Kann Queerfeindlichkeit auch von Linksextremen kommen?
Antisemitismus zum Beispiel findet man ja sowohl bei Rechtsextremen, als auch Linksextremen (und auch Islamismus).
Queerfeindlichkeit ist mir nur von Islamisten, Rechtsextremen und vglb. im Kopf.
Kommt es auch unter Linksextremen zu Queerfeindlichkeit? Und falls ja: habt ihr Beispiele?
14 Antworten
Ich empfinde das unabhängig der politischen Positionen. Gerade bei Stalinistischer und Maoistischer Ausrichtung hat man ein sehr konservatives Weltbild, bei dem Homosexualität als westliche, bürgerliche Dekadenz gilt und keine Anerkennung findet.
Teile der westlichen Linken, tragen diese Anschauung ebenfalls weiter, da sie sehr antiwestlich und antiindividualistisch eingestellt sind und Queerness als westlicher, bürglicher Lifestyle gilt.
Dazu kommt die Antizionistische / Antiisraelische Linke. Die sympathisieren häufig, offen mit dem fundamentalen, politischen Islam,- in welchem Homosexualität und Queerness ein Verbrechen ist. Durch diese antiimperialistische Solidarität mit den Islamisten, übernehmen sie auch häufig deren Feindbilder, wozu Queere zweifelsfrei dazu gehören.
Umso absurder ist die Solidarität queerer Menschen mit der Hamas. (Queers for Hamas.) Sehen sich selber überwiegend als Linke an, solidarisieren jedoch mit klar queerfeindlichen Ideologien. Meine Kritik an den Queeren bezieht sich auf genau diese Leute und die vorhandene, bigotte Ambivalenz.
Jedenfalls zeigt das auf, dass es hier keine klare, homogene Ausrichtung der Meinung gibt.
Denke, dass sowohl Linke, als auch Queere Individuen selbst, mangels politischer Kompetenzen, zum Teil völlig ambivalente Ansichten haben und hier unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen, obwohl sich alle irgendwie der politisch Linken zuschreiben.
Das kommt überall vor. Nur in manchen Gruppen ist es ausgeprägt und in manchen kaum vorhanden.
Eigentlich nicht, außer bei Stalinisten und Maoisten.
Was viele nicht wissen: Kurz nach der Oktoberrevolution, ganz am Anfang der Sowjetunion unter Lenin, hatte die junge Sowjetunion einen offen homosexuellen Außenminister.
Die Karriere von Georgi Tschitscherin, dem Kommisar für äußere Angelegenheiten von 1918 bis 1930 ist beispielhaft für diesen Prozess. Als er nach der Revolution der Bolschewiki nach Sowjetrussland zurückkehrte, wurde Tschitscherin während der Verhandlungen, die zum Frieden von Brest-Litowsk führen sollte, ins Departement Trotzkis berufen und war Trotzkis Nachfolger als Kommissar für äußere Angelegenheiten im Mai 1918. In dieser Funktion war Tschitscherin, der offen zu seiner Homosexualität stand, der Repräsentant des Sowjetstaats auf der Weltbühne internationaler Politik. Neben anderen Erfolgen unterzeichnete er den Vertrag von Rapallo stellvertretend für die Sowjetunion und – worin sich die Ironie der Geschichte zeigt – verhandelte den Status der katholischen Kirche in Russland mit Eugenio Pacelli, dem Mann der Später Papst Pius XII. werden sollte. Obwohl er als Workaholic galt und trotz seiner diplomatischen Fähigkeiten geriet Tschitscherin mit Stalin in Konflikt, wurde in seiner Position im Jahr 1928 verdrängt und letztlich 1930 abgesetzt. Nach seinem Tod 1936 wurden die Erinnerungen an ihn getilgt. In gewisser Weise steht Tschitscherin beispielhaft für die gesamte LGBTQI*-Bevölkerung Russlands in jener Zeit: Im politischen Exil während des Zarismus, stieg er auf und bekam eine Chance seine Talente zu entwickeln, als die Bolschewiki an die Macht kamen, wobei er vom Stalinismus wieder zur Seite gestoßen wurde. Sein Weg ist wohl beispielhaft für all jene, die wegen ihrer sexuellen Vorlieben oder ihrer geschlechtlichen Identität zum Opfer von Unterdrückung im zaristischen Russland und in der Sowjetunion wurden.
