Ist die Evolutionstheorie im Islam falsch bzw. Nicht die Wahrheit?

5 Antworten

Mit dem Islam hat die Evolutionstheorie an sich ünerhaupt nichts zu tun: Das eine ist eine wissenschaftliche Therorie, an der man empirisch forschen kann. Das andere ist eine Weltanschauung. Das Konzept der "Wahrheit" ist etwas außerdem sehr komplexes: Wahrheiten sind immer bloße Annahmen, dass ein bestimmter Umstand auch zutreffend sei. Eine Wahrheit ist aber nie der Ist-Zustand, sondern höchstens eine Perspektive davon. Wahrheiten kann man deshalb nur in Philosophien, Religionen und Weltanschauungen finden und lehren.

In der Naturwissenschaft sucht man jedoch nicht und niemals nach der ultimativen Wahrheit, sondern versucht Fakten nachzuweisen und sich dem Ist-Zustand immer weiter anzunähern. Dabei lässt die Wissenschaft immer die Möglichkeit zu, alte Forschungsergebnisse zu falsifizieren - eben um bei der "Wahrheitssuche" keinen Stillstand zu provozieren, sondern diese Suche lebendig zu halten. So kann egal in welcher Disziplin immer weitergeforscht werden und selbst da, wo man bereits alles zu wissen glaubt, können neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Deshalb gilt auch für die Evolutionstheorie: Wenn man eine Alternative Erklärung anzubieten hat und diese mit genug Belegen untermauert, so kann man auch die Evolutionstheorie selbstverständlich in Frage stellen. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass die Evolutionstheorie die am besten belegte Theorie in der Wissenschaft ist und ganze Lagerhallen voller Belege vorliegen - sowoehl Fossilfunde als auch genetische Untersuchungen, ja sogar Laborversuche an Mikroorganismen, die belegen, dass Darwins vermutungen betreffend der natürichen Auslese und der Entwicklung der Arten den Ist-Zustand sehr genau abbildet. Jemand, der hier versucht, zu widersprechen, müsste erstens also eine Alternativtheorie aufstellen und dann jedes einzelne Fossil als Fälschung, jeden Laborwert als falsch gemessen und jeden Wiederholungsversuch, der jemals stattfand, als nicht reliabel nachweisen. Ich spreche jetzt mal als Philosoph und nicht als Wissenschaftler und behaupte, das dies unmöglich zu bewerkstelligen sei. Die Beweislast ist zu erdrückend. ;-)

Was nun eine bestimmte Religion zu diesem Thema lehrt, ist völlig irrelevant,  denn den Ist-Zustand kümmert das reichlich wenig. Würde der Islam jetzt behaupten, der Himmel sei in Wahrheit rot und nicht blau, so würde sich der Himmel ja trotzdem nicht rot färben. Wenn ein islamischer Gelehrter oder sonst wer also behauptet, die Evolutionstheorie sei völliger Unsinn, dann hat er sich mit den Wissenschaften dazu einfach nicht ausreichend beschäftigt und die Kernaussagen der Evolutionstheorie gar nicht verstanden.

Lies dir zum Beispiel mal die Antwort von UmmSalima durch, da wird auch gleich ein richtigstellender Kommentar von mir drunter stehen. Das was sie schreibt ist fundamentalistisches Geschwurbel ohne jede empirische Aussagekraft - und so halten es die Fundamentalisten immer. Sie beschreiten ihren Weg mit völlig falschen Grundannahmen und legen der Evolutionstheorie Aussagen in den Mund, die sie niemals getroffen hat. Dann "widerlegen" sie diese (ihre eigenen!) falschen Aussagen und behaupten, sie hätten Recht. Bei jemandem, der sich selbst nicht so gut auskennt, kann diese Stratagie aufgehen: Dann klingt so eine "Argumentation" logisch und nachvollziehbar, das ist sie aber nicht, sondern es sind Zirkelschlüsse und Argumenta ad Ignorantiam - Der Dundamentalist weiß es nicht besser, also Gott. Punkt aus fertig, Debatte beendet. Wie naiv und blöd das eigentlich ist, darfst du aber selbst entscheiden.

