Sind Altenheime wirklich so schlecht? Und warum sträuben sich alte Menschen so sehr dagegen?

14 Antworten

Es gibt sicherlich Ausnahmen an Altersheimen oder Pflegeheimen, aber die Mehrheit ist schlecht.

Viel zu wenig Personal & Einsparungen an jeder Ecke. Jeder Mitarbeiter übernimmt weitaus zu viel Bewohner. Da bleibt keine Zeit für Interaktion, Gespräche oder sonstiges, einzig das Waschen & Pflegen geht schnell.

Die Bewohner sitzen die meiste Zeit nur vor dem Fernseher, weil keine Zeit für sonst was bleibt, die Angehörigen kommen meistens nur selten und ganz kurz, kein Wunder in meinen Augen, dass es dann immer weiter bergab geht. Die meisten bekommen dann auch noch jede Menge Tabletten, viele vertragen das nicht, ebenfalls kein Wunder bei 12 Stück morgens und abends.

Jedenfalls in den Pflegeheimen, in denen ich gearbeitet habe, waren die alten Menschen in einem schlechten Zustand. 90% aller Bewohner hatten starke Demenz, psychische Probleme und starke körperliche Beschwerden. Das war eigentlich kein Altenheim, eher irgendwas zwischen einem Sterbehospiz und einer psychiatrischen Klinik.

Es macht die Arbeit nicht leichter, wenn der Bewohner auf dich einschlägt, dich als Arsch*** und N*zi beschimpft und sich mit allen Kräften gegen das Bad wehrt. Das trägst du dann in der Akte ein, liest eh niemand und interessieren tuts auch niemand.

Dann noch die Angehörigen der Bewohner, die die Kampagne nach außen sehen, lächelnde Mitarbeiter, tolle Umgebung, Spaß und Fürsorge. Wollen alles, arrogant wie zur Sau und keine Ahnung über die wirkliche aktuelle Lage in den Heimen.

Auch wir sind nur Menschen und haben nicht 10 Hände und alles sofort und ohne Warten deren Wünsche auszuführen.

Kein Wunder, dass eine Fluktuation herrscht wie in der Gastro, dazu noch die mäßige Bezahlung für die Schwerarbeit und keine neuen Mitarbeiter die länger als ein paar Monate bleiben, aufgrund der Schwerstarbeit und die Umstände die so herrschen.

Auszüge aus einem etwas besseren Heim, was ich so höre von Pulldienste, die einspringen wenn kein Mitarbeiter zu Verfügung ist, gehts in anderen Heimen noch um einiges schlimmer her.

Hallo,

es gibt ja Unterschiedliche Träger und Angebote. Es gibt bestimmt sehr gute aber auch sehr schlechte. Ich glaube der Grund ist, dass die meisten älteren Menschen das als Verlust ihrer Selbstständigkeit wahrnehmen. Vorher konnten sie bestimmen wann sie frühstücken und Mittagessen und mit wem sie zusammen wohnen. Dort vor Ort wird ihnen das Essen zu einer bestimmten Zeit vorgesetzt und sie treffen mit Menschen aufeinander mit denen sie nie zusammen wohnen würden. Verschiedene Kulturen und Biografien treffen da aufeinander. Manche ältere Menschen sehen ein Altenheim so als das Warten auf den Tod. Es gibt aber auch Leute die von einem Pflegeheim profitieren, da sie Single sind oder der Ehepartner verstorben ist. Diese Leute mieten sich dort ein und haben Pflege und soziale Kontakte vor Ort. Was noch dazu kommt ist, dass die Personalnot in Pflegeheimen nicht besser geworden ist. Das bedeutet, dass die vorhandenen Pflegekräfte mehr Bewohner versorgen müssen als sie eigentlich können. Das sorgt dafür, dass es eine Unzufriedenheit gibt bei den Bewohnern und den Pflegern.

Weil es einfach nicht zu Hause ist.

Dort sieht es anders aus, gibt ganz andere Abläufe, andere Regeln, man hat nicht mehr die gewohnten Dinge "um die Ecke".

Vielen fällt diese Veränderung sehr schwer, gerade wenn sie seit Jahrzehnten ihr Ding, in ihrem Zuhause gemacht haben.

Dazu kommt das Gefühl dann wirklich alt und nur noch eine Last für andere zu sein oder gar nicht mehr so geleibt zu werden und daher "abgeschoben" zu werden, gerade wenn vorher Angehörige das meiste an Haushaltshilfe übernommen haben.

Dazu gibt es dort ja viele demente oder sehr wenig mobile Menschen, sie bekommen also viel stärker vor Augen geführt, wie ihr Leben ebenso bald sein wird, wenn sie nach und nach immer weniger fit sind.

Im eigenen zu Hause waren sie vielleicht auch schon einsam, wie dann im Heim auch, aber immerhin in ihrer gewohnten Umgebung. Gerade wenn Menschen lange für sich waren, fällt es ihnen auch zustätzlich schwer plötzlich so viele Leute um sich zu haben.

Es gibt auch gute Heime, in vielen geht es aber immer mehr um Profit, dazu Personalmangel, wodurch für das "einfach da sein" immer weniger Zeit neben der notwendigen Pflege bleibt.

Die besseren Heime, mit mehr Beschäftigung und aktiver Einbindung der Bewohner, über dem Minimum was die Pflegekasse zahlt, muss man sich auch erstmal leisten können.

