Warum wird im Deutschen vorwiegend das maskuline, statt dem femininen verwendet?

8 Antworten

Servus!Warum wird im Deutschen vorwiegend das maskuline, statt dem femininen verwendet?

Weil alles Männliche und männliche Eigenschaften wie etwa Zielstrebigkeit, Durchsetzungsvermögen, Mut, Angriff, Einsatz, Wehrhaftigkeit, Macht, Stärke, ..... höher bewertet werden als weibliche Eigenschaften wie etwa Geschehen-lassen, Hingabe, Vertrauen-haben, Loslassen, Weichheit, Langsamkeit, Ruhe, Stille, Schwäche ....

Sprache zeigt unter vielem auch Wert und Wertung.

Wir leben hier in einer Leistungsgesellschaft und männlichen geprägten Welt, die für Weibliches weder viel übrig noch Platz hat. Aktivität ist höher bewertet als Passivität.
In Wirklichkeit aber finde ich brauchen wir beides mal.
Bewertet wird es aber überwiegend ungleich.

weil ich diesen depperten Genderwahn hasse!

Durchaus verständlich ....
Nur froh bin ich schon um die Bewussstheit, die alles mit sich bringt, denn weltweit wird das Weibliche, weibliche Eigenschaften und Frauen stark bekämpft, das hat weitreichende, grausame Auswirkungen.
Für mich ist das ein kleiner Schritt hin zu mehr Achtung und Bewusstheit für alles Weibliche und Frauen. Daher bin ich dankbar dafür, egal, wie herum es gehandhabt wird .... Hauptsache Bewusstheit und Veränderung.

Früher wurde z.B. gerne nach Bella Italia gefahren, um wenigstens für kurze Zeit die Luft von Dolce Vita zu schnuppern und eine kleine Auszeit vom männlichen Gehabe zu nehmen. ;-)

Machtnix53  20.06.2023, 22:45

Deinen ersten Absätzen stimme ich voll zu. Aber der massive Gebrauch von -in und -innen trägt nichts zur Gleichberechtigung oder der Wertschätzung des Weiblichen bei. Die Ungleichheit besteht darin, dass es mit -in eine weibliche Endung gibt, aber keine explizit männliche. Nur deshalb wird die für beide gültige generische Grundform als Maskulinum interpretiert.

Die weibliche Endung ist eigentlich eine Diskriminierung, sie sagt, dass es nicht normal ist, wenn eine Frau eine Tätigkeit ausübt, die früher nur bei Männern üblich war. So wie auch die Endungen -lein und -chen, die betonen, dass etwas nicht die übliche Größe hat.

Es sollte sich langsam herumgesprochen haben, dass Frauen Berufe und Funktionen genauso gut oder genauso schlecht ausüben können wie Männer. Also gibt es keinen Grund, mit dem Anhängsel '-in' Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu betonen und damit zu betonieren.

Wenn ich einen Arzt brauche, ist es völlig egal, ob mir eine Frau oder ein Mann hilft. Warum sollte ich dann sagen, "Ich brauche einen Arzt oder eine Ärztin"? Das macht die Sprache doch unnötig kompliziert. Wo ist das Problem, wenn ich von einer Frau sage, dass sie Arzt ist? Oder Kapitän, oder General ...

 

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DocPsychopath  20.06.2023, 23:17
@Machtnix53

Man könnte quasi das Neutrum als die generische Form verwenden. Dann würde Maskulinum genau wie Feminin zur geschlechtsspezifischen Form.

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amormutuus  21.06.2023, 10:02
@Machtnix53
"Ich brauche einen Arzt oder eine Ärztin"? Das macht die Sprache doch unnötig kompliziert.

Das stimmt natürlich.

Wo ist das Problem, wenn ich von einer Frau sage, dass sie Arzt ist? Oder Kapitän, oder General ...

Das liegt eigentlich beim Artikel, der sich über einen sehr langen Zeitraum entwickelte und die männliche Dominanz zeigt.
Hinten ein "in" anzuhängen ist halt einfacher als Artikel zu ändern, war schnell umzusetzen. Also könnte ich mir vorstellen .....

Deinen ersten Absätzen stimme ich voll zu.

Genau, da ging ich auf das Warum ein, was ich am wichtigsten finde.

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amormutuus  21.06.2023, 10:02
@DocPsychopath

Ja, solche Vorschläge glaube ich gibt es schon recht lange .... ist irgendwie wohl nicht umsetzbar oder zumindest bisher.

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amormutuus  21.06.2023, 10:05
@DocPsychopath

Weils ja bisher nicht gemacht wurde. Oder wie meinst du? Sagt ja keiner das Arzt, oder?

