Sind die Erzählungen über Jesus, die wir aus den Evangelien kennen, erfunden?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Eigentlich weiß man doch nur sicher,

Mit Sicherheit kann man das nicht wissen. Aber einen entmythologisierten Jesus kann man gut annehmen.

biblische oder historische außerbiblische Quellen?

Außerbiblische Quellen sind nicht automatisch glaubwürdiger. Aber es gibt eh keine außerbiblischen Zeitzeugen- oder gar Augenzeugenberichte.

Und die ersten außerbiblischen Berichte enthalten Jesus nur als Randnotiz, bei denen nicht klar ist, woher die Information stammt. Wenn Christen die Quelle sind, ist das fast wertlos.

Es gibt einige Probleme für einen Historiker

  • Jesus ist nicht plausibel (er kann zaubern und hat keinen menschlichen Vater)
  • nur einseitige Quellen (außerbiblisch gibt es keine Zeitzeugen, geschweige Augenzeugen)
  • es gibt nur Tradition: absichtlich erstellte Schriften, um seine Wunder und Existenz zu bezeugen. Aber keinen Überrest (zufällig übriggebliebenes)
  • alle vier Evangelien sind anonym
  • Die drei Synoptiker behaupten nicht mal, dass sie Augenzeugen ist. Bei Johannes ist es mehr als fraglich.

Man kann annehmen, dass es einen Jesus gab, aber die Quellenlage dafür ist dünn. Und der sogenannte historische Jesus ist nicht der Jesus aus der Bibel: dieser Jesus wurde entmythologisiert.

Wenn es reicht, dass irgendjemand etwas aufschreibt und behauptet, dann ist die Teilung des Mondes belegt (Koran/Ahadith) und die Existenz von Einhörnern historisch belegt: zB Ktesias von Knidos berichtet von ihnen. Und Strabon, Claudius Aelianus und Plinius der Jüngere:

An equine form of the unicorn was mentioned by the ancient Greeks in accounts of natural history by various writers, including Ctesias, Strabo, Pliny the Younger, Aelian[2] and Cosmas Indicopleustes.

https://en.wikipedia.org/wiki/Unicorn#History

Die Evangelien sind theologische Werke. Sie wollen Glauben und nicht historische Tatsachen vermitteln und sie berichten nur das, was theologisch notwendig ist. Es gibt also nur Informationen von einer Seite: das ist so, als hätten wir nur das, was Russia-TV oder Trump über etwas berichtet. Kann stimmen, muss aber nicht.

Das älteste außerbiblische Dokument ist von Flavius Josephus: das Testimonium Flavianum von 93 n.Chr. Also etwa 60 Jahre nach der Kreuzigung (außerbiblische Zeitzeugen gibt es also nicht).

Und dieses wurde von Christen manipuliert:

Weitgehend Konsens ist, dass der jetzt vorliegende Text durch christliche Zusätze nachträglich erweitert (interpoliert) worden ist.
Origenes las einen älteren Text, Eusebius von Caesarea dagegen den christlich bearbeiteten Text.
Sehr umstritten ist weiterhin, was Josephus an dieser Stelle ursprünglich schrieb.

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Testimonium_Flavianum

Pfefferprinz  15.11.2023, 14:46

Selbst Professor Leibniz hielt Knochenfunde aus einer Höhle bei Scharzfeld am Südrand des Harzes für Skelettreste eines Einhorns. Aus diesem Grund bekam sie den Namen "Einhornhöhle".

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XXXXXX77 
Fragesteller
 15.11.2023, 16:47

Ist der historische Jesus entmythologisiert? Also nur auf Leben und Tod reduziert?

Mit historisch ist aber nicht automatisch außerbiblisch gemeint oder?

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Mayahuel  15.11.2023, 16:53
@XXXXXX77
Ist der historische Jesus entmythologisiert?

Ja.

Mit historisch ist aber nicht automatisch außerbiblisch gemeint oder?

Außerbiblisch weiß man nichts über Jesus.

