Kanzlerduell=Wahlmanipulation?

Keksdieb86  18.12.2024, 09:51

Was ist denn SWB?

GrafvonBerg 
Beitragsersteller
 18.12.2024, 15:32

Bündnis Sahra Wagenknecht.. holte in Türingen auf anhieb mehr Prozente als die SPD

3 Antworten

Es ist ja nicht wirklich so, als hätte diese eine Sendung auch nur im entferntesten eine ausschlaggebende Bedeutung für den Ausgang der Wahl. Wer schaut sich den Schmarrn überhaupt an?

Die Spitzenkandidaten sind unabhängig von dieser einen Sendung andauernd medial präsent.

Teilweise hast Du Recht, teilweise nicht.

alle 4 Jahre gibt es wieder ein Kanzlerduell im Gebühren finanzierten Fernsehen

Und im Privatfernsehen.

nur die Kandidaten von SPD und CDU werden eingeladen

Ja, es soll ein Duell zwischen Scholz und Merz geben und zusätzlich gibt es Überlegungen für ein Duell zwischen Habeck und Weidel.

Scholz ist der amtierende Bundeskanzler und Merz der derzeit nach Umfragen stärkste Herausforderer. Die Überlegung eines Kanzlerduells zwischen diesen beiden Kandidaten ist also nachvollziehbar, auch wenn man es nicht mag.

Und das obwohl Grüne AfD und SWB ebenfalls realistische Chancen haben.

Das BSW wäre nach letzten Hochrechnungen meist gerade so im Bundestag und hat keine realistischen Chancen, den Bundeskanzler zu stellen.

Von einem Kanzler aus der AfD ist ebenfalls nicht auszugehen.

wieso wird dem Wähler suggeriert nur diese Parteien könnten Kanzlerinnen stellen?

Weil das die realistischsten Szenarien sind.

das ist doch eindeutige Wahlmanipulation

Nein.

irre ich mich?

Ja.

Was spricht denn eigentlich überhaupt für ein Kanzlerduell?

Es gibt Menschen, die sich ihre Entscheidung nicht aufgrund von BILD, TikTok Videos oder Instagram machen, sondern den potentiellen Kandidaten auch sehen und hören wollen.

Objektiv betrachtet wäre es für die Entscheidungsfindung durchaus ebenso logisch, Kandidaten der 4 Top Parteien (CDU, AfD, SPD und Grüne) zu einem Talk einzuladen.


GrafvonBerg 
Beitragsersteller
 18.12.2024, 09:48

Danke für die Ausführliche Antwort, das BSW hatte ich tatsächlich beim erstellen der Frage stärker eingeschätzt. Dennoch ist März nicht der einzige Herausforderer und fraglich ist überhaupt, ob eine Partei realistische Erfolgsaussichten braucht um ins TV zu kommen. Im SInne der Chancengleichheit müssten alle Parteien gleich behandelt werden.

Es herrscht m.M.n aber ein Narrativ vor welcher die etablierten poilitschen Größen eindeutig bevorteilt und suggeriert, diese wären unabdingbar für unsere Demokratie und das funktionieren unseres Landes während alle anderen Parteien außer CDU und SPD regierungsunfähig wären.

Die regelmäßigen TV-Duelle erhärten diesen EIndruck.

AlexausBue  18.12.2024, 10:06
@GrafvonBerg
fraglich ist überhaupt, ob eine Partei realistische Erfolgsaussichten braucht um ins TV zu kommen

Das ist ja eine Entscheidung, die der Fernsehsender bzw. der Veranstalter trifft. Die Logik hier habe ich ja erwähnt. Du musst ihr nicht zustimmen, aber es war weder vollkommen willkürlich, noch ist es manipulativ.

Im SInne der Chancengleichheit

Ich denke nicht, dass Fernsehsender hier "Chancen" verteilen, geschweige denn für Chancengleichheit verantwortlich sind. Seit ihrer Gründung wurde die AfD weitestgehend außenvorgelassen, ohne dabei einen Einfluss auf die Wähler auszuüben. Sie sind immer noch konstant zwischen 15% und 20%. Ich vermute eher, dass ihnen die Distanzierung zusätzliche Stimmen verschafft hat.

müssten alle Parteien gleich behandelt werden.

Und doch ist auch der Ansatz nur die 2 Kandidaten mit der realistischsten Chance einzuladen logisch und nachvollziehbar.

Es herrscht m.M.n aber ein Narrativ vor welcher die etablierten poilitschen Größen eindeutig bevorteilt

Ich weiß nicht, ob das immer ein Vorteil ist.

suggeriert, diese wären unabdingbar für unsere Demokratie und das funktionieren unseres Landes 

Aber wir sind doch alle aufgeklärte Bürger und wissen um die Parteiprogramme, Kandidaten, Vorstellungen und Ideen anderer Parteien!

Jeder hat doch verstanden, dass es noch andere Parteien gibt und dass das Duell in Anlehnung an das US-Format nur die zwei Kandidaten mit den größten Aussichten auf das Amt zeigt.

