Warum lehnen die Juden die Trinität ab und die Christen nicht?

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1. Was ist die Trinität

Wir finden in der Bibel ein klares Statement: Es gibt nur einen Gott, aber es werden auch 3 Personen vorgestellt, die sich als diesen einen Gott identifizieren.
Trinität ist also: Es existiert ein Wesen (1 Gott) und dieses eine Wesen hat drei Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist).

2. Wieso lehnen die Juden sie ab und die Christen hingegen nicht

Es gab im antiken Judentum tatsächlich jüdische Ströme, die an zwei Mächte im Himmel geglaubt haben. Also dass nur ein Gott existiert, aber doch irgendwie mehrere zu unterscheidene "Mächte" wirken.
Das alte Testament alleine ist eben nicht ganz eindeutig, sondern es hat gewisse Anzeichen auf die Trinität, die aber erst mit dem neuen Testament im Gesamtkontext eindeutig werden. Zum Beispiel:

"So spricht der HERR, der König Israels und sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott."
- Jesaja 44:6

3. Wieso gibt es das neue und das alte Testament

Man bezeichnet es halt so. Das alte Testament waren die Schriften zur Zeit Mose bis Maleachi, der alte geschlossene Bund mit dem Volk Israel und das neue Testament ist die "frohe Botschaft" für die ganze Welt.

4. Wer sind Lukas, Johannes und Matthäus

Lukas war Arzt, Evangelist und ein Schüler von Apostel Paulus. Johannes & Matthäus waren Aposteln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ex-Atheist & belege Theologie-Kurse

1 Sie ist ein Mysterium, das nicht wirklich verstanden werden kann.

2 Erst seit Christus wissen wir davon, die Juden lehnen aber Christus ab.

3 Das neue Testament berichtet das neue, das Christus uns gebracht hat. Das alte Testament die Geschichte davor, welche sein Kommen vorbereitet hat.

4 Lukas war ein Mitarbeiter des heiligen Paulus. Johannes war einer der Apostel Jesu. Matthäus auch, er ist der Zöllner, der im Evangelium erwähnt wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Praktizierender Katholik. Lese viel zu Glaubensfragen.

Die Juden orientieren sich am jüdischen Glauben von Jesus, der ja nichts mehr von seiner posthumen Vergottung mitbekommen hat. Das hätte er wohl selbst als Gotteslästerung empfunden.

W18J66  10.01.2024, 12:05

Nein, er selbst hat sich als Gottes Sohn bezeichnet und sich auf seinen Vater im Himmel berufen.

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Nofear20  10.01.2024, 12:15
@W18J66

Das "Vater unser" heißt nicht, dass alle uneheliche Söhne oder Töchter von Jahwe sind. Der himmliche Vater ist ein Synonym für Jahwe gewesen. Jesus hat sich nirgendwo als Gott bezeichnet. Das trauten sich die Evangelisten nicht. Erst im späten Johannesevangelium traut sich der unbekannte Schreiber, Jesus mit Gott ansprechen zu lassen, durch den ungläubigen Thomas. Insofern ist der Vergottungsprozess im Johannesevangelium am weitesten fortgeschritten. Zum Vollgott wurde er aber erst durch die folgende Kirche erhoben. Damit handelte man sich natürlich das Problem der Trinität ein.

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Goldlaub  10.01.2024, 12:22
@W18J66

Er sagte aber auch, alle Menschen sind seine Brüder (und Schwestern) im Geist, in anderen Aussagen wird von Gottes Kinder (die wir alle sind) gesprochen. Inwiefern ist da ein Unterschied zwischen Gottes Sohn und Gottes Kind? Schon mal darübernachgedacht ?

Leiblich ist er Mensch wie du und ich. Oder bezweifelst du das?

