Wie beurteilen Deutsche die Niederlage im Zweiten Weltkrieg?

12 Antworten

Gesellschaftlich gilt in der Bundesrepublik die Niederlage seit den 1980er Jahren in der breiten Mehrheitsmeinung als Befreiung. Politisch-kulturell gibt es zwar rechtsextreme Ränder, die von einer „Schmach“ oder gar „Revanche“ reden, doch das bleibt eine kleine Minderheit.

Die Niederlage war die Bedingung dafür, dass Deutschland heute in Freiheit und Demokratie leben kann.

Gruß aus Tel Aviv

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Globalgeschichte

In meiner Familie war man gegen die Nazis, aber man hatte Angst vor der Zukunft. Nach dem Ersten Weltkrieg ging es hier lange schlecht.

Da sie in der westdeutschen Zone lebten, erwiesen sich diese Ängste jedoch bald als unbegründet. Außerdem hatte mein Großvater einen Cousin bei der US-Armee in Deutschland. Der hat der Familie geholfen. Durch den schnellen Wiederaufbau wurde in Westdeutschland der Nationalsozialismus bald weitgehend als übel betrachtet.

Schnell hat man gesehen, dass die Russen nicht so gut mit den Deutschen umgingen wie die Amis und Engländer. Später wurden die Unterschiede zwischen Ost und West auch immer deutlicher.


zetra  31.08.2025, 11:40

Welches Land hatte denn unter den DE Stiefeln mehr gelitten, die USA doch wohl nicht.

Es ist immer wieder zu beobachten, das Ursache und Wirkung nicht genannt werden.

Dass sich die Deutschen eine Revanche wünschen, kann ich nicht erkennen - im Gegenteil. Es kommt mir eher so vor, als ob die meisten sich davor fürchten, ins Visier von Putin zu geraten.

Deutschland hat kapituliert - damit konnten die Nazis nur schlecht leben. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

Für die allermeisten Deutschen war das Ende des Krieges eine Erleichterung, obwohl das Leben an sich nicht leichter wurde.

Wie beurteilen Deutsche die Niederlage im Zweiten Weltkrieg?

Gemischt. Manche sehen es als unverzeihliche Schande, dass Deutschland bekämpft und besiegt wurde, andere sehen es als historische Tatsache und leben damit.

Ich kann mir vorstellen, dass die meisten glücklich darüber sind, von Hitler befreit worden zu sein.

Ich denke, die meisten waren froh darum.

Anscheinend wünschen sich aber auch zunehmend viele Deutsche eine Revanche mit Russland.

Das sind einzelne Idioten. Allerdings hinkt es. Es war die gesamte Sowjetunion, nicht nur Russland.

Das kommt wohl auf den einzelnen Menschen an. Aber meiner Erfahrung nach eher positiv, denn so sind wir die Nazis losgeworden. Ich kann mir vorstellen, dass sich die deutsche Bevölkerung kurz nach der Kapitualtion und die Jahre danach zwiegespalten gefühlt haben: einerseits fühlen sich Niederlage und Besatzung immer schlecht an, andererseits: durch die Niederlage musste man nicht mehr um sein Leben kämpfen und weniger um das Leben von Angehörigen fürchten. Es waren auch viele deutsche Soldaten froh, nicht mehr kämpfen zu müssen und nicht noch mehr Zerstörung. Es mag viel Widerstand gegeben haben, aber auch viele deutsche Soldaten, die sich lieber in Kriegsgefangenschaft begeben haben anstatt weiter zu kämpfen. Bereits mit dem Wirtschaftswunder in einem friedlichen Deutschland (vor allem BRD) haben die meisten Menschen aus Erfahrung gelernt, dass ein solches Deutschland einem Deutschland der Nazizeit vorzuziehen sei. Auch das Argument der Schaffung von Arbeitsplätze unter Hitler wurde dadurch neutralisiert, denn das gab es danach auch (also in den 50ern bis Anfang 70er) und zudem dies auch noch bei mehr Rechtsstaat und mehr Ruhe im Gegensatz zu umherstreifenden SA- und SS-Männern innenpolitisch und Krieg mit Verlusten von Freunden und Familie sowie Bombenangriffe auf eigenen Besitz. Ich denke zumindest die Mehrzahl der Westdeutschen hat die neue Bundesrepublik zu schätzen gewusst. Militärische Stärke ist halt nicht alles.

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