Finnen, haben sie die Wuzeln in der Türkei?

11 Antworten

Sogar die heute auf dem Staatsgebiet der Türkei lebenden Türken haben ihre Wurzeln nicht dort, sondern in Zentralasien, in etwa dem östlichen Kasachstan und Turkmenistan. zumindest die gesamten Küstengebiete der heutigen Türkei (auch an der Schwarzmeerküste) waren vom heutigen Griechenland aus besiedelt worden. Die Turkvölker wanderten erst nach der Zeitenwende dorthin aus und verdrängten die griechischstämmigen Einwohner, das bis ins 20. Jahrhundert hinein (vgl. Smyrna - Izmir). Und auch die Finnen (wie auch Magyaren/Ungarn und Esten) stammen ursprünglich aus Zentralasien, allerdings aus Gebieten nordwestlich der Siedlungsräume der Turkvölker. Quelle: Geschichtsatlas.

Das ist ein weiterverbreiteter Irrtum, Finnen sind keine Skandinavier. Wohl eher Balten, da gleiche Sprachenfamilie.

Nach Wiki: Skandinavien

ist ein Teil Nordeuropas, der je nach Definitionsweise unterschiedliche Länder umfasst, darunter in jedem Fall Norwegen und Schweden auf der Skandinavischen Halbinsel, daneben im Regelfall auch Dänemark.

Aus geschichtlicher Sicht und in sprachlich-kultureller Hinsicht setzt sich Skandinavien im engeren Sinne aus Schweden, Norwegen und Dänemark zusammen.

Nordgermanen eben!

Finnen sind definitiv kein Turkvolk.


Stella1977 
Beitragsersteller
 17.01.2018, 19:52

Danke, das weiss ich, dass wir eigentlich ursprünglich keine Skandinavier sind, weshalb ich ja die Frage stelle. Ich denke Sie haben meine Frage wohl nicht verstanden :-(

Ja da erstens beide von altaische völkerstämme sind und zum anderen im jahr 1200 reger austausch herrschte zwischen finnland und den arabern.

Beide völker haben den selben hintergrund und sich mehrfach geschichtlich / kulturell vermischt und auch ein kuwaitischer diplomat hat vorfahren in finnland.


Finnisch ist keine indogermanische Sprache (wie z.B. die baltischen, slavischen oder germanischen Sprachen), und auch keine Turksprache (wie Türkisch, Tatar oder Uighurisch) und auch keine altaische Sprache (eine hypothetische Familie, die die Turksprachen mit Mongolisch, Tungusisch und anderen zusammenfassen will), sondern eine uralische Sprache. Dazu gehören außer Estnisch auch noch ungarisch und die samoyedischen Sprachen Sibiriens.

Die uralischen Sprachen und die Turksprachen haben eine relativ ähnliche Gram­matik: Sie sind agglutinierend, können also ein Wort mit mehreren Suffixen modi­fizieren, und sie kennen Vokalharmonie; einige der Suffixe sidn einander sogar ähn­lich. Schon im 19. Jahrhundert kam die These auf, die beiden könnten mit­ein­ander ver­wandt sein. Aber je genauer man hinsieht, umso schwieriger wird es, weil kein ge­mein­sam ererbtes Vokabular gefunden werden kann. Heute glaubt das eigentlich niemand mehr.

Die uralischen Sprachen sind vermutlich etwas jünger als die indogermani­schen, und die Sprecher dieser beiden Sprachfamilien hatten immer wieder Kon­takt mit­ein­ander. So gibt es im Finnischen ein Wort mesi für „Honig“ (vgl. deutsch Met), oder porsas für „Schwein“ (vgl. deutsch Ferkel, oder offensichtlicher italienisch porco). Manche haben sogar vermutet, daß uralisch und indo­germa­nisch aus einer ge­mein­sa­men, noch älteren Wurzel kommen, aber das ist immer eine Minder­heiten­meinung geblieben.

Manche der uralischen Sprachen (Ungarisch, und die näher mit Finnisch ver­wand­ten Sprachen Rußlands wie Komi, Mordvins und Mari) haben in jüngerer Zeit mit ihren turksprachigen Nachbarn einiges an Vokabular ausgetauscht, aber ich habe noch nicht gehört, daß das auch für Finnisch zutrifft (welche Nachbarn könnten das überhaupt sein? Die Karäer wohl nicht, und die Tataren sind weit weg).

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

OlliBjoern  17.01.2018, 21:48

Kiitos vastauksestasi. Danke für deine Antwort. :)

Ja, typologisch ist die türkische Grammatik ähnlich. Aber die Endungen sind verschieden. Auch die Reihenfolge ist anders.

talo, talossa, talossanne (Finnisch) (Haus/im Haus/in eurem Haus)

-ssa- ("in") kommt vor -nne ("euer")

evler, evleriniz, evlerinizde (Türkisch)

-iniz- ("euer") kommt vor -de ("in")

Agglutinierende Sprachen sind außerhalb unserer Sprachfamilie ohnehin häufig. Auch Mongolisch, Tungusisch (und Koreanisch) agglutinieren (in gewisser Weise kann man das auch vom Japanischen sagen, dort gibt es aber nur Partikel), ohne dass hier immer eine enge genetische Verwandtschaft vorliegen würde.

indiachinacook  17.01.2018, 22:16
@OlliBjoern

Stimmt, und man könnte noch hinzufügen, daß Vokalharmonie und Agglutination sowieso oft Hand in Hand gehen.

(Danke für die Beispiele, Finnisch kann ich überhaupt nicht, und im Türkischen reicht es für das, was Du geschrieben hast, aber für nicht allzu viel mehr)

Min „ähnliche Formen“ meinte ich z.B. Genetiv auf -n oder -m- für die erste Person Singular. Aber besonders viel sagt das ja auch nicht aus, letzteres findet man ja auch im Indogermanischen und sogar im Etruskischen.

Stella1977 
Beitragsersteller
 17.01.2018, 20:54

Vielen Dank :-)

Finnisch (uralisch) und Türkisch (altaiische Sprachen) gehören eigentlich nicht zur selben Sprachfamilie.

Aber Ungarisch und Finnisch gehören zu einer Sprachfamilie - den finno-ugrischen Sprachen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Finno-ugrische_Sprachen

"Die Ungarn (Selbstbezeichnung Magyaren) zogen seit 500 n. Chr. zusammen mit türkischen Stämmen westwärts und erreichten und eroberten das schwach besiedelte Karpatenbecken 895 n. Chr."

https://de.wikipedia.org/wiki/Uralische_Sprachen#Urheimat_und_Ausbreitung_der_uralischen_Sprachen

Womöglich fand hier also ein Austausch zwischen Türkisch und Ungarisch statt.

In diesem Zusammenhang ebenfalls interessant:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ural-altaische_Sprachen


Stella1977 
Beitragsersteller
 17.01.2018, 19:49

Danke vielmals :-)