Warum kommt die AfD besonders im Osten an?

17 Antworten

Die Mythen und Legenden der alten Bundesrepublik werden von den Ostdeutschen eher als Mythen und Legenden gesehen. Das geht von den Gründungsmythen der alten Bundesrepublik wie z. B. die angebliche Entnazifizierung über den Mythos von der hier herrschenden Demokratie, die ja Volksherrschaft bedeutet, bis hin zum Mythos, dass wir, die Deutschen, als Teil des Westens zu den Guten gehören. Damit haben viele Ostdeutsche ein viel distanzierteres und kritischeres Verhältnis zum Staat Bundesrepublik.

Abwertung, Demütigung und Marginalisierung als Erfahrungen infolge der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik sitzen tief.

Die Ostdeutschen machen sich den naiv-sklavischen Transatlantizismus weniger zu Eigen, als ihre westdeutschen Landsleute. Sie sind bei Weitem nicht so amerikanisiert wie die Westdeutschen. Die NATO ist für viele Ostdeutsche kein Verteidigungsbündnis und wird auch nicht positiv gesehen. Vor diesem Hintergrund wird auch die neuere Geschichte, den Krieg in der Ukraine eingeschlossen, anders bewertet.

Viele Ostdeutsche haben andere Erfahrungen oder überhaupt Erfahrungen mit Russland und den Russen und deshalb ein ganz anderes Russlandbild als die Westdeutschen.

Das und mehr macht die Ostdeutschen weniger anfällig für die westlichen, die westdeutschen Propagandaerzählungen.

Politische Parteien, die sich in diese westlichen Propagandaerzählungen einbinden lassen, diese aktiv verbreiten und in Politik umsetzen, werden nicht als Interessenvertreter des Volkes wahrgenommen.

Das hat die AfD erkannt und geriert sich jetzt als einzige verbliebene Friedenspartei, als einzige Partei, die sich im Gegensatz zum sklavischen Vasallentum gegenüber den USA durch die anderen Parteien, deutschen Interessen verpflichtet fühlt. Der völkische Flügel und die Tatsache, dass die AfD eigentlich das alte Establishment der alten Bundesrepublik ist, spielt für die Ostdeutschen weniger eine Rolle.

Gäbe es eine linke Oppositionspartei, käme die im Osten aus dem Stand auf zweistellige Prozentwerte bei Wahlen.

lifefree 
Fragesteller
 05.09.2023, 08:50

,,die angebliche Entnazifizierung "

Trifft auch auf den Osten zu.

,,Abwertung, Demütigung und Marginalisierung als Erfahrungen infolge der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik sitzen tief."

Was wäre die Alternative gewesen?

,,Das und mehr macht die Ostdeutschen weniger anfällig für die westlichen, die westdeutschen Propagandaerzählungen."

Aber anfälliger für die russischen Lügen und Betrügereien.

,,werden nicht als Interessenvertreter des Volkes wahrgenommen."

Warum haben sie es bisher nicht geschafft, eine eigene Partei zu gründen?

,,Das hat die AfD erkannt und geriert sich jetzt als einzige verbliebene Friedenspartei, gründen?"

Viele im Osten fallen auf eine nationalsozialistische Partei herein, weil sie sich nach Nationalsozialismus sehnen.Sie verfügen über zuwenig Erfahrung mit westeuropäischer Demokratie.

,,Gäbe es eine linke Oppositionspartei, käme die im Osten aus dem Stand auf zweistellige Prozentwerte bei Wahlen. "

Es gibt doch ,,Die Linke". Aber die scheint auch nicht zu passen.

Es bleibt nur Jammern. Immer sind die anderen Schuld, wenn man selbst nichts zustande bringt.

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KurtSchuster  05.09.2023, 20:09
@lifefree

Es überrascht mich nicht im Geringsten, dass meine Antwort mit einem Kommentar versehen wird, der nur so strotzt vor dümmlichen, kenntnislosen Westnarrativen (Mythen) über Ostdeutsche. Du hättest die Chance gehabt, mit meiner Antwort eine andere Perspektive zur Kenntnis zu nehmen, die dir selbst den Blick hätte erweitern können. Aber mit dem dicken Brett westdeutscher Borniertheit vor der Stirn ist das natürlich nicht möglich.

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Mit der Auflösung der DDR und der ökonomischen Zerstörung durch die Treuhand wurden die Menschen ökonomisch und politisch abgehängt. Zuvor war die PDS ziemlich stark im Osten, doch nun ist es die AfD. Das liegt nicht an "mangelnder Demokratieerfahrung" sondern an Verzweiflung und Frust, und die Partei schafft es, damit und ihren rechten Populismus ("Für den einfachen Bürger stehen") Wählerstimmen zu bekommen, obwohl ihr Programm de facto den Besserverdieern zugute kommt. Es handelt sich dabei in erster Linie um Protestwählen aufgrund von Enttäuschung durch den großen Parteien und der Zerstörung des damaligen Lebensstandarts durch die Treuhand-Privatisierungen.

