Wenn wir nicht wissen, wie groß der Einfluss der Menschen am Klimawandel ist, woher wissen wir dann, dass wir überhaubt einen Einfluss haben?

2 Antworten

Wir wissen wie groß unser Einfluss am aktuellen Klimawandel ist. Dieser liegt laut dem IPCC (implied best guess) bei 110%.

"As NASA’s Dr Gavin Schmidt has pointed out, the IPCC’s  implied best guess  was that humans were responsible for around 110% of observed warming (ranging from 72% to 146%), with natural factors in isolation leading to a slight cooling over the past 50 years."

oder

Similarly, the recent  US fourth national climate assessment found that between 93% to 123% of observed 1951-2010 warming was due to human activities.

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Wir wissen also, dass wir Menschen (laut dem IPCC) für mindestens 72% und für maximal 146% der globalen Erwärmung verantwortlich sind. Der wahrscheinlichste Wert des IPCC liegt aber bei 110%. Wobei man beachten muss, dass desto weiter der Wert von diesen 110% abweicht, desto unwahrscheinlicher wird es. Nun wirst du dich fragen, wie man das denn nun genau wissen will. Indem wir uns alle relevanten natürlichen-und anthropogenen Faktoren miteinander Vergleichen.

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Die Kombination aller Strahlungsantriebe (Greenhouse Gases) stimmt im Allgemeinen recht gut mit den längerfristigen Veränderungen der beobachteten Temperaturen überein. Es gibt natürlich eine gewisse Variabilität von Jahr zu Jahr, welche z.B. auf Ereignisse wie El-Niño zurückzuführen ist. Das hier ist nun ein einfaches Model, es gibt deutlich komplexere, welche noch mehr Variablen verwendet und auf noch genauere Ergebnisse kommt. Jedoch zeigt das Schaubild bereits bei diesem einfachen Model, dass von allen untersuchten Strahlungsfaktoren nur der Anstieg der Treibhausgasemissionen zu der Erwärmung führt, die in den letzten 150 Jahren stattgefunden hat.

Analysis: Why scientists think 100% of global warming is due to humans - Carbon Brief

Woher wissen wir dann dass UNSER Co2 dafür verantwortlich ist?

Uns ist bekannt, dass sich die CO2-Konzentration unserer Atmosphäre kontinuierlich ansteigt. Statt 320 ppm im Jahr 1960 sind es im Februar 2023 durch Messungen vom "Mauna Loa Observatory" in Hawaii inzwischen bei 419 ppm. Ein Effekt der komischerweise mit den deutlich milderen Wintern steigenden extrem Wetterereignisse und Durchschnittstemperaturen bei uns korreliert. Woher weiß man, dass diese Treibhausgase vom Menschen zusätzlich in die Atmosphäre gepustet werden? Man kann die Menge an CO2, die durch menschliche Aktivitäten entsteht ziemlich gut durch den jährlichen Verbrauch an fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle) berechnen:

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Schlussendlich haben wir aufgrund des IPCC folgende Daten bezüglich dem Strahlungsantrieb (von Treibhausgasen), welcher den Anteil des menschengemachten Effekts an der beobachteten Klimaerwärmung zeigt:

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Wie man aus dieser Grafik sieht, summieren sich kühlende Effekte (Albedo, Aerosole) und heizende Effekte zu einem heizenden Gesamteffekt ((Balken ganz rechts) von ca. 1.6 W/m^2 mit einem Fehler von ca. +0.8 W/m^2 und -1.0 W/m^2. D.h. der Effekt liegt zwischen +0.6 und 2.4 W/m^2. Den größten Effekt machen dabei die menschengemacht Treibhausgase aus und dabei hauptsächlich CO2. Wie dieser Strahlungsantrieb genau ermittelt wird, ist im Sachstandbericht des IPCC mehr als deutlich gezeigt. Eine andere Studie welche sich auch auf die im IPCC verwendeten CIMP6 Modelle bezieht ist hier einsehbar (das ist lediglich ein kleiner Ausschnitt):

