Klassentreffen einer schlimmen Klasse - 20 Jahre danach?
Guten Abend,
welchen Sinn hat ein Klassentreffen einer Klasse, die schon damals eine unglückliche Zusammenstellung war, in der Mobbing bis hin zu sexuellen Übergriffen und fehlender Zusammenhalt (jeder ging gegen jeden), ein winterliches Klima, Unzufriedenheit und einige Fälle von Schulangst die Stimmung dominierten?
Wie kann man es sich erklären, dass jemand (der in dieser Klasse selbst gelitten hat) fast 20 Jahre später auf den hirnrissigen Gedanken kommt, ein Treffen auszurichten? Ist das die Glorifizierung der Vergangenheit oder spielt da sonst was eine Rolle?
Ich verstehe es einfach nicht und ja, es geht um meine damalige Abschlussklasse, zu der ich eigentlich bis auf zwei Personen und zwei Lehrern den Kontakt vor rund zehn Jahren abgebrochen hatte. Eine Mitschülerin hat mich gegoogelt und mailte an meine berufliche Adresse ins tiefste bayrisch-schwäbische Niemandsland (die Klasse war wo ganz anders) - allein das finde ich schon irgendwie dreist, wenngleich sie es immerhin zugegeben hat - obwohl sie wusste, dass ich zu weiteren Treffen nicht bereit bin. Sie sei der Meinung, man müsse sich treffen.
Es sind sogar diejenigen eingeladen, die damals wegen sexuellen Übergriffen von der Schule flogen - allein das ist doch unverständlich. Ein Lehrer, der eingeladen wurde, hat abgelehnt, als er hörte, dass diese Typen da auch eingeladen werden.
Was reitet jemanden dazu, so was zu veranstalten? Bei einer netten Klasse verstehe ich es - nicht aber, wenn eigentlich jeder schlechte Erinnerungen hat.
Danke und Grüße!
11 Antworten
Der Einzige, der diese Frage zufriedenstellend beantworten kann, ist der ehemalige Schüler, der dieses Klassentreffen organisieren will.
Es kann Neugierde dahinterstecken. Mag auch sein, daß in der Erinnerung unhaltbare Zustände in einem viel besseren Licht erscheinen.
In diesem Fall ist nur schwer nachvollziehbar, warum der Organisator "die Meute" unbedingt noch mal zusammenbringen will.
Ich besuche keine Klassentreffen, weil diese Leute in meinem Leben keine Rolle mehr spielen.
Das ist schon möglich. Ich sage es mal so: Die Person war schon damals etwas sehr einfach und leicht-/gutgläubig, man kann sie eigentlich als debil bezeichnen. Sie war immer freundlich und nett und ist mit Sicherheit nicht hinterlistig, aber man kann sie belügen und vorführen, wo es geht und deswegen wurde sie jahrelang gemobbt ... und ich frage mich, wieso jemand mit der Vorgeschichte so ein Treffen will, aber ich halte es für denkbar, dass sie in ihrer relativ "beschränkten" Art diese Sachen vergessen oder verdrängt hat oder viel zu sehr ans Gute glaubt. Ich hatte auch beim Telefonieren den Eindruck, dass ich eigentlich mit einer Vierzehnjährigen spreche, die halt erwachsen und Ü30 ist.
Ich fand es ja auch etwas dreist, wie es vor sich ging: Diese ehemalige Mitschülerin hat mich gegoogelt und mailte an meine berufliche Adresse ins tiefste bayrisch-schwäbische Niemandsland (die Klasse war wo ganz anders) - allein das finde ich schon irgendwie dreist, wenngleich sie es immerhin zugegeben hat - obwohl sie wusste, dass ich zu weiteren Treffen nicht bereit bin.
Ich besuche keine Klassentreffen, weil diese Leute in meinem Leben keine Rolle mehr spielen.
Ich habe der guten Frau gesagt, dass ich allein aus Entfernungsgründen nicht komme bzw. mir ein Klassentreffen die Anreise aus Süddeutschland nicht wert ist - außer ich bin grad sowieso bei Verwandten, dann geht eine Stunde vielleicht.. mehr aber sicher nicht.
Wahrscheinlich verbringe ich diesen Abend, wann er auch immer sein wird, demonstrativ zuhause oder, wenn es im Frühjahr oder Sommer ist, mit einer Ausfahrt bei schönem Wetter und guter Musik mit meinem Oldtimer in meiner Wahlheimat, in der ich sehr glücklich und gut etabliert bin :-). Und dann noch ein schönes Schnitzel in einem urigen Gasthaus, passt alles!
