Gibt es auch nur eine Redoxgleichung ohne Ionen, bei der es nicht genügen würde einfach nur die Anzahl der Elemente auszugleichen?


09.05.2023, 17:03

(Konversationen bitte Beachten)

RedPanther  09.05.2023, 14:53

Berücksichtigst du nur Reaktionsgleichungen, bei denen die entstehenden Produkte schon freundlicherweise vom Lehrer vorgegeben sind?

Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 14:59

Soll das darauf anspielen, dass mir Oxidationszahlen auch Informationen über die wahrscheinliche Zusammensetzung geben? Klar, aber wie siehts zB. mit Vanadium aus?

3 Antworten

H₂SO₄ + Al ⟶ Al₂(SO₄)₃ + SO₂
CrO₅ + H₂SO₄ ⟶ Cr₂(SO₄)₃ + O₂
S₄N₄ + HNO₃ ⟶ NO₂ + H₂SO₄
KMnO₄ + Mn₃O₄ ⟶ MnO₂ + KOH

Diese Gleichungen können nur auf eine Art richtiggestellt werden. Ob Du das lieber im Kopf mit Hi- und Herschubsen von Atomen oder mit systematischen Elektronen­bilan­­zen machen willst, bleibt Dir überlassen — wenn Du die richtige Lösung hast, dann kannst Du sie natürlich sofort erkennen, und es ist denn egal, wie Du sie ge­wonnen hast.

Also probier mal; bei jeder Reaktion darfst Du noch zum Ausgleich H₂O nach Belieben dazu­nehmen. Ich werde morgen die Lösungen hier veröffentlichen; wenn Du schnel­ler bist, dann kannst Du Dir unsterblichen Ruhm erwerben. Die Gleichungen werden im­mer schwieriger, und die letzten beiden konnte ich ohne Oxidationszahlen und Elek­tro­­nen­bilanzen nicht lösen.

Gleichungen, in denen geladene Teilchen auftreten, sind im Prinzip auch nicht anders. Du hast dann halt zusätzlich zu den einzelnen Elementen auch noch die Ladungs­bilanz zu berücksichtigen. Wenn Du das im Kopf machen kannst, dann ist alles gut; wenn nicht, dann brauchst Du eine Krücke wie z.B. die Elektronenzählerei.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik
botanicus  21.05.2023, 11:21

Wow, sehr ghyle! Habe mir erlaubt, die Beispiele für unterrichtliche Zwecke herauszukopieren ;-)

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indiachinacook  21.05.2023, 14:10
@botanicus

Oh je, das mit den Lösungen ist untergegangen:

6 H₂SO₄ + 2 Al ⟶ Al₂(SO₄)₃ + 3 SO₂ + 6 H₂O
2 CrO₅ + 3 H₂SO₄ ⟶ Cr₂(SO₄)₃ + 3 H₂O + 3½ O₂
S₄N₄ + 40 HNO₃ ⟶ 44 NO₂ + 4 H₂SO₄ + 16 H₂O
4 KMnO₄ + 3 Mn₃O₄ + 2 H₂O ⟶ 13 MnO₂ + 4 KOH

Zwei andere kniffelige Beispiele:

2 FeSO₃ + K₂Cr₂O₇ + 6 H₂SO₄ ⟶ Fe₂(SO₄)₃ + Cr₂(SO₄)₃ + 2 KHSO₄ + 5 H₂O
CH₃CONH₂ + 8 H₂SO₅ ⟶ 2 CO₂ + 2 H₂O + HNO₃ + 8 H₂SO₄

Meiner Meinung nach ist das S₄N₄-Beispiel das härteste, weil ich dafür keine schnel­le einfache Abkürzung gefunden habe — bei den anderen gab es immer einen Trick, wie ich das sofort hinschreiben konnte (den findet man aber auch nicht im­mer auf den ersten Blick). Dummerweise weiß ich aber nicht, wie realitäts­nah die Oxi­da­tion von S₄N₄ wirklich ist.

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botanicus  21.05.2023, 17:43
@indiachinacook

Vielen Dank, das ist natürlich komfortabel. Ansonsten hätte ich es natürlich auch selber hingebastelt. Aber ich freue mich über die Musterlösung des Fachmannes :-)

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indiachinacook  21.05.2023, 18:52
@botanicus

Ich hatte die Lösungen mit der ursprüngichen Antwort gemeinsam geschrieben (als Kommentar) und einfach nicht abgeschickt (der Browser merkt es sich ja), weil ich dem Fragesteller eine Möglichkeit zum Herumbasteln geben wollte. Blöderweise habe ich dann vergessen, den Kommentar ein oder zwei Tage später abzuschicken.

Diese Beispiele sind natürlich dazu gemacht, einem naseweisen Schüler zu zeigen, wo der Lehrer den Hammer hingehängt hat. ☺

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botanicus  21.05.2023, 23:09
@indiachinacook

Ja, das ist oft sinnvoll... es kann aber auch ganz sachlich zeigen, warum man das Verfahren über Oxidationszahlen und Elektronen lernen muss.

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Für die typischen Beispiele aus der Schulchemie mag das oft stimmen, aber es gibt jede Menge sehr komplexer Reaktionen, die man mal nicht so eben nach

AB + C -> AC +B

ausgleichen kann. Ich gebe dir aber recht, nach der Schule wirst du das nie wieder benötigen. Man könnte es also von der Schule an die Uni verlagern, für alle, die dann intensiv mit Chemie zu tun bekommen.

m.f.G.

anwesende

Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:32

Ich hätte da noch eine Frage, es gibt ja feste regeln um Oxidationszahlen zuzuordnen, O hat -II, F -I etc. also es wird angenommen jede AB Bindung ist total ionisch nach Elektronenaktivitäten. Kann ich beim ausgleichen nicht eigentlich total zufällig jedem Element eine zufällige Oxidationszahl zuordnen (zum Beispiel für Sauerstoff -III und ja ich weiss, dass ist dem Sauerstoff ohne weiteres nicht möglich) und solange ich mich daran halte funktioniert das ausgleichen genauso gut wie für die "echten" Oxidationszahlen? Die einzige Regel ist, dass meine ausgedachten ox. Zahlen spezifisch gleich für jedes Element ist und abhängig von den Ladungen ist.

