Nachdem ich eine ganze Weile darüber nachgedacht habe, bin ich zu dem (vorläufigen) Schluss gekommen, dass dies davon abhängt, was woraus besteht - was das Bildende und was das Gebildete ist:
"Unsere Zielgruppe besteht aus jungen Menschen" / "junge Menschen bilden unsere Zielgruppe"
Man kann NICHT sagen "unsere Zielgruppe bildet junge Menschen" / "junge Menschen bestehen aus unserer Zielgruppe" (jedenfalls nicht, ohne einen anderen - etwas komischen - Sinn zu erhalten).
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Eine Zwischenüberlegung war: "Deine Vorgesetzten bin ich" - dies soll deutlich machen, dass es keine Meinungsverschiedenheiten und insbesondere keine Appellationsinstanz gibt.
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Aber ganz so einfach ist es wohl doch nicht:
"Die Leute" - das ist in diesem Fall der Dichter und nur der Dichter
Das fällt hierunter wegen
"Die Mehrheit" - das sind die, die am lautesten schreien
aber:
"Die Leute" sind in diesem Fall der Dichter und nur der Dichter
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Seltsamkeiten:
"Der Staat - das bin ich" - frz. wörtlich "Der Staat - das ist ich", hier verwendet das Deutsche m. E. die falsche und das Französische die richtige grammatische Person.
es gibt viele verschiedene Bäume (soweit ok)
es sind viele Bäume, die in einem Wald stehen (obwohl das formale Subjekt "es" ist)
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Nicht mehr zur Frage gehörend, aber ebenfalls seltsam:
"ver-schuldet" ist eine Person, die Schulden hat
"ge-schuldet" ist eine Sache (die Person A an Person B geben muss - oder im übertragenen Sinne, die wir der Person B verdanken; und hier heißt es "ver-danken" anstatt "ge-danken" ...)
Natürliche Sprachen sind nun mal nicht einfach. Aber offensichtlich immer noch leichter handhabbar als streng formale Sprachen - auch für Leute, die im Gebrauch streng formaler Sprachen geschult sind.
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Daran, dass "Gruppe" im "natürlichen" Sinne ein Plural ist, kann es nicht liegen - das Altgriechische und das Englische verwenden für Gruppen gern den "natürlichen" Plural; das Lateinische und (meist?) das Deutsche gestehen Zusammenfassungen eine eigenständige Entität zu.