Wann ging das Wissen über das antike Ägypten wirklich verloren?
Im 4-5 Jahrhundert wurden die Hieroglyphen ja gar nicht mehr verwendet, aber ging fast das gesamte Wissen wie z.B. über alte Pharaonen erst zu der Zeit verloren oder ging es das schon ein paar Jahrzehnte oder Jahrhunderte zuvor schon? Wenn ja wie, z.B. durch Zerstörung von Aufzeichnungen?
3 Antworten
- 3200 v. Chr.: Erste Hieroglyphen werden verwendet.
- 2040-1640 v. Chr.: Erste Anzeichen für die Verwendung von Hieroglyphen zur phonetischen Darstellung von Wörtern.
- 1550-1070 v. Chr.: Entwicklung des demotischen Alphabets.
- 4. Jahrhundert n. Chr.: Ersetzung des demotischen Alphabets durch das koptische Alphabet.
Das Christentum wurde bereits im 1. Jahrhundert in Ägypten eingeführt und verbreitete sich schnell. Im 4. Jahrhundert wurde das Christentum zur Staatsreligion Ägyptens. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte kaum noch jemand die Hieroglyphen lesen.
Im Jahr 641wurde Ägypten von arabisch-muslimischen Armeen erobert. Die neuen Herrscher förderten den Islam und übten Druck auf die Christen aus, zum Islam überzutreten. Im Laufe der Zeit konvertierte die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung zum Islam. Damit wurde auch die neue Schrift eingeführt und das alte Wissen der Antike ging endgültig verloren.
Lass es mich provokant formulieren:
"Diese dahergelaufenen Emporkömmlinge aus Theben! Spielen sich als Herren beider Länder auf, als Biti gar, dabei sind sie doch nichts als Provinzfürsten aus dem Süden. Damit ist die Tradition verloren, die Maat wurde auf ihren Kopf gestellt. Die Sprüche zur Verwandlung des Königs werden heutzutage von Gewöhnlichen auf ihre Särge geschrieben und nach Belieben verändert, welche Blasphemie!!!!"
Das ist die Situation am Beginn des Mittleren Reiches, etwa 2000 Jahre vor Christus. Schon da könnte sich ein Priester aus Memphis mit Recht beschwert haben, dass das "Alte Wissen" verloren geht...
Ich will damit ausdrücken: "das antike Ägypten" ist keine Einheit. Es sind 3000 Jahre historische Entwicklung, und die Ägypter selbst haben im Verlauf der Jahrhunderte viel vergessen und verändert. Um 300 vor Christus, also zu Beginn der Ptolemäer-Herrschaft, wussten selbst die ägyptischen Gelehrten nicht mehr jedes Detail über die Geschichte der vorigen Epochen. Das entziffern der alten Texte, die in der klassisch Mittelägyptischen Sprache verfasst waren, benötigte eine spezielle Ausbildung - denn die demotischen Schrift und die Spätagyptische Umgangssprache, hatten sich schon erheblich verändert ( das ist ganz normal. Oder kannst du fließend Mittelhochdeutsch? Oder gar die Altsächsische Sprache des 9.Jh?)
Ich würde Manetho's Aegyptiaca als einen wichtigen Maßstab nehmen. Manetho war ein Ägypter, der die ägyptische Geschichte, soweit sie im 3.Jh vor Christus bekannt war, in griechischer Sprache niedergeschrieben hat. Einerseits kann man daran sehen, wie gut oder schlecht die Ägypter ihre eigene Geschichte kannten (Antwort: ziemlich gut, aber nicht in jedem Detail), andererseits müsste man damit keine Hieroglyphen mehr lesen können, um ägyptische Geschichte zu studieren - das Wissenlag ja jetzt auf griechisch vor.
Leider hat Manetho's Werk aber nicht über die Antike hinaus überdauert, wir kennen es heute nur aus Zitaten und Ausschnitten.
Ich kann deine Frage leider nicht beantworten. Irgendwelches Wissen geht dauernd verloren und Geschichten werden verändert. Alles Wissen über die Pharaonen ging nie verloren.
Die Hieroglyphenschrift hat sich auch sehr allmählich von einer allgemeinen Umgangssprache, zu einer vor allem religiös und politisch genutzten Form, und schließlich zu einem archaischen Spezialwissen entwickelt. Ich meine, es hat schon einen guten Grund, dass der Stein von Rosette dreisprachig ist: nicht etwa zweisprachig ägyptisch/griechisch, sondern Hieroglyphen/Demotisch/Griechisch: denn jemand, der 200 v.Chr. die ägyptische Sprache lesen und schreiben konnte, der konnte Demotisch... aber nicht automatisch auch die archaische Form der Hieroglyphen.
Nein, Koptisch ist die noch spätere Sprachform. Demotisch wurde noch mit Hieroglyphen geschrieben (wenn auch meist eine sehr abstrahierte, kursive Form), koptisch bekam dann ein anderes Alphabet und hat noch mehr griechische Lehnwörter (wobei der Übergang von demotisch zu koptisch natürlich fließend war)
Meistens passiert dies durch die Machtübernahme eines anderen Imperiums, das seinen eigenen Stempel den Eroberten aufdrückte. zB: Seit die USA ein Imperium wurde, wurde den Völkern ihre Demokratie aufgezwungen. Auch in die Sprachen kamen immer mehr englische Wörter.
Das letzte Land, das die USA einverleibt haben, war 1898 Hawaii.
Und der von China. Zum Glück. Die vielen Chinesen Anteile und Besitzungen in Europa schützen vor russischen Angriffen. China würde sich das nicht gefallen lassen.
Zum Glück bin ich Autist und kann mit Emotionen nichts anfangen.
Ist bei dir die Demotische Sprache/Schrift identisch mit der Koptischen Sprache/Schrift?