Sind wir mal ehrlich: Die Urknallheorie ist völliger Schwachsinn. Wollen die Wissenschaftler uns eigentlich komplett verarschen?

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Hallo Juli246,

sorry, wegen Urlaubs 2 Tage und 26 Antworten zu spät...

Zunächst einmal zum Ton der Frage, weil ich keinen Grund sehe, mir das zu verkneifen: Ich bin ausgebildeter Astrophysiker... also einer von denen, denen Du hier munter vorwirfst, wir würden uns bunte Märchen aus den Fingern saugen und die Leute mit allen möglichen Behauptungen einfach nur "vera..en". Wenn ich eine derart formulierte Frage hier finde, dann überlege ich mir ernsthaft, ob ich meine Zeit damit vergeuden soll, überhaupt zu antworten, denn wer mir so kommt, der will es nur allzu oft eben überhaupt nicht wissen, sondern will nur provozieren.

Wenn Du also wirklich Antworten von Fachleuten haben möchtest, dann würde ich Dir raten, an Deinem Ton zu arbeiten. Aus der völlig natürlichen Tatsache, dass Du mit 15 noch nicht alles weißt und noch nicht alles verstehst, folgt eben NICHT, dass Wissenschaftler, die Jahrzehnte lang studieren, Jahrzehnte lang Beobachtungsdaten sammeln und jahrzehntelang ihre Modelle wieder und wieder prüfen, einfach alle "vera...t" haben.

Wenn Du also die Gründe, warum nahezu alle Kosmologen felsenfest vom Urknall überzeugt sind, nicht verstehst, dann musst Du Dich mit den Beobachtungsdaten beschäftigen, die diese Wissenschaftler so überzeugen.

So, zweites Kapitel: Du bringst zwei Dinge durcheinander, die allerdings von sehr vielen physikalischen Laien durcheinander gebracht werden, wenn es um den Urknall geht:

Mit dem "Urknall" meinen wir in der Physik, dass unser Universum in einem dichten, heißen Anfangszustand entstanden ist. Der Raum, den das beobachtbare Universum damals, vor 13,8 Milliarden Jahren einnahm, war SEHR klein (in der Physik sprechen wir vom Planckvolumen) und gleichmäßig von Strahlung einer sehr hohen Energiedichte erfüllt. Der eigentliche Urknall ist dabei der Beginn der Ausdehnung des Universum aus diesem Anfangszustand heraus.

Es ist nun zweierlei, ob wir uns fragen, OB das Universum in diesem heißen Anfangszustand angefangen hat - oder ob wir uns fragen, welche physikalischen Prozesse dazu geführt haben, bzw. dabei abgelaufen sind.

Es gibt sehr gute Beobachtungsdaten (mehr dazu gleich), die nachweisen, DASS unser Universum in diesem dichten, heißen Anfangszustand begonnen hat. Und genau das überzeugt die Kosmologen so sehr von diesen Modellen, obwohl wir nicht sagen können, was genau damals für Prozesse abliefen. Der Urknall ist ein natürlicher Beobachtungshorizont, über den ein Beobachten nicht möglich ist - nicht aus technischen Gründen, sondern weil hier die Natur einen Horizont gesetzt hat.

Es ist also nicht erstaunlich oder ein Mangel des Urknallmodells, dass wir nicht nachweisen können, was zum Urknall geführt hat: Entscheidend ist, dass wir den Anfangszustand selbst sehr gut nachweisen können.

So: Drittes Kapitel: Welche Beobachtungsdaten belegen denn nun, dass das Universum vor 13,8 Milliarden Jahren in einem dichten heißen Anfangszustand begonnen hat?

1) Rotverschiebung der Galaxien

Hubble (der Mann, nicht das nach ihm benannte Teleskop) entdeckte in den 1920ern, dass sich andere Galaxien von uns entfernen - umso schneller, je weiter sie von uns weg sind. Diese Fluchtbewegung lässt sich am besten verstehen, wenn wir annehmen, dass sich der Raum ausdehnt, in dem die Galaxien eingebettet sind. Dadurch wachsen die Abstände zwischen den Galaxien mit an.

Mit der Ausbreitung des Alls ergibt sich der Urknall als konkrete Möglichkeit in der Vergangenheit: Denn wenn das beobachtbare Universum expandiert, dann war es gestern kleiner. Und vorgestern noch kleiner ... und so fort.