Hallo. Gute Frage. Ich war mal in einer ähnlichen Situation. Vor ein paar Jahren war mal ein 10-jähriges Klassentreffen zu einer Zeit, wo ich gerade am Abendgymnasium mein Abitur nachgeholt habe.
Die Organisatorin wollte mich in Facebook adden, wo ich fast nie bin und hatte sogar einen Brief an die Adresse von meinen Eltern geschickt.
Ehrlich gesagt kenne ich gar keine Namen von damals und wusste nicht, ob das die Leute von der 7. bis 10. Klasse waren oder von der 11. bis 12. oder 12. bis 13.,weil ich die 12. wiederholt hatte.
Später waren meine Gedanken etwas klarer und ich wollte mich bei ihr melden. Wäre ja jetzt auch bald 20-jähriges. Aber scheint ihr nicht mehr so wichtig zu sein oder es gibt andere Gründe.
Mit meiner Grundschulklasse hätte ich aber total gerne mal ein Treffen 🙂
Zu deiner Frage:
Ich vermute, dass es einigen Menschen durchaus wichtig sein kann, mit schlechten Erinnerungen und Erfahrungen auf diese Art und Weise abzuschließen, sich vielleicht mit einigen Menschen zu versöhnen. Aber für mich wäre es auch sehr schwierig. Vor allem die Leute von der 7. bis 10. Klasse.
Vielleicht möchte man auch vor den anderen prahlen, zeigen, was man erreicht hat. Wer weiß?
Ich glaube, viele wissen es gar nicht zu schätzen, wenn sie eine "normale" Schulzeit ohne prägende Probleme und Mobbing etc. genießen dürfen. Oft hört man Beschwerden von Leuten, die doch eigentlich gar nicht wissen, wie gut sie es doch haben.
Schon irgendwie traurig. Dann denkt man das ganze Leben an dies und das und im Nu ist es vorbei...
Vielleicht Reue, aber auch Neugierde, was aus den jeweiligen Mitschülern geworden ist.
Den klassischen Sinn eines Klassentreffens mit Wiedersehensfreude erfüllt das bei so manchen sicher nicht, aber vielleicht die Möglichkeit die seelischen Belastungen der Einzelnen mal klar anzusprechen.
Allerdings wird das am Ende wahrscheinlich eher ein Chaotenstammtisch, bei dem sich nur all jene treffen, die den größten Ärger veranstaltet haben.
Ich würde mir ein solches Treffen nicht antun wollen, wenn du dich dabei schon unwohl fühlst. Solltest du aber das Gefühl haben, die Vergangenheit damit besser verarbeiten oder sogar abschließen zu können, dann wäre es eine Option hinzugehen und die ungeschönte Vergangenheit anzusprechen.
Mit den besten Grüßen
SANY3000
Ich habe auch gesagt, dass ich allein aus Entfernungsgründen nicht komme bzw. mir ein Klassentreffen die Anreise aus Süddeutschland nicht wert ist - außer ich bin grad sowieso bei Verwandten, dann geht eine Stunde vielleicht.. mehr aber sicher nicht.
Wahrscheinlich verbringe ich ihn demonstrativ zuhause oder, wenn es im Frühjahr ist, mit einer Ausfahrt in meinem Oldtimer in meiner Wahlheimat, in der ich sehr glücklich und gut etabliert bin :-). Und dann noch ein schönes Schnitzel in einem urigen Gasthaus, passt alles!
Ich fand es ja auch etwas dreist, wie es vor sich ging: Eine Mitschülerin hat mich gegoogelt und mailte an meine berufliche Adresse ins tiefste bayrisch-schwäbische Niemandsland (die Klasse war wo ganz anders) - allein das finde ich schon irgendwie dreist, wenngleich sie es immerhin zugegeben hat - obwohl sie wusste, dass ich zu weiteren Treffen nicht bereit bin.
Ich würde mir über sowas gar keine Gedanken machen.
Meine Klasse in der DDR der 80er war auch total zerstritten. Die Obermobber veranstalten ab und zu mal Klassentreffen. Und sie wundern sich, dass kaum jemand hingeht. Sie fragen sich wohl selber nicht mal, warum das so ist.
Ich war noch nicht einmal bei sowas.
Danke!
Ich habe zwischenzeitlich nicht abgesagt, weil noch gar kein Termin bekannt wurde, werde es aber tun, sobald der Termin da ist. Bei uns veranstaltet jemand das Treffen, der jahrelang selbst gemobbt wurde.
