Haben wir so ein großes Problem mit Antisemitismus und Rassismus?

MonkeyKing  12.12.2023, 14:02

Wen betrifft es nicht? Es betrifft doch alle, wenn es Rassismus in der Gesellschaft gibt. Auch wenn man selber kein Opfer ist.

tataroas 
Fragesteller
 12.12.2023, 14:08

Betrifft dich nicht wenn ich sage polen klauen du bist kein pole...... gesellschaft 🤣🤣🤣

MonkeyKing  12.12.2023, 14:33

Wenn dein Nachbar ermordet wird, betrifft es dich nicht? Ist ja nur den Nachbar..

tataroas 
Fragesteller
 12.12.2023, 14:54

Nein eigentlich nicht. Fremde interessieren mich wenig.

9 Antworten

Habe noch nie Antisemitismus erlebt, gut bin ja kein Jude.

Habe noch nie einen Autounfall gehabt, aber ich fahre ja auch nicht selbst. Gibt es Unfälle? ;)

Auch Rassismus gegen Ausländer konnte ich nie richtig erleben, bin Migrantenkind und so weit ich mich erinnere gabs nur sprüche gegen deutsche.

Oh, den gibt es. Vor einiger Zeit waren Bauarbeiter hier, ein junger deutscher Auszubildender und zwei ältere Osteuropäer, die sich auf polnisch unterhalten haben. Der Kommentar des jüngeren war: "Da fühlt man sich gleich wie im Urlaub, oder?" Ich habe höflich gelacht und die Stirn gerunzelt. Diese Dinge sind normalisiert und das kann man jetzt so oder so finden. Ein griechischer Lastwagenfahrer, der etwas angeliefert hat, und mit dem ich mich auf englisch unterhalten habe, hat freudestrahlend - und nicht etwa diskriminiert fühlend - erwidert: "I am from Greece, hopaaa" und hat sich einmal lachend gedreht, um den griechischen Volkstanz anzudeuten. Amüsant, wir haben beide herzhaft gelacht und eine nette Unterhaltung gehabt. Im zeitalter von "Es ist rassistisch zu fragen, woher jemand kommt" sehr angenehm.

Auch Rassismus gegen Ausländer konnte ich nie richtig erleben, bin Migrantenkind und so weit ich mich erinnere gabs nur sprüche gegen deutsche.

Ja, das kenne ich, bzw. höre und lese ich auch immer wieder, aber merke: "Es gibt keinen Rassismus gegen Deutsche!!!!" Das ist natürlich jetzt Sarkasmus gewesen und das Gegenteil ist der Fall. Der Kartoffeldeutsche ist mittlerweile so indoktriniert, dass er jedes Wort und Frage abwägt, ob sich jemand gestört fühlt, während die "andere Seite" ganz schlau gelernt hat, wie sie hier Macht über andere ausüben kann, wenn sie auch nur das "R-Wort" andeutet und gleichzeitig hart vom Leder ziehen kann, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen.

Was ich noch nicht verstehe: warum regen sich meistens die leute über diese dinge auf die es gar nicht betrifft?

Das ist eine sehr gute Frage. Man könnte zynisch sagen: "Die neue harte Bürde des weißen Mannes." Vor 200 Jahren war seine Bürde, die "unzivilisierten Völker zu erziehen und ihnen Kultur und Wissen zu geben" und heute ist es eine Selbstgeißlung, sich selber ständig zu hinterfragen, die andere Wange hinzuhalten und sich demütigen zu lassen. Das wir uns als Gesellschaft damit keinen Gefallen tun, wird ja langsam klar - und dass jenes Verhalten eine Gegenbewegung erzeugt, die in keinster Weise für ein "Miteinander" förderlich sein dürfte, ist das Ergebnis.

