Was haltet ihr HEUTE vom Spruch:"Lehrjahre sind keine Herrenjahre"?

11 Antworten

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Zuerst einmal zum Verständnis, was Herrenjahre sind, die Wiki-Erklärung zu "Herr"

Herr (althochd. heriro, hèrero, hèrro) ist die schon im 9. Jahrhundert substantivisch gebrauchte Komparativform von hehr (her) und bezeichnete zunächst nur den Höhergestellten gegenüber dem Geringeren, den Befehlenden gegenüber dem Knechte.

Das Wort fand bald – als Eindeutschung des griechischen Kyrios und des lateinischen DOMINUS – Anwendung auf den himmlischen Herrscher (Gott oder Christus).

In der höfischen Periode wurde Herr Standesname für die Adligen, besonders die reichsunmittelbaren, die in der Würde nach den Fürsten und Grafen kamen und regierende Inhaber einer Herrschaft waren. Der unerwachsene Sohn solcher Herren hieß Junc-he:rre (Junker).

In den Städten ging der Name Herr auf die obrigkeitlichen Personen über; allgemeiner wurde er auch für Familienoberhäupter, für Geistliche, überhaupt für Personen, die Gewalt über etwas hatten, gebraucht. Der noch heute verwendete Begriff Dienstherr macht das Unterstellungsverhältnis eines Beamten deutlich.




Die Lehrjahre sind die Jahre der Ausbildung. In dieser Zeit ist man seinem (Dienst)herrn unterstellt und muss von ihm lernen, statt selbst (wie später in den Herrenjahren) Befehle zu erteilen.

Was ich heute davon halte? Sehr viel, denn der Spruch soll keine Unterdrückung der Auszubildenden andeuten, sondern den Unterschied zwischen Lehrendem (der das Lehren deswegen tut, weil er es kann) und dem Lernenden (der deswegen lernt, weil er es noch nicht kann).

Aber nach der Ausbildung, in der der Lehrling fleißig gelernt hat, kann auch er einmal Herrenjahre erleben und andere lehren.


danke für den Stern, ich werte ihn als Zustimmung und freu mich sehr!

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Das stimmt also es heißt das man als Lehrling noch keine Rechte hat und vom Meister und den Kollegen immer herablassend behandelt wird.

Und wenn man seine Arbeit sehr gut macht? Sollte man nichts wenigstens dann anständig behandelt werden?

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All diese Schreib- und Redeweisen, mit denen man ausdrückt, dass wowohl Männer als auch Frauen gemeint sind (m/w, Binnen-I, SuS usw.) sind vollkommen unnötig, wenn Einigkeit darüber besteht, dass die maskuline Schreib- und Sprechweise beide Geschlechter meint. Das hat noch zu meiner Kinder- und Jugendzeit bestens geklappt. Ich wäre als Mädchen nie darauf gekommen, dass ich mit "Liebe Schüler" nicht gemeint gewesen wäre.

Erst die Minderwertigkeitsgefühle von Feministinnen haben dazu geführt, dass Frauen eigene Endungen brauchten. Wenn diese Frauen endlich erwachsen sind, kann man auch die Sprache normalisieren. Es gibt eben nicht nur das biologische und (gendermäßig - ich halt ja nichts davon) das soziale Geschlecht, sondern auch das grammatische.

Da ich selbst Azubi bin und eine verdammt ordentliche und qualitativ hochwertige Arbeit abliefere (Mediengestalter) ist dieser Spruch ein Fausthieb in eines jeden guten Azubis Bauch! Denn dieser spiegelt die oftmals vorhandene Ausbeutungspraxis der Betriebe wieder. Ich bekomm einen Stundenlohn von maximal 3 Euro umgerechnet und kann davon eigentlich nicht leben, leiste aber wesentlich mehr als ich leisten müsste(eben weil es auch mein eigener Anspruch ist). Aber viele Betriebe haben einfach 40% Azubianteil um ihre Kosten zu drücken und ausbilden tun die dann oft auch nicht.

Um es kurz zu sagen: Dieser Spruch hat auf gut Deutsch ausgedient.

Dieser Spruch hat beileibe nicht ausgedient.

Schon immer (!!) waren junge Auszubildende genau in dem Alter, wo man aufmüpfig ist und glaubt, bereits alles im Leben zu wissen. In einem Alter, wo man keine Lehre annehmen will, man weiß es ja besser.

Und wenn sich ein "Stift" die Seele aus dem Leib arbeitet, es sind die Lehrjahre. Die Herrenjahre kommen später.

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@turalo

Der Spruch ist einfach eine Rechtfertigung für massive Ausbeutung und Unterbezahlung.

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und eine verdammt ordentliche und qualitativ hochwertige Arbeit abliefere

Kennst Du auch den Spruch vom Eigenlob und dem strengen Geruch, der davon ausgeht?

um ihre Kosten zu drücken

Unsinn, jeder Azubi kostet mehr als er/sie einbringt.

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@baindl

dann warst du noch nie Gast in der Medienbranche... ist net so das man hier Gestelle schweißt die man nachher wegwerfen muss weil der Azubi das erst nach dem 200. Schweißvorgang kann und man es dann dem Kunden verkaufen kann.

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@Powermax1990

Auch in der Medienbranche musst Du erst was lernen. Und Du wirst begleitet, und Du wirst angeleitet usw. Glaubst Du, das macht der Mitarbeiter für einen warmen Händedruck?

Alles, was Du machst, was Du entwirfst, wird wohl kaum druckreif oder übernahmefertig sein.

Komm von Deinem hohen Ross mal herab. Wer in der Lehre "viel" verdienen will, sollte Maurer werden.

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@baindl

Ein Azubi kostet oftmals so gut wie gar nichts. Vielleicht einen Stuhl auf dem er sitzt. Azubis machen oft die gleiche Arbeit wie die normalen Arbeiter und das für einen Bruchteils des Lohnes.

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Bist Du sicher mit 3 Eur? Ich kenne viele Soldaten noch aus der Zeit eines Kohls, die hatten so eine üppige Alimentation nicht.

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Ich verstehe den Spruch auf "Herr" im Sinne von "Herscher" also jemand der Anweisungen geben kann. Entsprechend hat der Spruch für mich keine Geschlechterspezifische Aussage. Aber man könnte ihn sich umdichten und sagen:

"Lehrjahre sind keine Herr*innenjahre"

Der Inhalt bleibt der gleiche und gleich aktuell; 

In der Ausbildung muss man erstmal lernen  und dazu gehört halt auch mal die Halle kehren oder Kopien anzufertigen. Anspruchsvollere Tätigkeiten kommen dann nach und nach dazu bis die Lehre zuende ist und man selbst vielleicht irgendwann "Herr" über einen "Lehrjungen" wird ;)