2) Hintergrundstrahlung

In den 1940ern berechneten Physiker dann, wie dicht und heiß das Universum an Anfang gewesen ist, wenn es im Urknall entstanden ist: Unvorstellbar dicht und heiß. So dicht, dass sich Starhlung am Anfang gar nicht ausbreiten kann - es kommt sofort wieder zu einer Wechselwirkung.

Das Universum muss sich am Anfang also erst einmal eine Zeit lang ausdehnen und abkühlen, bevor sich das Licht ungehindert ausbreiten kann.

Aus dieser Überlegung berechnete man, dass es eine Art Nachhall im Universum geben muss, wenn es im Urknall entstanden ist: Das entfernteste Licht, das man beobachten kann, das muss in alle Richtungen aus der Zeit stammen, als das Universum durchsichtig wurde: Das erste Licht, das sich im Universum ausbreiten konnte. Die Vorhersage war eine gleichmäßig aus allen Richtung kommende Strahlung, bis heute abgekühlt durch die Expansion auf unter 3 Kelvin.

1964 haben Penzias und Wilson diese Hintergrundstrahlung entdeckt - obwohl sie gar nicht danach suchten. Sie gilt bis heute als einer der besten Belege für den Urknall, weil die Mikrowellenstrahlung in keinem anderen kosmologischen Modell derart zwanglos erklärbar wird.

3) Die Häufigkeiten der Elemente im Universum

Nur in den ersten Minuten ist es im Urknallmodell heiß genug, damit sich im ganz jungen Universum Elementarteilchen bilden können. ("Primordiale Nukleosynthese") Deswegen bestimmt die im Modell beschriebenen Temperatur- und Druckkurven, wie viel Materie wir in Universum beobachten und in welchem Verhältnis der Elemente.

Die errechneten Verhältnisse von Wasserstoff und Helium stimmen sehr, sehr gut mit den Beobachtungen im Universum überein. Das Urknallmodell erklärt also dieses beobachtete Verhältnis.

4) Bestätigungen in Teilchenexperimenten

In Teilchenbeschleunigern beobachten genau die vorhergesagten Effekte, die wir im dichten heißen Anfangszustand für die ersten Sekundenbruchteile nach dem Urknall erwarten. Weil ganz am Anfang das Universum so dicht ist, spielen hier Quanteneffekte eine Rolle - deswegen können wir kosmologische Modelle in Teilchenbeschleunigern mittesten.

Falls Du Englisch kannst: Dieser Artikel fasst eigentlich recht gut zusammen, dass unsere experimentellen Bestätigungen bis in eine Zeit wenige Sekunden nach dem Urknall zurückreichen:

http://profmattstrassler.com/2014/03/26/which-parts-of-the-big-bang-theory-are-reliable/

Aber zumindest auf diese Grafik hier solltest Du einmal schauen, um ein Gefühl dafür bekommen, wie gut die Übereinstimmung von Messdaten und theoretischer Vorhersage ist:

https://profmattstrassler.files.wordpress.com/2014/03/planck_2013_results_01-27_800px.jpg

Die roten Punkte sind Messdaten vom PLANCK-Satelliten. Vermessen wurden bestimmte Eigenschaften der winzigen Schwankungen in der kosmischen Hintergrundstrahlung. Die blaue Kurve ist die berechnete theoretische Erwartung...

Fassen wir also zusammen, dass die Beoachtungsdaten ins nur Sekunden alte Universum zurückreichen. Kein anderes Modell als der Urknall kann alle(!) Beobachtungsdaten, die wir in den letzten 8 Jahrzehnten gesammelt haben, auch nur annähernd so gut erklären, wir der Urknall. Und genau deshalb ist er das Standardmodell der Kosmologie.

So. Viertes Kapitel: Gibt es denn physikalische Modelle dafür, wie es zum Urknall gekommen ist?

Yupp, selbstverständlich gibt es die inzwischen. Sie haben aber alle einen spekulativen Charakter, weil halt der Urknall ein Beobachtungshorizont ist. Wir können also nur sehr gut bestätigte Physik hernehmen und die "extrapolilieren", also über den Urknall hinausrechnen... und dann wiederum schauen, ob diese Modellrechnungen dann ein Universum "ausspucken", das so aussieht wie unseres.

