Warum gibt es viele Gender-Gegner*innen?

Schneemond2011  23.03.2022, 13:54

Zum Verständnis. Meinst du mit Gender-Gegner, nur die Menschen die es verbieten wollen, oder auch die, die nicht gendern?

trans643 
Fragesteller
 23.03.2022, 15:35

Verbietende

17 Antworten

Von Experte Koschutnig bestätigt

Einerseits kommt es hierbei auf die konkrete Art des Genderns an. Es gibt so etwas wie 'Sehr geehrte Damen und Herren'. Das ist auch Gendern, stört aber, soweit ich mitbekommen habe, niemanden.

Was stört, sind die 'moderneren' konstruktionen mit wahllosen Endungen oder auch dem Gender-Sternchen.

Was genau stört mich persönlich daran? In der gesprochenen Sprache nichts, das natürlich. Da kann man aber auch ohne Probleme 'Beamte und Beamtinnen sagen anstatt 'Beamt*innen', wo beim aussprechen eine unglaublich unschöne und unangenehme Pause inmitten des Wortes entsteht.

Meine Kritik bezieht sich vor allem auf die Schriftsprache... und hierbei darauf, dass sie dadurch wesentlich schwerer verständlich wird bzw. schlechter zu lesen ist. Für das Bildungsbürgertum sehe ich da auch weniger Probleme, doch gerade für Menschen aus eher Bildungsfernen Schichten, die ggf. Probleme mit dem Lesen haben, für Legastheniker oder auch für Menschen, die Deutsch als Fremdsprache lernen, nachdem sie aus ganz anderen Regionen der Welt ins Land gekommen sind, erscheint das Gendern für mich als reine Schikane, die ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft nur noch schwerer macht.

Wer gerne Gendern möchte... soll das gerne tun. Im Privaten sehe ich hier kein Problem. Doch insbesondere Behörden, die sich an ALLE richten und die über ihr Über- Unterordnungsprinzip auch im Endeffekt alle verpflichten, sollten vom Gendern, außerhalb von den oben genannten bereits seit längerem bekannten Anpassungen, im Sinne der Lesbarkeit, abstand nehmen.

Ich habe schon oft genug erlebt, dass Steuerpflichtige sich beschwerten man würde die 'juristische Sprache' nicht verstehen, man hätte Probleme dabei zu erkennen, was genau gewollt ist. Aus Gesetzen MUSS man zitieren bzw. diese Als Grundlage betrachten. Doch jegliche weitere Verkomplizierung der Sprache, die nicht unbedingt notwendig ist, sollte man m.M.n., auch im Rahmen des Strebens nach Gleichheit, vermeiden.

rei2017  09.02.2022, 16:52
Es gibt so etwas wie 'Sehr geehrte Damen und Herren'. Das ist auch Gendern, stört aber, soweit ich mitbekommen habe, niemanden.

Diese Paarform oder Beidnennung (evtl. mit Ausnahme genau dieser festen Wendung) wurde ab den 1960ern verwendet* und verstärkt ab den 1980ern durch die Medien in den Mainstream eingebracht. Es soll damals genauso "kontrovers" gewesen sein. Heute ist es normal. Kann mit den "modernen Konstruktionen" genauso passieren.

*) Sie war im 15. Jahrhundert schon mal populär, bevor man das gen. Mask. "erfunden" bzw. "erzwungen" hat.

Da kann man aber auch ohne Probleme 'Beamte und Beamtinnen sagen anstatt 'Beamt*innen',

Das ist nicht das Gleiche.

wo beim aussprechen eine unglaublich unschöne und unangenehme Pause inmitten des Wortes entsteht.

Sag mal "Bäcker-Innung" und dann sag "Bäcker*innen". Beim ersten stört der Glottisschlag (ein Sprechlaut, keine Pause!) nicht, bei zweiten plötzlich schon? Wenn wir den abschaffen, dürfen wir bald gar nicht mehr sprechen.

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Claud18  19.05.2022, 16:07
@rei2017

Das erste ist ein zusammengesetztes Wort, aber was ist das zweite?

