Denkt ihr, mein Vater hasst mich, oder bin ich einfach im Unrecht?
Hallo zusammen, ich bin 18 Jahre alt, weiblich und möchte eure Meinungen hören.
Mein Vater ist Borderliner und hatte eine sehr schwierige Kindheit. Meine Mutter ist bipolar. Sie leben zwar zusammen, sind aber nicht verheiratet und haben eine sehr schlechte Beziehung. Es gab viele Konflikte zwischen den beiden, sodass sie sich kaum ausstehen können.
Als ich 14 war, war ich wegen der Situation zu Hause sehr depressiv, aber ich habe trotzdem normal meinen Alltag bewältigt, bin zur Schule gegangen und habe mich nie beschwert. Trotzdem hat mein Vater damals gesagt, ich würde mich "in meinem Leid sonnen". Das hat sehr wehgetan.
Über die Jahre habe ich versucht, an mir selbst zu arbeiten, ohne viel Unterstützung. Momentan habe ich Schlafprobleme, schlafe oft kaum, aber ich gehe zum Arzt, achte auf meine Ernährung und übe Achtsamkeit. Meine Eltern wissen das, aber es interessiert sie kaum. Besonders mein Vater fragt nie nach meinem Wohlbefinden.
Heute blieb ich wegen Schlafmangels zu Hause. Mein Vater hat mich dann konfrontiert und gesagt, ich sei selbst schuld an meinen Problemen, und dass es ihm nicht leid tut. Ich habe gar nichts von ihm erwartet – nur, dass er mich nicht anmotzt. Trotzdem war ihm das egal, und er meinte, er hätte selbst Probleme und schon lange gesagt, dass ich etwas ändern soll.
Ich habe sogar Dinge unternommen, um ihn zu unterstützen: Vor etwa 1,5 Jahren war er wegen der Probleme mit meiner Mutter sehr suizidal. Ich bin damals ins Gym gegangen, weil er fitter werden wollte, und ich wollte ihn motivieren. Es war aber nicht das Richtige für mich, weil ich mich dort sehr unwohl fühlte. Stattdessen habe ich zu Hause trainiert. Trotzdem tut er so, als hätte ich nie etwas unternommen.
Er sagt oft, wie schlimm alles für ihn ist, und wenn ich mal sage, dass mir die Situation zu Hause nicht guttut, streitet er das ab. Doch wenn es ihm schlecht geht, bestätigt er plötzlich genau das, was ich vorher gesagt habe.
Heute habe ich mich zurückgezogen, weil ich keine Kraft zum Streiten hatte. Aber die Gedanken lassen mich nicht los: Hasst mein Vater mich?
Er zeigt kaum Interesse an meinem Wohlergehen, und oft geht es in Gesprächen nur um ihn. Er lässt niemanden ausreden, dreht die Themen zu seinen Problemen, beleidigt uns sofort, wenn etwas nicht nach seinem Willen läuft. Das geht nicht nur mir, sondern auch meinen jüngeren Schwestern so. Trotzdem habe ich das Gefühl, er mag sie mehr als mich, weil sie ihm weniger widersprechen und immer die Schuld bei sich suchen, genau wie ich als ich jünger war.
Mit meiner Mutter ist es auch schwer, aber ich habe trotzdem das Gefühl, dass sie mich liebt – sie fragt oft von selbst nach mir und zeigt Interesse.
Ich bin verwirrt. Liegt das Problem bei mir? Hat er vielleicht einfach keine andere Art, seine Gefühle zu zeigen? Oder hasst er mich
Ich hätte nich viel mehr zu erzählen, aber das würde viel zu lange dauern.
5 Antworten
Mir scheint, dass Dein Vater sich und seine eigene Problematik beschreibt, wenn er Dich kritisiert mit den Worten:
Trotzdem hat mein Vater damals gesagt, ich würde mich "in meinem Leid sonnen." sowie "Mein Vater hat mich dann konfrontiert und gesagt, ich sei selbst schuld an meinen Problemen, und dass es ihm nicht leid tut."
Es stellt sich die Frage, wie er sich fühlen und sich benehmen würde, wenn Du zuhause ausgeglichen als fröhlich-glücklicher Mensch erscheinst.
Ältere Menschen tun sich meist schwerer, sich aus unglücklicher Problemlage frei zu schwimmen und mit passenden Lösungstechniken ihre eigenen Probleme aufzulösen, als jüngere Menschen.