Manche verstehen auch einfach nicht mehr was passiert und dass die Leute ihnen nur helfen wollen, gerade wenn noch Demenz oder andere Erkrankungen im Spiel sind, wodurch es selbst im guten Heim mit genug Personal für Bewohner schwierig sein kann.

Sind die Alten- und Pflegeheime so schlecht? Ich glaube, nein (kenne allerdings nur zwei davon). Früher war ich in der Krankenpflege tätig, daher kenne ich ein bisschen (nicht zu viel) die Situation.

Von den Älteren und Insassen aus - ich verstehe es, wenn man da nicht einziehen will.

  • einerseits hat man zwar die Betreuung, muss sich nicht ums Essen kümmern
  • andererseits muss man sich aber auf einen sehr engen Raum mit wenigen persönlichen Sachen einstellen - alles, was man sich in der Vergangenheit aufgebaut hat, ist auf einmal unwiederbringlich weg
  • fast der komplette Kontakt zu anderen (die man kennt) fällt weg. Die Pfleger sind da kein Ersatz, weil die eben zuerst ihr Pensum erledigen müssen und da bleibt eben kaum Zeit, sich mal zu unterhalten
  • je nach Gesundheit kann man auch an kleineren Veranstaltungen wie Kaffeefahrten, Museumsbesuchen etc. teilnehmen (die von den Heimen organisiert werden), aber wenn man das nicht mehr schafft, war es das.
  • evtl. gibt es Besuchsdienste von verschiedenen Organisationen - aber die kommen eben auch nicht sehr oft
  • die Kosten, die man aufbringen muss, sind dramatisch. Mit einer normalen Rente ist das kaum zu schaffen. Und wenn, dann sitzt du da, hast im Monat vielleicht ein paar Euro Taschengeld und kannst nichts damit anfangen, weil du eine Begleitperson bräuchtest, die dich evtl. mal zum Einkaufen fahren würde.

Von den Pflegeheimen aus

  • die haben das Problem, dass die Leute im Durchschnitt immer älter werden, dass die aber auch (ebenfalls Durchschnitt) immer länger Leistungen aus der Pflegekasse erhalten - also auch immer länger gepflegt werden müssen
  • die Kassen zahlen aber nur das Notwendigste - wer da nicht entsprechenden finanziellen Rückhalt hat, kann sich das gar nicht leisten
  • immer weniger Leute wollen (sieht man auch hier auf GF) einen Ausbildungsberuf ergreifen und wenn schon, dann auf keinen Fall in der Pflege wegen Stress, viel Arbeit, Knochenjob, Bezahlung schlecht etc.. Da fehlt es an allen Stellen an Arbeitskräften, aber aus dem eigenen Land kommen die nicht (DE kämpft ja auch mit der Alterszwiebel - Mangel an Nachwuchs). Lieber geht der Nachwuchs ins Studium in der Hoffnung viel mehr zu verdienen (wenn das klappt). Und Pflege - Nee - da muss man ja eklige Sachen machen - mal ganz davon abgesehen: das haben unsere Eltern auch gemacht.
  • die Anzahl der Plätze für Insassen sind aber auch begrenzt. Ohne passenden finanziellen Rückhalt kann man da nicht einfach nachinvestieren. Da könnte die Regierung was nachschieben - aber wovon denn - das müssten ja letztendlich wieder die Steuerzahler tragen - aber da gibt es eben auch viele, die was machen könnten und sich stattdessen vom Staat ernähren lassen - also von jedem Steuerzahler ?

Von den Angehörigen aus

  • ist mir klar. Wenn man jemand in ein Altersheim "umzieht", muss man sich selbst nicht mehr kümmern - weniger Arbeit, Aufwand etc.. Nur: man muss sich eben im Klaren sein, dass der-/diejenige damit aus der Familie entfernt wird - auch, wenn man ein oder zweimal pro Woche für ein paar Stunden auf Besuch kommt.

Nur mal ein paar Punkte von der Politik aus

  • würde man jetzt einfach einen höheren Lohn für Pflegekräfte festsetzen, dann würden die Preise der Heime noch weiter steigen und es könnte sich kaum noch einer leisten
  • Pflegekräfte aus dem Ausland? - Auch so ein Problem: ältere Leute hören evtl. nicht so gut, wollen mal was erzählen - einfach kommunizieren. Wenn dann der Partner aus Thailand kommt und kaum Deutsch spricht, dann fällt das flach (selbst erlebt).
  • Leute, die wirklich studieren und erfolgreich werden - die kann man auch nicht mit höheren Abgaben belasten - sonst gehen die ins Ausland (oder sind schon dort).

Das Ganze läuft überhaupt nicht gut. Eigentlich wäre da auch mal die Politik gefragt, aber von dort höre ich nichts. Da fehlt es an allem an den verschiedensten Stellen und keiner macht was.

Es dauert zwar wahrscheinlich noch ein bisschen, aber mir graut es vor diesen Zuständen.

Sagen wir es mal so: Sehr viele Senioren vereinsamen eher im alten Zuhause. Das finde ich dann noch schlimmer.

In guten Einrichtungen haben sie noch eher Kontakt zu anderen.

Es gibt doch auch so etwas wie betreutes Wohnen, wo man sich noch nach eigenen Wünschen einrichten kann. Aber wenn man Hilfe benötigt, ist jemand da.

Eine Zeit lang habe ich in der Verwaltung eines Altenpflegeheimes gearbeitet. So wie ich es dann teilweise im Vergleich zu anderen Heimen gesehen habe, war das noch ein relativ gutes Heim.