Wieso haben wir das (Evolution)?

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Eines vorweg: Evolution bildet nicht immer nur positive Sachen aus. Warum haben wir z.B. so schwache und anfällige Zähne oder warum kann unser Gehör sich nicht selbst heilen? Haie können praktisch ihr Leben lang neue Zähne wachsen lassen. Evolution bildet auch nicht immer nur nützliche Sachen aus, z.B. den Blinddarm oder Haare am Arsch.

Evolution der Mechanismus, welcher Organismen herausbildet, die sich gemäß ihren Umweltbedingungen hinsichtlich ihrer Arterhaltung optimieren und dabei Nischen füllen, die von anderen Organismen weniger hart umstritten sind. Wer lange lebt, aber keine Nachkommen zeugt, kann sein genetisches Material nicht weiterverbreiten. Wer viele Nachkommen hat, die aber schnell sterben, ebensowenig.

Über Millionen von Jahren haben sich dann unzählige Eigenschaften herausgebildet, die uns Menschen tattäglich begegnen. Davon sind nicht alle nützlich, manche sind schlecht, manche aber tatsächlich hilfreich und positiv. Positive Eigenschaften müssen aber auch nicht immer vorteilhaft für's Überleben sein, ebenso wie es auch Eigenschaften gibt, die nicht wirklich einen Nutzen erkennen lassen. Dennoch sind sie dann da, weil sie zumindest nicht das Überleben und die Verbreitung einer Spezies negativ beeinträchtigen. (Es kann aber Phasen geben, wo solche unvorteilhaften Eigenschaften trotzdem vorhanden sind und im Zweifel zum Aussterben der Spezies führen können.)

Bei den positiven Eigenschaften, die du aufgezählt hast, kann man definitiv einige soziobiologische Vorteile erkennen, die uns als Spezies dienlich sind:

  • Glück: So wie Schmerz ein negativer Reiz ist, welcher den Organismus dazu motivieren soll sich vor Umständen zu bewahren, die seinem eigenen Überleben und seiner eigenen Unversehrtheit im Wege stünden (und damit auch der Spezies), so ist Glück ein positiver Reiz, der angestrebt wird, um das Überleben von sich selbst und der Spezies sowie die Verbreitung der Spezies zu fördern. Glückempfinden wird durch verschiedene Ursachen ausgelöst. Z.B. eine gute, fettreiche oder süße Mahlzeit. Fett und Zucker sind bombastische Energieträger. In Zeiten, als wir Menschen noch nicht im Überfluss gelebt haben, waren solche Energieträger eine vorteilhafte Nahrungsquelle. Oder aber:
  • Liebe: Nicht nur im Sinne der Fortpflanzung ist das zum Arterhalt nützlich, sodnern auch auf einer größeren sozialen Ebene. (Platonische) Liebe zu Verwandten und Freunden, der eigenen Gruppe, förderte den Zusammenhalt und das Überleben dieser Gruppe in bedrohlichen Situationen. Und heute ist das mit eine der Grundlagen für die Existenz unserer modernen Gesellschaft. Wir sind effizienter, wenn wir zusammenarbeiten und Aufgaben verteilen. Die Gegenseitige Rücksichtnahme und Achtsamkeit, Fürsorge, also Liebe zueinander, macht uns zu den sozialen Wesen, die wir heute sind. Sie sorgt dafür, dass wir unseren Nachwuchs und einander vor Gefahren schützen, was nicht nur Fressfeinde in der Vergangenheit waren, sondern auch Dinge wie sich gegenseitig vor Hunger und Kälte zu bewahren. Man könnte aber argumentieren, dass z.B. die Pflege unserer Alten evolutionär nicht viele Vorteile bietet. Aber da gibt es dann soziokulturelle Faktoren, die wiederum einen evolutionären Nutzen nahelegen könnten. Ältere sind nämlich die Träger von Wissen, Kultur und können die Erziehung des Nachwuchses unterstützen. Sobald Ältere aber kaum noch in der Lage dazu sind sich zu bewegen oder überhaupt irgendetwas zu tun, macht es nicht viel Sinn sich um die Pflege zu kümmern. Trotzdem tun wir es in Folge einer generalisierten Liebe, die mitunter darin mündet, dass wir unsere Mitmenschen vor Tod und Schmerzen bewahren wollen.
  • Humor: Auch hier kann man einen Nutzen erkennen, der sich auf primär auf sozialer Ebene abspielt. Humor kann den Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe stärken, aber auch dazu dienen seinen Stresspegel zu senken. Ob das jedoch auch evolutionär noch mehr Nutzen als den sozialen Zusammenhalt hat, wüsste ich auf Basis meines naiven Verständnisses her gerade nicht zu beantworten.