Ich kann mir vorstellen, dass er Dich indirekt deswegen kritisiert, weil Du nicht fröhlich und ausgeglichen bist. Du sollst etwas schaffen, was ihm in seiner Problemlage bisher nicht gelungen ist. Ohne es zu beabsichtigen, erinnerst Du ihn an seine ungelösten Probleme.
Von Deinen Eltern kannst Du offensichtlich kaum etwas lernen, was Dir in Deiner jetzigen Lebenslage hilft, fröhlich und ausgeglichen zu leben - egal was gerade passiert.
Die Lebensfreude hat viele Feinde. Einer dieser Feinde ist dieses "sich-selbst-und-ständig-die- Schuld-an-allem-zu-geben". Das wird zu einer Last, die einfach niederdrückend ist. Auch die Liebe untereinander kommt dann nie wirklich hervor, wie die Sonne, vor der sich ständig Wolken schieben und wenn sich keine Wolke vor die Sonne schiebt, dann schiebt man eben selbst eine Wolke vor die Sonne.
Insofern stimme ich der guten Antwort von Lisa-aus-Pisa zu.
Du brauchst keinen Menschen, der immer alles positiv sieht und der Probleme lediglich klein redet. Dir würde ein Mensch (z.B. ein ehrenamtlicher Mentor) helfen, mit dem Du neue Lösungstechniken lernst und immer besser die Welt und die Menschen - und damit Dich selbst - verstehst.
Und nebenbei bemerkt brauchst Du Menschen (z.B. gute Freundinnen), bei denen Du Dich wohlfühlst und nicht ständig Angst haben musst, negativ kritisiert zu werden.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Dein Vater hasst nicht DICH. Er HASST Dich nicht.
Selbstverständlich kommt Dein Vater mit Deinen jüngeren Schwestern besser klar, wenn sie sogleich die Schuld bei sich selbst suchen.
Das ist ein übliches kindl. Verhalten. Erst die Entdeckung von Selbst-Bewusstsein (das Bewusstsein, eine eigenständige Person zu sein) + damit von Selbst-Wirksamkeit führt auch dazu, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Die Übergänge sind natürlich fließend (durch Kindheit & Jugend hindurch).
Es ist also völlig korrekt, wenn Du Deinem Vater ggü Deine Position beziehst!
Dein Vater ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich vorstellen zu können, dass ER ein Problemauslöser für andere sei. Vllt ist auch für ihn nur dann vorstellbar, dass jemand es auch nur vergleichbar schwer haben könnte (wie er), wenn das mit anerkannten äußeren Merkmalen einher ginge (z. B. körperl. Erkrankung, Todesfall einer nahestehenden Person…). Etwas (zu) vereinfacht gesagt: Was nicht sichtbar ist, ist auch weder vorhanden, noch ein reales Problem (aus Sicht Deines Vaters: ER hat kein Problem, sondern die anderen bereiten ihm Probleme). Das zeigt sich auch daran, dass er Dich zwar auffordert, Deine Probleme zu lösen – aber Deinen Weg, mit Deinen Problemen + Deinem Leben umzugehen, kann er nicht anerkennen bzw. sieht er nicht.
Besonders dramatisch allerdings: der Schuldbegriff
Dein Vater wehrt sich gegen jegliche Eingeständnisse seinerseits, etwas „falsch“ zu machen, weil ER es mit dem Schuldbegriff verknüpft.
SchuldZUWEISUNGEN wären aber ohnehin unangebracht. Das meine ich nämlich weder juristisch, noch moralisch. Es geht allein um das Auslösen von etwas beim Gegenüber. Dein Vater aber verknüpft das sogleich mit „Schuld“ – die er nicht tragen möchte. Schuld ist einfach das falsche Stichwort (das in SEINEM Kopf tobt!).
Ich möchte das Verhalten Deines Vaters hiermit auf keinen Fall schönreden, nicht einmal rechtfertigen. Es geht letztlich nicht um Schuld auf der einen oder anderen Seite, sondern einfach darum, zu akzeptieren, dass man mit Mitmenschen die Wohnung teilt und sich also gegenseitig arrangieren muss. Das gilt ebenso auch für Deinen Vater – der seinerseits ebenso mit der Anwesenheit anderer Menschen positiv wird umgehen müssen. Es kann sich nicht alles und jeder in seinem Umfeld aus Angst vor Konflikten in Luft auflösen.
