Steigt die Anzahl der Atheisten höher & schneller als die von anderen Religionen zum Beispiel dem Islam?

10 Antworten

In der westlichen Welt breitet sich der "neue Atheismus" ziemlich schnell aus. Als Christ mache ich mir allerdings aus religionsdemografischer Sicht langfristig wegen dem Atheismus keine Sorgen. Der Religionswissenschaftler Dr. Michael Blume erforscht den Zusammenhang von Religion und Demografie: nicht-religiöse Gesellschaften schrumpfen. Mit steigender Bildung geht die Schere weiter auf: Religiöse Akademiker haben deutlich mehr Kinder als nichtreligiöse. Im statistischen Mittel haben Gläubige mehr Kinder als atheistische Familien.

kaffeemahler  12.12.2021, 14:04

Wird Dir da nicht selbst übel, wenn sich Religionen nur noch durch sinnloses Vermehren behaupten können?

Und hast Du womöglich übersehen, dass mit steigender Bildung die Anzahl der Atheisten zunimmt?

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Mayahuel  12.12.2021, 14:22
@kaffeemahler
sinnloses Vermehren

Papa Franziskus spricht recht ungewöhnliche Worte:

Auf dem Rückflug nach Rom wurde Papst Franziskus auf das Thema Armut angesprochen. Angesichts der großen Armut auf den Philippinen und der hohen Geburtenrate dort wurde er auch gefragt, ob die Lehre der katholischen Kirche, die Verhütungsmethoden wie Kondome oder die Pille verbietet, angemessen sei.
Der Papst bezog klar Position: „Einige glauben – entschuldigt den Ausdruck – dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Kaninchen sein müssen. Nein. Verantwortliche Elternschaft, die muss man suchen. Und ich kenne viele erlaubte Methoden, die dabei geholfen haben.“
Franziskus sagte, dass Kinder ein Schatz seien, und dass das vor allem auch für arme Eltern gelte. Aber er appellierte auch an die Verantwortung des Einzelnen: „Ich habe vor ein paar Monaten in einer Kirchengemeinde eine Frau gescholten, die mit dem achten Kind schwanger war. Sie hatte schon sieben, die per Kaiserschnitt geboren waren.“
Wollen Sie sieben Kinder zu Waisen machen?
Er habe die Frau gefragt, ob sie sieben Kinder zu Waisen machen wolle. „Das heißt, Gott herauszufordern. Das ist unverantwortlich“, so Franziskus. „Nein“, habe die Frau erwidert, sie vertraue auf Gott. Und der Papst erwiderte nach eigenen Angaben: „Schau, Gott gibt Dir die Mittel, aber Du musst verantwortlich sein.“

https://www.deutschlandfunkkultur.de/papst-ueber-verhuetung-und-armut-katholiken-muessen-sich-100.html

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UW1969  12.12.2021, 16:48
@kaffeemahler
  • Wird Dir da nicht selbst übel, wenn sich Religionen nur noch durch sinnloses Vermehren behaupten können?

Wenn sich meine christliche Religion AUSSCHLIESSLICH "durch sinnloses Vermehren behaupten" könnte, dann wäre es durchaus möglich, dass dies bei mir Übelkeit verursacht. :)

Von empirischen Forschungsergebnissen wird mir allerdings nicht übel.

  • Und hast Du womöglich übersehen, dass mit steigender Bildung die Anzahl der Atheisten zunimmt?

Ich kenne die Studien, die zum Ergebnis kommen, dass es eine negative Korrelation zwischen Intelligenz und Religiosität gibt. Das stört mich nicht ... zumindest mittlerweile nicht mehr. ;)

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Mayahuel  12.12.2021, 14:13
Michael Blume

hm ...

Zum anderen ist da die Motivation. Wenn wir als Menschen nicht nur vor uns hinleben, sondern uns wirklich einer Sache verschreiben wollen, brauchen wir tiefe religiöse Überzeugungen

https://www.pro-medienmagazin.de/gaebe-es-nur-atheisten-stuerbe-der-mensch-aus/

ah ja ...

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UW1969  13.12.2021, 10:17
@Mayahuel
  • Michael Blume hm ...