"(...) A 30-year experiment with pre-industrial conditions, piClim-control, is also performed as a reference case, and all results presented in this paper are with reference to piClim-control, accounting for the possibility that models may have a non-zero pre-industrial TOA flux imbalance. Results from the 4×CO2 experiment are also rescaled to the ratio of 2014 to 1850 CO2 concentrations of approximately 1.4× pre-industrial by a factor of 0.2266, being the ratio of RF from 1.4×CO2 to 4×CO2 from the  Etminan et al.  ( 2016 ) formula.  This is performed to isolate an estimate of the CO2-only contribution to the present-day forcing and is based on year 1850 and year 2014 CO2 concentrations of 284.32 and 397.55 ppm respectively ( Meinshausen et al. 2017 ) along with the 1850 concentrations of 808.25 ppb for CH4 and 273.02 ppb for N2O. Except where explicitly stated, we present results from this experiment as 1.4×CO2."
"(...) The experiments and results presented in this study follow on from the assessment of ERF and adjustments in 11 models contributing to the Precipitation Driver and Response Model Intercomparison Project (PDRMIP; see  Myhre et al. 2017 ) in  Smith et al.  ( 2018b ). In  Smith et al.  ( 2018b ) idealised experiments of 2×CO2 concentrations, 3×CH4 concentrations, 10× black carbon (BC) emissions or burdens, 5×SO4 emissions or burdens and a 2 % solar constant increase were analysed from CMIP5-era and interim models.  Only the 4×CO2 experiment has a similar experiment for comparison in  Smith et al.  ( 2018b ), whereas the RFMIP protocol focuses more on combinations of anthropogenic forcers. In addition, extended model diagnostics allow us to determine cloud responses and aerosol forcing in more detail in this study."

ACP - Effective radiative forcing and adjustments in CMIP6 models (copernicus.org)

Der Strahlungsantrieb von CO2 ist uns also bekannt. Es ist auch bekannt, dass wir jeden Tag/Monat/Jahr extreme Mengen davon freisetzen. Es ist bekannt, dass es keine natürlichen Faktoren gibt, welche die Erwärmung der letzten 50 Jahre begründen könnte. Im Gegenteil sogar, in den letzten 50 Jahren hätte ohne menschlichen Einfluss eine Abkühlung gegeben. Von dort aus kann man dann wiederum weitere Modelle aufbauen, welche uns den Anteil des menschlichen Einfluss an der aktuellen Erwärmung zeigt. Das ganze ist hier ausführlich im AR6 Sachstandbericht des IPCC Zusammengefasst. Verfasst wurde der Bericht von rund 800 Autoren, die über mehrere Jahre mehr als 100.000 Studien auswerteten und in einem mehrstufigen Peer-Review-Verfahren über 300.000 Kommentare von Gutachtern berücksichtigten.

Climate Change 2021: The Physical Science Basis

So oder so ist es schwachsinn zu sagen "wir menschen seien am klimawandel  schuld", wenn wir gar nicht wissen wie groß unser einfluss auf dem klimawandel ist!

Nur weil man selber keine Ahnung von naturwissenschaftlichen Arbeiten und Methoden hat, sollte man nicht gleich verallgemeinern.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Bachelor of Science in Earth and Climate Sciences
 - (Psychologie, Deutschland, Physik)  - (Psychologie, Deutschland, Physik)  - (Psychologie, Deutschland, Physik)  - (Psychologie, Deutschland, Physik)

Wir kennen die Korrelation von TreibhausEffekt und CO2 Konzentration UND wir kennen die CO2-Konzentrationen von den letzten Jahren, Jahrzehnten, Jahrhunderten, Jahrztausenden und noch länger (von EisBohrKernen aus der Antarktis).

Der Rest ist eine Schlussfolgerung. Die CO2-Zunahme war nie so schnell und die Natur (Tiere und Pflanzen) haben sonst sehr lange die Konzentration konstant gehalten. Die 'beste' Erklärung sind ZUSÄTZLICHE CO2-Quellen, durch die Verbrennung von Kohle/Öl/Erdgas, dazu ggf. verstärkte Abholzung. Immerhin waren die früher auch als CO2 Teil der Atmosphäre!

Wie groß der Einfluss ist, wie stark andere Einflüsse das abpuffern können und wie groß die Verzögerung bei der Entwicklung ist, ist wohl zu komplex für eine exaktere Vorhersage.