Warum ist Polen-Litauen gefallen?

4 Antworten

Weil Preussen, Österreich und Russland es haben wollten. Der Motor der Teilungen, die du hoffentlich schon recherchiert hast, war Preussens König Friedrich (jener so genannte "Grosse"). Ihm missfiel einfach, dass Brandenburg und Ostpreussen durch polnisches Land getrennt waren. Also überredete er Maria Theresia von Österreich und Kathrina von Russland, den Kuchen aufzuteilen.

Polen konnte sich dagegen nicht wehren. Keine Grossmacht war zu der Zeit bereit, sich einzumischen. Frankreich und England - die beiden anderen Grossmächte - waren von gegenseitigen Kriegen (amerikanische Unabhänigkeit) ausgelaugt. Es war einfach 3:1. Drei Grossmächte fielen von allen Seiten (!) über eine her. Schau auf die Karte: es gab für Polen-Litauen quasi kein Hinterland, jede Grenze hatte es mit einer der drei anderen Grossmächte. Welche Armee kann unter dieser Bedingung ein Land verteidigen?

Das ist einfach ganz banal der wahre Grund. Mit den inneren Verhältnissen - Wahlmonarchie usw. hatte das nichts zu tun. Auch wenn das immer wieder behauptet wird. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass eine absolute Monarchie der Übermacht standgehalten hätte.

Eine Anmerkung: Deine Karte ist offenbar von polnischen Nationalisten gezeichnet. Auf Ostpreussen hatte Polen keine Rechte mehr. Es hatte diese Ansprüche anlässlich der Krönung des ersten Königs in Preussen aufgegeben. Eher könnte man Sachsen noch einzeichnen, weil es durch Personalunion mit Polen verbunden war.

Hey! Schön, dass du diese spannende Frage stellst das Thema Polen-Litauen ist so faszinierend wie tragisch. Ich erinnere mich noch gut an ein Geschichtsseminar, das ich an der Uni belegt habe unser Professor war total begeistert von der Geschichte der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Er erzählte uns einmal, wie er auf einer Reise durch Vilnius in einer alten Bibliothek ein Dokument aus dem 17. Jahrhundert in der Hand hielt. Da wurde mir klar, wie komplex das Ganze war. Polen-Litauen ist nicht einfach gefallen, weil eine Armee stärker war – es war ein schleichender Zerfall durch innere Schwäche und äußeren Druck. Die "Goldene Freiheit" des Adels, also das Liberum Veto (wodurch ein einziger Abgeordneter Entscheidungen blockieren konnte), hat das Land politisch fast handlungsunfähig gemacht. Stell dir vor, jedes Mal, wenn du mit deinen Freunden Pizza bestellen willst, sagt einer nein und dann war’s das mit dem Essen. So ungefähr funktionierte die Politik damals!

Aber das war nicht alles. Die Nachbarn Preußen, Russland und Österreich haben ziemlich clever agiert. Während Polen-Litauen intern strauchelte, bauten sie ihre Macht aus und warteten nur auf den perfekten Moment um zuzuschlagen. Ich stelle mir das immer wie bei einem Spiel vor, das du verlierst, weil du zu viele Regeln hast, und die anderen Spieler einfach machen, was sie wollen. Ich habe das Gefühl, Polen-Litauen war wie ein großer, schöner, aber unbeweglicher Riese, während drumherum flinke und berechnende Nachbarn standen. Die drei Teilungen am Ende des 18. Jahrhunderts waren dann der finale Schlag und ganz ehrlich, es ist bis heute eines der traurigsten Kapitel der europäischen Geschichte. Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter!

Innenpolitische Schwächen.

Die Aristokraten verhinderten jede Form von Zentralismus und der gewählte König hatte kaum real-politische Macht. Dadurch gab es auch keine zentrale Verwaltung und keine gemeinsame Verteidigungsstrategie. Durch das Konzept des "Liberum Veto" konnte jeder (!!) Abgeordnete im Parlament alle Beschlüsse blockieren und diese Vetos wurden häufig durch ausländische Interessensvertreter erkauft, für gezielte Sabotagen, besonders durch Russland, Preußen und Österreich.

Außerdem war es eine Form von Vielvölkerstaat, indem es zu ethnische, religiösen und kulturellen Spannungen kam, bis am Ende zu den Kosakenaufständen.

Am Ende wurde das Gebiet auch unter den Großmächten von Russland, Preußen und Österreich aufgeteilt, bis Polen sogar 1795 das erste Mal vollständig von der Weltkarte verschwunden war.

Polen war einerseits innerlich zu zerissen: der Großadel war zu mächtig und zu egoistisch in seinem Machtstreben. Dies schwächte die Zentralregierung bzw. das Oberhaupt des Reiches als derjenige, der den Staat zusammenhält. Also eine ähnliche Situation wie im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, nur eben ohne Flickenteppich.

Andererseits wurden die Nachbarn Preußen, Österreich-Habsburg und Russland immer mächtiger durch ihr Militär und ihre relative Einheit und starke Zentralregierung.

Zudem hatte Polen-Litauen auch immer mehr mit Konflikten der unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen Schwierigkeiten. Viele Völker wollten nun mal nicht unter polnischer Oberherrschaft leben.