Guten Tag wie schwer war es den ersteb Weltkrieg zu Überleben?

6 Antworten

Der zermürbenden Erfahrungen des Hungers und des Mangels in der Heimat entsprach die des massenhaften Todes und Sterbens an den Fronten. In Stellungskrieg und Materialschlachten verflüchtigte sich endgültig der Siegespatriotismus der ersten Kriegsmonate bei den Soldaten. Was blieb, war die Gemeinschaft des Schützengrabens, ein Leben in Unterständen, manchmal bis zu zehn Metern unter der Erde, inmitten einer surrealistischen Schlachtlandschaft von Laufgräben und Stacheldrahtverhauen, mit verstümmelten, faulenden Leichen und zerrissenen Gliedmaßen, wieder und wieder umgepflügt durch Granaten.

An die Stelle des idealistischen Kriegsfreiwilligen von 1914 traten mit längerem Verlauf des Krieges der desillusionierte, harte Frontkämpfer für den das Kämpfen kalte, mechanische Pflichterfüllung war. Die Gesetze bürgerlicher Normalität waren in dieser harten Männergesellschaft außer Kraft gesetzt. Abstumpfung, Verrohung, Hass auf die militärischen Vorgesetzten und Verachtung für die Etappe prägten den Frontalltag. Das Überleben an der Front war oftmals reine Glücksache.

Von 13 Mio. deutschen Soldaten sind 2 Mio. gefallen, 11 Mio. haben somit überlebt, also war die Überlebenschance gar nicht so schlecht. Für Franzosen und Engländer war das Verhältnis sicher ähnlich. Trotzdem ein furchtbarer Blutzoll, das ist klar.

Frank6188  10.01.2023, 18:26

Er fragte nach Soldaten in den Gräben, nicht nach denen in der Versorgung, Etappe, Stäbe und dergleichen.

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Rennegent  10.01.2023, 18:56
@Frank6188

Dazu konnte ich für das deutsche Heer des ersten Weltkriegs keine Zahlen finden. Heute in der Bundeswehr ist es so, dass die Logistiktruppe (Versorgung) ca. 15 % des Heeres ausmacht. Wenn du für Stab, Sanitätswesen, Meldegänger u.ä. noch mal 15 % nimmst und das in etwa mit damaligen Verhältnissen vergleichbar wäre, wären es damals immer noch 70 %, also etwa 9 Mio. kämpfende Truppe gewesen zu 2 Mio. Gefallenen.

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Frank6188  10.01.2023, 19:33
@Rennegent

Ich denke, die Zahlen stimmen nicht so ganz. Bei den Amis bspw kommen auf einen kämpfenden Soldaten 10, die ihn versorgen. Du hast ja nicht nur reine Logistiktruppen, sondern auch verschiedene Aufgaben in einer anderen Einheit. Wie viele Soldaten sind bspw nötig, dass ein Pilot im Kampfflugzeug fliegt. Dafür dass eine Besatzung aus vier Mann im Panzer rollt, sind Mechaniker, Funker, Tankwarte, Nachschubler nötig. Mein Opa war beispielsweise Berufssoldat im Zweiten Weltkrieg in der Marine und hat keinen einzigen Schuss abgefeuert, weil er im Maschinenraum war. Du hast Soldaten die sind Koch, Bäcker, Musiker, Funker, Auswerter von Bildern und Daten und das könnte man beliebig weit fortführen. Um auf den Ersten Weltkrieg zurückzukommen, es sind ja auch Soldaten nötig, um ein besetztes Gebiet zu halten.

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Rennegent  10.01.2023, 20:06
@Frank6188

Du hast recht, man kann diese Zahlen nur schätzen. Allerdings haben Kampfflugzeuge und auch Panzer im 1. Weltkrieg noch eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Die große Masse der Kampfkraft bestand aus dem Infanteristen mit seinem Gewehr und aus Artillerie und dies alles war bei weitem nicht so hoch technisiert wie heute. Und Gebiet zu halten war auch deutlich weniger als im 2. Weltkrieg, denn die Westfront war schon recht schnell festgefahren.

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Frank6188  10.01.2023, 20:39
@Rennegent

Flugzeuge und Panzer habe ich erwähnt, weil du die Bundeswehr erwähnt hast. Im WK 1 wären dies viele Soldaten gewesen, die sich mit Pferden beschäftigen, was heute keine Rolle mehr spielt. Da die Versorgung im Ersten WK nicht so mechansiert war wie heute, waren dazu viel mehr Soldaten nötig. Viele haben falsche Vorstellungen, wie Kriege ablaufen, auch an vorderster Front wird nicht jeden Tag gekämpft. Was das Ganze natürlich nicht schön reden soll. Ich selbst war Soldat in einem Fernmeldeeinheit. Ca 2500 Mann nicht direkt kämpfende Truppe. Danach war ich Handwerker in der größten Luftwaffenkaserne der BRD, Köln Wahn. Bis auf die Sicherungssoldaten nur Bürohengste. Kämpfende Truppe 0.

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In den Schützengräben war das Überleben nicht leicht. Noch schwieriger war es im Hochgebirgskrieg, wo zwei Drittel der Soldaten durch Unfälle (z.B. Lawinen) und Krankheiten gestorben sind und nur ein Drittel durch Feindeinwirkung. Die höchste Todesrate war im Ersten Weltkrieg unter den serbischen Soldaten, die vielfach verhungert oder an Cholera gestorben sind.

Die durchschnittliche Überlebensrate eines Soldaten an der Front betrug etwa 14 Tage. Kam natürlich auch darauf an, wo man eingesetzt war und welchen Rang man hatte. Der einfache Soldat starb schneller als die Vorgesetzten.

Still  10.01.2023, 18:17

Diese Aussagen gilt wohl (nur) für Verdun.

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LindorNuss  10.01.2023, 18:22
@Still

Ja, dann überleg Dir Deine Kommentare doch auch ein bisschen besser. Verdun war auch nicht immer gleich. Die Soldaten rotierten teilweise und der Angriffskrieg forderte auch mehr Soldaten. In Verdun war Stellungskrieg.

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Still  10.01.2023, 18:24
@LindorNuss

Deine Antwort stammt aus einem Beitrag über die Schlacht von Verdun mit 300 000 Toten.

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Mein Uropa mütterlicherseits hat es geschafft. Kam mit 18 Jahren verwundet aus Frankreich zurück, Granatsplitter in den Beinen und war zeitlebens schwerbehindert.