Beim ersten Mal habe ich einen Kommentar dazu auf die Einladung geschrieben. Der Brief wanderte in den Briefkasten der Einladenden. Hinterher hat mir so ein Demel beim Einkaufen erzählt, dass die Dame das richtig ausgewertet habe, dass ich nicht kommen wolle. Danach habe ich nie wieder auf eine Einladung reagiert. Und mich interessieren die auch nicht mehr. Ich habe noch einige Kontakte aus meiner alten Klasse. Aber dazu brauche ich kein Klassentreffen. Ich will nämlich selber bestimmen, wen ich sehen will.
Ich habe vor Jahren schon gesagt, dass ich diese Einladungen nicht mehr wünsche und bin dann auch weggezogen, meine neue Adresse hat niemand bekommen.
Eine Mitschülerin hat mich heuer aber gegoogelt und mailte an meine berufliche Adresse ins tiefste bayrisch-schwäbische Niemandsland (die Klasse war wo ganz anders) - allein das finde ich schon irgendwie dreist, wenngleich sie es immerhin zugegeben hat - obwohl sie wusste, dass ich zu weiteren Treffen nicht bereit bin. Sie meinte sogar offen, sie wüsste das, aber es wäre ja soooo schön, alle mal wieder zu sehen. Irgendwie fand ich das schon sehr suspekt.
Auch ich möchte selbst bestimmen, wen ich sehe und treffe - zu zweien habe ich noch Kontakt, die haben die Kontakte zum Rest der Klasse auch abgebrochen und eine wurde ebenso belästigt wie ich, die andere hingegen wohnt nach einer schweren Erkrankung sehr zurückgezogen und hat nur zu ganz wenigen Leuten außerhalb der Familie überhaupt Kontakt - die haben sie nicht gekriegt.
Da kannst Du nur mit Nichtbeachtung antworten. Die wollen Dich nur herausfordern und mürbe machen. Zeig ihnen nicht, dass Dich das noch beschäftigt.
Ich vermute sie ist einfach neugierig was aus den anderen geworden ist. Das alleine wäre schon ein Grund. Wenn du auch neugierig bist geh hin sonst lass es bleiben. Die geilen Böcke von damals sind wahrscheinlich inzwischen längst verheiratet und haben sich mittlerweile anderswo die Hörner abgestossen.
So was kann schon sein... und na ja, irgendwie reizt(e) mich das bei den ersten Gedanken schon - weil ich laut ehemaligen Lehrern derjenige sei, der mit Abstand am meisten erreicht habe und durchaus was vorweisen kann, das mit Sicherheit nicht jeder gepackt hat. Andererseits ist so plumpe Angeberei nicht meine Art und ist mir meine Zeit dafür viel zu schade - ich fülle sie lieber mit was Schönem aus, z.B. was mit der Familie, mit Freunden oder mit meinem Oldtimer, am liebsten alles zusammen, dazu schöne Musik und gutes Essen in einer urigen Kneipe :-)
Ich fand es ja auch etwas dreist, wie es hier vor sich ging: Diese ehemalige Mitschülerin hat mich gegoogelt und mailte an meine berufliche Adresse ins tiefste bayrisch-schwäbische Niemandsland (die Klasse war wo ganz anders) - allein das finde ich schon irgendwie dreist, wenngleich sie es immerhin zugegeben hat - obwohl sie wusste, dass ich zu weiteren Treffen nicht bereit bin. Vorher hatte sie bei meinem Cousin angerufen, der die Adresse aber nicht rausrückte und ihr wahrheitsgemäß sagte, dass er nicht glaube, ich sei zu einem Treffen bereit.
Es sind sogar diejenigen eingeladen, die damals wegen sexuellen Übergriffen von der Schule flogen - allein das ist doch unverständlich. Ein Lehrer, der eingeladen wurde, hat abgelehnt, als er hörte, dass diese Typen da auch eingeladen werden. Da ging es konkret um Spannerei in Hallenbad und Klos, Belästigungen per Telefon und wiederholte Selbstbefriedigung in der Aula sowie im Klassenzimmer während des Unterrichts. Eklig ... und ich will, obwohl diese Typen mich in Ruhe ließen (der Klospanner war zu mir eigentlich nicht unfreundlich oder so), nicht mit Leuten an einem Tisch sitzen und schwätzen, unter denen viele Mädchen und Jungen, aber auch Lehrer und die Kids unterer Klassen jahrelang zu leiden hatten. Das kann ich mit meiner Ehre nicht vereinbaren.
Wie dem auch sei, ich hock' an jenem Abend, wann auch immer das sein wird, in meinem alten Audi und drehe eine Runde ... und im Radio die Hits der 80er und ein paar Italo-Popsongs ... und der Himmel ist wie aus dem Prospekt mit Hügeln und Bergen in Sichtweite.