Was haltet ihr davon, dass Azubis im Handwerk nur fertig gemacht werden?

19 Antworten

Ich habe das in der Nachbarsfirma auch oft beobachtet, dass der Lehrmeister sich einen Scheiß um die Azubis gekümmert hat. Er hat sich mit Hinz und Kunz unterhalten, Kaffee getrunken und dann die Azubis zusammen gebrüllt, wenn Mal was schief gelaufen ist.

Krass war es, als ein Azubi ein teueres Werkstück (Schlosserarbeit) versemmelt hat und er mit der kompletten Azubi - Mannschaft im Hof stand. Er brüllte den Azubi im Hof zusammen, so dass es auf dem Gehweg vorbei laufende Passanten, im benachbarten Fastfood "Restaurant" und alle Leute die sich gerade auf der Straße befunden haben, mitbekommen haben. Das ist nicht nur unterstes Niveau, was gar nicht geht, sondern auch dumm!

Was dieser Lehrmeister nicht mitbekommen hat war, dass ich hinter ihm stehen blieb, und hinter seinem Rücken auf ihn deutete und dann den "Vogel" und das Balla balla Handzeichen machte. Ich fand sehr schnell heraus um welchen Azubi es sich handelte, den er fertig machte.

Dann lief ich provokativ ohne Worte an ihm vorbei, er erschrak und war sofort ruhig. Zu dem Azubi sagte ich: "Der hat Glück das ich nicht Dein Vater bin, den würde ich zusammenfalten dass er kleiner als eine Zigarettenschachtel ist und dann zum Chef gehen". Der Azubi freute sich. Ich sagte zu dem Azubi auch, dass er als Azubi auch Mal einen Fehler machen darf und das auch sollte, nur so lernt man was. Der Lehrmeister hat die Aufgabe teuere Fehler zu verhindern und auch Gefahren zu erklären.

Ich finde es schon unverschämt, wenn man Azubis als Idioten behandelt, schließlich sind sie da um etwas zu lernen. Sie dürfen und sollen auch Fehler machen, aber wenn es um Fehler geht, die eine Arbeitsschutzgefahr oder es um einen teueren Materialfehler geht, muss der Lehrmeister das zuvor verhindern. Er muss ruhig und gelassen bleiben und erklären. Natürlich darf er auch Mal einen Anpfiff verpassen, aber nicht so laut, dass man es noch über drei Grundstücke weiter mit bekommt.

Azubis im Handwerk werden nicht nur fertig gemacht. Du pauschalisierst. Was verstehst du eigentlich unter "fertig machen"? Der Neue wird halt oft mal reingelegt, veräppelt, getestet. Das ist völlig normal. Da muss man einfach drüber stehen.

"Ist es zu hart, bin ich zu weich."

"Was mich nicht tötet, macht mich nur härter."

"Mucken statt ducken"

Es gibt natürlich Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen. Tätlichkeiten (körperlich), Beleidigungen, Drohungen, Einschüchterung (anbrüllen). Sowas habe ich aber nie erlebt. Allerdings war ich kein Lehrling. Ich habe nur als Student diverse Praktika gemacht. Im Metallbau z.B. geht es halt etwas rauer zu. Schweißer sind nicht gerade die feinsinnigsten Menschen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hallo HansMauI,

pauschal kann man das nicht beantworten und es trifft auch sicher nicht auf alle Azubis zu. Ich kann es aber schon verstehen, wenn einer möglicherweise so gar nicht interessierten Person, die warum auch immer dort seine Lehrjahre verbringen muss/will von einem Meister/Geselle etwas mehrmals erklärt bekommt und es dann nicht einmal ansatzweise gelingt das Knöpfchen am Kragen platzt!

Im Handwerk darf man nicht dünnhäutig sein, je nach Gewerk ist der Ton rau aber herzlich!

Ich persönlich habe vor über 60 Jahren diese Erfahrung nicht gemacht, habe mich allerdings auch dafür interessiert, meine "Hausaufgaben" gemacht und meinen Ausbilder öfter damit überrascht! Die Fragen, die hier öfter gestellt werden wie: Was verdient man, wie lange muss ich arbeiten, ist die Arbeit schwer usw. haben sich mir damals nicht gestellt, vielleicht war das der Grund!

Ist halt scheisse, ich mache eine Ausbildung im Handwerk und mir geht es auch so. Es gibt immer Kollegen die eigentlich keine Kollegen sind. Was will man machen? Das ist leider nicht verboten, wenn es nicht explizites Mobbing etc. ist.

Allerdings finde ich die meisten Betriebe sollen nicht rumheulen dass sie keine Leute mehr bekommen. Wenn man den Nachwuchs schon wie Dreck behandelt braucht man sich nicht zu wundern wenn sich das rumspricht und keiner mehr Bock drauf hat.

Motivation sehe ich mit diesen nachfolgenden Einzelschritten. Natuerlich ist es wichtig un fairem Umgangston die Unterweisung abzuhalten und mit Lob fuer gutes Ergebnis und fairen Hinweis wo die Fehler sind und Verbesserung der Arbeit.

Geduld, Oartnerschaftliches Verhalten ist wichtig, auch wenn es nicht so auf Anhieb klappt.

Deshalb streckt sich die Ausbildung auf mehrere Jahre.

  • Einstimmung auf das Arbeitsthema
  • Vorfuehren / Zeigen / Erklaeren in kleinen, ueberschaubaren Teilschritten wie es geht
  • Den Arbeitsauftrag mehrmals ausfuehren lassen und helfend zur Seite stehen
  • Zur Selbstaendigkeit bei der Ausfuehrung schrittweise ermuntern
  • Bei guter Leistung kann die Arbeit ohne Hilfe ausgefuehrt werden