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Viele Menschen haben eine recht unwissenschaftliche Auffassung von Sprache, was aber nicht ihnen selbst, sondern unserem Bildungssystem zuzuschreiben ist. Andere legen einen großen Wert auf Sprachpurismus oder haben schlichtweg - aus welchen Gründen auch immer - keine Lust auf Veränderungen oder schlichtweg keine Ahnung vom Thema. Selbstverständlich gibt es aber auch diejenigen, die ohne große eigene Denkleistung einfach die Meinung anderer Menschen nachplappern.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich forsche als Linguist zum Thema "Gender(n)"
Reinkanation  23.03.2022, 13:57

Naja das Gendern wird aber auch unter Wissenschaftlern diskutiert

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Adomox  23.03.2022, 13:58
@Reinkanation

Es wird diskutiert. Das heißt nicht, dass es aufgrund vollkommen haltloser, subjektiver und unwissenschaftlicher "Gründe" abgelehnt wird. Außer natürlich die besagten Wissenschaftler sind nicht vom Fach oder seit Jahrzehnten nicht mehr auf dem aktuellen Stand - dann passiert es durchaus schonmal, dass hinter "unter Wissenschaftlern diskutiert" nicht mehr als Stammtischparolen stecken.

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earnest  23.03.2022, 14:50
@Adomox

Dann wirst du es sicher begrüßen, dass die Fragestellerin ihre Frage auf wissenschaftlichem und nicht auf Stammtischniveau gestellt hat?

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Dogetastisch  23.03.2022, 23:26

Viele Menschen wollen auch einfach nicht, dass Sprache wissenschaftlich durchkonzipiert ist. Sie betrachten es als Kulturgut.

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Also erstmal würde ich nicht sagen, dass alle "Gender-Gegner" so radikal sind. Den meisten ist es egal, wer privat gendert, es wird nur eben kritisch sobald auch öffentliche Institutionen damit anfangen. Meiner Meinung nach ändert gendern nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen und mehr angesprochen fühle ich mich auch nicht als Frau. Hier ein paar Argumente:

-die Leute die gendern, sind sowieso schon links/feministisch eingestellt und die Leute, die man eigentlich erreichen will (die noch in alten Rollenbildern denken) werden nicht mit dem gendern anfangen

-der Wandel muss von den Menschen aus kommen, nur weil alle so reden muss das nicht gleich dein Weltbild ändern

-es erschwert den Lesefluss und sieht auch nicht schön aus, außerdem haben Ausländer oder eingeschränkte Menschen große Probleme beim lesen oder erlernen der Sprache

Also ich finde, wer für sich privat gendern möchte soll das machen, aber man sieht ja dass das Denken der Leute sich deswegen nicht ändert und die deutsche Sprache unnötig verkompliziert und es nur zu Diskussionen führt. Man sollte lieber wichtigere Probleme angehen und was an den echten Umständen ändern als den Leuten ein Gendersternchen aufzuzwingen beim Zeitung lesen.

Svensson70  09.02.2022, 16:32
außerdem haben Ausländer oder eingeschränkte Menschen große Probleme beim lesen oder erlernen der Sprache

Das wird leider von Genderbeführwortern oft komplett unterschlagen. Weil ja nicht sein kann, was nicht sein darf.

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Mollywolly  21.02.2022, 21:34

Dem ist nix hinzuzufügen

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Weil es nicht notwendig ist. Früher hieß es auch ,"liebe Lehrer der Schule xy". Es waren immer Männer und Frauen gemeint. Niemand hat sich dadurch diskriminiert gefühlt. Diskriminierend finde ich, dass Frauen weniger verdienen als Männer. Das gehört mal wirklich durchdiskutiert. Alles andere ist kratzen an der Oberfläche

Weil sie etwas bezahlen, das sie nicht unterstützen. Die Öffentlich-Rechtlichen werden von gebührenpflichtigen Bürgern bezahlt, von denen 70% erwiesenermaßen die Genderei ablehnen. Es hat etwas von widerlicher Frechheit, dass man damit weiterhin fortfährt. Ich denke, die wenigsten würden sich über gegenderte Texte in Zeitungen oder auf Blogs oder meinetwegen bei Privatsendern entrüsten, da ihnen ja jederzeit das Abschalten freisteht und sie mit diesen Plattformen auch sonst nichts zu schaffen haben müssen. Aber die nüchternste Berichterstattung erwartet man beispielsweise vom ÖRR, und das schließt selbstverständlich eine übergriffige Sprache aus.