Hat man als in Deutschland geborene Person von Migranten trotzdem inoffiziell noch den "Ausländer-Stempel"?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Ja stimmt 76%
Nein stimmt nicht 24%

8 Antworten

Ja stimmt

Da müssen wir uns nichts vormachen, natürlich gibt es Leute, die dich niemals als ihresgleichen wahr nehmen werden, wenn du einen anders klingenden Namen hast und anders aussiehst, als sie selbst. Das ist einfach so und das kann man auch nicht wegdiskutieren.

Aber mein persönlicher Eindruck ist, dass diese Leute mit der Zeit weniger werden und es vor 20 Jahren, noch sehr viel mehr von ihnen in unserer Gesellschaft gab.

Es gibt auch Leute wie mich, die den Begriff "Biodeutscher" schrecklich finden. Denn er impliziert, dass es Deutsche gibt, die qualitativ hochwertiger und besser sind. Das ist natürlich Quatsch, denn deutscher als Deutsch kann niemand sein und das Gesetz unterscheidet nicht, zwischen Deutschen erster und zweiter Klasse.


Claud18  20.12.2023, 07:15

Ich möchte daran erinnern, dass auch die Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten und den Sudeten nach dem 2. Weltkrieg nicht willkommen waren. Dabei waren sie "Biodeutsche" und sind nicht freiwillig fortgegangen. Eine frühere Kollegin erzählte mir, wie herablassend sie in Mecklenburg behandelt wurden, dabei war das Haus, das sie in Tetschen (Decin) aufgeben mussten, viel schöner und moderner gewesen als das, in das sie nach der Flucht eingewiesen wurden.

Inzwischen interessiert das keinen mehr. Ich denke, nach einigen Generationen wird man sich auch an die neuen Migranten gewöhnt haben.

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Ja stimmt

Den Stempel hat man sicherlich.

Nur bei den einen ist er gerechtfertigt und bei anderen nicht.

Als ich hier letztens eine Frage von jemandem (Türke) las, der sicher in 4. Generation hier lebt und natürlich einen deutschen Pass hat, warum "wir Deutschen" nicht so sehr pro Palästina demonstrieren wie "wir Türken" wurde überdeutlich das er sich selbst ausschließlich als Türken sieht.

Bei sowas werde ich auch sauer und sehe ihn nicht als meinen Landsmann an, sondern nur als Passdeutschen, der nur alle Vorteile will aber Biodeutsche nicht versteht und verachtet.

Leider gibt es davon viele und der Doppelpass ist auch nicht hilfreich für die Integration.

Darunter leiden leider und ungerechtfertigt auch die gut integrierten Menschen mit Migrationshintergrund.

Nicht alle differenzieren dazwischen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter

Claud18  15.12.2023, 09:05

Und Erdogan rät solchen Leuten ja auch, sich nicht zu integrieren....

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Ja stimmt

Solange ein Mensch einen Namen trägt, der nicht direkt in die deutsche Sprache passt, wird derjenige von einigen Randgruppen immer als "Ausländer" bezeichnet - selbst wenn seine Familie schon in dritter Generation in der Bundesrepublik Deutschland lebt und damals auf direkte Einladung der BRD-Regierung in diesen Staat gekommen ist (Gastarbeiter).

Achso ... es gibt tatsächlich massenhaft Menschen in der BRD, welche andere NIHCT als Ausländer bezeichnen - sondern als MENSCHEN.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!
Ja stimmt

Ja klar, wenn der Migrationshintergrund am Namen, Akzent oder Aussehen klar erkennbar ist. Bei meinen Kindern ist es zum Glück nicht so, ich habe auch nie Russisch mit ihnen gesprochen, so dass der "Stempel" hoffentlich nicht mehr da ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

User519362 
Fragesteller
 01.11.2023, 14:57

Ja stimmt unsere Kinder sprechen auch nur deutsch, aber verstehen russisch. Aber denke wegen Nachnamen haben sie bestimmt trotzdem den Stempel denke ich?

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letatlin  01.11.2023, 15:12
@User519362

Ich habe meinen russischen Nachnamen gleich nach meiner Ankunft hier ändern lassen und den deutschen Mädchennamen meiner Mutter angenommen. Vorher haben wir es nicht geschafft, weil die Ausreiseanträge schon auf den alten Namen ausgestellt waren.