Habe ich ein "argumentum ad verecundiam" formuliert? Kann sein. :)

Den wikipedia-Artikel über Michael Blume brauche ich hier wohl nicht zu verlinken, da du dich ja bestimmt schon informiert hast, so wie ich dich "kenne". :)

  • pro-medienmagazin

Als Quelle natürlich höchst unzuverlässig, da christlich (Ironie off). :)

Hier ein wissenschaftlicher Aufsatz von Michael Blume (u. a.) zum Thema Religion und Demografie:

http://www.blume-religionswissenschaft.de/pdf/blume_germ2006.pdf

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Mayahuel  13.12.2021, 10:41
@UW1969
wissenschaftlicher Aufsatz

je religiöser die Mutter, umso religiöser die Kinder.

Es besteht ein sehr starker, positiver Zusammenhang. Über 60% aller bei „sehr religiösen“ Müttern aufgewachsenen Befragten entwickelten ihrerseits eine „sehr religiöse“ Haltung, wie auch immer noch 36% der von „ziemlich religiösen“ Müttern geprägten.
War die Mutter dagegen selbst „nicht religiös“, so blieben auch zwei Drittel der Befragten nicht- und weitere 20% wenig religiös.
Nur rund 10% der Befragten mit „sehr religiösen“ Müttern entwickelten ihrerseits keine oder eine nur geringe Religiosität, Kinder „nicht religiöser“ Mütter fanden immerhin zu über 13% zu einer religiösen oder gar sehr religiösen Haltung.

Der Schlüssel zur Religiosität ist also die Mutter.

Und ein wenig der Vater, also die Eltern:

Ein entsprechender, wenn auch etwas schwächerer Zusammenhang weist auch der Vergleich der Religiosität der Befragten mit der Religiosität der Väter auf.
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Mayahuel  12.12.2021, 14:16
In der westlichen Welt breitet sich der "neue Atheismus" ziemlich schnell aus.

das geht ja gar nicht, da Blume meint:

Zum anderen ist da die Motivation. Wenn wir als Menschen nicht nur vor uns hinleben, sondern uns wirklich einer Sache verschreiben wollen, brauchen wir tiefe religiöse Überzeugungen

https://www.pro-medienmagazin.de/gaebe-es-nur-atheisten-stuerbe-der-mensch-aus/

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UW1969  13.12.2021, 11:04
@Mayahuel
  • Wenn wir als Menschen nicht nur vor uns hinleben, sondern uns wirklich einer Sache verschreiben wollen, brauchen wir tiefe religiöse Überzeugungen

Diesen Satz sehe ich auch kritisch. Um sich einer Sache wirklich verschreiben zu können, braucht es nicht unbedingt tiefe religiöse Überzeugungen (siehe Marxismus-Leninismus uvm.).

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Mayahuel  13.12.2021, 12:01
@UW1969
Was genau bewegt denn religiöse Menschen dazu, mehr Kinder zu bekommen?
Es sind im Grunde zwei Sachen: Zum einen können wir sehen, dass der gemeinsame Glaube an höhere Wesen eine Kooperation nach Regeln fördert.
Ein Beispiel: Wenn ich glaube, dass es zu Gottes ersten Worten in der Bibel gehört, wenn er sagt: "Seid fruchtbar und mehret euch", dann spielt es für religiöse Menschen eine Rolle, dass wir den Auftrag haben, eine Familie zu gründen und kinderreich zu sein.
Zum anderen ist da die Motivation. Wenn wir als Menschen nicht nur vor uns hinleben, sondern uns wirklich einer Sache verschreiben wollen, brauchen wir tiefe religiöse Überzeugungen. Und das beides zusammen bewirkt diesen ganz starken Effekt.

https://www.n-tv.de/wissen/Atheistische-Populationen-verebben-article13469356.html

der gemeinsame Glaube an höhere Wesen eine Kooperation nach Regeln fördert.

ob das wohl bei "gemeinsamer Glaube an den Führer bzw die Sache" auch gilt?

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Letztlich braucht es dazu, dass die intellektuelle Leistungsfähigkeit und die Bildung der Menschheit schneller wächst, als die Reproduktionsrate der Bevölkerung mit der damit einhergehenden Indoktrination, der mutmaßlich einzigen wirklich religionsverbreitenden Kraft.

Mitunter ringt es mir höchste Bewunderung ab, wenn ich zusehen darf, wie offensichtlich wirklich intelligente und auch gebildete Gläubige mit den Ungereimtheiten und Widersprüchen in ihren Religionen jonglieren, ohne das je eine davon zu Boden ginge und zerspränge. Das ist wahrlich Meisterschaft.