Es gibt mehrere derartige Modelle und es ist wegen der Unmöglichkeit, über den Urknall hinaus zu beobachten, nicht wirklich möglich, zu prüfen, welches dieser Modelle nun das richtige ist. Diese Modelle stellen aber __Möglichkeiten__ dar, mögliche physikalische Prozesse, die abgelaufen sein könnten.

Es ist also - um das noch einmal zu betonen - nicht so, dass es nicht plausible Modelle gäbe, die zu Beobachtungen führen, wie wir sie im jungen Universum machen - es ist aber notgedrungen so, dass naturwissenschaftliche Beobachtung nur innerhalb des Universums möglich ist und wir so nicht entscheiden können, ob und wenn ja welches der Modelle tatsächlich zutrifft.

Wie kann etwas aus "Nichts" entstehen? Nun: Zunächst meinen Physiker beim Urknall vor allem, dass wir "nichts", das wir im Universum kennen, über den Urknall hinaus als gegeben voraussetzen können. Allein das verschiebt also schon einmal die Perspektive, was eigentlich mit "Nichts" gemeint ist.

Dann muss man sagen, dass es wohl keine Erklärung gibt, die man mit den Physik-Kenntnissen, die man mit 15 hat, wirklich verstehen kann. Mit 15 hat man üblicherweise eben keine Ahnung von Quantenphysik - ohne die es aber leider nicht geht. Zum Beispiel liefert die Quantenphysik die Heisenbergsche Unschärferelation. Wenn überhaupt, lernt man die in der Schule als messtechnisches Problem kennen. Sie ist aber viel mehr und viel grundlegender:

Nach ihr sind Δt *ΔE > ħ. Was heißt das? Auf der Ebene der allerkleinsten Dinge, in der Quantenwelt, sind manche Größen nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmt. Das gilt zum Beispiel für die Größen Zeit und Energie. In sehr kurzen Zeitintervallen Δt ist die Energie sehr ungenau festgelegt. Das bedeutet aber auch, dass "Nichts" auf dieser quantenmechanischen Ebene ein brodelndes "Etwas" ist. Ständig entstehen virtuelle Systeme mit einer Energie ΔE und zerfallen wieder nach der Zeit Δt. Sie können nicht länger existieren, weil sie ihre Energieschuld ans Nichts zurückzahlen müssen.

Aber wenn jetzt ein System für sehr kurze Zeit Δt entsteht, in dem innerhalb seiner kurzen Lebensdauer etwas passiert, ein Prozess abläuft, bei dem genug Energie frei wird, so dass ΔE ans Nichts zurückgezahlt werden kann, dann kann das System real werden und existieren. Ein solcher schlagartig ablaufender Prozess könnte ein sogenannter "Phasenübergang" sein, wie wir ihn etwa auch bei unterkühltem Wasser beobachten, das schlagartig durchfriert, wenn sich plötzlich Kristallisationskeime bilden. Und ungefähr so stellen sich Physiker den Urknall vor. Ok?

Ein oft zitiertes Modell für diese Vorgänge beim Urknall ist die sogenannte Inflation: Ein Inflatonfeld, das von einem angeregten Zustand in einen anderen Zustand wechselt, kann für die unglaublich kurze Dauer dieses Phasenüberganges einen negativen - also abstoßenden Druck aufbauen, der zu einer unheimlich schnellen Expansion der Raumzeit für sehr, sehr kurze Zeit sorgt. Ein möglicher Kandidat für dieses Inflatonfeld wäre das Higgsfeld, von dem wir seit der Entdeckung des Higgsbosons 2012 wissen, dass es existiert. Es ist aber keineswegs gesichert, dass es der richtige Kandidat ist.

Ich fürchte halt, dass das die Physik-Kenntnisse, die Du mit 15 hast, noch etwas überstrapaziert, aber bei Interesse: Hier versucht es der Astrophysiker Josef Gaßner möglichst anschaulich zu erklären:

https://youtu.be/hrJViSH6Klo

Das Video ist nicht kurz und auch nicht ganz einfach, aber einfach eines der besten zum Inflatonmodell überhaupt im Web.

Und ganz zuletzt: Woher wissen wir, dass die Elementarteilchen wirklich elementar sind?