Sonst ja, ich habe hier von einer "biodeutschen" Frau gehört, die mit einem Türken verheiratet ist. Sie hat lange Zeit verzweifelt nach einer neuen Wohnung gesucht und nichts gefunden, bis sie anfing sich mit ihrem deutschen Mädchennamen bei den Vermietern vorzustellen. Dann klappte es sofort.

Mit russischen Namen ist es nicht viel anders, auch bei der Jobsuche. Es gibt einen tiefverwurzelten, unterschwelligen Slawenrassismus in der deutschen Bevölkerung, der drückt sich auch darin aus, dass man bereits mit den Namen bestimmte negative Eigenschaften assoziiert: dumm, faul, unzuverlässig, potentieller Dieb usw.

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User519362 
Fragesteller
 01.11.2023, 15:22
@letatlin

Ja seit Krieg angefangen hat überlege ich auch ob es richtig war Nachnamen von meinem Mann zu nehmen, nach Krieg hätte ich wahrscheinlich anders entschieden. Aber ich hoffe mal meine Kinder werden dadurch keine Probleme haben.

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letatlin  01.11.2023, 15:32
@User519362

Der ganze Slawenrassismus ist hier schon seit Jahrhunderten tief verwurzelt und nicht erst seit dem Krieg, und er betrifft alle Slawen und nicht nur Russen, und färbt auch auf andere osteuropäische Völker ab. Ich habe es sofort gemerkt, als wir hier angekommen sind.

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vanOoijen  01.11.2023, 20:21
@letatlin

Die Mutter meiner Exfreundin hat einen jüdischen Mann geheiratet (Stiefvater meiner Ex) und dessen Namen "Bekerman" angenommen. So hieß meine Ex dann auch, obwohl sie eigentlich "Gerasimenko" hieß wie ihr leiblicher Vater.

Ob nun jüdisch oder slawisch in Deutschland besser beleumundet ist... Dazu enthalte ich mich einmal.

Aber was ihr beklagt - nämlich den unterschwelligen Hass auf Slawen, dass hörte ich von ihr auch ständig.

Das scheint ein Trauma zu sein. Denn niemand aus meinem Freundeskreis hat sie gehasst oder verachtet. Auch im Alltag wenn ich mit ihr unterwegs war habe ich kein ablehnendes Verhalten ihr gegenüber mitbekommen.

Aber sie fühlte sich hier oft unwohl.

Sie sprach perfekt deutsch aber mit Akzent.

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letatlin  01.11.2023, 23:43
@vanOoijen

Ich weiß nicht, was deine Exfreundin alles so erlebt hat. Wir würden schon in unserem zweiten Übergangslager im sächsischen Bärenstein von einem "Begrüßungskomitee" empfangen, sehr adrett und bürgerlich gekleideten Personen, die und nahegelegt haben, sofort wieder zu verschwinden, weil wir hier den Leuten ihre Jobs und Wohnungen wegnehmen würden. Die Omis haben geweint, sie haben gar nicht kapiert was los war. Sie dachten sie sind in ihrer alten Heimat angekommen und nun sowas. Später in Leipzig wollten die Nazis unser Wohnheim abfackeln, wir wollten raus, und mit denen die Schlacht von Stalingrad noch mal nachspielen, aber unsere Väter haben uns nicht gelassen, sie hatten Angst, dass wir alle ausgewiesen werden, wenn wir ein paar Glatzen verkloppen.

Und dann natürlich die üblichen Beleidigungen oder Verdächtigungen, falls mal ein Auto vom Nachbarn geklaut wurde. Oder meine Mutter hat hier 20 Jahre als Altenpflegerin in Leipzig gearbeitet, wenn mal da im Altenheim eine demente Oma ihren 5 Euro-Schein verlegt hat, hieß es gleich: "Die Russin, die Russin hat mein Geld geklaut!" Gut, hier im Westen hätte es natürlich gleich geheißen: Welche Russin? Oder vielleicht war das die Rumänin oder die Bulgarin? Aber da war sie natürlich die einzige "Verdächtige" weit und breit. Das hat sie besonders geschmerzt, weil sie als Deutsche in Russland auch Diskriminierungen und Anfeindungen ausgesetzt war, und hier wiederholte sich das Ganze nur andersrum.

