Sind alle katholischen geweihten Priester bei der katolischen Kirche angestellt?
Oder gibt es auch so etwas wie "Freiberufler" ?
Ich lernte vor ein paar Jahren einen Mann kennen der sich als katholischer Priester ausgab, eine schmutzige Soutane trug und "seine Gemeinde" abfuhr. Er befürwortete die Inquisition, der Papst (Der Inquisitor Ratzinger damals) war ihm zu wenig "kämpferisch", er lebte von den Spendengeldern seiner weit verstreuten "Gemeinde aufrechter Katholiken". Mich interessierte ob dieser "Priester" ein Irrer, ein Hochstapler oder tatsächlich ein "geweihter "Gottes" - Mann war.
5 Antworten
Ein Priester verspricht seinem Bischof den Gehorsam, daher sind im Grunde alles Priester einen bestimmten Bischof unterstellt. Sie sind dann so etwas wie Beamte, können nicht arbietslos werden und der AG hat eine Versorgungspflicht.
Allerdings kann es sein, dass es Probleme gibt und es kann sein, dass ein Priester sein Bistum verlässt. Durch die Weihe bleibt ein Priester immer Priester, aber durch die Freistellung kann es sein, dass er keinen Bischof mehr unterstellt ist.
Daher kann es sein, dass dieser Typ, den du getroffen hast, tatsächlich mal als Priester tätig war und geweiht war. Durch Ärger aber den Kirchendienst aufgegeben hat. Normalerweise wird man in der Kirche dann so versetzt, dass man trotzdem versorgt ist, aber es gibt auch Personen, die sich dann absetzen und ihren eigenen Weg gehen.
Leider kann man nicht sagen, ob er wirklich geweiht wurde und dann abgestützt ist, oder ob es ein leider geisteskranker Mensch ist.
Jeder Priester und Diakon ist, so er seinen "Job" in Einklang mit der Kirche ausüben will, einer Diözese oder einem Orden (und ähnliche Gemeinschaften) zugeteilt; "incardiniert" nennt sich das. Dort wird er gewöhnlich "angestellt" und bekommt von dort im Regelfall auch sein Geld. In Klöstern ist das zwar etwas anders geregelt, aber da kommt auch das Kloster für den Lebensunterhalt auf.
"Freiberufler" im Sinne von selbstständig bzw. "unabhängig" von der Katholischen Kirche als Priester gibt es quasi nicht.
Es gibt zwar ein paar Ausnahmen, die in Absprache für besondere Aufgaben "freigestellt" werden im Sinne von "ausleihen", aber sie sind trotzdem immer einem Bischof oder Ordensoberen zugeordnet, auch wenn in einigen Fällen jemand anderer für deren Unterhalt aufkommt.
Nicht so wenige verlieben sich auch und stellen einen Antrag auf sogenannte "Laisierung" - dann verlieren sie die Anstellung und dürfen nicht mehr als Priester wirken - aber da das Priesteramt als solches unwiderruflich ist, sind Handlungen, die sie entgegen dem Verbot trotzdem durchführen, gültig. [Zumindest ist der Hauptgrund für Laisierungen der Zölibat - aber den Antrag kann potentiell jeder stellen, zB wenn er vom Glauben abfällt....].
Manche arbeiten als "freiberufliche Theologen" und machen hauptsächlich - von der Kirche nicht anerkannte - "Trauungen" von Paaren, die ein kirchliches Ehehindernis haben (in den meisten Fällen einen noch lebenden Ex-Ehegatten.). Aber muss natürlich nicht sein, andere arbeiten als was ganz anderes wie als Verwaltungsangestellter im öffentlichen Dienst (da kenn' ich einen....).
Als letztes sei noch genannt, dass es auch sogenannte Vagantenbischöfe gibt, die gültig geweiht wurden, aber von der Amtskirche abgefallen sind. Diese weihen teilweise auch Priester - das ist unerlaubt, aber gültig. Vielleicht war der Mann ja von dieser Sorte. In dieser Sedisvakantisten-Szene gibt's so ein paar. Und die Vagantenbischöfe weihen meist auch weitere Vagantenbischöfe auf Vorrat.
(Und als allerletztes: Natürlich könnte er auch ein Hochstapler sein und keine Priesterweihe haben.)
Salue
Ein Priester kann auch als Angestellter eines Grossspitals (Sterbebegleitung), einer Reederei (Kreuzfahrten) oder anderen Anstellungen seine Tätigkeit als "seelischer Betreuer" ausüben.
Tatsächlich kenne ich einen Priester, der aufgrund von einigen "Unschönheiten" bei seinen bisherigen Anstellungen bei Kirchgemeinden kein Pfarramt mehr bekommt. Er arbeitet jetzt freiberuflich. Er bietet so quasi "kirchliche Sakramente für Atheisten" an.
Solche Dienstleistungen scheinen ja gefragt zu sein. So schöne Abdankungen bei einer "Quasi"-Messe sind halt doch irgendwie würdevoll.
Tellensohn
"kirchliche Sakramente für Atheisten"
Kann ich mir nur als Spaßveranstaltung vorstellem ....
Es gibt ja auch glaubensunabhängige Begleiter und Begleiterinnen, die angestellt werden um eine würdige weltliche Verabschiedungen zu organisieren.
Der genannte Pfarrer macht solche "würdigen" Verabschiedungen schon sehr nahe an der Grenze zum katholischen Ritus. Also ein freiberuflicher Pfarrer ohne Anschluss an eine Kirche. Die Preise sind "göttlich", zumindest für ihn.
Wo ein Markt ist, gibt es auch Anbieter.
Tellensohn
So wie ich das verstanden habe, kannst du geweiht sein, aber kein Priesteramt ausüben.
Danke, das ist interessant. Er bezog keinerlei Geld seitens der Kirche sagte er, er lebt von "seiner Gemeinde". Einen festen Wohnsitz habe er nicht, nur eine Meldeadresse mit Briefkasten bei einer alten Dame seiner Gemeinde. Und er wollte den Katholizismus "auf den rechten Weg zurückführen" den der "HErr" bestimmt habe. Er sabberte beim Sprechen, ich denke er war massiv psychisch krank.