Wie mit Wut umgehen 1?


27.05.2024, 11:30

mache auch Kampfsport aber will es nur zur Selbstverteidigung nutzen. Das Problem ist wie gesagt dass immer wenn ich wütend bin ( und werde leicht wütend ) dann denke ich direkt an Gewalt da mein rationales Denken dann ausgeschaltet wird

2 Antworten

Hey du,

hmmm, gar nicht so leicht.

Ich gehe mal von folgendem Bild aus und hoffe, dass ich damit richtig liege: 

Es kommt immer mehr Wut rein, quasi in eine Art inneren Druckkessel, als du durch z.B. Kampfsport etc. abbauen kannst. Und du versuchst in der meisten Zeit, diese innere Wut zu unterdrücken, was dir aber schon aus den Ohren wieder raus kommt, ja?

Demnach ist also nicht der Wutabbau das vorderste Problem, sondern die Situationen, die du so deutest, dass sie Wut in dir auslösen. 

Der Hebel, an dem du ansetzen müsstest, wäre also das Deuten der bisher wutmachenden Situationen.

So würde ich das jetzt zumindest von hier aus deuten.

Will man ein Umdeuten (oder auch andere Wertung) dieser Situationen erreichen, kann man sich fragen:

a) was genau macht mich wütend und wie kann man das in eine übergeordnete Beschreibung setzen (z.B. dass du übergangen wirst, unterschätzt wirst, nicht als eigenständige Person gesehen wirst...)

b) ist diese Wut objektiv gerechtfertigt oder tatsächlich zu intensiv in dir zu spüren? 

c) Wenn sie zu intensiv ist, kann man sich fragen, wo du in deiner Geschichte gelernt hast/ lernen musstest, dass du auf solche Situationen (übergeordnete Beschreibung) so wütend wirst. Wo hat sie dir vielleicht sogar geholfen, eine eigenständige Person zu werden?

d) nun könntest du dich fragen ob die damalige Geschichte mit dem Heute identisch ist und diese Wut heute noch so notwendig ist wie damals. Oder kannst du die Situationen heute anders deuten (z.B. wenn du früher ewig unterdrückt wurdest, dann lösen noch heute ähnliche Situationen die alte Wut aus... aber ist es heute die selbe Situation, oder kann man diese anders deuten).

Das ist aber nur eine Möglichkeit und muss nicht auf dich zutreffen! 

Im Endeffekt ist es quasi immer ein "Umlernen des Gelernten".


Inkognito-Nutzer   27.05.2024, 12:06

Ich habe es aus meinem Vater. Immer wenn er mich angeschrien hat gab es Schläge und ich hatte riesen Angst davor gehabt

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The3rdDay  27.05.2024, 12:14
@Inkognito-Fragesteller

Erstmal: Hut ab, vor deiner Reflektionsgabe! Andere brauchen ewig um so weit zu kommen, wie du schon bist (auch bei dem, was du oben beschrieben hast).

a) Hast du bammel dass du so wirst wie dein Vater?

b) Oder kann man eher sagen, dass du in den neuen Situationen die alten Wutgründe spürst? Also siehst du quasi deinen Vater in den heutigen wutmaxhenden Situationen? Fühlt sich das sehr ähnlich an? Oder ganz anders?

Und wenn b) kannst du sagen in welchen Situationen es damals diesen Ärger gab?

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Inkognito-Nutzer   27.05.2024, 12:44
@The3rdDay

Ja. Ich will nicht wie mein Vater sein. Denn eigentlich denken wir ganz verschieden. Weil man sagen kann dass ich ohne Vater aufgewachsen bin weil er nie da war und wenn er da war dann hat er mich geschlagen wenn ich was falsches gemacht habe.

Es fühlt sich ähnlich an ja..sehr. Auch meide ich mit ihm zu reden weil er jemand dazu neigt der direkt auf 180 geht und kann nicht normal reden.

Einfach wenn ich einen Fehler gemacht habe. Nicht geschlafen habe. schlechte Noten usw..Und jetzt hat sich in mir so viel Wut angesammlt dass ich ehrlich gesagt Angst vor mir selbst habe, da für mich der einzige Ausweg eine ganz irrationale ist ( wenn du weißt was ich meine und ist nicht auf mich gerichtet sondern auf andere ) Ich weiß zwar dass ich nicht so bin..Ich habe nie jemanden geschlagen (außer in Training ) oder was gemacht habe... aber wenn ich diesen Wut habe dann bin ich ein ganz anderer Mensch

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The3rdDay  27.05.2024, 12:58
@Inkognito-Fragesteller

Ja, diese Befürchtungen, ich nenne sie mal "inneren Bilder", sind tatsächlich ganz normal logisch und sogar gesund, so schlimm sie auch auf einen selbst wirken. Aber die Psyche will dich schützen, das ist ihr Job seit hunderttausenden Jahren. Nur passt das oft nicht in unsere gesittete Welt.

Gehe ich zu tief wenn ich frage, ob du diese kleinen Zeichen an Gestik und Mimik bei anderen lesen kannst, wenn in anderen die Spannung steigt (wie ggf. damals bei deinem Vater) und dich dass dann schon stresst?

Wie auch immer... ich denke, es ist mega wichtig dass du bewusst "umlernst". Die anderen sind nicht wie dein Vater. Und selbst er hat heute keine Macht mehr über dich! Du kannst dich verteidigen, brauchst dir das in größter Not nicht mehr gefallen lassen... du bist sicher. Aber du hast es nicht nötig andere Kleingeister davon zu überzeugen. Sie sind nicht dein Vater... und du bist nicht machtlos.

Allerdings kann das Hirn "Verneinungen" schwer lernen. Daher ist es besser dir z.B. zu sagen "ich kann cool bleiben, ich bin stark und die sind eigentlich meine Verbündeten/ einfach nur Leute/ Figuren..." sowas in der Art.

