entspricht das nicht der Realität.
In den letzten 30 Jahren gab es 20 Nobelpreise:
- 2 für Literatur
- 4 für Chemie
- 7 für Physik
- 6 für Medizin
- 1 für Wirtschaftswissenschaften
450 deutsche Firmen sind auf ihrem Gebiet Weltmarktführer.
Jährlich melden deutsche Erfinder und Denker 37.000 Patente an.
Und das waren nur die schnell zu findenden, offensichtlichen "Denker".
Falls es deine Zeit erlaubt, solltest Du Dir meine Antwort durchlesen. Dann hättest du festgestellt, dass die Nobelpreisträger nur ein Teil der Antwort waren und es auch um andere Themen ging.
Aber du bist so sehr mit dir selbst beschäftigt, dass dir das sicherlich entgangen ist.
Sonderlich gebrauchstauglich erscheinen mir die Arbeitsergebnisse unserer Geisteswissenschaftler jedenfalls nicht. Sonst hätten wir passende Antworten auf die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und auf die Fragen, die der technologische Fortschritt permanent aufwirft. Stattdessen zitieren sie sich im Kreis und wagen sich nicht an Neues, denn dafür fehlen ja die "Quellen"...
Stellte man diesen Praxis-Anspruch nicht, und gäbe sich mit Schönheit und Ästhetik zufrieden, würde man ebenfalls enttäuscht.
Wie sehr faszinieren dafür die Ergebnisse künstlicher Intelligenz: die sind schön, elegant, liefern konkrete Antworten auf Fragen - ja oft genug ist sogar Dichtung beim Erdachten dabei.
Setze eher darauf Deine Hoffnung und nutze, was verfügbar ist.
Es gibt Antworten.
Die werden aber in der Regel gleich niedergebrüllt.
Zwischen "Dichter und Denker" und der heutigen (beinahe unbeschreiblichen) Situation liegt noch eine Stufe der Entwicklung:
Die Zeit der "Richter und Henker"!
Und genau aus den Erfahrungen dieser Zeit heraus haben die ehemaligen (und immer noch aktiven) Besatzungsmächte dafür gesorgt, durch verschiedenste Maßnahmen, das so etwas wie zwischen 1933 und 1945 nie wieder geschehen wird auf dem Boden, welcher heute vom Staat "Bundesrepublik Deutschland" beansprucht wird.
Den Engländern, Franzosen, Kanadiern und vor allem den nach 1990 gebliebenen US-Amerikanern haben wir es zu verdanken, dass aus den Bundesdeutschen ein sattes und zufriedens Volk geworden ist, welches keine Lust hat, den weichen Fernsehsessel zu verlassen und Politik nur noch am Stammtisch betreibt.
Falls es deine Zeit erlaubt, solltest du dir die Frage und die Erläuterungen durchlesen. Dann hättest du festgestellt, dass die Nobelpreisträger nur ein Teil der Erläuterungen waren und es primär um ein anderes Thema ging.
Aber du bist so sehr mit dir selbst beschäftigt, dass dir das sicherlich entgangen ist.
Aber trotzdem, wenn es dir gut tut: Hier eine Liste bedeutender deutscher Nobelpreisträger. Fällt dir was auf?? Wahrscheinlich nicht ...
Physik:
Wilhelm Conrad Röntgen (1901) für die Entdeckung der Röntgenstrahlen.
Max Planck (1918) für die Quantentheorie.
Albert Einstein (1921) für seine Erklärung des photoelektrischen Effekts und seine Beiträge zur theoretischen Physik.
Werner Heisenberg (1932) für die Schaffung der Quantenmechanik.
Gerd Binnig (1986) für die Erfindung des Rastertunnelmikroskops.
Chemie:
Fritz Haber (1918) für die Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff.
Otto Hahn (1944) für seine Entdeckung der Spaltung schwerer Atomkerne.
Gerhard Ertl (2007) für seine Studien zur chemischen Prozessen auf festen Oberflächen.
Medizin:
Emil von Behring (1901) für die Entdeckung der Serumtherapie bei Diphtherie.
Paul Ehrlich (1908) für seine Arbeit zur Immunisierung und Heilung von Infektionskrankheiten.
Harald zur Hausen (2008) für die Entdeckung von humanen Papillomviren als Ursache für Gebärmutterhalskrebs.