Niemand wird nach dem Duell sagen: "Achso, kann ich jetzt nur einen von den beiden wählen?!?!?!"

Spätestens in der Wahlkabine bekommen wir alle den gleichen Zettel und alle Kreise sind gleich groß.

Die regelmäßigen TV-Duelle erhärten diesen EIndruck.

Ich denke, Du baust hier einen falschen Eindruck zusammen. Ich halte die deutschen Wähler nicht für so bescheuert, dass sie wegen der eingeladenen Gäste in irgendeiner TV-Show ihre Wahl beeinflussen lassen.

Außerdem macht "Achtung Reichelt" beispielsweise ja auch alles andere als objektive Berichterstattung und käme auch nie auf die Idee, jemand anderen nur wegen einer so genannten "Chancengleichheit" einzuladen.

Da in der Regel jede Zielgruppe genau dort angesprochen wird, wo sie sich aufhält, passt das am Ende ja.

Ich glaube weit mehr Menschen lassen sich vom Wahl-o-maten beeinflussen, als von TV-Formaten

5432112345  18.12.2024, 09:58

Die Top 2+1 wären auch völlig ausreichend.

Die zwei stärksten Kandidaten gegeneinander. Das dürfte den aktuellen Kanzle in den meisten Fällen beinhalten, wenn nicht, dann ist er der Dritte in der Runde.

Bedeutet: Merz gegen Weidel gegen Scholz

Habeck und Wagenknecht sitzen nur auf der Ersatzbank und sind für die Kanzlerposition derzeit nicht relevant.

AlexausBue  18.12.2024, 10:17
@5432112345
Die zwei stärksten Kandidaten gegeneinander.

Und hier kommt es natürlich darauf an, wie man "stärkste" definiert. Beschränkt man die Sichtweise auf die aktuellen Umfragen, sind Merz und Weidel die stärksten Kandidaten.

Erweitert man seinen Horizont auf die realistischsten Chancen das Amt des Bundeskanzlers zu bekommen, fällt Weidel raus und Merz und Scholz sind wieder die Top Kandidaten.

Beide Sichtweisen ergeben Sinn und für eine muss man sich entscheiden. Man hat die zweite Sichtweise gewählt.

5432112345  18.12.2024, 10:30
@AlexausBue

Und genau da liegt das Problem.
Ja, Statistiken können sich ändern, aber sie sind eindeutig und nachvollziehbar. Wie hoch die Chance ist, in das Amt zu kommen, ist hingegen eine höchst subjektive Einschätzung. Für alle Kandidaten außer Merz müsste man schon sehr kreativ werden um da eine Möglichkeit der Kanzlerschaft zu konstruieren. Und wer bewertet dann wieder was realistischer ist? Natürlich lässt sich darüber streiten.
Also kein besonders gutes Auswahlkriterium.

AlexausBue  18.12.2024, 10:43
@5432112345
Wie hoch die Chance ist, in das Amt zu kommen, ist hingegen eine höchst subjektive Einschätzung.

In diesem Fall - und ich denke mal, das weiß jeder, -ist es derzeit ein Fakt, dass niemand mit der AfD koalieren würde.

Für alle Kandidaten außer Merz müsste man schon sehr kreativ werden um da eine Möglichkeit der Kanzlerschaft zu konstruieren. 

Absolut korrekt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache.
Ich würde es auch gerne sehen, wenn sich alle Politiker gleichzeitig den Fragen von Journalisten stellen.

Aber auch das gewählte Konzept verfolgt nun mal eine Logik, ungeachtet dessen, ob Du noch Frau Weidel gerne dabei hättest und ich alle Top-Kandidaten.

wer bewertet dann wieder was realistischer ist?

Derzeit alle Parteien, die nicht bereit sind eine Koalition mit der AfD einzugehen.

5432112345  18.12.2024, 11:00
@AlexausBue
In diesem Fall - und ich denke mal, das weiß jeder, -ist es derzeit ein Fakt, dass niemand mit der AfD koalieren würde.

Genauso wie es ein fakt ist, dass keine 15%-Partei den Kanzler stellen wird.

Ich würde es auch gerne sehen, wenn sich alle Politiker gleichzeitig den Fragen von Journalisten stellen.

Stimme zu.

Aber auch das gewählte Konzept verfolgt nun mal eine Logik, ungeachtet dessen, ob Du noch Frau Weidel gerne dabei hättest und ich alle Top-Kandidaten.

Wenn Habeck ein "Top-Kandidat" sein soll, dann ist es Weidel erst recht. Koalitionsmöglichkeiten sind nicht der einzige Faktor und seine Gewichtung frei von dir festgelegt. Und genau da sind wir wieder bei dem Thema wer bewertet das:

Derzeit alle Parteien, die nicht bereit sind eine Koalition mit der AfD einzugehen.