Gleichzeitig möchte man weinen, weil so viel Potenzial in ein Fass ohne Boden fließt und niemals ein tatsächlicher Wert daraus erwächst. Dazu könnte man nun wirklich "Sünde" sagen.

Ansonsten wäre es mir egal, ob Hinz oder Kunz an irgendeinen Gott glauben - na wenn sie doch unbedingt wollen - nur beim Islam muss man das leider anders sehen, weil er den nicht-islamischen Teil der Welt bedroht UND weil innerhalb der islamischen ummah zu viel Unrecht passiert, welches allein religiös begründet ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
WisperndesGras  12.12.2021, 16:19

Mal wieder perfekt - inklusive des Konjunktivs "zerspränge". Da macht schon einfach das Lesen Spaß.

Wann schreibst du endlich im Feuilleton der "Süddeutschen"? Oder machst du das schon?

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Das Internet hat zu einem nie dagewesenen Anstieg an ("bekennenden") Atheisten geführt. Durch das Internet konnten sie sich miteinander vernetzen und so lernen, dass sie nicht alleine sind (oft waren sie voneinander durch ihr jeweiliges religiöses Umfeld isoliert), Antworten auf Fragen finden welche Religionen nicht beantworten können und sich über Fakten und Tatsachen informieren, welche Religionen gerne zensierten und versuchten unter Verschluss zu halten.

Wie es momentan, jetzt wo das Internet sich als Alltag etabliert hat, aussieht, weiß ich nicht genau. Viele Statistiken diesbezüglich werden gerne verfälscht damit Religionen behaupten können sie hätten den stärksten Zuwachs. Auch hat das Internet zur Verbreitung anderer Aberglauben geführt, wie Flacherd-Verschwörungsmythen oder Anti-Impf-Propaganda.

Da sich Falschinformationen und Propaganda über das Internet genau so schnell, wenn nicht sogar schneller verbreiten können als Fakten und Aufklärung, ist (für mich zumindest) nicht abzusehen wie sich die Menschheit in Bezug auf Genesung von Religion und Aberglauben entwickeln wird.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Recherchen und Forschungen
MuninDerRabe  12.12.2021, 13:24

Wie stets eine hervorragende und sachlich richtige Antwort.

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MuninDerRabe  12.12.2021, 13:27
@Andrastor

Die "Götter" des Mühe gebens sind Dir wohlgesonnen und grinsen aus den Nebeln der himmlischen Sphären wohlwollend auf Dich hernieder :-))))))

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WisperndesGras  12.12.2021, 16:25
@Andrastor

"Ramen" - genau, auf deine grandiose Antwort eine gute, heiße japanische Nudelsuppe.

Die Zusammenschaltung der Atheisten im Net ist vor allem wichtig in den islamischen Ländern mit ihren Regimen der (religiösen) Unterdrückung.

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Ja, ich denke schon...

andererseits: in den kommunistischen Ländern herrscht der von oben verordnete Atheismus... es kann schon sein, dass die Atheisten durch den Fall der kommunischten Regierungen in den entsprechenden Ländern weniger wurden...

Wer tief und fest an etwas glaubt, wird sich davon nicht abbringen lassen. Wenn ja, war der Glaube nicht fest genug.

In Zeiten wie unseren suchen Menschen entweder vermehrt Trost und Zuversicht in einem Glauben oder aber sie wenden sich verzweifelt vom Glauben ab, was meiner Meinung nach nicht richtig ist. Gerade in schweren Zeiten helfen Gebete und der Glaube an einen Schöpfer.

kaffeemahler  12.12.2021, 13:59
Wer tief und fest an etwas glaubt, wird sich davon nicht abbringen lassen. Wenn ja, war der Glaube nicht fest genug.

Uuuuuuuh, das ist aber ganz bitterböser Populismus.

Trotz der massiv diskreditierenden Konnotation dieser Aussage, ist tatsächlich auch ein Funken Wahrheit enthalten, von dem ich mir jedoch sicher bin, dass Du diesen gar nicht auf dem Schirm hattest:

Ja, der Glaube war nicht fest genug, um einer intellektuellen und logischen Überprüfung standzuhalten.

Gerne kannst Du Glaube hier auch durch "Indoktrination" austauschen.

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MuninDerRabe  12.12.2021, 14:09

Gerade in schweren Zeiten helfen ein klarer Verstand um die Aufgaben der schweren Zeit in Angriff zu nehmen und nicht das Abdriften in absurde "Religionen" mit unsichtbaren eingebildeten "Gott" - heiten !

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