Na ja, und wenn du Iwan Petrow heißt und behauptest ein Russlanddeutscher zu sein, dann lachen auch alle nur und sagen, du bildest dir das bloß ein, weil deine Oma einen deutschen Schäferhund hatte, oder hatte sie was mit dem Schäferhund? Wuff, kleiner Scherz am Rande! Ha-ha. Deswegen änderst du deinen Namen in Johannes Schmidt, und dann ist Ruhe im Karton, dann kommen sie dir wenigstens nicht damit.

Glaub mir, ich weiß, warum ich den ganzen Mist nicht an meine Kinder weitergegeben will.

Natürlich irgendwann mal ist das Ganze nur noch ein Phantom, das dich verfolgt. Ich habe studiert, habe zwei akademische Abschlüsse und bin in meinem Traumberuf erfolgreich selbständig. Und trotzdem, wenn ich ein begehrtes Atelier nicht bekomme oder ein Stipendium, oder sonst was nicht klappt, denke ich manchmal, lag es vielleicht daran? Ich habe meine Galeristen angewiesen, mich nie als russischen, sondern nur als deutschen Künstler zu vermarkten. (Zahlt sich gerade ein bisschen aus.) Die haben es erst nicht verstanden. Aber als Russlanddeutscher hast du nicht mal einen Diversitätsbonus oder so, du bist kein schillernder Exot, sondern nur ein dummer, sibirischer Hinterwäldler, der sich in diese schillernde Kunstwelt verirrt hat, man muss dir nur die Tür nach draußen zeigen.

Meine Frau (sie kommt von hier), versteht auch nicht, warum sie immer mit den Vermietern telefonieren muss, wenn wir auf Wohnungssuche sind. Ich sage: "Mein Akzent, Schatz, willst du die tolle Fünfzimmerwohnung im schicken Altbauviertel? Dann ruf an!" Sie hält das für albern, ich habe knallharte Erfahrungswerte.

Meine Kinder sollen von alldem verschont bleiben. Irgendwann mal muss ja das Elend ein Ende haben.

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vanOoijen  02.11.2023, 01:23
@letatlin

Okay, das klingt furchtbar und das tut mir wirklich leid für euch und ich schäme mich für meine sächsischen Mitbürger.

Ich lebe in Nordrhein-Westfalen und meine Exfreundin kam zuerst in Hessen an.

Aufgrund des jüdischen Stiefvaters kamen sie in ein etwas besseres Lager, was sie trotzdem als furchtbar schilderte.

Sie beschwerten sich und kamen daraufhin in ein wesentlich schlechteres Lager mit Afrikanern, wo die "Dusche" wohl nur aus einem Rohr bestand das aus der Wand ragte.

Daraufhin sind sie schnell zurück in die andere Unterkunft.

Ein herzliches Willkommen sieht tatsächlich anders aus, aber zumindest wurden sie nicht von einem wütenden Mob empfangen, wie ihr.

Sachsen halt...

Von direkten Anfeindungen hat sie nicht gesprochen, aber was ihr mit 12/13 so passiert ist weiß ich natürlich nicht komplett.

Glücklich war sie jedenfalls nicht und auch schwierig. Daher Ex.

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letatlin  02.11.2023, 01:43
@vanOoijen

Wir haben natürlich auch viele sehr nette und freundliche Sachsen kennengelernt, meine Schwester ist sogar mit einem verheiratet. Aber solche Erfahrungen prägen natürlich einen. Weil sie sich ja gewissermaßen wiederholen. In der Sowjetunion war das auch nicht anders. Dort musste man den deutschen Teil verleugnen, hier den russischen. Insofern war das keine große Umstellung.

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vanOoijen  02.11.2023, 01:53
@letatlin

Na schau, da hast Du mir was voraus. Ich kenne keinen einzigen Sachsen. Bin in Aachen ja auch weit weg von Sachsen.

Die Mutter meiner Ex war aus Saporoschje/Saporischja zunächst nach Polen gegangen wo sie besagten Stiefvater kennenlernte.

Und Ukrainer waren damals in Polen wohl auch nicht so beliebt.

Trotzdem sehnte meine Ex sich oft zurück nach Polen.

Naja, in der Retrospektive scheint auch alles manchmal rosiger als es war.

Jedenfalls kann ich Dir versichern, dass ich nicht zu den Deutschen mit latentem Hass auf Slawen gehöre.

