Hat sich die Intelligenz des Menschen in den letzten 300.000 Jahren signifikant erhöht?

12 Antworten

Intelligenz half unseren Vorfahren zu überleben, deshalb hat sie sich durchgesetzt. Die Evolution unserer Vorfahren erfolgte zu einer Zeit, als sich das Klima in Ostafrika immer wieder stark veränderte. Unsere Vorfahren lebten also in einer Welt, in der sich schlecht Vorhersagen treffen ließen. Was heute noch in Massen verfügbar war, konnte kurz darauf kaum noch vorhanden sein. Intelligenz half dabei, sich alle möglichen Nahrungsquellen zu erschließen und damit in diesen Zeiten flexibel zu bleiben.

Gefördert haben die Intelligenzentwicklung, dass der Mensch gleichzeitig von einem nur gelegentlichen Fleischesser zu einem aktiven Jäger wurde und dass der Mensch seine Nahrung über dem Feuer garte. Denn so ein großes Gehirn will auch mit Energie versorgt werden und genau das lieferten Fleisch und gegarte Nahrung.

Im Lauf der Jahrtausende hat der Mensch extrem viel an Wissen hinzugewonnen. Denken wir nur an all die Technologien, die entwickelt wurden. Autos, Flugzeuge, Relativitätstheorie, Evolution, Quantenmechanik, ... das sind natürlich alles Dinge, von denen unsere Vorfahren noch keine Ahnung hatten. "Dümmer" waren sie aber nicht. Die Erschließung von Wissen erfolgt nur nach und nach und dafür sind ja auch im Lauf der Zeit viele Dinge verlorengegangen. Kein Mensch weiß heute beispielsweise so genau, wie die Ägypter ihre Pyramiden errichten konnten. Und einen Faustkeil, der in der Steinzeit überlebenswichtig war, kann heute auch kaum einer noch herstellen. Ich könnte es jedenfalls nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

In erster Linie war es die Entwicklung der Sprache, was die Intelligenz der Menschen stark förderte, wenn man es auf die 300.000 bezieht. Durch Sprache können Ideen und Wissen unmissverständlich weitergegeben werden, es muss sich nicht jeder neu erfinden und durch Abschauen oder Zeichensprache lernen. Zudem waren die Menschen nach dem Ende der letzten Eiszeit nicht mehr abhängig von der Jagd und dem Sammeln, da sie Ackerbau und Viehzucht für sich entdeckten, wodurch sie auch sesshaft wurden, quasi die Vorstufe zu den ersten Kulturen. Die Menschen hatten also ab dieser Zeit (vor etwa 10.000 Jahren kam der Ackerbau auf, Viezucht kam vor etwa 8000 Jahren auf) einen eher geregelten Alltag, sie lernten dadurch schneller dazu, auch weil sie mehr Zeit hatten, sich quasi zu Problemen und Abläufen mehr Gedanken zu machen. Zudem wurden ihre Gruppen immer größer und man konnte sein Wissen stärker austauschen und stets verbessern, da man immer dazulernte. Würde man einen Menschen von damals die heutige Sprache beibringen und mit ihm kommunizieren, dann würde er auch das heutige Geschehen auch irgendwann verstehen und dieses Level auch irgendwann erreichen. Sprache ist nicht umsonst die Grundlage jeder Zivilisation.

Die gab es vereinzelt sicher, aber sie konnten damals mit ihrer Intelligenz halt noch nicht ganz so viel anfangen, weil die Möglichkeiten noch nicht die selben wie heute waren.

Es hat mit einfachen Werkzeugen angefangen, aber das ist ja gerade das besondere am Menschen, das er die Dinge stetig weiterentwickelt.

Anfangs nahm man eine scharfe Steinscheibe die man gefunden hat zum schneiden einfach in die Hand, irgendwann hat jemand eine Seite zurechtgeklopft um einen besseren Griff zu haben, wieder etwas später hat jemand die Hebelwirkung erkannt, und einen richtigen Griff angebracht, und hat die Feuersteinscheibe zu einer richtigen Klinge mit Messergriff geformt usw.

Die Theorie, warum Menschen zu mehr in der Lage sind als es scheint, lasse ich außen vor, aber der Mensch hat sich in den letzten 200k-300k Jahren nicht weiterentwickelt.
Ein Mensch von damals wäre, wenn er heute aufwachsen würde, nicht dümmer als damals.

Waldmorti 
Fragesteller
 12.01.2024, 11:53

Also gab es schon Dutzende Einsteins und Da Vincis deren Namen und deren Geschichte und Leistung wir vergessen haben. Vielleicht war der jenige, der das Feuer beherrscht hat ein solches Genie oder der Erfinder der Kunst?

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SirSulas74  12.01.2024, 11:55
@Waldmorti

Nein, Intelligenz ist grob zu 50% genetisch bedingt und zu 50% erworben. Jemand der genetisch mit einem IQ von 50 ausgestattet ist und nichts dazu lernt, bleibt auch dabei. Einstein hätte zu damaliger Zeit wohl einen IQ von 75 gehabt.

