Widerspruch, Evolution?

6 Antworten

Ist die Evolution hier mit widerlegt?

Nö. Ein beliebter Taschenspielertrick der Kreationisten, der letztendlich nur heiße Luft ist. Es ist schon erstaunlich, dass Darwin in weiser Voraussicht bereits in der Erstauflage von On the Origin of Species 1859 ausführlich mögliche Einwände gegen die Evolutionstheorie erörtert und widerlegt hat. Und heute, über 200 Jahre später, führen die Kreationisten immer noch dieselben, längst demontierten "Argumente" an.

Setzen wir uns einmal mit den einzelnen deiner "gewichtigen Fakten" auseinander.

Das zweite Gesetz der Thermodynamik zum Beispiel besagt, dass alles, was man sich selbst überlässt, in immer grössere Unordnung gerät statt dass es an Komplexität zunähme.

Das Entropiegesetz besagt zwar, dass die Entropie ("Unordnung") zunimmt, doch muss man erstens festhalten, dass der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik nur auf Erfahrungswerten beruht, ein mathematischer Beweis liegt dafür nicht vor. Was insofern witzig ist, weil Kreationisten der Evolutionstheorie vorwerfen, sie wäre nicht belegt, weil sie ebenfalls nur auf empirischen Belegen beruht, anscheinend haben sie aber kein Problem damit, das durch bloße Empirie belegte Entropiegesetz zu akzeptieren, solange es ihrer Sache dient. Kreationisten suchen sich ihre Wahrheit eben nach Belieben aus.

Zweitens, und das ist der viel entscheidendere Einwand, bezieht sich das Entropiegesetz auf geschlossene thermodynamische Systeme. Lebewesen, Ökosysteme und die gesamte Ökosphäre (die Gesamtheit allen Lebens auf der Erde) sind aber alle thermodynamisch offene Systeme, die permanent Energie verlieren und permanent von der Sonne zugeführt bekommen. Der Zweite Hauptsatz der Thermodynamik ist auf sie deshalb gar nicht anwendbar.

Die Evolutionstheorie behauptet aber eine „natürliche“ Gegenbewegung hin zu immer höheren Strukturen, hervorgerufen durch Veränderungen und Mutationen.

Das tut sie nicht. Die Evolutionstheorie postuliert die Evolution als einen ungerichteten Prozess. Eine Tendenz zu immer komplexeren Lebensformen bzw. Entwicklungsstufen wird von der Evolutionstheorie weder vorhergesagt noch lässt sich dies tatsächlich beobachten. Das Ergebnis der Evolution ist ausdrücklich keine Linie, die mit einfachen Einzellern beginnt und hochkomplexen Menschen endet, sondern ein weit verzweigter Stammbaum, dessen mindestens 8 Mio. Äste jeweils ganz unterschiedliche Entwicklungsverläufe nahmen.

Die Evolutionstheorie postuliert einzig eine Zunahme der Artenvielfalt. Das lässt sich tatsächlich beobachten, hat mit einer Zunahme der Komplexität aber nichts zu tun, denn auch die Vielfalt "primitiver" Arten nimmt zu.

Fast alle Abweichungen vom Bisherigen sind schädlich und führen dazu, dass das betreffende Lebewesen weniger lang oder überhaupt nicht lebt.

Auch das ist nicht korrekt. Die allermeisten auftretenden Mutationen sind neutraler Art und werden daher von der natürlichen Selektion gar nicht aussortiert. Die natürliche Selektion kann nur Mutationen aussortieren, die für das Überleben nachteilig sind.

Es gibt eine Vielzahl von Belegen für Mutationen, die einen adaptativen Nutzen hatten und haben und damit gar nicht schädlich sind. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit sind etwa Mutationen des Lactose-Gens und des Gens für die Alkohol-Dehydrogenase beim Menschen, die dazu führten, dass wir als Erwachsene Milchzucker verdauen und Alkohol besser abbauen können. Bei nordamerikanischen Wölfen führt das heterozygote Auftreten einer Mutation für schwarzes Fell zu einem Überlebensvorteil in Gebieten mit regelmäßigen Hundestaupeausbrüchen, gleiches gilt für das Sichelzellgen des Menschen in Malariagebieten. Die Liste lässt sich um beliebige Beispiele erweitern.

Auch die Geschichte der Erdzeitalter lässt deutliche Zweifel zu, sobald man die Fakten unvoreingenommen prüft und sich traut, sie unter einem anderen Gesichtspunkt zu ordnen.

Nö. Allein die Tatsache, dass du nicht einmal im Stande bist, diese "deutlichen Zweifel" konkret zu benennen, zeigt, dass dieses Argument jeder Grundlage entbehrt.

In Wahrheit stehen alle Fossilfunde im Einklang mit der Evolutionstheorie. Es gibt in den Naturkundemuseen weltweit zig Millionen davon, nicht ein einziges widerspricht der Evolutionstheorie.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

sehe ich nicht ganz so, denn evolutionär wird alles ausprobiert, recht chaotisch und nur, was einen Vorteil mit sich bringt, wird begünstigt dadurch, dass es über Schwächere dominiert.

Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik gilt nur für geschlossene Systeme ohne Energiezufuhr. Also nicht für Lebewesen zum Beispiel.

Mit Deinem „Beweis“ würdest Du ja noch nicht einmal selber existieren, weil die befruchtete Eizelle sich einfach wieder in ihre Atome aufgelöst hätte statt zu wachsen und sich zu teilen und irgendwann zu einem ausgewachsenen Menschen zu werden. Aber ja, stoppe ab jetzt einfach die eigene Energiezufuhr und lege Dich in eine abgeschlossene Kiste und dann kannst Du live dem Hauptsatz bei der Arbeit zusehen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudium
Das zweite Gesetz der Thermodynamik

...gilt in abgeschlossenen Systemen. Die Erde ist weit entfernt davon, eines zu sein, schließlich haben wir einen G2-Hauptreihenstern vor der Haustür, der das Entropiegefälle hochhält. Und das Anwachsen von Entropie geht sehr oft unstetig voran, wie zB die oszillierende Belousov–Zhabotinsky-Reaktion schon mit unbelebten Chemikalien zeigt.

Durch deine Zusammenstellung von Lügen wird nichts widerlegt.

Dass du diese Lügen nicht erfunden hast, sondern nur verbreitest, macht es kaum besser, denn die Schuld liegt bei dir. Man verbreitet nichts, dessen Richtigkeit man nicht im Ansatz beurteilen kann.