Wie würdet ihr damit umgehen als Eltern?
mein Sohn leidet an Autismus und vermutlich auch ADHS. Trotz hohem IQ hat er deshalb massive Schwierigkeiten.
Nach mehreren Therapien, beruflichen Maßnahmen die speziell dafür da waren, ihn zu integrieren, hat er zuletzt eine Empfehlung für die WfbM bekommen . Er wurde als ,, voll erwerbsgemindert '' eingestuft, d.h. er ist nicht oder nicht länger als 3 Stunden arbeitsfähig ( auf den ersten Arbeitsmarkt ). Zudem wurde ihm angeraten eine weitere Therapie zu machen und Medikamente zu nehmen.
Er hat Schwierigkeiten, sich in der Gemeinschaft einzufügen, kann sich nur maximal 1-2 Stunden konzentrieren in ruhiger Umgebung. Wenn Chaos und viel los ist, ist das für ihn eine Reizüberflutung und er schaltet ab oder zieht sich zurück und ist überfordert. Er kann nicht Verantwortung für Menschen tragen, kann nicht mehrere Aufgaben gleichzeitig koordinieren , den Überblick behalten.
Dies steht alles in einem umfassenden Bericht , diesem Gutachten drin, der dafür da ist ihn in der Werkstatt einmünden zu lassen da dies vom Amt bewilligt werden muss. Im Praktikum in der Werkstatt haben die dortigen Sozialarbeiter dies befürwortet , er habe auf den ersten Arbeitsmarkt keine Chance und die Alternative wäre sonst nur noch arbeitslos, wie bereits viele Jahre zuvor ( er ist bereits 24 Jahre alt geworden )
Er bekäme 130€ Taschengeld, die Krankenversicherung wird bezahlt und er ist rentenversichert.
Ab 23 endet die Familienversicherung ohne Studium oder Ausbildung, das sind über 200€ die er auch sonst zahlen müsste. Er hat kein Anspruch auf Bürgergeld da er unter 25 ist, bei uns wohnt und meine Frau und ich ein zu hohes Einkommen haben.
Ich verdiene zwischen 70.000 - 80.000€ brutto und meine Frau etwa 45.000 - 50.000€, das variiert immer etwas nach Prämien, Überstunden, jährliche Gehaltsanpassung.
Auch wenn er ab 25 Jahren dann Anspruch auf Bürgergeld hätte, ist das natürlich wenig Geld zum Leben.
Und ich bin mir auch unsicher, wer ihn ohne Job eine Wohnung gibt ? Er braucht doch sicher für den Vermieter eine Bescheinigung dass das Amt auch entsprechend zahlt ? Er kommt an und für sich alleine zurecht, aber mittlerweile ist er ja in einem Alter wo man auch aus dem Elternhaus ausziehen sollte.
Unser älterer Sohn ist 26, hat keine Einschränkungen und hat sein Studium fast beendet er ist an der Bachelorarbeit dran, und hat bereits auch nebenbei mehrere Jahre gearbeitet um mit seiner Freundin die Wohnung zu finanzieren.
Und unser älterer Sohn macht ihn auch immer runter und sagt jedes mal das Wort ,, Behinderung '' und das er nicht arbeiten kann und fragt immer wann er in die Werkstatt einmündet wenn er zu Besuch kommt, und das will er nicht hören.
3 Antworten
Er hat Schwierigkeiten, sich in der Gemeinschaft einzufügen, kann sich nur maximal 1-2 Stunden konzentrieren in ruhiger Umgebung. Wenn Chaos und viel los ist, ist das für ihn eine Reizüberflutung und er schaltet ab oder zieht sich zurück und ist überfordert. Er kann nicht Verantwortung für Menschen tragen, kann nicht mehrere Aufgaben gleichzeitig koordinieren , den Überblick behalten.
Und genau deshalb gibt es diverse Anbieter, die genau für solche Menschen eine Ausbildung ermöglichen und sie dann auch in produktive Arbeit vermitteln können. Es gibt u.a. diverse IT-Dienstleister, die für bestimmte Aufgaben gezielt Autisten beschäftigen und ihre Stärken ausnutzen.
In welche Berufsbilder hat man denn deinen Sohn versucht zu vermitteln?
In allen möglichen und es hat eben nichts geklappt
Könntest du bitte etwas genauer werden? Waren da explizit Berufe bei, bei denen gerade wenig Interaktion mit Menschen vorkommt oder immer wieder aufkommende Hektik? Ich mein: Verkauf im Backshop wäre schon von Anfang an vergebene Liebesmüh. Eventuell ein Job, bei dem er wirklich allein und ungestört arbeiten kann. Restaurator für alte Bilder oder Bücher (jetzt mal als ganz wildes und abwegiges Beispiel): da kann ihn keiner ablenken.
Servicekraft beim Bowling Center.
Katastrophe. Lärm, viel Musik, viele Menschen , viel hektik und von A nach B springen und dann läutet immer wieder nebenbei das Telefon wegen Reservierungen.
Bei ruhiger Umgebung, wie etwas einsortieren, schafft er nur 1 Stunde danach ist er ausgelaugt und wird langsam und macht Fehler.
Du bist zwar nicht mehr erziehungsberechtigt und dein Sohn kann machen was er will, aber
Servicekraft beim Bowling Center.
Davon hast du ihn nicht abgehalten? Du hast ihn echt offen in die Katastrophe laufen lassen? Ich bin kein Autist und stelle mir genau so einen Arbeitsplatz als vollkommen verkehrt für einen Autisten vor. Welches Amt hat so wenig Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse eines Autisten, dass die solche Katastrophen produzieren?
Vermutlich waren die anderen Jobs auch nicht besser. Hier wurde wohl gezielt auf Misserfolg hingearbeitet.
Hallo, wenn er sich in einer Werkstatt wohler fühlt, weil dort kein Druck, Stress ist und so akzeptiert wird wie er ist wäre die Entscheidung richtig.
Die Werkstätten arbeiten daraufhin ihn wenn möglich wieder auf den 1. Arbeitsmarkt zu integrieren.
Er kann ja auch bestimmt einen Antrag auf Grundsicherung stellen für Menschen mit Erwerbsminderung
Lies dir alle Fragen des Nutzers durch. Hier ist extreme Beratungsresistenz vorhanden. Vermutlich ist auch gar nicht der Vater aktiv sondern der Sohn selber.
Wenn der auf dem Arbeitsmarkt voraussichtlich keine Chance hat erstmal kann man andere Maßnahmen ergreifen. Ich selber mache als Asperger Autist eine Ausbildung. Es ist durchaus möglich. Was man ausprobieren kann ist ein Berufsbildungswerk, da hat man dann die Möglichkeit eine Ausbildung zu kriegen mit der Unterstützung die man braucht. Da mache ich auch die Ausbildung.
Beim anderen Punkt in deiner frage finde ich muss man dem älteren einfach mal klarmachen dass er froh sein kann nicht in der Situation sein zu müssen. Wenn er selbst in der Situation wäre würde er es auch nicht witzig finden.
Werkstatt fMmB klingt nach deiner Schilderung erstmal gut. Etwas Abnabelung von zu Hause, immerhin eine eigene Rentenansprüche und eigene GKV. Das muss nicht Endstation sein, siehe es als Startstein.
Ob später mit Wohngeld oder oder betreute Wohnungen möglich ist, das kann man dann später mal sehen
Danke für den Stern. Bitte beantworte doch auch die Rückfrage.