Ph-wert erlaubt keine Aussage über die Stärke einer Säure?

3 Antworten

Die Stärke einer Säure kann man viel eher über den Halbäquivalenzpunkt ([A-]=[AH], pKs = pH nach Henderson-Hasselbalch) erkennen.

Unendlich verdünnt wird jede Säure deprotoniert vorliegen. Jedoch wird bei starken Säuren auch in hoher Konzentration immer ein Gutsteil deprotoniert vorliegen, während z. B. Essig nicht. Bekanntermaßen ist ja eine 1 M HCl-Lösung ätzender als eine 1 M-Essiglösung (~ 5 %). Beide haben gleich viele Protonen, beim Essig ist aber der Großteil nicht frei. Das eine macht man in den Salat, das andere löst Knochen und Marmor auf. Stichwort: Steilheit der Titrationskurven ist bei Salzsäure größer. Acetat ist ein Puffer!

Vergiss nicht: viele Säuren sind nur so "stark", weil sie löslicher oder oxidierend sind - Fluss- oder Salpetersäure.

Irgendwann macht es keinen Unterschied mehr, ob 99,9 oder 99,999 % der Protonen frei sind. Dann benötigen wir andere Medien als Wasser wie DMSO und andere "Säurestärken" - wie den pKs-Wert und die Hammettsche Aciditätsfunktion. Das sind dann "Supersäuren".

Der pH-Wert ist nur eine Frage der Verdünnung. Auch eine sehr starke Säure kann so verdünnt sein, daß der pH-Wert praktisch bei Wasser (=pH-Wert 7) liegt.

Die Säurestärke ist eine Frage des pKs Wertes. Dieser sagt dir, wie gern diese Säure ein Proton abspaltet (etwas vereinfacht gesagt).

m.f.G.

anwesende

Es hängt an den Begriffen, die oft missverstanden werden:

Säurestärke ist eine Eigenschaft der Teilchenart, nämlich die Tendenz, Protonen abzugeben. HCl ist eine starke Säure, weil es praktisch zu 100% protolysiert, Essigsäure weit weniger.

Der pH-Wert ist ein Eigenschaft des Stoffes, der jeweiligen sauren Lösung. Er sagt, wie hoch die Konzentration der H3O+-Ionen ist.

Eine 0,01 molare Salzsäure (starke Säure!) hat einen höheren pH-Wert (weniger sauer) als eine 3 molare Essigsäure (schwache Säure).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer für u.a. Chemie