Übrigens: Wusstest du, dass nicht etwa Charles Darwin der Erste war, der sich über die Entstehung und mögliche Entwicklung der Arten Gedanken gemacht hat? Das war nämlich der arabische Literat Abu Uthman Amr ibn Bahr al-Kinani al-Basri, besser bekannt als Al-Jahiz - und zwar bereits im 9. Jahrhundert, also gut 1000 Jahre vor Darwin! In seinem "Buch der Tiere" beschrieb er Nahrungsketten und Theorien des Überlebenskampfes, die sehr stark an Darwins Auslesetheorie erinnern: 

Tiere befinden sich in einem Kampf um die Existenz; um Ressourcen, um zu vermeiden, gefressen zu werden, um Fortpflanzung. Umwelteinflüsse
beeinflussen den Organismus, sodass neue Eigenschaften entwickeln
werden, die das Überleben sichern, mit dem Ergebnis, dass neue Arten
entstehen.

Einige Jahrzehnte (!) später, also immer noch lange, lange vor Darwin griff Muhammad al-Nakhshabi dieses Gedankenut wieder auf und schrieb:

Während der Mensch von empfindsamen Kreaturen abstammt [gemeint sind Tiere], stammen diese von pflanzlichen Wesen ab und diese wiederum von kombinierten Stoffen und diese von elementaren Eigenschaften und diese von himmlischen Wesen.

Auch wenn al-Nakhsahabis Auffassung eher philosophischer als wissenschaftlicher Natur ist und doch sehr von Darwins Abstammungslehre abweicht, so wird hier doch deutlich, dass man im Orient schon lange Zeit vor Darwin davon ausging, dass sich der Mensch aus tierischen Vorfahren entwickelt habe. Die Evolutionstheorie ist also zuerst von Muslimen in ihrer Ursprungsform aufgestellt worden!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der Geschichts- und Religionswissenschaften
Herfried1973  05.11.2017, 22:27

In den Jahren 1000 bis 1500 waren die Islamischen Regionen die fortgeschrittensten und weltoffensten der Welt. Das Erbe der Antike wurde dort gepflegt und weiter entwickelt. Und man konnte damals dort durchaus bekennender Christ sein, ohne Ächtung und Todesgefahr.

Es hat ein Weilchen gedauert, bis Europa wieder Zugpferd der Entwicklung wurde. Die meisten arabischen Länder sind heute in der Gesellschaft näher unserem Mittelalter, und durchwegs kulturell deutlich schlechter als vor 1000 Jahren.

Das Problem ist, dass genau durch diese Entwicklung alle Islamischen Wissenschaftsbücher 1000 Jahre alt sind. Und so sehr sie unsere europäische Kultur der Neuzeit beflügelten, es kam eben nichts mehr nach.

Heute wissen wir eben die Details viel genauer. Aber es stimmt, viel unseres modernen Wissens, in Jahrhunderten verfeinert, stammt original aus dem Nahen Osten.

PS.: Die Koran Lehre geht natürlich ebenso nach dem Alten Testament...

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NadarrVebb  05.11.2017, 23:18

Der erste (bekannte) Mensch, der sich über die Entstehung der Arten durch einen evolutionären Prozess Gedanken gemacht hat, war der Vorsokratiker Empedokles.

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MarkusPK  06.11.2017, 07:38
@NadarrVebb

Interessant! Ich kenne Empedokles nur als Urheber der Vier-Elemente-Lehre. Was hat er denn in Bezug auf die Evolution gesagt? Und sind Schriften von ihm heute noch erhalten?

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NadarrVebb  06.11.2017, 21:12
@MarkusPK

Die berühmte Lehrdichtung des Empedokles ist tatsächlich nur bruchstückhaft erhalten. Die Werke anderer antiker Autoren sind daher wichtige Quellen für seine Lehre. Eine Reihe von Informationen liefern Aristoteles und Plutarch sowie Aristoteles-Kommentatoren. Aristotes beschäftigte sich sehr ausführlich mit Empedokles. In seinen Schriften über die die Urzeugung bezog er sich stark auf den Vorsokratiker. Plutarch verfasste eine Monographie über Empedokles.