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DocPsychopath  21.06.2023, 10:07
@amormutuus

Ja. Sagt keiner. Aber du hast es gerade umgesetzt.

Also bewiesen, dass es umsetzbar ist.

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amormutuus  21.06.2023, 10:10
@DocPsychopath

Ja gehen würde das natürlich schon, klar, wäre ja nur ungewohnt, weiter nichts. Ich meinte in Hinsicht auf die Masse nicht umsetzbar, nicht sprachlich. Die Sprache kann dabei mitmachen, beweisen ja viele andere Ländern, aber ob es die Menschen auch wollen und machen?

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DocPsychopath  21.06.2023, 10:13
@amormutuus

Also du meinst im Ernst, "die Masse" würde lieber " die Ärzt Umpf Innen und Ärzte" sagen als das "das Arzt"?

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Machtnix53  21.06.2023, 11:13
@DocPsychopath

Das Neutrum war schon immer für Objekte vorgesehen und wer will schon als Objekt angesehen werden? Das was jetzt als grammatisches Geschlecht bezeichnet wird, war ursprünglich die Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt.

Später kam eine hierarchische Zwischenstufe hinzu. Ein Objekt gegenüber dem Subjekt, aber selbst Subjekt gegenüber einem Objekt. Unter den patriarchalen Machtverhältnissen war dies die Rolle von Frauen. Ein Objekt für den Mann, aber ein zB ein Subjekt gegenüber dem Objekt Kind. So kam es, dass das Immer-Subjekt Maskulinum genannt wurde und die Zwischenstufe Femininum.

Dass das grammatische "Geschlecht" unabhängig vom biologischen Geschlecht ist, sieht man am Femininum von Gruppen auch wenn sie überwiegend aus Männern bestehen: Die Mannschaft, die Armee, die Flotte, die Truppe, die Kompanie usw. Die Gemeinsamkeit mit Frauen besteht in der Hierarchie, angeblich bedürfen sie der Führung durch einen Mann: Den Kapitän, den General, den Admiral, den Hauptmann usw.

Für eine gleichberechtigte Gesellschaft brauchen wir kein Neutrum (keins von beiden) für alle Subjekte, sondern ein Utrum, eine generische Form für beide Geschlechter, wie das, was jetzt fälschlicherweise als Maskulinum interpretiert wird.

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DocPsychopath  21.06.2023, 19:03
@Machtnix53

Du kannst doch nicht einfach eine Form neu "schaffen". So funktioniert Sprache nicht.

Deine Theorie zur Geschichte ist schon sehr ausgreifend. Hast du dafür irgendwelche Belege?

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Machtnix53  21.06.2023, 19:30
@DocPsychopath

ZB hier: https://www.stiftung-deutsche-sprache.de/ddsuig.pdf auf Seite 26:

Das grammatische Geschlecht in den indoeuropäischen Sprachen ist durch die Unterscheidung von "belebt" und "unbelebt" (später Maskulinum und Neutrum) entstanden, erst als drittes Genus kam das Femininum hinzu mit einer Spezialisierung auf die Bezeichnung von Mehrheiten und Abstrakta ("Freiheit", "Sauberkeit", "Bedeutung"). Im Deutschen sind bis heute viele Plurale ("Mehrheiten") identisch mit femininen Formen. Substantive verwenden im Plural die Artikelform "die", das Personalpronomen lautet "sie". Sollten Männer aus der Form "die Menschen" etwa schließen, sie seien nur "mitgemeint", gemeint seien eigentlich nur Frauen? Niemand kam bisher auf eine solche Idee, aber man weiß ja nie.

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DocPsychopath  21.06.2023, 19:32
@Machtnix53

Es gibt aber auch Gruppen/Mehrheiten, die maskulin sind. Ich nenne mal auf Anhieb: der Trupp, der Konvoi, der Clan...

So ist das mit Beispielen als Begründung. Deswegen überzeugt mich die Theorie nicht.

Dass belebt vs. unbelebt der Ursprung ist, ist mir bekannt. Ob das Femininum aber erst eine weitere Stufe war, ist wiederum unbelegte Behauptung. Einige indoeuropäische Sprachen sind sogar den umgekehrten Weg gegangen. Die skandinavischen Sprachen haben Maskulinum und Femininum wieder zusammen gelegt.

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Machtnix53  23.06.2023, 09:35
@DocPsychopath
Einige indoeuropäische Sprachen sind sogar den umgekehrten Weg gegangen. Die skandinavischen Sprachen haben Maskulinum und Femininum wieder zusammen gelegt.

