Warum ist Kinderkriegen so unattraktiv in DE?

18 Antworten

Warum es unattraktiv ist, Kinder zu bekommen?

Wenn Du es genau wissen willst: Weil die potenziellen Eltern nicht mehr zu Einschränkungen aller Art, die übrigens weit über materielle Dinge hinaus gehen, bereit sind. Interessanterweise sind das aber auch genau die Menschen, die in ihrem Anspruchsdenken verlangen, dass sie im Alter bestmöglichst gepflegt werden, ihre Rente selbstverständlich gezahlt werden muss etc., dazu an Einsamkeit leiden, ohne daran zu denken, dass genau das nur Kinder gewährleisten können.


Monazit  18.07.2023, 15:01

Guter Kommentar! Jetzt stellt sich die Frage, wie hat man zu dem Thema vor 60 Jahren gedacht? Hat man einfach weniger gedacht und mehr gemacht; war das Anspruchsdenken deutlich niedriger, lag es an der Rollenverteilung....

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HugoHustensaft  18.07.2023, 15:07
@Monazit

Alles zusammen - und es war weder "technisch" möglich, Kinder zu verhindern (es gab halt keine Pille), zudem "musste" man Kinder haben, alles andere war gesellschaftlich verpönt und verdächtig.

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Monazit  18.07.2023, 15:49
@HugoHustensaft

Also resultiert Vieles aufgrund der persönlichen Anpassung an die vorherrschende, gesellschaftliche Strömung?! Wieso hatten und haben nicht mehr den Mut, sich keiner Strömung zu unterwerfen, sondern "Ihr Ding zu machen" , sich von der Gesellschaft zu distanzieren ohne Grundrechte anderer zu verletzen??

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Ich habe niemals Kinder gewollt, das war schon absolut klar, als ich noch im Grundschulalter war. Du könntest mir auch ne Million pro Kind geben und ein Häuschen im Grünen obendrauf und ich würde TROTZDEM kein Kind haben wollen.

Der Grund ist halt vor Allem, das ich dem Kind nicht gerecht werden könnte. Einmal weil ich Babies einfach verabscheue und alles an ihnen unangenehm finde, dann wegen der Depression und zu guter Letzt weil ich einfach ein Mensch bin, der nur sehr wenig Geduld und eine empfindliche Nase hat. Ich muste als Kind (mit 10-11) Windeln wechseln und hab dabei immerwieder gereihert, das war vielleicht auch prägend...

Mich um andererleuts Kinder ab so etwa 3 - 4 Jahren kümmern und sie wieder abgeben wenn sie doof werden? Gern! Jugendliche betreuen? Hab ich jahrelang gemacht und hatte Spaß dabei, auch mit Jugendlichen, an denen Fachleute verzweifelt sind.
Da hat man einfach die guten Sachen aber eben nicht 24/7 ein Kind für 18+ Jahre.

Warum jemand keine Kinder hat oder will, ist natürlich individuell unterschiedlich.

  • es gibt Menschen, die einfach keine Kinder wollen.
  • man scheut die Verantwortung
  • berufliche Situation ungeeignet: viele Dienstreisen, Schichtdienst, lange Arbeitstage, geforderte Flexibilität etc.
  • Wunsch nach Karriere ohne Einschränkungen
  • Wunsch nach eher genussorientiertem Leben
  • Kinder verursachen hohe Kosten. Wer viele Kinder hat, braucht zB eine größere Wohnung, die man sich in größeren Städten aber nur schwer leisten kann
  • Kinder verursachen auch viel Stress; Beruf, Partnerschaft, tägliches Leben und Kinder unter einen Hut zu kriegen, ist harte Arbeit.
  • es fehlen Kinderbetreuungsmöglichkeiten, die es beiden Elternteilen ermöglichen würden, ihrem Beruf weiterhin nachzugehen
  • es fehlt der passende Partner, bzw. eine stabile Partnerschaft
  • etwa 10% der Paare in Deutschland mit Kinderwunsch sind ungewollt kinderlos (medizinische Ursache).

An manchen Dingen kann man etwas ändern, an manchen nicht.

Es ist schon auffällig, dass in Deutschland zB erst mal an den Eltern mit Baby gespart wird - das Elterngeld wurde seit 2007 nicht erhöht. In der Pandemie wurden allen Ernstes Kinderspielplätze komplett gesperrt und die Kinder als Krankheitsverbreiter dämonisiert. Während in München schon maskenfreies Oktoberfest gefeiert wurde, wurde ernsthaft über eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in der Schule nachgedacht. ( Corona: Was seit Oktober 2022 gilt | Bundesregierung)

Davon mal abgesehen: die Rahmenbedingungen sind ein Problem. Kinder zu kriegen erhöht das Armutsrisiko signifikant, insbesondere für die Mütter. Es fehlen etwa 384000 Kita-Plätze, das sind 384000 Menschen (meistens Frauen), die nicht arbeiten gehen können, obwohl sie wollen, weil sie keine Betreuungsmöglichkeit für ihr Kind haben.

Aber wer sein Kind zuhause betreut, schaut bei der Rente in die Röhre.

Und dann ist es halt auch so, dass Deutschland ganz allgemein nicht besonders kinderfreundlich ist. Schöner Artikel zum Thema https://www.spiegel.de/kultur/kinderfeindlichkeit-in-deutschland-woher-kommt-der-kinderhass-a-7fd28a4b-24a9-4b6a-ac78-aebec9549755

Die Infrastruktur ist komplett auf Erwachsene ausgelegt; Familien mit Kindern werden viel zu selten mitgedacht. Das fängt ja schon damit an, dass es in den allermeisten Restaurants keine Toiletten mit Wickeltisch gibt.

Und dass es woanders besser geht, das weiß jeder, der schon mal im Ausland Urlaub mit Kind gemacht hat.

Was hat sich verändert, dass sich das Kinderkriegen nicht lohnt?

"Gelohnt" hat sich Kinderkriegen, als die Kinder noch als zusätzliche Arbeitskraft gebraucht wurden und als viele Kinder die einzige Möglichkeit waren, dafür vorzusorgen, dass man im Alter versorgt wird. Beides ist heute in den westlichen Industrieländern (zum Glück!) nicht mehr nötig.

Fundamentaler Denkfehler. Es gibt nicht darum, ob sich Kinderkriegen "lohnt" - es geht darum, ob die Menschen glücklich genug sind, Kinder kriegen zu wollen. Wer selbst unglücklich ist, kriegt auch keine Kinder, mit Ausnahmen, die sich dadurch erhoffen glücklich zu werden. Es gibt in Deutschland eine Depressionswelle, die totgeschwiegen wird, verursacht durch Digitalisierung, Sportmangel, soziale Probleme, Druck, Stress, fehlende Anerkennung und Erfüllung in der Arbeit etc. Das ist auch die Ursache für den Kindermangel.


TheMordred  14.07.2023, 12:15

Ich unterschreibe die Aussage. Es ist echt schlimm, dass nichts, bzw. nicht viel über die Probleme im zusammenhang vermittelt werden. Nun Depression und Kindermangel wird auch alleine totgeschwiegen....

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Die Deutschen bekommen ausreichend Kinder, aber etwas Ordentliches zu lernen und dann auch (in dem Beruf) zu arbeiten scheint unattraktiv geworden zu sein.

Nur kapieren die AG nicht, dass man Leute mit Hungerlöhnen, ohne Weihnachtsgeld und mit 20 Tagen Urlaub nicht mehr hinterm Ofen hervorlocken kann.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe ein Kind.