Wissen wir nicht. Es gibt aber im Moment keine konkreten Hinweise auf eine innere Struktur der Quarks, der Leptonen und der Austauschteilchen. Es gibt physikalische Modelle wie die Stringhypothesen, die die Elementarteilchen als Anregungszustande vollkommen anderer Gebilde (sogenannter Branen) beschreiben. Diese Modelle sind aber durch keinerlei Beobachtungsdaten getragen.

Grüße

Ach ja: P.S.: Zu den Religionen noch ein Wort:

Religiöse Aussagen sind immer Deutungen der Welt aus dem Blickwinkel einer bestimmten Religion heraus. Sie beschreiben aber nie gesetzmäßig innerhalb der Natur ablaufende Prozesse. Das ist der Gegenstandsbereich der Naturwissenschaft.

Entsprechend können religiöse Aussagen NIE Antworten auf naturwissenschaftliche Fragen sein. Die Aussage "Gott war's" ist vielmehr ein willkürliches Abbrechen der naturwissenschaftlichen Fragestellung: Ab dem Punkt, ab dem wir setzen, dass wir nur noch antworten können "das ist so, weil Gott es so gemacht hat", ist jedweder Erkenntnisprozess unterbunden, weil diese Antwort immer und willkürlich setzbar ist, egal welche Beobachtungsdaten nun zu erklären wären.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU
nax11  10.09.2018, 19:45

Wow...

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Juli246 
Fragesteller
 12.09.2018, 09:49

Erstmal vielen Dank für deine ausführliche Antwort, die war wirklich sehr Aufschlussreich!

Und in der Tat, meine Frage ist am Anfang falsch formuliert und etwas im Ton vergriffen, Wissenschaftler wollen ja auch nur rausfinden was hinter all dem steckt.

Was ich dir auch mal empfehlen würde anzuschauen:

Auf Netflix (falls du das hast) gibts über das Universum auch eine sehr interessante Doku-Serie namens "Unser Kosmos - die Reise geht weiter" mit Neil deGrasse Tyson, die auch die Geschichte der Wissenschaft und viele Phänomene sehr gut mit schönen Animationen erklärt.

Und:

die Videos von Doktor Whatson (auf Youtube), aber eher die etwas älteren ( zum Beispiel: "Was ist Leben" oder "Warum existiert nicht Nichts" oder "Was passiert in einem Schwarzen Loch"), die neueren beschäftigen sich eher mit Technik und weniger mit Wissenschaft.

Was ich auch noch sehr interresant finde: Woher kommt unser freier Wille? Ist er übehaupt frei? Gibt es eine Seele, weil eine pure anhäufung von Atomen kann ja kein Bewusstsein hervorrufen, oder?

Vielleicht kannst du mir ja nochmal so eine gute Erklärung liefern :D

Nochmal vielen Dank und Lg :)

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LoveinChrist  12.09.2018, 23:02
@Juli246

Ich habe mir das Video von Dr. Whatson "Warum gibt es nicht nichts?" angeschaut. Und bis zu dem Punkt mit den Würfeln und dem Zufall, fand ich es echt interessant. Aber seine Antwort "Zufall" finde ich dann doch sehr unglaubwürdig und unwissenschaftlich. "Weiß ich nicht" wäre ehrlicher gewesen...

Ich persönlich glaube, dass Jesus uns geschaffen hat.

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uteausmuenchen  13.09.2018, 01:54
@Juli246

Hallo Juli246,

erst einmal vielen Dank für das Sternchen, ich freu' mich.

"Unser Kosmos - die Reise geht weiter" kenne ich und finde sie ebenfalls sehr gut, wenn auch nicht so gut wie das Original von Carl Sagan aus den 1980ern. Das gibt es leider nur noch auf Englisch, aber wenn Du gut genug Englisch kannst, kann man "Cosmos" eigentlich nur empfehlen.

https://www.amazon.de/Cosmos-UK-Carl-Sagan/dp/B0027UY8CW/ref=cm_cr_arp_d_product_top?ie=UTF8

Einzelne Folgen findet man auch (oft gekürzt) auf YouTube, die Bildqualität ist aber lausig.

Das Thema "freier Wille" hat mit dem Universum natürlich nicht viel zu tun, ist aber freilich auch sehr interessant. Das Problem hierbei ist, dass noch nicht wirklich verstanden ist, wie unser Gehirn arbeitet. Die Gehirnforschung ist ein sehr junges Gebiet.