Wenn Muslime aber frech und unverschämt sind bin auch ich nicht frei von gewissen Ressentiments. Aber mit Menschen aus dem slawischen Raum hatte ich nie Probleme, auch wenn ich nicht alle Gefühle nachvollziehen kann.

Ich lese übrigens gerade ein historisches Buch, das spielt um 930. Ich war überrascht wie nah Deutsche und Slawen damals waren und wie die Grenzverläufe waren. Brandenburg und das Havelland waren slawisch.

https://alexander-baumbach.de/das-haupt-der-welt-rebecca-gable

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letatlin  02.11.2023, 02:19
@vanOoijen

Aus Saporischja kommen meine Großeltern auch. Da gab es bis 1943 eine hübsche, kleine deutsche Kolonie ca. 80km nordwestlich von Mariupol.

Fast ganz Ostdeutschland war ursprünglich slawisch außer Thüringen. Die Thüringer sind, glaube ich, sogar eines der 6 deutschen Gründungsstämme. Der Rest war größtenteils slawisch, im Nordwesten ging die slawische Besiedlung bis ins niedersächsische Wendland. Das merkt man heute noch an vielen Ortsnamen und an der Genetik der Bewohner, bei vielen lässt sich die slawische Abstammung immer noch genetisch nachweisen. Ist bestimmt spannend das Buch, danke für den Tipp.

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vanOoijen  02.11.2023, 03:05
@letatlin

Das stimmt, wie ich aus historischen Romanen weiß - interessanterweise nicht aus dem Geschichtsunterricht in der Schule, der mal so gar nichts konnte .

Norddeutschland und Ostdeutschland bis auf Thüringen (wie Du richtig sagst) war slawisch - allerdings in vorchristlichen Zeiten.

Jedenfalls gibt es Vermischung schon seit über tausend Jahren.

Das es in Saporischja auch Russlanddeutsche gab wusste ich nicht. Meine Ex kam wie gesagt auf dem Judenticket nach Deutschland, obwohl sie natürlich keine Jüdin war - aber für die deutschen Behörden ist sie es, was natürlich gewisse Vorteile hat.

Ich dachte immer die Russlanddeutschen, die ursprünglich an der Wolga zuhause waren, sind von Stalin fast alle nach Kasachstan deportiert worden.

Die Rückbesinnug auf die ältere Geschichte könnte eventuell den Hass lindern.

Die jüngere Geschichte (zweiter Weltkrieg) wohl kaum...

Wenn Du Russlanddeutscher bist liegt der Fall bei Dir natürlich völlig anders als bei meiner Ex.

Und dann so mies empfangen zu werden ist doppelt bitter.

Russlanddeutsche sowie die Leute aus Siebenbürgen in Rumänien sehe ich durchaus als meine Landsleute, auch wenn es die Generation eurer Großeltern war die dorthin gezogen sind. Jedenfalls habt ihr einiges mitmachen müssen, dass ich gar nicht ermessen kann.

Ich bin mir aber sicher das wir wieder zueinander finden können. Wie Du sagst hat Deine Schwester einen Sachsen geheiratet.

Auch das kam in der Geschichte schon vor 1000 Jahren vor.

Ich wünsche Dir eine gute Nacht.

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letatlin  02.11.2023, 08:36
@vanOoijen

Ja es ist witzig, wenn man den Sachsen erklärt, wie sie Sachsen geworden sind, und dass sie mit den ursprünglichen Sachsen eigentlich nichts zu tun haben, sondern eher mit den Sorben, dem kleinsten slawischen Volk, das immer noch in der Oberlausitz lebt. Dass sie ihren Dialekt von den Thüringern übernommen haben, die als erste rübergemachten, nachdem die Gebiete deutsch geworden sind. Und den Titel des Großherzogs von Sachsen hat sich irgendwann mal der Markgraf von Meißen geschnappt, als er frei geworden ist, und fortan durfte er sein Land und sein Volk auch Sachsen nennen. Und nachdem das Großherzogtum Sachsen im Norden (das zum Teil das heutige Niedersachsen ist) ganz aufhörte zu existieren, blieb nur das kleine Sachsen übrig. Viele wollen das nicht glauben.

