Warum wird bei Elektromotoren der Stator meistens nur von der Innenseite genutzt?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Du würdest das Magnetfeld dann auch außen beeinflussen und dieser Einfluss wirkt sich negativ aus, wo es eigentlich positiv wirken muss.

Diese Welt schenkt nichts! Um voranzukommen müssen wir etwas zurücklassen. Nichts geht ohne Verlust.


heny1997 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 10:40

Also das Magnetfeld vom inneren Rotor würde das vom äusseren Rotorbeeinflussen, da es genau umgekehrt wirkt? Verstehe ich das richtig?

Neugier2022  08.10.2024, 10:50
@heny1997

Du hast schon Recht aus meiner Sicht, dass das Magnetfeld des Stators auch nach außen wirkt:

https://cdn1.vogel.de/unsafe/fit-in/1000x0/images.vogel.de/vogelonline/bdb/1614000/1614070/original.jpg

Das ändert aber aus meiner Sicht nichts daran, dass Du nichts gewinnen wirst. Sowohl das Drehen des Rotors ist ein Kraftaufwand, als auch das Erzeugen von weiterer Energie, die Du über die Außenfeldströme zu generieren versuchst.

Ein Beispiel:

Ein Auto gibt einem anderen Wagen Starthilfe. Normalerweise ist es so, dass beim Starten des anderen Fahrzeugs der starhilfegebende Wagen in der Drehzahl absackt, wenn man kein Gas gibt und selbst wenn merkt man das auch noch. Warum ist das so?

Es liegt nicht (nur) daran, dass viel Strom aus der Batterie gezogen wird. Es liegt auch daran, dass die Lichtmaschine des Starthilfe gebenden Wagens in diesem Moment hoch belastet wird und diese Last muss der Verbrenner kompensieren.

Das wäre bei dem von Dir gedachten Szenario wohl ebenfalls so. Der Motor kompensiert das dann durch höhere Stromaufnahme.

Du kannst den Wirkungsgrad nicht so verbessern, ohne Last in Kauf zu nehmen. Bei gleichbleibender Last wäre es wohl anders, aber das würde ich hier nicht annehmen.

heny1997 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 10:55
@Neugier2022

Aha, also das Magnetfeld "merkt" also wenn es gebraucht wird und "saugt" dann mehr Strom (Ampere)? Also so wie ein Induktivladegerät auch weniger Energie im Leerlauf braucht, als wenn man ein Handy drauf legt.

Neugier2022  08.10.2024, 10:59
@heny1997

Mach doch einen einfachen Test.

Besorge Dir einen kleinen Elektromotor, den Du mit der Hand gefahrlos stoppen kannst. Lege Spannung an und ein Amperemeter.

Dann bringst Du Widerstand auf die Laufachse des Motors und beobachtest das Amperemeter. Die Stromaufnahme steigt an.

Elektromotoren brennen selten durch, weil sie so schlecht verarbeitet sind, sondern eben weil die Stromaufnahme enorm ansteigen kann und das zu thermischer Überlastung der Wicklung führt.

Deswegen verbaut man Motorschutzschalter (vor allem bei Drehstrommotoren). Die begrenzen den Stromfluss auf das max. Verträgliche für den Motor und unterbrechen den Stromkreis bei Überschreitung.

heny1997 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 11:04
@Neugier2022

Ok, das stimmt, vielen Dank für diese Anregungen. Stimmt. Ein Elektromotor braucht mehr Strom, da der Widerstand ansteigt. Ok, vielen Dank, habe ich so verstanden. Sehr gute Erklärung.

Bei einem vernünftig konstruierten Motor "verpufft" Das Magnetfeld natürlich nicht so einfach. Es gibt außen um die Elektromagnete einen Bereich aus Magnetischem Eisen der den Rückschluss zwischen den Magneten herstellt, die ja immer gegensätzlich gepolt sind. Jeweils zwei Magnete zusammen agieren also im Prinzip wie ein "Hufeisenmagnet"

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe den PKW Fuhrpark meiner Firma auf BEV umgestellt.

Ich verstehe was Du meinst. Also im Prizip dann 2 Rotoren. Technisch wäre das sicher machbar. In Form von Glockenankermotoren macht man das ja auch schon so ähnlich.

Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man damit den Wirkungsgrad steigern könnte. Reluktanzmotoren, wie sie heute schon in einige Elektrofahrzeugen eingesetzt werden, haben bereits um die 95%.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

heny1997 
Beitragsersteller
 08.10.2024, 11:30

Ich habe in einem anderen Kommentar erfahren, dass höhere Leistungen möglich wären, aber der Motor dann auch mehr Ampere zieht.

User591027  04.02.2025, 05:07
@heny1997

Das würden dann aber die vorhandenen Wicklungsdrähte nicht aushalten, denn die sind für den Nennstrom berechnet.

Elektroheizer  04.02.2025, 12:25
@User591027

Bei Bifilarwicklungen wäre das kein Problem. Ist im Modellbaubereich schon seit den 90ern normal. Weniger Windungen dafür mehr Drähte. Dadurch kann ein höherer Strom fließen und man hat ein stärkeres Magnetfeld.

Es gab sogar Motoren die waren 7x4 gewickelt. Also 4 Drähte aber nur 7 Windungen pro Ankerteil.

User591027  06.02.2025, 01:08
@Elektroheizer

Da helfen auch bifilare Wicklungen nichts. Kupfer hat einen ohmschen Widerstand. Das führt bei Stromfluss zu Erwärmung. Pro Quadratmillimeter geht eben nur ein bestimmter Strom, sonst verbrennt die Isolierung (Lack). Die Erwärmung geht sogar überproportional mit dem Stromfluss. Doppelter Strom = vierfache Verlustleistung. Und da sich bei Erwärmung der Widerstand des Kupfers weiter erhöht, wird es noch schlimmer.

Elektroheizer  06.02.2025, 12:51
@User591027

Es macht schon einen erheblichen Unterschied ob ich einen Draht mit sagen wir 0,25mm nehme oder 2 die zusammen den doppelten Querschnitt haben. Oder gar 4, wie in meinem Beispiel.

Durch die Drehzahl des Ankers ist dieser zawangsgekühlt durch die umgebende Luft. Wenn man jetzt noch dafür sorgt, dass der Motore genügend Frischluft bekommt, die über den Anker geleitet wird, kann man eine ganze Menge Wärme abtransportieren.

User591027  07.02.2025, 03:08
@Elektroheizer

Ja, eine gute Belüftung wird dafür sorgen, dass man mehr Leistung herausholen kann.

Normalerweise verwendet man bei der Ausführung mit einem einzelnen Wicklungsdraht einen Querschnitt, der den vorhandenen Platz auf dem Spulenkörper optimal ausnützt. Also ist damit eine bestimmte Leistung möglich.

Ich könnte also in einem solchen Fall keine zwei solcher Drähte bifilar wickeln, weil die einfach keinen Platz mehr hätten.

Also wären zwei Drähte kleineren Querschnitts notwendig, wodurch die Strombelastbarkeit pro Draht etwa auf die Hälfte zurückginge. Zusammengefasst könnte man also aus diesem Konstrukt auch nicht mehr Leistung ziehen.

Das einzige was vielleicht optimaler wäre, bei mehreren Drähten, den Luftraum zwischen den einzelnen Windungen besser auszunutzen. Aber bei zwei Drähten braucht somit die Lackisolation wieder mehr Raum.