Neigt der öffentliche Rundfunk nach links?
Ich habe irgendwie den Eindruck, dass der öffentliche Rundfunk (ARD, ZDF, Deutschlandradio usw.) nach links neigt.
Vor einiger Zeit wurde eine Umfrage unter Volontären der ARD (also Nachwuchsjournalisten) gemacht. Ergebnis: 92,2 Prozent wählen Grüne, Linkspartei oder SPD (also "Grün-Rot-Rot"; siehe dazu hier, hier und hier).
Gerade kam zudem raus, dass der staatliche Radiosender "1LIVE" kürzlich auf Twitter und Instagram Werbung für die SPD gemacht (siehe hier). Findet Ihr, dass der öffentliche Rundfunk in Deutschland nach links neigt?
120 Stimmen
18 Antworten
Volontäre sind meistens ziemlich jung. Bei den U18 Wahlen bekommen SPD, Grüne und Linke eigentlich immer deutlich über 50%. Bei der letzten Bundestagswahl waren es 56% und zwar unabhängig davon wo sie arbeiten.
Bei diesen Zahlen kommt noch dazu, dass es eine Umfrage war, die von zwei Volontären gestartet wurde. Dabei haben sie von 183 Volontären, die zu diesem Zeitpunkt bei der ARD waren nur 150 Volontäre befragt und davon haben nur 77 mitgemacht. Die restlichen 73, die überhaupt befragt wurden, haben eine Antwort verweigert. Also von 183 Volontären haben nur 77 geantwortet.
Verwirre den "Frage"steller bitte nicht mit den (seit Langem bekannten) Fakten.
Ist aber auch gut so.
Teilweise ist das mit Sicherheit so, aber das betrifft eher weniger bedeutsame und teils umstrittene Formate sowie Spartenprogramme, vor allem Funk. In der Neuen Züricher Zeitung wurde Funk zum Beispiel vor geraumer Zeit als...
Mischung aus Radio Antifa und verfilmter Sexualkunde
...bezeichnet. Allerdings halte ich Funk für ungefährlich, da die Zielgruppe bei Licht besehen gering ist. Es mag irgendwelche alternativen Studenten geben, die das konsumieren, aber selbst die Zielgruppe (Jugendliche & junge Erwachsene) lehnen Funk zu weiten Teilen ab und bevorzugen entweder private Medien oder andere Kanäle als das Fernsehen.
Noch was am Rande: Funk wird vom SWR betreut, der durchaus linksgrüne Tendenzen aufweist - auch Intendant Kai Gniffke ist SPD-Mitglied. Mit viel Phantasie könnte "Radio Antifa" schon passen. Andererseits: Irgendwelche verkopften jungen Möchtegern-Intellektuellen, die seit jeher Toleranz für sich beanspruchen und dann das genaue Gegenteil davon ausleben, muss man auch nicht als Maß aller Dinge ansehen und sollte sich seinen Teil denken. Die reden viel, wenn der Tag lang ist oder die Sendezeit zu füllen ist - und dabei nicht selten der Zielgruppe nach dem Mund, die man gern erreichen würde. Und gerade "junge" Journalisten drücken nicht selten JEDEM ihre Meinung auf und halten sich für super-super-wichtig, ohne es zu sein.
Ansonsten ist es speziell der Rundfunkrat der ARD, der auf die Programmgestaltung großen Einfluss ausübt. Dazu habe ich eine eigene Ansicht; dieses Gremium ist letztlich der verlängerte Arm der CDU: Dort sitzen überwiegend Parteimitglieder oder auch Personen, die der CDU gedanklich nahe stehen (etwa Vertreter diverser Kirchen und Verbände). Mit Intendantin Christine Strobl (geb. Schäuble und Frau Thomas Strobls) dürfte sich das nicht geändert haben, es wird eher noch CDU-lastiger als unter ihrem Vorgänger Volker Herres, der keiner Partei angehörte - zumindest war nichts dergleichen bekannt.
Ich bin der Meinung, dass sich die ARD zumindest in Teilen Dr. Konrad Adenauers seinerzeitiger Vision des "Deutschlandfernsehens", aus dem letztlich das ZDF hervorging, nähert - diesbezüglich ist auch das ZDF sicher kein unbeschriebenes Blatt, mir fiel es nur bei der ARD und ihren Landessendern eher auf. Die Tagesschau berichtete aus meiner Sicht sehr "merkeltreu", "heute" wirkte meist etwas neutraler.
Das Thema an sich haben Peter Scholl-Latour und Wolf von Lojewski vor Jahren schon treffend erörtert, allerdings übten sie keine Kritik an der "linksgerichteten Haltung", sondern eher in Richtung politischer Korrektheit und schlechter bzw. regierungstreuer Pressearbeit, die Tatsachen verdreht oder verfälscht.
https://www.youtube.com/watch?v=aA6hZvQJFtk
https://www.youtube.com/watch?v=1LNmkl5FBAc
Den Deutschlandfunk hingegen habe ich bisher als angenehm sachlich und neutral ausgerichtete Informationsquelle ohne erkennbare politische Propaganda erlebt. Auch die öffentlich-rechtlichen Radiosender zumindest in Baden-Württemberg und Bayern sowie Hessen habe ich bisher als unpolitisch interpretiert. Selbst Bayern 1, früher in der Programmgestaltung sehr oberbayrisch und konservativ orientiert (wie's heute ist, weiß ich nicht, weil ich kein Bayern 1 mehr höre) selbst in der Würzburger Ecke, war in Sachen "CSU" nicht halb so schlimm, wie Kritiker es wohl gern gehabt hätten. Ich kann mich sogar an Comedyformate erinnern, in denen Stoiber und Söder, damals Generalsekretär der Christsozialen, nicht gut weggekommen sind. Aber das nur am Rande.
Warum Neo-Liberale und was bitte hat das Wort "Liberal" mit dieser Art Identitätspolitik zu tun? Das ist doch gerade das Gegenteil davon.
Der derzeitige dynamische Endstadium Kapitalismus profitiert, wenn der Markt divers ist. Sind Frauen gleichgestellt oder Schwarze, so sind sie plötzlich im Wettbewerb mit Weißen. Je mehr teilnehmen am Markt, desto besser.
Verschiedene Unternehmen springen da auf, um eben als „hip“ rüberzukönnen. Sie bemühen sich um ihr Image und gleichzeitig wissen Neoliberale, dass sie mit identitäspolitischen Debatten von ihren eigenen Taten ablenken können und Zeit gewinnen.
Ja der Deuschlandfunk ist auch ziemlich weit links, fast grün rot
Linksliberal, nicht links.
Es ist aber abhängig, was man vom ÖRR konsumiert. So ist Markus Lanz z.B weniger festlegbar als andere FUNK-Kanäle, die diese ganze pseudo-intellektuellen Themen der Identitätspolitik usw posaunt, oder als die Sendungen eines Jan Böhmermanns.
Grundlegend stimme ich der These zu, aber es hat eigentlich wenig mit links zu tun. Deshalb die Korrektur: Es sind Neo-Liberale.
Tatsächliche Linke werden selbst von diesem identitätspolitischen/pseudo-intellektuellem System attackiert.