Die Deutschen haben ja damals nicht nur Wolga großflächig besiedelt, sondern auch große Teile der Südukraine, man nannte sie dann Schwarzmeerdeutsche. Die kamen 1941 Zum größten Teil unter deutsche Besatzung, sind 1943 mit der sich zurückziehenden deutschen Armee mit nach Deutschland, sind hier wieder eingebürgert worden (ich habe immer noch die Einbürgerungsurkunde meiner Großeltern so richtig mit Hakenkreuz und Adler, hat immer noch ihre Gültigkeit). Nach Kriegsende müssten sie zurück, weil Stalin seine Deutschen alle wieder zurück haben wollte, und landeten in Sibirien. Ein paar Verwandte sind aber hier geblieben, dann kamen noch ein paar in Sibirien angeheiratete deutsche Kriegsgefangene dazu. Und über sie und die Familien der Kriegsgefangenen kamen seit den 70ern meine Verwandten und schließlich 1991 auch wir wieder über das Vehikel der Familienzusammenführung nach Deutschland zurück .

Die Wolgadeutschen kamen etwas später relativ geschlossen hierher, nachdem klar wurde, dass auch Gorbatschow ihnen ihre kleine Republik an der Wolga nicht mehr zurückgibt. Die haben echt drum gekämpft in den 80gern. Die haben eine etwas andere Geschichte als wir.

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vanOoijen  02.11.2023, 14:38
@letatlin
Ja es ist witzig, wenn man den Sachsen erklärt, wie sie Sachsen geworden sind, und dass sie mit den ursprünglichen Sachsen eigentlich nichts zu tun haben, sondern eher mit den Sorben, dem kleinsten slawischen Volk, das immer noch in der Oberlausitz lebt. Dass sie ihren Dialekt von den Thüringern übernommen haben, die als erste rübergemachten, nachdem die Gebiete deutsch geworden sind. Und den Titel des Großherzogs von Sachsen hat sich irgendwann mal der Markgraf von Meißen geschnappt, als er frei geworden ist, und fortan durfte er sein Land und sein Volk auch Sachsen nennen. Und nachdem das Großherzogtum Sachsen im Norden (das zum Teil das heutige Niedersachsen ist) ganz aufhörte zu existieren, blieb nur das kleine Sachsen übrig. Viele wollen das nicht glauben.

Das wusste ich. Die Sachsen die Karl der Große mit Feuer und Schwert um 800 herum zum Christentum bekehrt hat waren die heutigen Niedersachsen und nicht die heutigen Sachsen. Die stellten dann 130 Jahre später mit König Otto und vorher seinem Vater Heinrich den deutschen König des ostfränkischen Reiches. Westfranken war sozusagen das heutige Frankreich. Meine Region hier nannte man um 930 Lothringen. Darum stritt sich Otto und Ludwig. Frankreich, Belgien, Niederlande sind hier ja immer noch sehr nah.

Der Rest Deines Kommentars war mir dagegen unbekannt.

Danke dafür.

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vanOoijen  01.11.2023, 20:07

Das finde ich übrigens seltsam. Meine ukrainische Exfreundin hat mit ihrem kleinen Sohn auch nie russisch gesprochen (sie gehörte zu den russischsprachigen Ukrainern und das war roundabout 2014/16 und sie lebte schon in Deutschland seitdem sie 13 war, hatte hier Abitur gemacht etc.).

Mit ihren Eltern am Telefon natürlich nur russisch, aber wenn sie da waren und ich dabei war auch oft deutsch.

Ich finde es eigentlich gut, wenn Kinder mehrsprachig aufwachen, aber mit ihrem zweijährigen Sohn sprach sie nie russisch.

Die Türken hier übertreiben allerdings und sprechen in der zigsten Generation immer noch bloß türkisch zuhause und wundern sich dann über mangelnden Sculerfolg.

Ich habe (als Deutscher ohne Migrationshintergrund trotz niederländischem Nachnamen) den Eindruck, dass manche Migranten es fast schon übertreiben mit der Anpassung und sich andere dagegen total verweigern.

Ich fordere sicherlich keine Assimilation, und mehrsprachig zu sein ist ein Vorteil.

Aber was so viele Türken und Araber hier machen ist schlicht Integrationsverweigerung.