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indiachinacook  30.03.2024, 18:07
@Asuflex

Leider sehe ich diesen Kommentar erst jetzt durch Zufall.

Ja, Du kannst Oxidationszahlen absolut beliebig vergeben (z.B. „Na⁺ᴵⱽO¯ᴵᴵ₂“, in Wahr­heit hat hier O die unübliche Oxidationszahl −½), dann diese dazu benutzen, völlig hirn­rissige Elek­tro­nen­bilan­zen zu generieren, und wenn Du die dann richtig kom­bi­nierst und ausgleichst und ver­ein­fachst, dann bekommst Du die richtige Reakti­ons­gleichung. Das liegt daran, daß Oxi­da­tions­zahlen die Elektronen in einem Teilchen aufteilen, aber keine Neuen erzeugen oder welche ver­nich­ten können (weil die Summe aller Oxidationszahlen die Ladung des Teilchens ergibt). Sie sind also nur Buchhaltung.

Manchmal kann man sehr ausgefallene Redoxreaktionen sogar mit genau diesem Sy­stem schnell lösen: Man wählt die Oxidationszahlen für exotische Verbindungen ein­fach so, daß sich bequem weiterrechnen läßt. Solange die Summe der Oxida­tions­zah­len die La­dung ergibt, kommt man zu richtigen Resultat.

Andererseits gibt es schon gute Gründe, weshalb man die Oxidationszahlen nor­ma­ler­wei­se ge­nau so be­stimmt wie es in Lehrbüchern angegeben ist: Man kann oft Ver­bin­dun­gen je nach Oxi­da­ti­ons­zahl zu Gruppen zusammenfassen (z.B. Na₂SO₃, SO₂ SOCl₂, SF₄, alle mit S⁺ᴵⱽ), und das spiegelt sich auch im realen Ver­hal­ten der Stoffe wieder. Manch­mal scheitert das Sy­stem aber auch (H₂Te ist eine kräftige Säure, obwohl Te elek­tro­posi­ti­ver als H ist und man die Oxi­­da­­tions­­zah­len daher lt. Regeln als H¯ᴵS⁺ᴵᴵ schreiben müßte), und dann pfeift man darauf.

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:33

Also nur als Gedankenexperiment und auch nur im rahmen des ausgleichen von Reaktionen.

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anwesende  09.05.2023, 16:37
@Asuflex

Klar könnte man auch jedes F wie ein K aussprechen (Googel mal nach W. Mörs: Der Fönig), aber das hat mit der Realität nichts zu tun. Die Ox-Zahlen basieren u.a. auf der EN und den vorhandenen Orbitalen.

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:42
@anwesende

Na gut, dass stimmt natürlich aber man muss ja immer im Rahmen schauen was man erreichen will und was nur gerüste sind, die numerisch völlig relativ arbeiten. Ich muss da irgendwie an den Lagrange Formalismus denken oder generell Dinge die gleich bleiben, solange fundamentale Abhängigkeiten gleich bleiben.

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:44
@anwesende

Und ja, man muss das Rad natürlich nicht immer neu erfinden, nur gehört es zu meinem Lernprozess aufzuschlüsseln wie viel wirklich von der thematischen Substanz drumherum wegfallen kann, so dass es trotzdem noch funktioniert.

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:38

Also ob H2O meine H jetzt (+I) oder (+7) sind und mein O (-14) oder -II ist doch eigentlich egal, Hauptsache ich halte mich an meine festgelegte Konvention und achte darauf daß es abhängig von der Gesamtladung ist.

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anwesende  09.05.2023, 16:46
@Asuflex

Ich könnte mir vorstellen, daß es für die reine Rechnung evtl. gehen könnte.

Aber als Folge davon müsste man dann alle anderen Redoxpare ebenfalls mit 7 multiplizieren, so daß wieder nur die jetzigen Zahlen, aber alle erweitert mit 7 dastünden. Dann hast du aber das Problem, daß deine mit 7 erweiterte Formel nicht mehr die molare SDP Erhöhung und SMP Erniedrigung erklären könnten. Also hättest du ein neues mathematisches Modell kreirt, das aber die realität nicht widergibt.

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:51
@anwesende

Ich könnte natürlich auch sagen das meine erfundenen keine "Oxidationszahlen" sind, sondern temporäre Hilfsgrößen um Chemische Reaktionen leichter auszugleichen. Ohne hilfsgrößen müsste das ganze in manchen fällen so ausarten, nur damit man am Ende links und rechts jeweils gleiche anzahlen von Elementen und Ladungen hat (wenn denn Ionische Stoffe vorkommen) : http://pubs.sciepub.com/wjce/3/3/4/index.html

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Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 16:53
@anwesende

Immerhin sind Reduktionstisch nur folgende zwei Dinge zu beachten:

  • The first condition for balancing any chemical equation asserts the law of conservation of mass.
  • The next condition asserts the net reactant charge must be equal to the net product charge.
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Es gibt auch komplexe, unübersichtliche Redoxreaktionen. Die einfachen sind zum Einüben!

Asuflex 
Fragesteller
 09.05.2023, 14:10

Ja ist meine Annahme richtig? Abgesehen das es bei komplexeren simpler ist mit Oxidationszahlen zu arbeiten?

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