Wie du also siehst sind durchaus viele der besonders internsiveren positiven Empfindungen vorteilhaft für den Fortbestand einer Spezies. Aber davon sind nicht alle immer vollumfänglich nützlich sondern sind dann womöglich einfach nur deswegen da, weil sie zumindest nicht schädlich genug waren, als dass sie durch den Prozess der Evolution ausgesiebt worden wären.

Was wir als Liebe, Glück, Humor usw. empfinden, spielt sich alles nur in unserem Gehirn ab. Wenn wir es ganz nüchtern betrachten, dann sind unser Bewusstsein und sind die Emotionen nichts anderes als biochemische und elektrische Vorgänge in unserem Gehirn. Daran ist absolut nichts Übernatürliches - wenngleich wir die Funktionsweise unseres Gehirns noch nicht bis ins letzte Detail verstehen, sind es doch rational erklärbare Grundlagen und auch evolutionsbiologisch ist die Entwicklung des Gehirns plausibel erklärbar und z. B. durch die vergleichende Anatomie der verschiedenen Wirbeltiergehirne belegbar.

Wir könnten ja genauso einfach Pessimistisch, Negativ und Humorlos sein.

Die Lebewesen sind danach bestrebt, ihre Gene so effizient wie möglich weiterzugeben. Für unsere Spezies bedeutet das, dass man so lang wie möglich am Leben bleiben muss, nur dann kann man sich oft fortpflanzen. Wenn wir Glück, Liebe und Humor empfinden, dann empfinden wir dies bei Dingen, die in der Regel gut fürs Überleben sind. Wir können ja auch die ganze Palette negativer Emotionen erleben: Trauer, Resignation, Angst. Auch diese Gefühle helfen uns beim Überleben, weil sie uns dabei helfen, genau jene Dinge zu vermeiden, die in der Regel unser Leben gefährden.

Klar, viele werden sagen das die oben genannten Sachen das Überleben erleichtern, aber das ist zu kurzsichtig.

Weshalb sollte das zu kurzsichtig sein? Genau so ist es doch.

Lachen beispielsweise hat eine soziale Komponente. Lachen stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und genau das ist bei unserer Art von Vorteil gewesen. Der Mensch war und ist eine Spezies, bei der das Überleben des Einzelnen vom Überleben der Gruppe abhängt. Also ist es doch vorhersehbar, dass im Lauf der Evolution Mechanismen entstanden, die Gruppenbindungen stärken.

Und wenn wir glücklich sind, dann aus einem bestimmten Grund. Wir wollen die Situation, die uns glücklich gemacht hat, gerne wieder erleben und in der Regel wird das, was glücklich macht, eben vorteilhaft für das Überleben sein. Das kann eine schmackhafte Mahlzeit sein, die Liebe zu einem uns wichtigen Menschen usw.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

.... es dient der Arterhaltung, alles was funktioniert wird weiter gegeben, alles andere stirbt aus....

mfe

Woher ich das weiß:Recherche

Dient alles die Art zu erhalten und das Ueberleben zu sichern