Was ich persönlich besonders schlimm empfinde, oder vielleicht auch als Erleichterung, denn nun ist es nicht mehr wegleugbar, dass unsere erhoffte, supertolerante Weltsicht eigentlich von kaum jemandem geteilt wird. Hätte man mir vor 10,20 Jahren erzählt, dass es heute "kontextabhängig" ist, ob der Aufruf zum Genozid an Juden schlimm sei, hätte ich gefragt, was zur Hölle passiert ist, dass das auch nur gefragt wird. Oder dass wir (zehn)tausende wütender Menschen haben, die Israel zerstören wollen und das offen in den Straßen herausbrüllen (dürfen) und keine bzw. kaum Konsequenzen erleiden, während der Rechtsstaat hilflos danebensteht.


tataroas 
Fragesteller
 12.12.2023, 14:56

Was ist daran rassistisch wenn ich sage dass ich mich wie in der türkei fühle wenn ich durch neukölln gehe?

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Winterlimonade  12.12.2023, 16:08
@tataroas

Ich persönlich finde es nicht rassistisch. Andere würden es wohl so sehen. Ich kann deine Sorge hier absolut nachvollziehen.

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Studycus  08.03.2024, 22:58
@tataroas

Nichts mehr, als das die ganze Welt rassistisch ist, sobald Völker als unterschiedlich erkannt werden.

Türken und Araber leiden auch nicht an Rassen-ismus, sondern an Ethno-zismus bzw. Kultur-ismus, sie werden nicht wegen schwarzer Hautfarbe abgelehnt, sie werden wegen kulturell sozialisierten Prägungen kritisiert. Das Blatt ist immer zu wenden: Wie offen sind ihre Herkunftsländer für Mosaisten, christliche Mosaisten und Deutsche? Oder wie offen ist China oder Arabien für Schwarze?

Kann es in Antifa Nordkorea, ganz kommunistisch international links, Antisemitismus und Rassismus gegen Schwarze geben, wenn es dort keine Schwarzen und Juden gibt?

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Offenbar gibt es das, genau so wie "Mobbing" in der Schule, obwohl man nix davon merkt und nur davon hört. Ud wenn es so ist, darf man sich darüber Echauffieren.

Wer sind "wir" in deiner Fragestellung?

Migration und Volk ist relativ! Ein in Deutschland deutsch sozialisierter Migrant ist Deutscher, alle Deutschen haben irgendwann Migrationshintergrund, die Homogenisierung entsteht erst durch indigene dauerhafte Vermischung. Bei Osteuropäern und sekulärisierten Arabern und Türken findet regulär Vermischung durch Mischehen statt. Am Ende sind wieder alle eins, deutsch sozialisiert, mit deutschem Schicksal, mit deutschen aussehen, weil sich auch regional spezifisch entstandenes Aussehen (Phänotyp eines Volkes) vermischt. Gib etwas Apfelsaft aus der Apfelsaftkanne in die Orangensaftkanne und umgekehrt, dann wird es Apfel-Orangensaft. Ausnahme ist, wenn sich der Orangensaft stärker vermehrt und einseitig Richtung Apfelsaft geht, dann wird es irgendwann faktisch nur noch Orangensaft geben.

Auch Rassismus gegen Ausländer konnte ich nie richtig erleben, bin Migrantenkind und so weit ich mich erinnere gabs nur sprüche gegen deutsche.

Dennoch gibt es ihn und das nicht gerade leicht ausgeprägt.

Was ich noch nicht verstehe: warum regen sich meistens die leute über diese dinge auf die es gar nicht betrifft?

Sowohl Antisemitismus als auch Rassismus sind scheiße. Ich muss nicht von etwas betroffen sein um mich für Leute einzusetzen, die ekelhaft behandelt werden.

Entweder du bist blind durchs Leben gegangen oder ein Bot. Denn selbst als Deutsche habe ich schon genug Rassismus und Antisemitismus in unserer Gesellschaft mitbekommen und abgekriegt. Aktuell besteht die Gefahr, dass hier Rassisten und Antisemiten wieder an die Regierung kommen. Wenn nicht genug Menschen das verhindern wird das Thema dich spätestens nach der Wahl betreffen. Altbekanntes Gedicht zum Thema:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Kommunist.
Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Sozialdemokrat.
Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschafter.
Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.