Hat Jesus selbst Schwein gegessen oder haben das später die Nachfolger erfunden, dass das ok sei?
Und gibt es im Christentum überhaupt ein Begriff für Reinheit, sowie helal?
14 Antworten
In der Bibel wird "hagnos" verwendet. Es steht für "rein, keusch, sündenlos":
ἁγνός
(originally, in a condition prepared for worship), pure (either ethically, or ritually, ceremonially), chaste.
https://biblehub.com/greek/53.htm
Hat Jesus selbst Schwein gegessen
Extrem unwahrscheinlich, da er Jude war.
Da die Judenchristen weiterhin die Speisegebote einhielten (und es deswegen sogar zu einem Streit mit Paulus und dem Apostelkonzil kam), kann man davon ausgehen, dass auch seine Jünger kein Schwein aßen.
Hat ihn bei anderen Dingen auch nicht von abgehalten.
Das stimmt wohl. Aber hätte es dann den Zoff um Beschneidung und Speisegebote gegeben?
Naja, es gab ja auch Zoff um Dinge bei denen Jesus eindeutig war. Paulus zB hat die Gebote zur Ehescheidung nochmal angepasst, weil man sich in Korinth da nicht einig war.
Hat Jesus selbst Schwein gegessen
Seine Gegner haben ihm einiges vorgeworfen was sie unpassend fande, sie beschimpften ihn als Säufer und Fresser, und sie warfen ihm auch Dinge vor die den Reinheitsvorschriften des mosaischen Gesetzes verstießen, wie das gemeinsame Essen mit Sündern. Vorwürfe dass er unreine Dinge gegessen hätte, sind keine überliefert.
oder haben das später die Nachfolger erfunden, dass das ok sei?
Er hat dem Konzept der Reinheit grundlegend widersprochen (Mk 7,18-23), sodass sich Forderungen von Christen, die in den ersten Jahrzehnten noch die Einhaltung solcher Gebote forderten, sich nie durchsetzen konnten.
Und gibt es im Christentum überhaupt ein Begriff für Reinheit, sowie helal?
Nein. Hat es auch nie gegeben.
Schweine wurden doch gar nicht geschlachtet und verspeist, wo Jesus unterwegs war. Er hätte sie selbst schlachten müssen und das glaube ich jetzt nicht.
Schweine wurden doch gar nicht geschlachtet und verspeist, wo Jesus unterwegs war.
Galiläa zur Zeit war nur etwa zur Hälfte mit Juden bevölkert. Die Gegend wurde nach dem Exil erst spät von Judäa aus mit Juden wiederbesiedelt (ich meine sogar erst unter den Hasmonäern).
Aber beachte auch die Geschichte wo Jesus Dämonen in eine Schweineherde gehen hat lassen, die dann im See Genezareth, seinem zentralen Wirkungsgebiet, ersoffen sind.
Jesus sagt in Matthäus 15,11: Nicht was in den Mund hineingeht, macht den Menschen unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.
Natürlich braucht es im Christentum keinen Begriff wie halal, denn Christen sind freie Menschen. Wenn es arme Getriebene wären, die meinen, ohne zu hinterfragen ein telefonbuchdickes Regelwerk aus dem 7. Jahrhundert befolgen zu müssen, wären es ja Muslime.
Vermutlich hat Jesus keines gegessen, er war ja Jude.
Schweinefleisch war im Christentum allerdings nie verboten.
Wer sich fragt, warum in Europa so gerne Schweinefleisch gegessen wird, sollte sich einfach mal mit der Geschichte der Ernährung auseinandersetzen. Hier haben vermutlich schon die Germanen Schweine gehalten und gegessen.
Im bäuerlich geprägten Europa hatten viele Tiere auf einem Bauernhof eine bestimmte Funktion, gleichzeitig war das Leben stark von den Jahreszeiten abhängig.
Rinder wurden eher wegen der Milch gehalten, Schafe wegen der Wolle, Hühner wegen der Eier (und wenn sie alt wurden, kamen sie in die Suppe.)
Das Hausschwein war das einzige Tier, das ausschließlich wegen des Fleisches gehalten wurde, außerdem war es wesentlich genügsamer als das Rind (ein Schwein konnte man mit Küchenabfällen füttern, eine Kuh brauchte Gras, Heu und mehr Platz.)
Dann hatte jeder Hof oft nur ein Schwein, was über den Sommer gefüttert wurde, und im Herbst oder frühen Winter geschlachtet wurde. Im Sommer wäre das Fleisch ja sofort verdorben (keine Kühlschränke! im Winter war es egal.) Ich kenne aus manchen ländlichen Gegenden noch das Schlachtfest, was im Herbst gefeiert wird.
Alles vom Schwein wurde verarbeitet, das Fleisch war lebenswichtig für die zumeist armen Bauern, um über den Winter zu kommen. Das Fett wurde für die Beleuchtung benutzt, das war viel billiger als Kerzen.
Im kalten Europa war Schwein für die Leute überlebenswichtig. Daher ist es im Christentum alles andere als verboten oder unrein gewesen.
Zur Zeit Jesu war die Ernährung stark von den landwirtschaftlichen Gegebenheiten und den jüdischen Speisegesetzen geprägt. Brot war das wichtigste Grundnahrungsmittel, oft aus Weizen oder Gerste hergestellt. Dazu kamen Oliven, Trauben, Feigen, Datteln und verschiedene Gemüsesorten wie Zwiebeln, Knoblauch und Linsen.
Fisch spielte eine große Rolle, besonders in Regionen wie Galiläa, wo der See Genezareth eine wichtige Quelle für Nahrung war. Lammfleisch wurde vor allem zu Festtagen gegessen, während Milchprodukte wie Joghurt und Käse ebenfalls verbreitet waren.
Getrunken wurde hauptsächlich Wasser und Wein, wobei Wein oft eine symbolische Bedeutung hatte. Die Ernährung war insgesamt einfach, aber nahrhaft und eng mit den Jahreszeiten und der lokalen Landwirtschaft verbunden
Hat ihn bei anderen Dingen auch nicht von abgehalten.