Traurig nach Besuch in Förderschule?
Guten Abend,
Ich habe einen Hospitationstag in einer Förderschule gemacht und die Kinder hatten alle viel spaß und schienen glücklich, doch mir geht es seitdem nicht mehr gut ich bin es nicht gewöhnt eingeschränkte Kinder zu sehen und es hat mir so das Herz gebrochen. Ich hab mir vorgestellt es wären meine Kinder gewesen. Ich musste sehr viel weinen ich versteh nicht wieso, ich hab doch gesehen dass sich gut um die Kinder gesorgt wird aber ich konnte einfach nicht mitansehen, dass eine unschuldige kleine Seele sein Leben im Rollstuhl verbringen muss, nicht reden kann, so gut wie gar nichts kann...Ich bin so verzweifelt, allerdings werde ich wahrscheinlich in dieser Förderschule einige Zeit arbeiten und frage mich nun, gewöhnt man sich daran? Denkt ihr ich werde jeden Tag nach der Arbeit nachhause kommen und weinen? Wieso fühle ich mich so, ist das normal?
Danke schonmal für die Antwort
Viele Grüße
Lucy
5 Antworten
Die anderen haben alle Recht mit ihren Antworten. Aber entweder man kann mit behinderten Kindern arbeiten oder man kann es eben nicht. Es ist nicht jedermanns Sache und auch das ist in Ordnung. Jeder ist gut so wie er ist. Die Kinder sind es und du bist es auch und wenn du es halt nicht kannst, ist es so.
Natürlich kann man sich auch an Vieles gewöhnen, aber deine Reaktion ist schon stark und nicht abgeklärt. Ich glaube wenn man so stark reagiert, ist das einfach dein Charakter. Sie tun dir leid. Das tun sie anderen sicher auch, aber die lassen das nicht emotional an sich heran. Und offensichtlich kannst du das nicht. Also dich Abgrenzen.
Du hast sehr viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität. Für dich sind diese Kinder bedauernswerte Geschöpfe, weil du sie aus deiner Sichtweise heraus erlebst.
Doch vielleicht kannst du versuchen, dich in die Kinder hineinzuversetzen. Sie waren fröhlich, d.h. sie erleben ihre Behinderungen anders als du. Sie können sich selbst annehmen wie sie sind, weil sie umsorgt und geliebt werden. Das ist großartig.
Ich denke, wenn du dort eine Weile arbeitest und dich für die Freude der Kinder öffnest, wirst du eine ganz andere Einsicht bekommen. Wahrscheinlich wird es dir sehr viel geben, die Kinder näher kennenzulernen.
Alles Gute für dich.
Man kann sich das schwer vorstellen, aber die Lebensfreude ist nicht von einer Behinderung abhängig. Wenn die Kinder Spaß erleben, baut es sie auf, Ablehnungen erleben sie ja genug. Man muss sich allerdings daran gewöhnen, dass sie anders denken als Kinder ohne Behinderung. Ihre Fantasie geht auch eigene, andere Wege.
Vielleicht hilft Dir meine Sichtweise:
Versuch es eher als Chance zu sehen: Du hast gerade die Chance, die Kinder auf ihrem Lebensweg zu begleiten und ggf. sogar zu fordern und fördern.
Sei einfach desto dankbarer, dass es Dir so gut geht. So kann Dir diese Erfahrung/Erkenntnis dauerhaft sicher auch gut tun.
BG
Sasnrw (29 Jahre, w, ehemalige Schülerin mit Förderschulempfehlung durch mehrere gesundheitlichen Einschränkungen)
Du musst deine Einstellung komplett ändern.
1.) Rollstühle, Blindenstock, Brillen, Rollatoren und Co sind Hilfsmittel damit diese Kinder am normalen Alltag teilnehmen können. Der Rollstuhl gibt Kindern die Freiheit sich zu bewegen wohin sie wollen.
2.) Die Kinder kennen sich nicht anders da sie IdR damit schon geboren wurden, das sie krank sind. Sie sind es gewohnt und für sie ist es kein Problem. Vergleichbar mit deiner Haarfarbe. Diese kennst du auch in blond, schwarz, braun, brünett, rot.
3.) Reduziere diese Kinder nicht auf ihre Erkrankung, sie sind soviel mehr als das Kind mit der Spastik oder der Epilepsie. Es ist ein Teil von ihnen wie Haarfarbe, Augenfarbe oder Vorname
4.) Stelle den Kindern Fragen. Was hast du genau für eine Behinderung? Wie kommt es dazu? Was kannst du machen und was nicht? Sich nicht informieren und anstarren ist das Schlimmste was du machen kannst.
5.) Google Behinderungen im Netz und Infomiere dich ausgiebig über Erkrankungen wie Spastik, Epilepsie, Autismus, ADHS. Stelle den Lehrern und Pfleger so viele Fragen wie möglich.
6) Du kannst mit diesen Kids mehr machen als du denkst. Ihre Kommunikation läuft über andere Wege ab. Lerne sie kennen. Du kannst den Kindern vorlesen, mit ihren Spielsachen spielen, mit ihnen singen, spazieren gehen und zeigen was ihr seht, Musik hören, unterhalten. Frage die Klassenlehrer was du genau machen kannst und sage ihnen auch wie sehr dich das Ganze belastet.
Es kommt doch auch auf die Behinderung an. Nicht alles ist Organisch. Und jeder Betroffene sieht es anders.
2.) Die Kinder kennen sich nicht anders da sie IdR damit schon geboren wurden, das sie krank sind.
Man muss sich aber abgewöhnen, dass eine Behinderung keine Krankheit ist, sondern eine Fehlfunktion eines oder mehrerer Organe ist. Ich selbst bin zwar schwerbehindert, deshalb aber noch lange nicht krank.