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Daoga  12.01.2024, 12:04
@Waldmorti

Die "Erfindung" des Feuers war wohl eher Zufall. Jemand der Steinwerkzeuge zurichten wollte hat zufällig einen Feuerstein gegen Pyrit geschlagen und gemerkt, daß dabei Funken entstehen. Dieses neue Wissen wurde dann kulturell - per Vormachen und "Mundpropaganda" - weiterverbreitet, weil es halt nützlich war, sein eigenes Feuerzeug immer dabei zu haben, statt auf Waldbrände warten zu müssen wenn man Braten haben wollte.

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SirSulas74  12.01.2024, 14:55
@314156926

Weiß nicht, hatte mal aufgeschnappt, dass Einstein einen IQ von grob 150 hatte.

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Nein. Sie waren anders intelligent (aber nicht weniger).

Sie brauchten ihre Intelligenz, um mit unerwarteten Herausforderungen fertigzuwerden, die anderer Art waren als unsere heutigen unerwarteten Herausforderungen.

Was das "nur" in "Jäger und Sammler" und "einfache Werkzeuge" betrifft: vor nicht einmal 100 Jahren war eine Handkurbelmaschine noch ein Riesenfortschritt gegenüber Bleistift und Papier, und ein Archäologieprofessor soll seinen Studenten regelmäßig die Aufgabe geben, innerhalb eines Semesters unter ausschließlicher Verwendung von in der Steinzeit bekannter Technologie einen halbwegs brauchbaren Faustkeil herzustellen (es soll vielleicht ein Dutzend Leute auf der Welt - zumindest in unserem Kulturkreis - geben, die das schaffen, u. A. dieser Professor und ein paar seiner Doktoranden).

In einem "Intelligenztest", der einen winzigen Ausschnitt der in unserem Schulsystem benötigten Fähigkeiten abfragt, wären sie natürlich gnadenlos durchgefallen.

Daoga  12.01.2024, 16:09

Das mit dem Faustkeil schafft heute jeder "experimentelle Archäologe" in einer Stunde, ist lediglich eine Frage von Material und Übung. Manchmal gibt es Tage des offenen Museums, wo solche Techniken live vorgeführt werden. Auch aufwendigere Objekte wie Sicheln aus Feuerstein werden da gebaut. (Scharf wie moderne Skalpelle und sogar mit wiederverwendbarem Griff, wenn die Klinge schließlich stumpf geworden ist, wie moderne Teppichmesser!)

Früher hat man tatsächlich mal geglaubt, daß Steinzeitmenschen jahrelang an einem Stein herumgeschliffen hätten, bis ein hübscher Kopf für ein Steinbeil draus wurde, heute weiß man, sogar für eine blankpolierte Luxusausführung braucht ein Spezialist nicht länger als ein paar Tage. Und da in der Steinzeit das Überleben von solchen Gegenständen abhing, waren die Menschen damals vermutlich alle sehr versiert in diesen Tätigkeiten, manche besser als andere.

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PWolff  12.01.2024, 16:11
@Daoga

Dass das inzwischen so schnell geht, wusste ich nicht. Das war der Stand aus den 1990ern. - Offensichtlich haben wir es geschafft, einige der Steinzeittechniken neu zu entwickeln. Zumindest dieser Teil der Intelligenz ist nicht verloren gegangen.

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Daoga  12.01.2024, 17:12
@PWolff

Experimentelle Archäologen gehen gern in anderen Ländern und Kulturen wildern, suchen Eingeborene auf, die diese Techniken bis heute beherrschen, da kommen dann immer wieder Überraschungen ans Licht, z.B. als sich ein vermeintlich primitiver Steinkeil in einem Grab als abgeschlagener Mittelkern einer ganzen Feuersteinproduktion entpuppte, der Tote in dem Grab muß ein Experte seiner Zeit gewesen sein. Auch die Spurenleser sind nützlich, die können z.B. bei prähistorischen Fußabdrücken im Schlamm europäischer Höhlen genau sehen, wer ist da gelaufen, in welcher Reihenfolge und wie alt waren die Leute (wegen der Größe). Auch beim Lesen von Höhlenmalereien sind allerlei neue Erkenntnisse ans Licht gekommen, die Tupfen und Striche die oft in solchen Bildern auftauchen sind z. B. Zeitangaben, aus denen die Urmenschen herauslesen konnten, zu welchen Zeiten des Jahres bestimmte Tiere zu jagen waren und wann sie ihren Nachwuchs hatten. Bahnbrechende Forschung: Rätsel um mysteriöse Höhlenmalerei gelöst (morgenpost.de) Also gar nicht so doof, unsere Altvorderen.

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Daoga  12.01.2024, 17:21
@PWolff

Einer der berühmtesten Vorreiter der experimentellen Archäologie war übrigens Thor Heyerdahl. Dessen Bücher sind bis heute gut zu lesen.

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PWolff  15.01.2024, 13:53
@Daoga

Danke für's Erinnern - hab schon Jahrzehnte nicht mehr an den gedacht.

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