Die Parteien bewerten das nicht und haben es auch nicht für den ÖR zu bewerten. Sie werden bewertet und das an einem Maßstab der nicht eindeutig und deshalb streitbar ist.

AlexausBue  18.12.2024, 11:49
@5432112345
Genauso wie es ein fakt ist, dass keine 15%-Partei den Kanzler stellen wird.

Korrekt.

Man hat eben den amtierenden Kanzler genommen.

Genau genommen ist das Kanzlerduell ein Vorher-Nachher Vergleich und das ist nicht wirklich eine subjektive Einschätzung.

Wenn Habeck ein "Top-Kandidat" sein soll, dann ist es Weidel erst recht.

Wie gesagt: Jain. Man zieht eben auch die Wahrscheinlichkeit der Koalition in Betracht.

Ob es einem gefällt, oder nicht: auch in der nächsten Regierung hat die AfD nichts zu sagen.

Sehr wahrscheinlich hat die CDU etwas zu sagen und entweder die SPD oder die Grünen oder beide.

Da kann man entweder in jeden Talk die Frau Weidel einladen, oder in keinen, das ändert daran nichts.

Und ich glaube sogar, dass man Frau Weidel und ihrer Partei sogar noch einen Gefallen tut, wenn man sie nicht einlädt und zwar in dreierlei Hinsicht:

(Und bevor Dir der Kragen platzt, denn ich weiß ja nicht 100%ig, welche politische Einstellung Du hast: ich wäre selbst dafür gewesen, die AfD einzuladen und würde sogar eine rechte Partei in einer Regierungskoalition sogar befürworten, wenn sie nicht rechtsextrem, faschistisch und Russlandfreundlich ist!)

  1. Die AfD glänzt ja nicht wirklich mit vernünftigen innovativen Konzepten, sondern ist ja meist damit beschäftigt, einen Schuldigen auszumachen (Flüchtlinge, Merkel, Flüchtlinge, die Ampel, Flüchtlinge, Die Grünen, Syrer, Flüchtlinge oder Flüchtlinge), da wird es schwierig, wenn man sich in eine Talkshow setzen soll und sachlich auch mal über andere Themen sprechen soll.
  2. Hat Weidel im Duell gegen Sarah Wagenknecht deutliche Schwächen gezeigt. Es stimmt vielleicht, dass man manchen AfD Anhängern einfach nur blauen Wackelpudding hinstellen könnte und die würden trotzdem sagen, er habe das Kanzlerduell haushoch gewonnen, aber die breite Masse wird von derartigen Auftritten wohl eher ein kritisches Bild bekommen.
  3. Gefällt sich doch die AfD sehr gut in der Rolle des enttäuschten aber achso missverstandenen Kämpfers für die Gerechtigkeit, dem niemand eine Chance geben will und gegen den sich alle natürlich völlig zu unrecht stellen.

Aber wie gesagt, das ist jetzt nur meine persönliche Einschätzung.

Die Parteien bewerten das nicht und haben es auch nicht für den ÖR zu bewerten

Und doch ist das Konzept weder willkürlich noch unlogisch, sondern folgt einer Logik:

Der amtierende Bundeskanzler + sein wahrscheinlicher Nachfolger.

Auch wenn Du und ich eine andere Logik verfolgt hätten.

5432112345  18.12.2024, 13:10
@AlexausBue
Ob es einem gefällt, oder nicht: auch in der nächsten Regierung hat die AfD nichts zu sagen.

Aber in der Opposition dennoch einen starken Einfluss. Und ob die Grünen nun an der Regierung beteiligt werden oder nicht, den Kanzler stellen sie trotzdem nicht.

(Und bevor Dir der Kragen platzt, denn ich weiß ja nicht 100%ig, welche politische Einstellung Du hast: ich wäre selbst dafür gewesen, die AfD einzuladen und würde sogar eine rechte Partei in einer Regierungskoalition sogar befürworten, wenn sie nicht rechtsextrem, faschistisch und Russlandfreundlich ist!)

Ich habe keine ideologisch geprägte Einstellung. Ich bin Realist und bilde meine Meinung faktenbasiert auf Basis plausibler und seriöser Quellen mit wenig Spielraum für emotionale "Wahrheiten".

Die AfD glänzt ja nicht wirklich mit vernünftigen innovativen Konzepten [...]

Ob Weidel in einem Duell gut dastehen würde kann ich nicht mal sagen.

Und doch ist das Konzept weder willkürlich noch unlogisch, sondern folgt einer Logik:
Der amtierende Bundeskanzler + sein wahrscheinlicher Nachfolger.

Ja, das ist eine nachvollziehbare Logik, die aber nicht Habeck vs. Weidel erklärt. Insofern ist sie inkonsistent.

Ja, ist es.

Genauso wie Wahlspenden im Übrigen und die Konzentration auf Großparteien.
Scheint aber niemand etwas dagegen tun zu wollen.

Bei den Wahlduellen will man jetzt aber wohl klagen.