Warum reden wir nicht alle Berlinerisch?

12 Antworten

Berlinerisch ist ein netter Dialekt (eigentlich ein Metrolekt), so wie wir in Deutschland Dutzende haben. Das speigelt die Kleinräumigkeit unseres Landes wider, in dem es noch vor hundert Jahren kaum einen akzentfrei hochdeutsch Sprechenden gab.

Im Gegensatz zu Großbritannien, wo die Sprachgrenze zwischen Oxford-English und den Dialekten mit der Sprachgrenze zwischen "gebildeten" und weniger gebildeten Schichten weitgehend identisch ist, sind in Deutschland die Sprachgrenzen immer noch nach regionalen Gegebenheiten gezogen.

Auch wenn sich durch die enorme Binnenmigration der vergangenen Jahrzehnte ein Abschleifen der lokalen Mundarten zugunsten eines eher regionalen seichten Dialekts feststellen lässt. Man will ja schließlich in ganz Deutschland verstanden werden, während es den Menschen in Großkleckersdorf früher völlig egal war, ob man sie in Kleinkleckersdorf noch verstanden hat. Da ging man eh nicht hin.

Die Standardsprache ist eine etwas komplizierte Geschichte, aber begonnen hat es mit Martin Luthers Bibelübersetzung. Seine Wortwahl war mittel- und oberdeutsch geprägt, und weniger niederdeutsch.

Daher heißt es z.B. "das" und nicht "det" wie in Berlin. Die Berliner Variante ist natürlich verschieden von echt plattdeutschen Varianten, hat jedoch deutlich mehr niederdeutsche Einflüsse zu verzeichnen.

Interessanterweise zieht sich die Aussprache mit dem -t weit nach Süden, selbst im Norden des Saarlandes heißt es "dat" (und nicht "das") (wie in NRW auch). Die dat-das-Linie durchzieht Deutschland von West nach Ost (und sowohl das nördliche Saarland als auch Berlin liegen nördlich davon).

https://de.wikipedia.org/wiki/Dat-das-Linie

Die Standardsprache (auch "Hochdeutsch" genannt) hat also mehr oberdeutsche (südliche) Einflüsse als die Berliner Variante. Sie breitete sich auch da aus, wo früher Niederdeutsch gesnackt wurde, das Gebiet an der Weser (z.B. Hameln) war früher niederdeutsch geprägt, heute spricht man dort (wie in Hannover) Hochdeutsch (mit nur noch geringem niederdeutschen Einfluss - meine Schwiegermutter spricht "Frühstück" mit einem "skandinavischen" "st" - also nicht "scht" wie im Hochdeutschen, sondern eben "st", wie dies auch ein Hamburger machen würde, oder "Meister Röhrich" aus den Werner Comic-Filmen, der einen holsteinischen Dialekt spricht).

In Hannover spricht man Hochdeutsch? Das wäre mir neu. Ich arbeite da schon ein paar Jahrzehnte und habe auch ein paar Jahre in der Landesprovinzstadt gelebt, aber Hochdeutsch ist mir da nur selten untergekommen.

Man höre sich nur einmal die Eingeborenen der älteren Stadtteile an. Das wird aus der Gurke eine Gu(r)chke und Ahnliches. Die Arschkrampen geben des im hannoverschen Umfeld gesprochene Idiom sehr gut wieder.

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Bayern hat eine jahrhundertealte Geschichte und gehört zu den Gebieten, in denen um das Jahr 800 die deutsche Sprache entstanden ist. Da hat es Berlin noch gar nicht gegeben, und Deutsch hätte dort niemand verstanden.

Weil Bonn zwischen 1949 und 1990 provisorische Hauptstadt war während Berlin die Hauptstadt des Ostens war...und in der DDR sprechen sie ja alle sehr ostdeutsch, was sehr verwandt mit dem Berlinerischen ist, während man in Bonn schon eher das spricht, was man hochdeutsch nennen kann...

Deutsch entstand erst nach 1949? geil xD

Aber: Dann hat man im Westen (BRD) Rheinländisch gesprochen und im Osten (DDR) Berlinerisch oder wie? xD

Nene kann nur Spaß sein ^^

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Ja, die Bundesrepublik Deutschland entstand 1949!

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Und abgesehen davon entstand die germanische Sprache lange vor Berlin. Was ist denn überhaupt dein Problem?
Glaubst du das englisch mit Oxford entstanden ist? Glaubst du das französisch in Paris erfunden wurde?
Natürlich gibt es die Sprache länger als die Städte. Demnach relativierst du mit deinem abwertenden Kommentar deine eigene Frage. Glückwunsch!

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Die deutsche Standardsprache ist kein Regionaldialekt, der als landesweit vorbildlich erklärt wurde, sondern ein Kunstprodukt, das aus einem Wortschatz aus mittel- und oberdeutschen Dialekten besteht, die nach weitgehend niederdeutschen Regeln ausgesprochen werden.

Die Normierung der Aussprache wurde ursprünglich für Theaterbühnen festgelegt, aber spätestens durch Verbreitung von Rundfunk und Fernsehen (deren Sprecher ja die gleiche Sprachausbildung haben wie Schauspieler) gilt diese in ganz Deutschland als Vorbild.