In geistiger Hinsicht meint er, dass auch jeder seiner Brüder und Schwestern, also du und ich und jeder andere , die Möglichkeit hat, so zu sein wie er. DAS ist seine Aussage! Die wird immer noch falsch verstanden! Wenn er sagt, keiner kommt zum Vater, als durch mich, bedeutet das: Jeder muss so sein (werden) wie Jesus, damit er das, was Vater genannt wird, überhaupt erkannt wird.*

Wenn also ein Mensch diesen "höheren" geistigen "Zustand" des Bewusstseins erreicht hat, kann er unmittelbar verstehen. Wenn dieser Mensch aber nicht Jesus ist (er hat nur die gleichen "geistigen Augen" geöffnet), dann betet man den doch auch nicht an. Denn das hilft nichts.

Wie man quasi so einen klaren Geist wie Jesus erlangt ist eine andere Debatte wert! ;-)

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Aylamanolo  10.01.2024, 13:33
@W18J66

das tun wir doch alle. "Vater unser, der du bist im Himmel." Wir nennen uns "Kinder Gottes" und die Nonnen sogar Bräute von Jesus.

das darf man doch nicht wörtlich nehmen, und das hat Jesus sicher nie so gemeint.

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Franz1957  10.01.2024, 15:15
@Nofear20
Erst im späten Johannesevangelium traut sich der unbekannte Schreiber, Jesus mit Gott ansprechen zu lassen, durch den ungläubigen Thomas.

Als Thomas "Mein Herr und mein Gott!" sagte, sprach er seinen Herrn und Gott an, so viel sagt der Text. Die gängige Ansicht, daß er damit Jesus meinte, ist eine Auslegung.

Wen sprechen Leute an, wenn sie von Stauen oder Schrecken überwältigt "Oh my God!" sagen? Z.B. die Physiker, als sie in der kosmischen Strahlung ein Teilchen von unglaublich hoher Energie gemessen haben. https://de.wikipedia.org/wiki/Oh-My-God-Teilchen Oder die Augenzeugen des Terroranschlags von 9/11. https://www.youtube.com/watch?v=fqMGYOXZfOw

Damit handelte man sich natürlich das Problem der Trinität ein.

Ein Problem für die Politik der römischen Staatskirche waren offenbar die, die sie ablehnten. Gelöst wurde es, indem man nichttrinitarische Christen aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausschloss. Auf demselben Konzil 325 übrigens, auf dem man auch beschloss, den Termin des Osterfestes fortan so zu berechnen, daß es nicht mehr zeitgleich mit dem Pessach der Juden gefeiert wurde. Mit den Worten Konstantins: "Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhassten Volke der Juden."

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Herbert1S  10.01.2024, 18:55
@Nofear20
Erst im späten Johannesevangelium traut sich der unbekannte Schreiber, Jesus mit Gott ansprechen zu lassen, durch den ungläubigen Thomas. Insofern ist der Vergottungsprozess im Johannesevangelium am weitesten fortgeschritten.

Laut Evangelium sagte Thomas zwar: "mein Herr und mein Gott", aber damit kann nur ein Gott im Sinne von Psalm 82,6 gemeint sein:

Ich sagte: Ihr seid Götter, Söhne des Höchsten seid ihr alle!

Damit hat Jesus nur seine Gottessohnschaft verteidigt.

Joh 10,34: Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«?

Keinesfalls ist aber Jesus der höchste Gott selbst, denn den kann kein Mensch sehen, wie geschrieben steht in

Joh 1,18Niemand hat Gott jemals gesehen; der einziggeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ⟨ihn⟩ bekannt gemacht.

1Joh 4,12 Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.

.

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Nofear20  11.01.2024, 11:28
@Franz1957
Als Thomas "Mein Herr und mein Gott!" sagte, sprach er seinen Herrn und Gott an, so viel sagt der Text. Die gängige Ansicht, daß er damit Jesus meinte, ist eine Auslegung.
Wen sprechen Leute an, wenn sie von Stauen oder Schrecken überwältigt "Oh my God!" sagen?

Man darf nicht den Fehler machen, heutige Sprüche wie OMG ins Neue Testament zurück zu projizieren. So war das mit Sicherheit nicht gemeint. Die Ansprache mit "mein Herr und mein Gott" soll dem Leser klar machen, mit wem wir es bei Jesus zu tun haben. Jesus widerspricht ihm nicht, sondern bestärkt in eher noch.