Im Moment - aber das eben unter Vorbehalt - sieht es eher so aus, als wäre unser freier Wille eine Illusion. Als würden Entscheidungen praktisch erst ins Bewusstsein gemeldet werden, wenn das Ergebnis quasi schon feststeht.

Falls sich diese Hinweise erhärten sollten, dürften die Gehirnforscher vermutlich in den nächsten Jahrhunderten ähnliche ermüdende "Diskussionen" führen, wie es die Astronomen hatten, als sie die Erde aus dem Mittelpunkt des Alls nahmen oder wie es die Evolutionsbiologen seit 150 Jahren ertragen müssen: Wo immer wissenschaftliche Ergebnisse etwas aussagen, was Menschen nicht so richtig hören wollen... ;-)

Gibt es eine Seele, weil eine pure anhäufung von Atomen kann ja kein Bewusstsein hervorrufen, oder?

Die Seele ist eine metaphysische Zusatzannahme, für die es weder naturwissenschaftliche Notwendigkeit, noch Evidenz gibt. Erst recht keine unsterbliche Seele, wie sie in verschiedenen Religionen beschrieben wird. Es gibt keinen Grund anzunehmen, warum unser Bewusstsein nicht völlig natürlich im Laufe der Evolution entstanden ist.

Im Lauf dieser Evolution hat sich eben auch das Nervensystem und die Verarbeitung von Umwelteindrücken weiterentwickelt, weil Wahrnehmung der Umwelt und eine gezielte Reaktion darauf dem Träger nachvollziehbar Vorteile bringt.

Wir können, wenn wir ins Tierreich schauen, sehen, dass wahrscheinlich alle höheren Säugetiere Bewusstsein haben. Ein Tier etwa, das im Spiegel einen Fleck auf seiner Stirn bemerkt und versucht,. diesen wirklich auf der eigenen Stirn... und eben nicht am Spiegel ... wegzuwischen, das hat sehr wahrscheinlich eine bewusste Selbstwahrnehmung. Elefanten reagieren zum Beispiel genau so. Menschenaffen ebenso. Diese Tiere verstehen dann auch den Tod eines Artgenossen und zeigen wie wir Trauer. Auch das ist ein Hinweis, dass hier eine Grundvorstellung von "Persönlichkeit" erfasst ist.

Die Entwicklung von Bewusstsein ist in der Stammesgeschichte also eindeutig an die Entwicklung des Gehirns und an Intelligenz gekoppelt.

Grüße

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uteausmuenchen  13.09.2018, 02:00
@LoveinChrist
Aber seine Antwort "Zufall" finde ich dann doch sehr unglaubwürdig und unwissenschaftlich.

Ich hab' mir das Video jetzt auch angesehen und kann nur sagen, dass Du es offensichtlich nicht verstanden hast. Seine Antwort ist eben __nicht__ "Zufall", sondern der Hinweis auf den Texas-Sharpshooter Fehlschluss, dass Lebewesen __immer__ nur ein einem Universum sitzen und nachdenken, wenn die Paramater im Universum so sind, dass die Lebewesen entstehen konnten. Jedwedes Lebewesen wird und muss in einem existierenden Universum sein. Das ist nicht erstaunlich, sondern eine Trivialität.

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LoveinChrist  13.09.2018, 07:25
@uteausmuenchen

Ja, nur klang es, als wenn das eine Erklärung für unsere Existenz sein soll. Nach dem Motto: wir existieren, weil wir eben existieren. In einem Universum, indem etwas existiert, ist es eben normal das etwas existiert... ???

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Hallo81514  08.02.2024, 06:02

Bitte sei mir nicht böse, aber du hast genau nichts beantwortet.
Die richtige Antwort ist, das wir es einfach nicht wissen… und es wahrscheinlich nie erfahren werden.

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Fangen wir mal mit dem "Gottesteil" deiner Frage an.

Die Naturwissenschaft (NW) befaßt sich nur mit Dingen, die sich direkt oder indirekt beobachten (beschreiben) lassen. Falls es einen Gott gäbe, der z.B. permanent an den Naturgesetzen "herumschraubt", dann müßte die NW dieses Wirken irgendwie in ihre Theorien integrieren. Einen solchen Gott gibt es aber definitiv nicht.

