"Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein" Heißt das, Christen sollten das Bestrafen und Beurteilen Gott überlassen oder wie ist das zu interpretieren?

18 Antworten

Es bedeutet, dass man, bevor man einen Menschen verurteilt, in den Spiegel schauen soll.

Ist man tatsächlich ein Person, die viel besser nach den Geboten von Gott lebt als der Mitmensch?

Oder gleicht man einem Mann, der vor einem riesigen Plakat mit den 10 Geboten steht und sagt: "Ich nehme Gebot 3,4, 6 und 7."

Stimmt die Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung überein? Oder würden Freunde an einem Dinge feststellen, die gar nicht Gottgefällig sind?

Der Bibeltext von Galater 5 ist eine gute Möglichkeit, das festzustellen.

Gebt ihr dagegen eurer alten menschlichen Natur nach, ist offensichtlich, wohin das führt: zu sexueller Unmoral, einem sittenlosen und ausschweifenden Leben, 20 zur Götzenanbetung und zu abergläubischem Vertrauen auf übersinnliche Kräfte. Feindseligkeit, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, hässliche Auseinandersetzungen, Uneinigkeit und Spaltungen bestimmen dann das Leben 21 ebenso wie Neid, Trunksucht, Fressgelage und ähnliche Dinge. Ich habe es schon oft gesagt und warne euch hier noch einmal: Wer so lebt, wird niemals in Gottes Reich kommen. 22 Dagegen bringt der Geist Gottes in unserem Leben nur Gutes hervor: Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, 23 Nachsicht und Selbstbeherrschung. Ist das bei euch so? Dann kann kein Gesetz mehr etwas von euch fordern![2]
Heisst das Christen sollten das Bestrafen und Beurteilen Gott überlassen

So in etwa.

oder wie ist das zu interpretieren?

Am besten gar nicht. Interpretationen sind der Grund, weshalb es trotz identischer schriftlicher Grundlage, in dem Fall der Bibel, so viele unterschiedliche in dem Fall zumeist nur angeblich christliche Glaubensrichtungen gibt. Die meisten dieser Glaubensrichtungen sind deshalb nur angeblich christlich, weil die Werte, Warnungen und Verheißungen Jesu gekonnt ignoriert werden und stattdessen eine Art Friede-Freude-Eierkuchen draus gemacht wird, wonach der Glaube allein schon genügen würde, und das trotz aller Deutlichkeit in den Evangelien.

Das ist ein mehrdeutiger Satz. Er meint erstens, dass wer sich für sündenfrei hält, schon mal sündigt. Denn das ist ein Zeichen von Überheblichkeit.

Zweitens zielt der Satz auf die Eigendynamik der Sünde ab: Wer einmal sündigt, tut das immer wieder. Man kommt aus dem Teufelskreis nicht heraus.

Drittens gibt der Satz gleichzeitig eine Anleitung dafür, wie der Teufelskreis zu unterbrechen sei, nämlich durch Erkenntnis. Erst wenn ich das falsche Verhalten als solches erkenne, kann ich den ersten Schritt in Richtung Besserung tun.

Viertens ergibt sich aus alledem, insbesondere aus dem dritten Punkt, dass der Mensch nicht einfach Gott die Verantwortung für die Gerechtigkeit auf Erden zuschieben darf. Das wäre viel zu bequem. Die Verantwortung des Menschen liegt eben in der Schulung seines Erkenntnisvermögens. Ohne dieses bringt jeder noch so edle Gottesglaube gar nichts.

der spruch wird als mahnung verstanden, dass niemand sich in eine position der urteilskraft über andere stellen sollte, ohne die eigene fehlbarkeit zu erkennen....es geht darum, dass jeder seine eigenen fehler und schwächen anerkennen sollte, bevor er andere verurteilt....im christlichen kontext bedeutet das, dass bestrafung und urteil letztlich gott vorbehalten sind, nicht den menschen....die interpretierung geht dahin, dass jeder in der position des urteils mit barmherzigkeit und selbstreflexion handeln sollte...

Aus der Catena Aurea des heiligen Thomas von Aquin:

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.
 - (Religion, Islam, Christentum)