Man muss aber dazu sagen, dass der unbekannte Schreiber des Johannesevangeliums kaum authentische Jesusworte beisteuern kann. In seinen theologischen Schwerpunkten unterscheidet es sich deutlich von den Synoptikern. Es gilt allerdings auch als das judenfeindlichste.

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Nofear20  11.01.2024, 11:56
@Herbert1S
Joh 10,34: Jesus antwortete ihnen: Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: »Ich habe gesagt: Ihr seid Götter«?
Keinesfalls ist aber Jesus der höchste Gott selbst, denn den kann kein Mensch sehen, wie geschrieben steht in
Joh 1,18Niemand hat Gott jemals gesehen; der einziggeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ⟨ihn⟩ bekannt gemacht.
1Joh 4,12 Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir einander lieben, bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollendet.

Das Problem ist, dass der unbekannte Schreiber kaum authentische Jesusworte beisteuern kann. Er hat sie wohl mehr oder weniger frei erfunden.

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Es gibt auch Christen, die die Trinität ablehnen.

Die Trinität wurde erst sehr spät, im 4.Jahrhundert, auf Konzilen ausdiskutiert und "beschlossen".

Menschen die sie ablehnten, wurden später gewaltsam "beseitigt".

Sie wird angezweifelt, weil sie über Umwege in die Bibel hineininterpretiert werden muss und von Schriften, gerade von Jesus selbst, überhaupt nicht erwähnt wird. Geschweige denn, dass sie als irgendwie wichtig markiert wird.

Sie wurde u.a. beschlossen, um das Christentum besser unter den Heiden (Römern und Griechen) verbreiten zu können und sich vom Judentum abzuheben, und orientiert sich an bestimmten heidnischen Mythen. Die Juden und viele urchristliche Gruppen (die abgeschlachtet wurden) glaubten nicht daran. Sie wurde auf Konzilen unter römischem Machteinfluss beschlossen.

Die meisten Christen hier sind in dieser Irrlehre gefangen, einfach weil sie seit langrm Tradition ist und ignorieren den Fakt, dass sie unchristlich und unbiblisch ist. Sie müssen sich die "Belege" mühselig aus den Fingern saugen, aber keiner dieser "Belege" hält tieferer überprüfung stand.

Aber es gibt wie gesagt auch minderheitliche Gruppen, die sie vernünftigerweise nicht akzeptieren.

Auch unter den katholischen, evangelischen orthodoxen bzw. orientalischen/ost-kirchen, gibt es zumindest innerhalb der Trinitätstheorie unterschiedliche Sichtweisen.

Ein häufiger Fehlschluss ist auch, dass antitrinitarische Christen nicht an die Göttlichkeit Jesu glauben. Sicher, manche tun das vielleicht nicht, und das ist auch in Ordnung. Das eine hat jedoch mit dem anderen nichts zu tun. Man kann daran glauben, dass Jesus eine Emanation Gottes ist, oder ein Mensch als Träger für Gottes Geist, oder Gott in Menschengestalt, Gottes Sohn, etc. pp. Das hat aber mit der Aussage "Gott hat genau 3 Personen" rein gar nichts zu tun. Gott ist Gott, es ist und bleibt der eine Gott. Nur weil ein Tropfen (Jesus) aus dem Meer (Gott) auf den Strand (irdische Welt) fliegt, darin versickert (Tod) und von der Brandung wieder ins mehr gezogen wird (Auferstehung), ist dieser Tropfen nicht plötzlich eine feste Person von Gott.

Und es wäre geradezu gotteslästerlich, Gott in (nur) drei feste Personen einzuteilen und zu festzulegen. Der einzige, allmächtige, ewige Gott hat unendlich viele Facetten. "Vater-Sohn-Heiliger Geist" und das wars, wirkt dagegen offengestanden eher albern und wird Gott nicht gerecht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Anthropologie, Orientalistik & Biologie-Studium

Für die Juden war Jesus nicht der Messias, auf den warten die immer noch. So fehlt zur Trinität zumindest Einer.