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MarkusPK  07.11.2017, 10:14
@NadarrVebb

Vielen Dank! Ich werde selbst auch mal etwas weiterlesen, jetzt hast du mein Interesse geweckt. :-)

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NadarrVebb  07.11.2017, 19:50
@MarkusPK

Noch zu deiner Frage, was Empedokles über die Entwicklung des Lebens schrieb:

Empedokles zufolge entwickelten sich die ersten Pflanzen und Tiere aus der nassen Erde. Zu Beginn entstanden keine ganzen Lebewesen, sondern nur einzelne Bestandteile von Organismen, die sich zu unförmigen Gebilden vereinigten, welche unstabil waren und daher zerfielen (eine Art natürliche Selektion). Später formten sich durch den gleichen Vorgang zweckmäßig aufgebaute Organismen, die aber zunächst noch nicht über Geschlechtsorgane verfügten. Erst in der letzten Phase der Entwicklung kam es zur geschlechtlichen Differenzierung in zwei Geschlechter unter den Organismen. Dem Zufall wies Empedokles eine essenzielle Rolle bei diesen Vorgängen der biologischen Evolution zu. 

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Im Islam gibt es meines Wissens einen Schöpfungsmythos. Folglich sind Muslime Kreationisten, sofern sie glauben, was in ihrem heiligen Buch steht.

Es gibt keine islamische Evolutionstheorie, es gibt nur eine Evolutionstheorie.

Die Evolutionstheorie wurde vielfach belegt und überprüft, ist also nach allem was wir wissen richtig.

Fox1013b  05.11.2017, 10:10

Belegt wurde die noch nie...Sie wurde lediglich noch nie widerlegt.

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hydrahydra  05.11.2017, 10:19
@Fox1013b

 Natürlich wurde sie belegt, durch zahlreiche Fossilien, Beobachtungen von Bakterien, die sich quasi vor unseren Augen weiter entwickeln, und und und...  

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TroIIinger  05.11.2017, 11:22
@Fox1013b

Belegt wurde die noch nie..

Dass du die belege nicht kennst oder ignorierst, bedeutet nicht dass es sie nicht gibt. Fossilien, Rudimente, lebende Spezies, Untersuchungen an Mikroorganismen und Zucht von Tieren haben längst belegt, dass die Prinzipien der Evolutionstheorie zutreffend sind. Aufgrund dieser Theorie wurden Lebewesen anhand ihrer Abstammung in Klassen eingeteilt, das nennt man Taxonomie. Seit man in der Lage ist, die Genome von Lebewesen zu untersuchen, wurde das alles nochmal von unabhängiger Seite bestätigt, denn die Stammbäume lassen sich auch genetisch herleiten und passen zu der Theorie.

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MarkusPK  05.11.2017, 12:29
@TroIIinger

Zumindest in den meisten Fällen, muss man der Vollständigkeit halber sagen. Denn die Genetik liefert uns heute auch Antworten, die alte systematische Einteilungen teilweise widerlegen. Besonders in den Verwandtschaftsbeziehungen der Vögel haben sich inzwischen andere Stammbäume und Verwandtschaftsbeziehungen ergeben, als man in früheren Jahrzehnten annahm.

Was aber keineswegs bedeutet, dass man früher alles komplett falsch gemacht hat und alles nur Schwachsinn war: Die Wissenschaft schreiet immer weiter voran. Die Teilantworten, die Darwin und seine Nachfolger in beinahe 200 Jahren geliefert haben, müssen nicht immer richtig sein. Aber das Gesamtbild, dass sie abbilden, bekommt durch die neuen Antworten nur neue Facetten, in seiner Grunderscheinung bleibt es allerdings gleich. Nur komplett wird es niemals sein.

Wer das verstanden hat und zu akzeptieren bereit ist, der kann kein Fundamentalist mehr werden.

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TroIIinger  05.11.2017, 12:34
@MarkusPK

Denn die Genetik liefert uns heute auch Antworten, die alte systematische Einteilungen teilweise widerlegen.

Ja, das stimmt. das ist aber erstens selten, zweitens wird eine theorie an neue erkenntnisse angepasst.

Wer das verstanden hat und zu akzeptieren bereit ist, der kann kein Fundamentalist mehr werden.

Ich habe mich mit noch keinem Kreationisten unterhalten, der die Evolutionstheorie überhaupt im Ansatz verstanden hat. Fundamentalisten scheinen durchweg große Probleme mit dem Verständnis von wissenschaftlicher Methodik und Logik zu haben. Zumindest habe ich in Gesprächen immer wider den Eindruck.