Ob es einen Gott gibt, will ich hier nicht diskutieren, aber falls es ihn gibt, tut er nichts was sich irgendwie beobachten läßt. Deshalb ist die Haltung der NW zu Gott eindeutig, nämlich: Gottes Existenz oder Nichtexistenz ist für die NW nicht relevant - interessiert also nicht.

Die NW versucht das System hinter ihren Beobachtungen zu entdecken. Sie stellt Hypothesen auf und vergleicht diese Hypothesen mit dem, was sich beobachten läßt - auf der Erde und im Universum, im Großen, wie im ganz kleinen. Wenn solche Hypothesen sich als nicht widerlegbar herausstellen und Erklärungen bieten, dann werden sie gewissermaßen befördert, nämlich in den Status einer Theorie.

Eine wissenschaftliche Theorie ist somit nur ein gut funktionierendes Modell der Realität, aber sie ist nicht die Realität. Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, daß jede wsschtl. Theorie irgendwann durch eine bessere ersetzt wird. Das heißt nicht grundsätzlich, daß sie völlig falsch wäre, aber vielleicht nicht exakt genug, wie z.B. das newtonsche Gravitationsmodell, das zwar die Planetenbewegungen gut beschreibt, aber nur dann, wenn die Geschwindigkeiten klein sind und eine lokale Gravitation nicht zu groß.

Was den Urknallteil deiner Frage betrifft, so ist gerade dieses Modell sehr schlüssig. Wir beobachten nämlich, daß sich alles im Universum von uns entfernt. D.h. es muß früher dichter beisammen gewesen sein. Wenn man das ganz bis zum Anfang durchrechnet, dann kommt man zu einem unglaublich dichten Zustand.

Das kannst du dir bis zu einem gewissen Grad sogar vorstellen, wenn du dir überlegst was mit Materie passiert, die du immer dichter zusammenpreßt: sie wird immer heißer. Übertragen auf das Universum bedeutet das aber einen Zustand, der bis an allerhöchste und zugleich allerkleinste Grenzen stößt.

Stell dir ein Atom vor, das zwar aus Protonen, Neutronen und Elektronen besteht, im Grunde aber völlig leer ist. Wenn du eine große Masse so zusammenquetscht, daß diese Teilchen direkt aneinander liegen, dann hast du einen Neutronenstern. Das ist aber noch lange nicht dicht genug, aber etwas dichter geht es noch, aber dabei werden die Neutronen zerstört, die aus Quarks bestehen, aber diese Quarksuppe ist für Materie wirklich "das Ende der Fahnenstange" - es geht nicht dichter, muß aber.

Und tatsächlich geht es noch dichter, aber eben nicht mehr als Materie: aus der "Quarksuppe" wird eine "Energiesuppe" und die läßt sich noch sehr viel mehr "zusammenquetschen" - diesen Zustand gibt es vermutlich in Schwarzen Löchern. Aber auch bei den allergrößten SL ist das nur ein winziger Teil des Zustandes, den das Universum ganz am Anfang hatte.

Du willst wissen, was davor war? Dazu mußt du dir ein ideales Vakuum betrachten, also Nichts. Wenn du dir dieses Nichts aber ganz genau ansiehst, dann wirst du feststellen, daß es garnicht Nichts ist. Dort passiert andauernd etwas. Es entstehen Teilchen und sie verschwinden wieder. Das interessante daran ist, daß es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Entstehen und Vergehen gibt.

Damit sind wir bei der Zeit, die eine Aneinanderreihung von kausalen Abläufen ist (aus A wird B, etc.). Wenn diese kausale Abfolge aber nicht mehr existiert, dann gibt es keine Zeit, die irgendwie meßbar ist. Das bedeutet, daß das Vor-Universum (Nichts/Quantenvakuum) einfach nur "herumfluktuiert". Es entstehen also Teilchen und vergehen wieder, mal mehr, mal weniger, aber "irgendwann" können das auch mal extrem viele Teilchen sein und die vernichten sich nicht sofort wieder komplett.

Dann passiert etwas und erst ab diesem Zeitpunkt kann Zeit gemessen werden. Vielleicht hat es schon viele Universen gegeben, die vielleicht gleich wieder zusammengefallen sind? Das können wir aber nicht beantworten, weil wir es nicht beobachten können.