Ich füge das nur mal ergänzend an, um es etwaig aus einer anderen Perspektive und in einem anderen Licht zu beleuchten. Vllt hatten andere Dir hier schon hinreichend weitergeholfen.
Hey, ich kenn das wenn man kranke oder irgendwie gestörte Eltern hat. Die Hälfte meiner Geschwister ist deshalb selber psychisch krank geworden.
Ich kann also deine Situation und den Schmerz durchaus nachvollziehen.
Aber ich denke nicht das dein Vater dich hasst. Ich glaube eher das er zu viele Probleme mit sich selber hat und die Grenze zwischen sich und dir nicht ziehen kann. Und der Frust darüber das er mit sich und seinen Problemen nicht voran kommt entlädt er auf dich.
Und vermutlich kann er es auch gar nicht zeigen das er dich liebt.
Aber er ist alt genug um sich Hilfe zu suchen. Um an eurem Verhalten zu bemerken das etwas nicht stimmt.
Wichtig ist aber das du dich nicht davon runterziehen läßt. Hol dir professionelle Hilfe, wenn du das allein nicht schaffst.
Und schau das du sobald wie möglich ausziehen kannst. Du brauchst Distanz zu dem Ganzen damit du heilen kannst.
Du schreibst, dass dein Vater Borderliner ist.
Deshalb kannst du so ziemlich alles, was er an (negativen) Äusserungen bringt, im Prinzip wieder vergessen, weil er sozusagen emotional nicht zurechnungsfähig ist und ihm sowas wie Empathie abgeht. Dein Vater ist nicht in der Lage, dir emotionale Stabilität zu vermitteln.
Das muss nicht zwingend auf alle Borderliner zutreffen, aber leider ist es nun mal mehrheitlich so, vor allem, wenn man seine Krankheit nicht einsieht. Borderliner als Eltern zu haben ist mehr als schwierig. Ich wünsche dir, dass du dich davon nicht niederdrücken lässt und nicht daran kaputt gehst. Ich hoffe, du hast andere Menschen um dich herum, die dich unterstützen und dir durchs Leben helfen. Ich wünsch dir echt alles gute, du bist ein toller und wertvoller Mensch, auch wenn dir das nicht so vermittelt wird von deinem Vater.
Borderline ist jetzt nicht gerade bekannt dafür, dass man damit kritikfähig wird. Oder gut darin ist, Schuld einzugestehen. Klingt so, als wäre er in seinen eigenen zwängen und seiner psyche gefangen.
Schau, dass du schnellstmöglich ausziehst. Das wird sehr wahrscheinlich sowohl dir als auch der Beziehung zu deinem Vater helfen.
Deine Eltern sind beide schwer krank. Das liegt nicht an dir.
Du solltest dir mal Gedanken darüber machen, ob du dein Großwerden mithilfe eines Profis be- und verarbeiten möchtest.
Alles Gute für dich! :)
Sie werden dich auch beide lieben - aber eben wie du sagst: auf ihre eigene Art.
Wende dich doch mal ans Jugendamt. Du bist zwar volljährig, aber immer noch so jung, dass sie dir Hilfe anbieten können.
Vielen Dank für deine Antwort!
Das ist mir vollkommen bewusst. Ich liebe meine Eltern beide sehr, doch die Situation wird für mich immer schwerer zu ertragen. Aktuell bin ich weder in der Lage auszuziehen, noch können das meine Schwestern. Gleichzeitig will ich meine Schwestern sowieso nicht alleine lassen. Ich unterstütze meine Eltern in allem, was ich kann, aber ich bin auch nur ein Mensch und mache Fehler.
Ich habe bereits professionelle Hilfe gesucht, aber das hat die Situation nicht verbessert, sondern eher verschlechtert. Ich sehe momentan keine Lösung. Ich versuche, meinem Vater so gut es geht, aus dem Weg zu gehen, um Konflikte zu vermeiden, aber es fühlt sich an, als würde er geradezu nach einem Streit suchen. Es wirkt, als wolle er, dass es mir schlecht geht – vielleicht, weil es ihm selbst nicht gut geht. Er macht mir Vorwürfe, weil ich nicht so reagiere, wie er es sich wünscht, und das belastet mich sehr.
Meine Mutter ist ebenfalls schwer krank und verhält sich ebenfalls schwierig. Dennoch habe ich bei ihr das Gefühl, dass sie mich auf ihre eigene Art liebt, trotz allem.