Ökologisch korrekt ist die Bezeichnung "Omnivor mit Präferenz auf pflanzliche Nahrungsquellen".
Herbivoren (Pflanzenfresser) werden durch folgende anatomische Körpermerkmale gekennzeichnet:
- Verhältnismäßig großer Magen
- Langer Dickdarm (Kolon)
- Kurzer Dünndarm
- Schwache Magensäure
- Breite Mahlzähne mit dickem Schmelz
Bei Fleischfressern (Carnivoren) ist es im Prinzip genau umgekehrt:
- Verhältnismäßig kleiner Magen
- Kurzer Dickdarm (Kolon)
- Langer Dünndarm
- Starke Magensäure
- Scharfe Schneide- und gebogene Eckzähne zum Töten der Beute und Zerreißen von Fleisch
Der Mensch bewegt sich genau zwischen diesen beiden Extremen. Mit Blick auf unsere unmittelbare Verwandtschaft haben Menschen einen verhältnismäßig sehr viel längeren Dünndarm und einen kleineren Magen, Blinddarm und Kolon als beispielsweise der Gorilla, der sich tatsächlich überwiegend herbivor ernährt, aber auch als die ebenfalls omnivor lebenden Schimpansen und Orang-Utans. Dies resultiert aus der Tatsache, dass Proteine (die besonders in tierischen Nahrungsquellen vorkommen) vor allem im Dünndarm aufgenommen werden, Kohlenhydrate (aus pflanzlichen Nahrungsquellen) jedoch vor allem im Dickdarm.
Pflanzen sind im Magen schwieriger zu verdauen als Fleisch, weshalb Pflanzenfresser einen verhältnismäßig größeren Magen besitzen als Fleischfresser und Omnivoren. Auch die Zusammensetzung unserer Darmbakterien weist uns gegenüber unseren sehr viel pflanzenreicher fressenden Verwandten als Omnivor aus:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/was-darmbakterien-ueber-die-evolution-verraten-a-1104384.html
Je fleischlastiger die Nahrung, umso stärker ist auch die Magensäure, um Krankheitserreger im rohen Fleisch abzutöten und tierisches Gewebe aufzulösen. Der PH-Wert unserer Magensäure liegt zwischen 1,5 und 2; der der anderen Menschenaffen deutlich höher.
https://www.talcid.de/magensaeure/
Somit verfügen wir innerhalb unserer Familie (Menschenaffen) über das zu einer Verwertung auch von tierischen Nahrungsquellen am besten geeignete Verdauungssystem!
https://www.originalhealth.net/1345
Beim Menschen tendiert unsere Nahrungspräferenz jedoch trotzdem stark in die Richtung pflanzlicher Nahrungsquellen, sprich: Den Hauptteil unserer Nahrung machen Pflanzen aus. Insebesondere stärkehaltige Pflanzen, wie Wurzelknollen, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und insbesondere Getreidesamen sind unsere präferierten Nahrungsquellen. Trotzdem brauchen wir hin und wieder tierische Lebensmittel, sonst werden wir krank!
Ernährungswissenschaftliche Studien bestätigen diese anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen Tatsachen. Der größten und repräsentativsten Studie (Adventist Health Studies) zufolge leben die gesundesten und langlebigsten Menschen in Loma Linda, CA in der großen Gemeinschaft der Siebenten-Tages-Adventisten. Dort kommen vor allem pflanzliche Nahrungsmittel auf den Tisch, die gelegentlich mit Eiern, Milchprodukten und Fisch ergänzt werden. Auf den Rängen hinter der Loma-Linda-Community liegen vor allem Inselbewohner, u.a. die Okinawa-Japaner, die eine ähnliche Ernährungsweise (viele pflanzliche Nahrungsquellen, Reis, gelegentlich Fisch) an den Tag legen.
https://hcfricke.com/2017/07/05/pescetarier-noch-besser-als-rein-pflanzlich/
Studien zu Menschen, die sich rein (!) pflanzlich (vegan) ernähren, fallen weit weniger positiv aus. Veganer sind sie wie keine andere Bevölkerungsgruppe von Mangelerkrankungen bedroht; insbesondere Vitamin B12, Vitamin D, Eisen, Jod und einige essentielle Aminosäuren können durch eine rein pflanzliche Ernährungsweise weit schwieriger gedeckt werden als durch eine gemischtköstliche. Sogar die Bundesregierung warnt auf Ratschlag der Ernährungsexperten der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) ausdrücklich vor den Risiken einer rein pflanzlichen Ernährung:
https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/vegane-ernaehrung-kann-risiken-haben-417018
Und das ist auch absolut nichts, was uns überraschen sollte: Die meisten Primaten sind Omnivoren, die sich zwar überwiegend von Früchten, Blättern und Samen ernähren, aber auch Insekten und Aas nicht verschmähen. Auch Orang-Utans wurden schon beim Fischfang, beim Auflesen von Insekten und beim Aasverzehr beobachtet. Schimpansen gehen sogar gelegentlich auf die Jagd:
https://www.youtube.com/watch?v=5ezZNOWMLMo
Da also auch für unsere nächsten noch lebenden Verwandten heute noch tierische Eiweiße willkommene Nahrungsquellen sind, muss dies auch für ihren letzten noch lebenden Vorfahren gelten. Die waren also niemals reine Pflanzenfresser!
Fazit: Menschen und auch ihre Vorfahren können seit Jahrmillionen Fleisch essen. Wir brauchen tierische Nahrungsquellen (oder entsprechende Supplemente) zumindest gelegentlich, sonst laufen wir Gefahr, an Nährstoffmangeln zu erkranken. Menschen decken den Hauptbestandteil ihrer Nahrung zwar durch pflanzliche Nahrung, insbesondere durch komplexe Mehrfachzucker (Stärke). Es gab jedoch niemals reine Herbivoren in unserem Stammbaum. Deshalb sind und bleiben wir aus ökologischer Sicht OMNIVOREN.