Einfach, damit die inneren Erinnerungen nicht wieder und wieder getriggert werden und dein Unterbewusstsein meint, dich verteidigen zu müssen.

Zudem hilft echt, ganz nebenbei, richtig entspannen zu lernen. Das senkt die Grundanspannung hnd du hast mehr Kapazitäten frei.

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Inkognito-Nutzer   27.05.2024, 13:07
@The3rdDay

ja ich kann es tatsächlich lesen. Heute war eine Frau sauer auf meine Fragen und ich war dabei sie auch anzuschreien. Und dann bin ich wieder in diese psychische/pysische Belastung. Ich kann sagen dass mich diese Wut mehr schadet als andere. Deshalb. Ich habe versuche mir sowas einzureden aber irgendwie sammelt sich in mir der Wut immer mehr und mehr. Meine Sachen und Wand habe ich ein paar mal zerstört und ich war soo wutend wie noch nie. Kein schönes Gefühl !!! Also auf einer Seite habe ich das Gefühl dass ich dieses Gefühl nicht umgehen und wenn doch dann versammelt sich das alles in mir an. und auf die anderen Seite wenn ich dieses Gefühl nachgehe dann bin ich in ein dann schaltet mein Körper auf Flucht,Angriff ein und ich habe danach Zitterm, Kopfschmerzen, Weinen und Blackout...

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The3rdDay  27.05.2024, 14:03
@Inkognito-Fragesteller

Ja. Das hört sich echt mies an und eine Therapie ist da langfristig echt das Beste. Da bist du ja anscheinend dran.

Ich habe sowas schon öfter gehört, also nicht 1:1 aber diese Art und ich kann dir versichern, dass du damit nicht alleine bist!

Da das mit der Therapie ja ewig dauert, könnte ggf. auch ein Gespräch mit einem Hausarzt helfen, die kennen sowas eigentlich alle. Und der kann dir ggf. zur Überbrückung nicht abhängigmachende Medis verschreiben und hat ggf. auch örtliche Tipps für dich.

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Inkognito-Nutzer   27.05.2024, 15:14
@The3rdDay

mein Hausartzt sagt mir er weiß es nicht und sagt mir immer in sollte eine Therapie machen

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The3rdDay  27.05.2024, 15:29
@Inkognito-Fragesteller

...und wenn du mal mit einem Psychiater sprichst? Hört sich heftig an, die sind aber einfach Mediziner für seelische Krankheiten und Spezialisten für sowas. Da ist gar nix Wildes dran.

Ansonsten kann ich dir leider bis hierhin lediglich das obenstehende Empfehlen zu tun.

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Inkognito-Nutzer   27.05.2024, 16:30
@The3rdDay

hab ich und der meinte ich bräuchte eine Verhaltstherarpie. Gerade muss ich auch das Schuljahr wiederholen und ich überlege mir ob ich nicht lieber ein Jahe dazwischen eine Therapie machen soll und dann zu wiederholen. Mein Ziel ist es auch dass sie mir nicht nur sagen ob ich arbeitsfähig bin sondern dass sie mir auch dabei helfen mich selbst zu lieben. Leider und obwohl ich weiß dass das viele Menschen haben und ein sehr verbreitetes Problem ist, kommt mir die Tränen wenn ich darüber schreibe :/

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The3rdDay  27.05.2024, 17:16
@Inkognito-Fragesteller

Hey... es ist gar nicht das Schlechteste, wenn du um dich selber weinen kannst! Auch das baut ja Spannungen ab.

Hmmm... also ein paar Tipps habe ich noch, die durchaus Menschen geholfen haben, aber nicht helfen müssen:

-sag dir vorbereitend, aber auch in den Situationen "Ich werde es überleben/ ich überlebe". Das ist ein Zeichen ins Unterbewusstsein, dessen Aufgabe es ist, dich vor dem Tod zu beschützen und kann durchaus die Spitzen der Anspannung wegnehmen. Vielleicht kennst du es, wenn man in solchen Situationen "doppelt denkt" (einmal dem Außen folgen aber gleichzeit sich auch tierisch zusammen zu reißen). In diesen Situationen kann dieses "sich selbst gut zureden" wirklich helfen

- schaue dir mal online die sog. Vulnerabilitätskurve an. Da gibts Verschiedenes dazu. Dadurch erkennt.man, wenn esgut beschrieben ist, wie wichtig Zeiten der Entspannung sind. Auch diese.muss 'an ggf. trainieren,aber schon 5 Minuten können enorm helfen!

- das soll keine Werbung sein, aber ich weiß dass das Buch "Psychosomatik ist die Art und Weise..." von Matthias Ennenbach vielen geholfen hat. Man muss es aber ganz lesen (und nicht nur die Ergebnisse) um es wirklich zu verstehen. Aber es ist recht einfach geschrieben, relativ wenig Text und viele Skizzen zum Verständnis. Es gibt ja tausende Ratgeberbücher, aber das eine ist echt gut.

- Verhaltenstherapie ist super! Ggf. wäre aber auch Psychosomatik oder Tiefenpsychologie.empfehlenswert für dixh. Aber wie auch immer, es geht da eben darum, dass du wieder voll am Leben teilnehmen kannst!

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Inkognito-Nutzer   28.05.2024, 13:59
@The3rdDay

ok mache ich ... vielen Dank für deine Zeit

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Du könntest es mal probieren Kampfsport anzufangen. Wenn du willst kann ich dir auch bisschen beibringen, ich mache Teakwondo und bin seit dem ich das angefangen habe viel selbstbewusster.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Inkognito-Nutzer   26.05.2024, 16:44

Mach ich auch

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