Also die ursprünglichen Bolschewiki waren diesbezüglich nicht feindlich eingestellt - der Stalinismus war es aber durchaus.
Natürlich kommt das vor. Es wird keine politische Richtung geben, wo das nicht vorkommt. Man kann nur schauen, wo es häufiger auftaucht, aber es ist überall vorzufinden.
Ich denke, das ist eher eine Frage der persönlichen Einstellung anstatt der politischen Überzeugung. LGTBQ+ ist ja jetzt auch nicht an eine politische Richtung gebunden, sondern damit identifizieren sich auch Menschen aus verschiedenen politischen Lagern.
Und dass es bei Linkextremismus vorkommt, halte ich auch aus diesem Grund für wahrscheinlich, weil er ja auch sehr autoritär, gewaltsam und intolerant sein kann. Sowas kommt nicht nur von rechtsextremer Seite.
Auf den ersten Blick widerspricht sich das wirklich, aber in der Praxis ist das nicht immer der Fall. Das führt oft leider dazu, dass zwar alle Menschen gleich sind, aber andere eben gleicher als andere. Es werden dann am Ende trotzdem alle Menschen unter einer kleinen Gruppe von Personen unterdrückt. Man kann jetzt schlecht sagen, dass unter Stalin oder in der DDR alle Menschen gleichberechtigt waren. Das war jetzt zwar nicht wegen der Sexualität so, aber in der heutigen Zeit wäre das sicher so. Unangenehme Gruppen werden ja oft beschuldigt, für den Ruin im Land verantwortlich zu sein, für den Feind zu spionieren oder den Staat bekämpfen zu wollen. Man muss nur mal anschauen, wie Stalin mit seinen "Feinden" umgegangen ist.
Natürlich ist das ein Widerspruch dazu, dass alle Menschen gleichberechtigt sind, aber Politik ist sehr oft widersprüchlich.
Stalin und die DDR waren Kommunistische Systeme, und auch wenn die Idee von Kommunismus sehr toll ist, funktioniert es in der Praxis nicht, weil Menschen ein Macht Bestreben haben, dass sie irgendwie ausleben müssen. Und ich habe ja von den Linken Werten gesprochen, nicht unbedingt von der Politik von linken Parteien jetzt. Natürlich gibt es immer Menschen oder Menschengruppen denen man mehr vertraut oder die man lieber mag als andere, aber Menschenfeindlichkeit in irgendeiner Form ist nicht mehr links, und eine Person die das ausübt auch nicht .
Das ist natürlich richtig und diese linken Werte sind auch nicht falsch. Diese sind auch nicht mit Menschenfeindlichkeit vereinbar. Aber irgendwann gibt es dann die Grenze zum Linksextremismus, die nicht überschritten werden sollte. Da passen dann die Handlungen rein gar nicht mehr zu den eigentlichen Werten. Die sozialistischen Systeme kann man unmöglich als menschenfreundlich bezeichnen und sie waren auch nicht darauf angelegt, dass jeder Mensch unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht oder Sexualität respektiert wird.
Aber wenn es um das normale links geht, dann stimme ich dir auf jeden Fall zu, dass sich links sein mit Menschenfeindlichkeit widerspricht.
Das hat weniger mit der politischen Richtung als mit der persönlichen Haltung zu dem Thema zu tun. Nur weil ich rechts bin, muss ich nicht zwangsläufig negativ queeren Menschen gegenüber eingestellt sein - sie Alice Weidel - und nur weil ich links bin, heißt das nicht dass ich tolerant bin.
Wer Queerfeindlich ist kann nicht links sein. Politisch links sein, bedeutet die radikale Ansicht zu haben dass alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft Religion oder Sexualität gleichberechtigt und gleich viel Wert sind. Das wiederspricht sich.