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Dahika  05.11.2017, 14:07
@TroIIinger

die Haltung der Fundamentalisten, egal ob muslimisch oder christlich, ist immer: was nicht sein darf, das kann nicht sein.

Es gibt ein tolles Theaterstück von Brecht - Galileo Galilei - wo genau das vorkommt. Galilei lädt ein paar Kardinäle ein, damit die sich seine Beobachtungen - Jupitermonde - selbst angucken. Sie müssen dadurch nur ins Fernglas gucken. Aber sie weigern sich, das zu tun. Mit der Begründung: "ich muss nicht durch das Fernrohr gucken, ich weiß, dass die Jupitermonde nicht existieren." Galilei hat die Kardinäle angefleht, doch nur einmal durch das Fernrohr zu gucken. Aber sie haben sich geweigert.

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TroIIinger  05.11.2017, 14:13
@Dahika

Ja, diese Verweigerungshaltung ist ein großes Problem. Ich erkenne daran, dass eine Diskussion sinnlos ist, gegen Betonköpfe kommt man einfach nicht an.

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Die Evolutionstheorie ist nicht mehr als eine unbewiesene Theorie, die in den Schulen gelehrt wird.

Zumindestens im Bezug im Bezug auf die Evolution des Menschen widerspricht diese Theorie dem Islam.
Im übrigen hat Darwin auch nie über die Evolution des Menschen gesprochen, sondern über Tiere.

Vielmehr gibt es sogar Leute, die meinen, dass Darwin bereits zu Lebzeiten selber bemerkt hätte, dass die Theorie nicht so ganz stimmt.

TroIIinger  05.11.2017, 12:12

Du hast nicht einmal eine Minute Zeit um herauszufinden, dass es reichlich Belege für die Evolutionstheorie gibt? Du hast offenbar einen Computer oder ein Smartphone mit Internetzugang. Was hält dich davon ab, dich etwas zu bilden, statt Unsinn von dir zu geben?

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ItsJustMe38  05.11.2017, 13:16

@Trollinger was wäre denn bitte ein Beleg? Du hast anscheinend auch nicht mehr Zeit... Oder halt keine Belege.

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Evolutionstheorie im Islam? Ich habe bisher nur "kreationistische" Ansichten (Theorien kann man das nicht nennen) gehört, also von einem Schöpfer er alles gemacht hat. Von wem ist die muslimische Evolutionstheorie, hast Du da eine Quelle, wo ich mal nachlesen kann?

JacktheWolf  27.09.2020, 18:08

Quelle ist das alte Testament, Bibel Teil 1 wenn du so willst.

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matmatmat  27.09.2020, 20:39
@JacktheWolf

Das kann man nicht Theorie nennen, das ist ein Mythos, ohne Argumente dafür und dagegen, ohne Begründung...

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Tja, Warum sollte sie richtiger sein als in der Bibel? Das alte Testament, also auch die Genesis, sind ein fester Bestandteil der Christenheit, des Islam und auch des Judentums. Also ist die Schöpfung bei allen gleich Falsch. Das es ein paradis gegeben aben soll in der es nur 2 Menschn gegeben haben soll ist doch recht unwarscheinlich, nach der Vielfalt an Menschenrassen.

Auch das Alter der Erde, ist grob gesagt etwas knapp bemessen worden mit ca. 7000 Jahren.

Dinosaurier kommen in den Büchern gar nicht vor, ebenso wie die Evolution im Ganzen. Es liegt einfach daran, dass es zu der Zeit, als die Bücher verfasst wurden, noch sehr viel Unwissen mit Aberglauben aufgefüllt wurde. Erst später konnten andere Sachen bewiesen werden. Daher würde ich es nicht als falsch bezeichnen, sondern nur etwas ausgeschmückt. Basierend auf dem Wissen der Menschen von füher.

Es sind viel Sachen in den Büchern, die damals undenckbar waren, aber heute normal sind. Das die Erde keine Scheibe ist, für diese Idee hätten dich die Verfasser der des alten Testamenstes sicher gesteinigt, verbrannt oder zu Tode gefoltert.

Also, wenn du Zweifel an der Entstehungsgeschichte des Korans hast, dann muss das nicht bedeuten, dass du den Glauben ansich in Frage stellen musst. Es sind eben die Regeln für ein soziales Zusammenleben, die jede Gesellschaft braucht.