Bei der Entmythologisierung versucht man zu erraten, was in den Evangelien stimmen kann und was nicht. Und da gehen die Meinungen stark auseinander.

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Paulus schrieb seine Briefe sogar noch vor der Verschriftlichung der 4 Evangelien, die ins Neue Testament aufgenommen wurden. Seine Schilderung des Letzten Abendmahles stimmt erstaunlich gut mit den entsprechenden Passagen in den Evangelien überein. Es gibt aber noch viel mehr außerbiblische Evangelien, in denen teilweise sehr wilde, übertriebene Geschichten über Jesus erzählt werden. Die Auswahl entfiel daher auf die Evangelien, die auf dem Teppich geblieben waren und noch am ehesten plausibel klingen. Hinzu kommt noch die Apostelgeschichte, die uns auch Aufschluß geben kann über die Entstehung des Christentums.

Ansonsten verweise ich auf die Antwort von filmfan69, der großen Sachverstand erkennen läßt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich habe Religionspädagogik studiert.

Hallo XXXXXX77,

nach wie vor gilt die Bibel als sehr zuverlässige Quelle, gerade auch wenn es um historische Angaben geht! Warum kann man das sagen?

Nun, die Bibel ist in vielerlei Hinsicht ganz besonderes Buch, das aus allen anderen weit herausragt! Zum Beispiel ist sie so gut belegt ist wie kaum ein anderes Buch des Altertums. Obwohl sie einen langen Überlebenskampf hinter sich hat (zu gewissen Zeiten war es z.B. unter Todesstrafe verboten, die Bibel zu lesen oder zu besitzen) ist die Bibel heute das meist übersetzte und am weitesten verbreitete Buch.

Sie hat eine Auflagenstärke von 5 Milliarden erreicht und wurde (zumindest in Teilen) in tausende von Sprachen übersetzt! Im Jahr 2018 gab es 674 Gesamtübersetzungen, 1515 vollständig übersetzte neue Testamente, sowie Teilübersetzungen in weiteren 1135 Sprachen (Quelle: Wikipedia).

Einen Vergleich zu ihr hält kein anderes Buch auch nur ansatzweise stand! Damit ist sie der Weltbestseller schlechthin, denn kein anderes je geschriebenes Buch hat auch nur annähernd diese Auflagenstärke erreicht!

Spricht nicht allein das schon dafür, dass sie als ein herausragendes Werk der Weltliteratur angesehen werden kann? Und würde man nicht von einem Buch, das von Gott kommt, erwarten, dass es weltweit verbreitet ist und man ihm im allgemeinen große Beachtung schenkt?

Wie in einem Nachschlagewerk zu lesen ist, hat die Bibel auch einen enormen kulturellen Einfluss ausgeübt. Dort heißt es, sie habe "die westliche Kultur immens beeinflusst, nicht nur was Glaubenslehre und -ausübung betrifft, sondern auch was Kunst, Literatur, Gesetzgebung, Politik und zahllose weitere Gebiete angeht“ (The Oxford Encyclopedia of the Books of the Bible) .

Wie kann das sein, wenn sie nur irgendein altes Buch aus lange vergangener Zeit wäre? Ihr großer Einfluss auf die Menschheit ist ein weiteres Indiz dafür, dass es nicht lediglich ein Machwerk der Menschen ist.

Was macht die Bibel denn noch zu etwas ganz Besonderem? Einer ihrer Schreiber, der Apostel Paulus, brachte es einmal auf den Punkt als er schrieb: "Die ganze heilige Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig geeignet und für jedes gute Werk vollständig ausgerüstet ist." (2. Timotheus 3:16,17).

Was meinte der Apostel Paulus mit der Formulierung "von Gott eingegeben"? Die Bibel ist schließlich ein Werk, an dem insgesamt 40 menschliche Schreiber, die zu unterschiedlichen Zeiten lebten, beteiligt waren.

Nun, Paulus gebrauchte hier das griechische Wort theópneustos, was soviel wie "gottgehaucht" bedeutet. Dieser griechische Ausdruck bringt zum Ausdruck, dass Gott der eigentliche Urheber und Verfasser der Heiligen Schrift ist.

Auch wenn Gott den Schreibern in den meisten Fällen nicht Wort für Wort diktierte und ihnen die Freiheit eigener Gedanken und eines eigenen Schreibstils einräumte, so ist das Ergebnis doch eindeutig von göttlichem Einfluss geprägt. Dafür gibt es eine Menge Belege.

LG Philipp

Die 4 Evangelien sind wie alle NT Texte ,Antike Texte die sich 4 Fach in den relevanten Ereignissen bestätigen.

Das sind dem nach nach antiken Textkriterien Glaubwürdige Zeugnisse historischer Ereignisse .

Texte also die alle noch aus dem 1 .Jhr Stammen. Also höchstens ein Abstand von ca .höchstens 60 Jahren zu den Ereignissen verfasst worden sind .

Bei einer 4 Fachen Bestätigung kann wohl nur ein Absoluter Ignorant von Erfindungen (Märchen) daher quatschen.

Es sei denn man möchte etwa auch

  • Sokrates als Erfindung behaupten ,dessen Quellen hundertmal schlechter sind ...
  • oder etwa den Koran der ja erst200 Jahren nach Mohammeds tod datiert werden kann

pikanterweise kommen solche Behauptung dann meist exakt von Leuten die eben mit Sokrates oder dem Korannicht das mindeste Problem mokieren wollen.

FAZIT:

Es ist eine Sache darüber zu diskutieren ob man nun glaubt ob Jesus von Nazareth der Christus (Messias)sei ...das ist ja legitim.

Aber zu behaupten die 4 EVangelien seien erfunden zeigt nur deren eigene mangelnde Bildung zum Thema solcher Leute auf..

Lg ⚘

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Katechistin Theologische H.Schule
Mayahuel  15.11.2023, 14:37
Das sind dem nach nach antiken Textkriterien Glaubwürdige Zeugnisse historischer Ereignisse .

nach diesen "antiken Textkriterien" ist auch die Teilung des Mondes im Koran ein glaubwürdiges Zeugnis eines historischen Ereignisses.

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"Erfunden" ist ein neuzeitlicher Begriff hierfür, den ich nicht so richtig passend finde. Im alten Orient ging es viel mehr um Narration, man erzähle Geschichten die man selbst erlebt hatte, in mündlicher Tradition weiter, und dabei wurden sie von jedem, der sie erzählte, verändert, so auch die Geschichten von Jesus. Die erzählerische Intention war es nicht unbedingt, ein historisches Protokoll zu schreiben, als sei eine Kamera mitgelaufen, viel mehr ging es darum, dass sich die Gemeinden mit den Geschichten, die sie von Jesus kannten, einander Mut machten und aus diesen Geschichten Kraft schöpften, um in der Welt zu leben. Dazu wurden dann auch schon mal Episoden angefügt oder ausgeschmückt, die eine Botschaft enthielten, die die betreffende Gemeinde, in der sie erzählt wurden, gerade besonders brauchte.

Der alte Orient war eine zutiefst vom Geschichtenerzählen geprägte Kultur, in der es weniger darum ging, historische Wahrheit abzubilden, sondern mehr darum, durch die Geschichten hilfreiches, heilsames und ermahnendes zu erzählen. Die Frage: was ist wahr und wie war es eigentlich nachweisbar genau? Diese Fragen gewinnen in Europa dann massiv im 17./18. Jahrhundert an Einfluss, das sind Fragen, die zur Kontexterschließung der damaligen Zeit ungemein wichtig sind, aber betrachtet man die Texte nur unter diesem Gesichtspunkt, entgeht einem vieles. Und würde man antike Texte nach modernen Wahrheitskriterien und modernen Methoden der historischen Geschichtswissenschaften beurteilen, wäre dies ein zutiefst anachronistisches Vorgehen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium und Berufserfahrung
Pfefferprinz  15.11.2023, 14:48

Dafür hast du den Stern verdient.

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