Das ist sehr vernünftig, dafür bin ich ja auch. Indem man die Sonderbehandlung der Frauen durch das Anhängsel -in so wenig wie möglich benutzt, anstatt es ausufern zu lassen. Im Englischen wird die Endung -ess ja auch nur höchst selten gebraucht, ohne dass die Frauen dort deswegen auf die Barrikaden gehen.

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DocPsychopath  23.06.2023, 10:47
@Machtnix53

Es ist nicht eine Endung an Berufsbezeichnungen, die weggefallen ist.

Es gibt ganz grundsätzlich nur zwei Geschlechter, das erwähnte belebte und unbelebte. Und entsprechend auch durchgehend keine Artikel usw.

Bei den Pronomen für männlich und weiblich gibt es im Grundsatz dieselbe leidige Diskussion um die angeblichen diskriminierten 70 Geschlechter. Dafür wurde ein drittes Pronomen geschaffen (das ich noch nie jemanden benutzen gehört habe). Vor zwei Jahren wurde ein Lehrer entlassen, der sich weigerte, einen "nichtbinären" Schüler mit diesem dritten Pronomen anzusprechen.

Man kann Sprache nicht durch ein ausgedachtes Konzept und per Beschluss ändern. Wenn Sprache sich wirklich ändert, wirken andere Prozesse.

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Warum sagen wir "Wiener Schnitzel" (maskulin) und nicht einfach "Wienerinnen Schnitzel" (feminin)

Wiener Schnitzel wird weder aus männlichen Wienern noch aus Wienerinnen gemacht, sondern meist aus Schweinefleisch, bei dem das Geschlecht keine Rolle mehr spielt.

Und was wäre ein Innenschnitzel ohne das Außen?

Wörter ohne das Anhängsel -in sind nicht ursprünglich maskulin, sondern generisch, also für beide Geschlechter gültig. Erst wenn sich eine weibliche Form mit -in etabliert hat, wird es als maskulin gedeutet.

'Mensch' ist ein Beispiel, das noch für Frauen und Männer gilt. Sollte sich 'Menschin' für Frauen durchsetzen, wäre das das Ende der Menschlichkeit. Statt dessen hätten wir eine Mensch*innenlichkeit.

Skippy2002 
Fragesteller
 19.06.2023, 23:18
Sollte sich 'Menschin' für Frauen durchsetzen, wäre das das Ende der Menschlichkeit

Sag's nur noch 2 Mal und dies wird auch noch vom Genderwahn aufgegriffen!

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In Wiener Schnitzel ist Wien in den Genitiv gesetzt worden. Und zwar in einen Pluralgenitiv. Der identisch ist ausgerechnet mit dem femininen. So wie der Mann einer Frau. Auf diesem Weg wird nach alter Sitte aus dem Substantiv ein Adjektiv.

Du beklagst hier also das angebliche Fehlen von etwas, das vorhanden ist.

Es fehlt nicht am Weiblichen in der Sprache.

Sondern an Kenntnissen der Sprache bei dir. Nur weil du - wie heutzutage durchaus verbreitet - den Genitiv nicht mehr kennst und beherrschst, heisst das nicht, dass seine Verwendung falsch oder politisch unkorrekt wäre.

Vielleicht solltest du da eher beim Erwerb von Kenntnissen anfangen als beim vorzeitigen Meckern über die Sprache?

Es ist das Wiener Schnitzel. "Wiener" bezwiht sich auf die Herkunft nicht auf die Bewohner. Ein schlechtes Beispiel.

Also ich gucke und lese nichts gegendertes, wenn es sich vermeiden lässt. Daher fällt mir das schon seit Monaten nicht mehr so auf. Keine Panik der Unsinn vergeht wieder, es hat keine Chance sich zu etablieren.

Aber zu deinem Beispiel, haben die das so gesagt? Mann, da diskriminieren die schon wieder die Wiener drinnen. Echt nicht mehr ok, langsam.

Skippy2002 
Fragesteller
 19.06.2023, 21:16
Keine Panik der Unsinn vergeht wieder,

Vollkommen richtig! Da muss ich automatisch an diesen geilen Witz denken:

Treffen sich Mutter Erde & Mr. Mars im Universum. Sagt Mr. Mars besorgt: "Mutter Erde, du schaust gar nicht gut aus! Bist du krank?" Antwortet Mutter Erde seufzend: "Ja, ich hab' mir Homo Stupidicus gefangen!" Darauf erwidert Mr. Mars lachend: "Keine Sorge, Mutter Erde: Auch das geht sehr bald vorbei; vertrau' mir!"

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