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Claud18  15.12.2023, 11:48
@vanOoijen

Also, das mit den Sachsen, das wusste ich, ich komme selbst aus Sachsen. Dass es die Markgrafschaft Meißen war, die später den Namen "Sachsen" übernommen hat, wusste ich auch. Mit dem Aufblühen des Bergbaus kamen viele Bergleute bzw. auch Schatzgräber aus Niedersachsen her, denn nach den ersten Silberfunden gab Markgraf Otto von Meißen die Schürfrechte frei, wenn jeder seinen Anteil an den Silberfunden als Steuern an den Markgrafen abgab. Die vielen Niedersachsen, die hier tätig waren, nannte man "Sachsen", und letztendlich ging der Name auf den ganzen Landstrich über.

Dass viele Orte slawisch waren, sieht man heute noch an den Ortsnamen. Man nannte die Slawen Wenden, und so gibt es noch einen Ort mit Namen "Wendischbora" oder, weiter nördlich (nicht mehr Sachsen) "Wendisch Rietz". Auch alle Ortschaften, die auf -itz oder -itzsch enden, sind slawischen Ursprungs, und davon gibt es jede Menge.

So etwas hatten wir in Heimatkunde in der 4. Klasse, und was wir da nicht erfuhren, lernten wir später selbst, zum Teil aus alten Büchern. Da wir keine großen Reisen machen konnten, interessierten wir uns mehr für Heimatgeschichte.

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vanOoijen  15.12.2023, 12:03
@Claud18

Ich habe das nie in der Schule gelernt, aber ich lese gerne historische Romane. Das bildet auch.

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Claud18  18.12.2023, 15:22
@vanOoijen

Ich habe noch etwas vergesse: Es gibt auch einige Orte, die auf -ow enden, auch das ist slawisch. Und es gibt auch Familiennamen, die auf -ow enden. Da dürfte es nicht mehr auffallen, ob jemand russische Vorfahren hat, sofern man nicht bei den Frauen ein -a oder gar ein -ova (aber das ist tschechisch) anhängt.

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vanOoijen  18.12.2023, 16:01
@Claud18

Auch das weiß ich aus historischen Romanen.

Ganz Ostdeutschland, bis auf Thüringen, war im 10. Jahrhundert noch slawisch.

Auf Rügen brachte man dem heidnischen Götzen "Svantevit" sogar Menschenopfer dar.

Armut, wie im damaligen Sachsen (damit ist nicht das heutige Sachsen gemeint, sondern eher das heutige Niedersachsen) gab es da allerdings auch nicht.

In Sachsen bettelten Arme vor den Kirchen, im Slawenland wurden Arme ohne Angehörige im Tempel versorgt.

Jeder musste von seinem Feldertrag, Jagd oder Kleidungsproduktion abgeben.

Die einzigen Slawen Deutschlands, die übrig geblieben sind, sind die Sorben.

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vanOoijen  18.12.2023, 16:06
@Claud18

Und den brandenburgischen (die Brandenburg war auch slawisch) Familiennamen Massow spricht man hier im ungebildeten NRW zwar wie "Massof" aus, aber eigentlich sagt man "Masso" wie "Bülow" "Bülo" ausgesprochen wird.

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Claud18  18.12.2023, 20:58
@vanOoijen

Siehst du, Vicco von Bülow, alter brandenburgischer Adel, an ihn hatte ich gar nicht gedacht. Der Name ist auch slawischer Abstammung.

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Ja stimmt

Es kommt etwas drauf an wie du nach außen wirkst sowohl sprachlich als auch vom äußeren und vom Umgang.

Als weiße Person fällst du weniger auf, gerade wenn du sprachlich muttersprachliches Niveau oder zumindest fast ein solches hast, so dass man sich "einfach" mit dir unterhalten kann.

Als nicht-weiße Person wirst du wohl immer auch in x-ter Generation von Fremden zumindest erstmal als Person mit ausländischer Herkunft gesehen.

Es wird aber besser je enger du die Leute kennst bzw sie dich kennen und je mehr du wie sie bist von sprachlichen und kulturellen Umgang.

Ein entscheidender Faktor ist aber mMn tatsächlich die Sprache. Anhand deines Deutsch wird man dich im ersten Eindruck bewerten, sowohl was Zugehörigkeit angeht als auch Intelligenz.

Beim Bäcker um die Ecke erkennt keiner ob der Typ der schlecht Deutsch spricht ein ungebildeter Asylant ist oder ein Professor Doktor ist, etwas überspitzt.