FAQxJenosse  04.09.2023, 08:30

Wobei es unentschuldbar ist, sich mit Faschist:innen gemein zu machen. Ich sehe die Gründe, aber kein Argument.

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5432112345  04.09.2023, 09:00
@FAQxJenosse
Wobei es unentschuldbar ist, sich mit Faschist:innen gemein zu machen.

Es ist sowohl deine persönliche Meinung, dass es sich um Faschisten handelt, als auch, dass es unentschuldbar wäre.

Für die Entscheidungsfindung anderer Menschen ist deine persönliche Meinung wenig relevant.

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FAQxJenosse  04.09.2023, 09:02
@5432112345

Das ist unwahr, da ich durch persönliche Gespräche schon Menschen überzeugen konnte, nicht die Blaunen zu wählen.

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5432112345  04.09.2023, 09:08
@FAQxJenosse

Du versuchst eine sachliche Aussage "Gründe, keine Argumente" mit einer persönlichen Meinung zu begründen. So funktioniert das aber nicht. Es sind nicht deshalb keine Argumente, weil du das gern so hättest und wen du alles von deiner Meinung überzeugen kannst ändert daran auch nichts.

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FAQxJenosse  04.09.2023, 09:18
@5432112345

Ich verstehe, was Du meinst. Am "einfachsten" wäre ein Verbot der AfDer, das halte ich nur leider nicht für die beste Lösung, weil es für noch mehr Unruhe sorgt. Ich hoffe, Wagenknecht kann etwas dumpfen Protest einsammeln.

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seizegott  04.09.2023, 18:20
@FAQxJenosse

Na ja, von Argument spricht ja auch keiner. Es geht hier einfach um materielle Zusammenhänge, die keine Entschuldigung sind, aber die eben mehr einen Lösungsansatz beinhalten als allen AfD-Wähler:innen zu sagen, sie seien Faschos.

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Guardianangel1  04.09.2023, 08:49
ökonomischen Zerstörung durch die Treuhand wurden die Menschen ökonomisch und politisch abgehängt.

Das wird von Bürgern der EX DDR gerne behauptet. In Wirklichkeit waren die Firmen nicht mehr liquide und oft zu veraltet um wieder aufgebaut zu werden, was den Leuten dort am liebsten gewesen wäre. Aber oft ist es preisgünstiger neu aufzubauen als veraltetes zu erhalten.

Der Treuhand wurde weltweit bestätigt, dass es eine einmalige Leistung war, diese Aufgabe gemeistert zu haben, denn es war es das erste und einzige mal, dass so etwas gemacht werden musste.

Es gab anfänglich genug ausländische Investoren , die gerne in der DDR investiert hätten, aber sie wurden duch die offensichtliche Fremdenfeindlichkeit abgeschreckt.

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Adjuvar  04.09.2023, 10:46
@Guardianangel1

Aus dem Buch "Stasi State or Socialist Paradise?":

https://archive.org/details/StasiStateOrSocialistParadise/page/n90/mode/1up?view=theater

"Even if not admitted publicly, the Teuhand, once in Western hands, saw its task as overseeing the rapid dismantling of GDR state assets so that no potential competition with West German companies would arise. This was legitimised by the allegation that GDR industry was ‘marode’ i.e. rotten, and could not be rescued anyway. Apart from the fact that UN statistics contradict that claim^ 2 , during the 1980s, the GDR had bought over 700 top-of-therange industrial complexes to help modernise some of its key industries.These are still productive today and are bringing in profits for their new owners - so a description of the whole GDR economy as ‘rotten’ is hardly accurate."

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eingew  04.09.2023, 18:34
@Adjuvar

Der Sozialismus der Sovietunion und seiner Verbündeten ist primär wirtschaftlich und erst in zweiter Reihe sozial gescheitert. Bei der Wiedervereinigung ist sicherlich vieles schief gelaufen und mancher aus dem Westen hatte böse Absichten. Das ändert nichts daran, dass die wirtschaftliche Kraft der BRD die der DDR massiv überstieg. Der allgemeine Lebensstandard und der Grad der menschlichen Entwicklung war in der BRD deutlich höher. Egal wie fair ein Wettbewerb zwischen den Firmen der beiden Länder gestaltet worden wäre, die ehemals sozialistischen Betriebe hatten von Beginn an wenig Chancen. Das lässt sich auch nicht durch unlautere Machenschaften durch den Westen wegignorieren.