Um wieder auf Gott zu kommen - möglich oder auch nicht. Vielleicht gibt's einen Schöpfergott, aber wie ist der entstanden?

Die Religikonen sagen, Gott sei ewig.

Das verschiebt das Problem aber nur, denn genausogut kann man annehmen, daß das Universum ewig sei.

Das sind aber philosophische Fragen, die sich nicht zwingend mit der schnöden Realität beschäftigen müssen, während die Naturwissenschaft genau das muß.

Die NW kann sich nur mit existierenden Dingen befassen und daraus ableiten wie diese wahrscheinlich entstanden sind.

Deshalb ist unser bestes Modell: exotischer Quantenzustand -> Urknall -> heutiges Universum

PS: Schön, daß du geschrieben hast, daß du erst 15 bist, denn sonst hätte ich mich mit dieser Frage nicht beschäftigt.

zetra  09.09.2018, 19:18

Fuer die Jugend hier zu schreiben lohnt. Alte unbelehrbare Zausel sind mitunter ein Kreuz, sie sind schlecht zu ueberzeugen, wenn neue Erkenntnisse anstehen.

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Das Warum ist eben nicht Gegenstand der Naturwissenschaften. Diese beschreibt nur und kann theoretische Vorhersagen machen und diese dann experimentell falsifizieren (prüfen, ob sie falsch ist).

Das Warum oder Wie-konnte-nur, wissen wir schlicht nicht. Und vielleicht wird es uns immer verschlossen bleiben.

Aber eines wissen wir. Auch das Vakuum ist nicht leer. Es lässt sich quantenphysikalisch beschreiben. Es bedeutet, dass es Schwankungen im Vakuum gibt, die im Mittel zwar null ergeben, aber von einer Leere oder einem Nichts kann trotzdem keine Rede sein. Am Anfang war das Universum kleiner als ein Atomkern. Und eben da gelten die Regeln der Quantenphysik: Nichts ist festgelegt, alle Möglichkeiten stehen offen. Und irgendwie kam es dazu, dass eine Grenze überschritten wurde, die Eigenschaften des Universums festgelegt waren und das unumkehrbar. Der Rest ist - wie man so schön sagt - Geschichte.

Die Wissenschaftler wollen uns nicht verarschen, sondern sie sehen in dieser Theorie die naheliegendste Lösung für die Entstehung des Weltalls. Eine schöpferische Kraft muss es geben, denn von einem Nichts kommt nichts! Man darf sich diese nur nicht als einen alten Mann mit Rauschebart vorstellen, der "...und auf den Sternen waltend sitzet.." wie es in einem Studentenlied heißt!

Kevidiffel  09.09.2018, 00:34
ine schöpferische Kraft muss es geben, denn von einem Nichts kommt nichts!

Da zeigt sich wieder die Beschränktheit des menschlichen Denkens.

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Herfried1973  09.09.2018, 00:38

Und eine Schöpferische Kraft kommt auch nicht von nix, wer hat die geschaffen / wie ist sie entstanden...?

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Juli246 
Fragesteller
 09.09.2018, 01:02

Jo, das mit dem Verarsch war falsch formuliert. Die versuchen ja auch nur, was rauszufinden.

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Du verwechselst hier Wissenschaft mit Religion.

Religion liefert (erfundene) Antworten auf Fragen der Menschen. Diese Antworten müssen für die Zuhörer plausibel sein, sie müssen nicht richtig sein (das wäre eher Zufall).

Die Wissenschaft beschreibt, was wir wissen.

Und bzgl. des "Urknalls" wissen wir (eigentlich eher die Astronomn), dass ich das Weltall ausdehnt. Wenn man das in der Zeit zurück extrapoliert, dann kommt man zu einem Ursprungspunkt. Dieser Ursprungspunkt wurde (zuerst von Skeptikern ironisch) Urknll genannt.

So weit die Fakten.

Warum das so ist? Was davor war? Das sind Dinge, die bisher keiner weiß, auch die Wissenschaft nicht.

Und da die Wissenschaft nur das Wissen verbreitet, das sie kennt --- und eben keine erfundenen Geschichten, wird sie dir zumindest vorläufig keine Antworten auf deine Fragen liefern.

Das liegt aber nicht an der Wissenschaft, sondern an deinen überzogenen, falschen Erwartungn.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung