Sind Autisten eher schwierige Menschen und es ist normal, dass man ihre Stimmungslage oft nur schwer einschätzen kann und sie emotional eher schwankend sind?
4 Antworten
Autismus ist ein Spektrum, und Menschen mit Autismus sind sehr unterschiedlich in ihrem Verhalten, ihren Fähigkeiten und ihrer Emotionalität. Es gibt keine pauschale Beschreibung, die auf ALLE Autisten zutrifft.
Zu deinen Punkten:
„Sind Autisten eher schwierige Menschen?“
Nein, das wäre eine Vereinfachung und einfach ein riesen Missverständnis. Menschen mit Autismus denken und kommunizieren anders, was in einer nicht-autistischen Gesellschaft manchmal als „schwierig“ wahrgenommen werden kann, weil man es selbst einfach nicht anders kennt!
„Ist es normal, dass man ihre Stimmungslage oft nur schwer einschätzen kann?“
Ja, das kann durchaus vorkommen. Viele Autist:innen zeigen Emotionen anders oder weniger offensichtlich, und es kann für Außenstehende schwieriger sein, ihre Gefühle zu lesen. Manche Autist:innen haben auch Schwierigkeiten, ihre eigenen Emotionen selbst zu benennen oder zu regulieren, was die Einschätzung zusätzlich erschwert.
„Sind sie emotional eher schwankend?“
Das ist sehr individuell. Einige Autist:innen können emotionale Überforderungen (z. B. durch Reizüberflutung) erleben, die sich in starken Stimmungsschwankungen äußern können. Andere wirken eher ruhig und stabil. Die Emotionalität hängt stark von der Person, ihren Erfahrungen und ihrem Umfeld ab. Also nicht unbedingt anders als bei Nicht-Autisten.
Kurz gesagt: Autist:innen sind nicht per se „schwierig“ oder „launisch“, sondern einfach anders. Verständnis, Geduld und Wissen helfen enorm, um besser mit ihnen umzugehen und die Kommunikation zu erleichtern.
In sozialen Kontexten ja. Aber nicht, weil sie "schlechte Menschen" sind sondern weil ihre Wahrnehmungsstruktur asynchron zur neurotypischen Mehrheit läuft.
- Sie deuten soziale Signale anders oder gar nicht
- Sie kommunizieren direkter oder starrer.
- Sie reagieren ungefiltert auf Reize, was für Außenstehende "überempfindlich" oder "kalt" wirken kann.
- Ironie, Subtext, soziale Codes wirken auf sie oft beliebig oder verwirrend.
Das macht sie für viele schwer einschätzbar.
Autisten sind nicht emotional instabil, sie sind emotional untypisch. Sie wirken schwierig, weil die Welt für Neurotypische gemacht ist. Sie funktionieren oft besser, wenn Strukturen klar, Erwartungen explizit und Kommunikation ehrlich ist. Wer das nicht versteht, hält sie für "komisch" Wer das versteht erkennt:
- Sie sind keine defekten Menschen
- Sie sind Menschen mit anderen Code.
Ich habe in meinem ganzen Leben erst zwei Autisten kennengelernt. Den ersten als Kind. Er war der Sohn unseres Dorfarztes und mochte mich wohl. Wenn er sauer war, hat er mir immer mit der Schaufel auf den Kopf geschlagen. Wir haben nebeneinander gespielt, nicht miteinander. Der andere ist der Sohn meiner Nachbarn. Er hat es nicht einmal geschafft, in 25 Jahren, mir in die Augen zu schauen, geschweige zu grüßen. Obwohl er direkt neben seinen Eltern steht, wenn ich mich mit ihnen unterhalte. Ich möchte beide nicht als schwierig beschreiben, sie sind halt in ihrer eigenen Welt gefangen. Wobei mein Nachbar ein 1000 Teil Puzzle innerhalb kürzester Zeit puzzelt
Zum Augenkontakt habe ich etwas Interessantes:
https://www.ju-care.com/2022/12/01/blickkontakt-bei-autismus-anders/
Wieder einmal so eine Frage, die du wohl nicht über Neurotypisten stellen würdest.
Dabei sind wir Autisten auch untereinander unterschiedlich.
Das schreibe ich immer wieder - scheint die meisten Neurotypisten aber keinen Zentimeter zu interessieren.
Ich als Autistin kann euch Neurotypisten oft nicht einschätzen, weil ihr entweder euren Mund nicht aufbekommt oder in Rätseln sprecht, da ihr denkt, Autisten könnten eure Gedanken / Wünsche erraten.