Abgesehen davon läuft die wirtschaftliche Entwicklung im Osten besser als in Polen, Tschechien und anderen vergleichbaren Staaten der ehemaligen Sovietunion. Auch wenn ich den Unmut vieler Ostdeutscher nachvollziehen kann, so fällt es mir doch schwer, eine unfaire Benachteiligung wie sie mitunter propagiert wird, in der Realität tatsächlich nachprüfbar finden zu können. Auch wenn die mangelhafte politische Repräsentation von Ostdeutschen in ihren eigenen Parlamenten und Behörden sicherlich ein Unding ist.

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Ein Grund ist die Tatsache, dass es im Osten - bis auf wenige Ausnahmen - keine Muslime gibt. Es ist empirisch belegt, dass der Kontakt zu Muslimen Islamfeindlichkeit abbauen bzw. dass diese gar nicht erst entstehen kann. So hat auch Pegida seinen Ursprung im Osten. Viele Leute sind dort generell eher rechts eingestellt.

seizegott  04.09.2023, 18:18

Leute im Westen sind genau so rechts eingestellt, denen gehts nur gut genug, um CDU zu wählen.

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mit Demokratie hat das wenig zu tun. Oder doch?
In der DDR gab es bei Wahlen eine einzige Liste von Kandidaten, die die meisten Bürger nicht kannten. Sie hatten praktisch keine Wahl.
Jetzt gibt es jede Menge Listen und Kandidaten, die die meisten Bürger auch nicht kennen.
Jetzt haben sie eine Wahl, ohne zu wissen, was sie wählen.

Der Unterschied zwischen früher und heute sind die großen Plakate, die es in der DDR nicht gab.
Die Bürger im Osten werden bedauert, dass sie in einer Diktatur, eben ohne die großen Plakate und Sprüche, leben mussten.
Viele, sehr viele sehen das als Verhöhnung an, werden also die die derzeit regieren nicht auch noch wählen.

Die Linke? Nein die nicht, die haben doch verhindert, dass ich in Spanien, Italien ... Urlaub machen konnte. Dass sie in der DDR nicht von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht waren, ist von untergeordneter Bedeutung. Es gab nur selten mal Bananen.

Wer bleibt jetzt noch übrig? Natürlich die AFD.

  • Die Senkung der Energiekosten gegen eine "Deindustrialisierung Deutschlands".

Eine rigide Flüchtlingspolitik.
Eine Ablehnung der aktuellen Politik der EU
Die Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen und Volksabstimmungen.
Die Reaktivierung der abgeschalteten Atomkraftwerke und der Bau neuer Meiler.
Die Abschaffung des Öl- und Gasheizungsverbots
Die Abschaffung des Verbots von Verbrennern.
Die Streichung der CO2-Abgabe auf Heizöl, Erdgas, Benzin oder Diesel.
Die Erhöhung der Pendlerpauschale ab dem ersten Kilometer auf 50 Cent.

Das ist doch was.

Senkung der Energiekosten. Hurra, ich bin dafür, soll doch Scholz seine privaten Milliarden spendieren.

Eine rigide Flüchtlingspolitik. Ich bin dafür: Wer soll den unsere Bananen erneten, wenn die alle hier sind?

Eine Ablehnung der aktuellen Politik der EU: Jawohl: Deutschland hatte lange Jahre einen Erzfeind, den brauchen wir wieder "es leben der Patriotismus", warum sollen die faulen Spanier mit unserem Geld in Andalusien Hotels bauen können ... ?

Die Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen und Volksabstimmungen.
Richtig: Nur die AFD wusste, das man mit Vitamin C (dafür steht doch das C) das Corona-Virus hätte töten können. Eine Volksabstimmungen darüber, ob wir das Virus nach Deutschland lassen sollen, hätte das Problem gelöst. Die Regierung hätte durch Nichtstun die 175 Tausend Tote verhindern können.

Die anderen Punkte kommen natürlich (und nicht nur im Osten) gute an.
Da sich das Klima nicht durch die Tätigkeit des Menschen ändert, können wir auch so weiter leben wie bisher.
Warum so viel Wert auf Umweltschutz geachtet wird, ist völlig unverständlich. Wir haben Fliegen und anderes Ungeziefer immer mit Gift beseitigt. Das muss wieder zugelassen werden. Deshalb auch weg mit der EU.

Wenn ich meine eigene Gedanken so lese, kommt mit die Idee eine AFD zu gründen.

Eine Alternative für Dumme. Vielleicht auch AFgD ( für ganz Dumme).

lifefree 
Fragesteller
 05.09.2023, 09:03

,,Wenn ich meine eigene Gedanken so lese, kommt mit die Idee eine AFD zu gründen.

Eine Alternative für Dumme. Vielleicht auch AFgD ( für ganz Dumme). "

Die gibt es schon.Da kommst Du zu spät.

Oder vielleicht eine AfdNS = Alternative für deutsche Nationalsozialisten.

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guenterhalt  05.09.2023, 11:46
@lifefree

Alternative für deutsche Nationalsozialisten.

sind das nicht schon einige andere Parteien, die das "Nationalsozialisten" durchschaut haben?

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