"dein Deutsch ist gut" = Beleidigung?
Hey Community!
Ich würde von mir behaupten, dass ich ein sehr toleranter Mensch bin und versuche mich auch diesbezüglich immer zu verbessern und zu informieren.
Ich habe schon öfter mitbekommen, dass es bei Menschen mit Migrationshintergrund, nicht gut ankommt, wenn man ihnen Komplimente bezüglich ihrer neu erlernten Sprache macht oder sie deswegen lobt, zB gut Deutsch sprechen zu können. Und das kann ich nicht wirklich nachvollziehen und würde mir deshalb wünschen, dass mir das jemand erklärt, vielleicht habt ihr das selbst so erlebt. Ich habe das nämlich auch schon öfter gesagt zu Menschen, die eben hier hergezogen sind und die Sprache neu lernen mussten, hab es natürlich aber immer als Kompliment gemeint. Soll ich das in Zukunft lassen?
Ich denke mir: Wenn ich in ein anderes Land ziehe, dann würde ich mich voll darüber freuen, wenn jemand sagt, ich beherrsche die Sprache schon sehr gut. Ich freu mich ja auch wenn ich im Urlaub bin und jemand sagt mir zB, dass ich gutes Englisch spreche. Deshalb kann ich es nicht nachvollziehen, wie das jemand negativ oder angreifend interpretieren kann. Oder gehts da drum, dass es ab einer gewissen Jahresanzahl wie lange die Person schon hier lebt, unhöflich ist, nicht davon auszugehen, dass sie die Sprache gut beherrscht?
8 Antworten
es kommt auf den kontext an.
beispiel:
habe als Rewe Lieferant mit einer Dame telefoniert weil ich durch die adresse allein nicht ihre Haustür gefunden habe. als die ältere Dame mich dann gesehen hat war sie ganz verwundert. und hat mir auch das so gesagt dass sie nicht damit gerechnet hat da ich so gut und ohne akzent deutsch spreche.
das ist erstmal was positives klar.
aber wenn man jetzt etwas länger darüber nachdenkt zeigt das viel was die Grundhaltung und vorallem Meinung angeht. man muss es ja besonders erwähenn wenn eine Person mit offensichtlichen Migrationshintergrund fehlerfrei und vielleicht sogar akzentfrei deutsch spricht. Das Bild des Ausländers was nur gebrochen Deutsch spricht wird damit ja eindeutig bestätigt.
Und das es eben auch ein negatives Bild ist.
Auch bei der Frage wo ich denn herkomme. das ist immer für mich eine Frage die mich schnell triggert weil ich daraus eben selten ein reines kulturelles Interesse erkenne sondern die Problematik mich einzuschätzen. und ich will ungern in eine ethnische schublade gesteckt werden von fremden Personen die auch fremd bleiben. Wenns gerade passt klar wieso nicht. aber gefühlt aus dem nichts ohne wirklichen grund.. es ist wie gesagt die Frage der 2. und 3. Ebene. und bei Thema Rassismus und Diskriminierung wird diese Ebene leider zu selten betrachtet.
das ist meine reine persönliche Meinung die jemand anderes teilen oder komplett verneinen kann
es ist wie gesagt die Frage der 2. und 3. Ebene. und bei Thema Rassismus und Diskriminierung wird diese Ebene leider zu selten betrachtet.
Das klingt übersetzt: "Wenn es kein Rassismus ist konstruiere ich einfach einen." So etwas erschafft Rassismus.
Nur als Hinweis. Nicht alles was Deutsch ist, ist ein Nazi, es gibt auch ehrliche Neugier und Interesse. Des Weiteren solltest du vielleicht mal bedenken, das allein in den letzten Jahren vermutlich um die 4 Millionen Ukrainer, Syrer, Afghanen und noch andere nach Deutschland kamen. Ohne den Hinweis auf deiner Stirn das du schon X Jahre hier bist oder hier geboren kann niemand wissen das du kein Flüchtling bist.
Ich war als Dolmetscher in verschiedenen Ländern und habe die Äußerung, dass mein Arabisch bzw. Englisch gut sei, immer als Lob aufgefasst.
IWarum soll man einem Menschen mit Migrationshintergrund nicht sagen dürfen, dass man dessen Deutsch sehr gut findet? Das heißt doch, sie/er hat es gut gelernt und versteht es richtig anzuwenden.
Was ist an einem solchen Lob schlecht, diskriminierend oder triggernd?
Das war eben auch meine Frage, weil ich es auch nicht verstanden habe/verstehe, wieso das jemanden beleidigen sollte. Ich bat um die Sicht von den Personen, die das auch negativ auffassen ... dabei hat mir hier diese Antwort (bzw der Kommentar von @rugal!!) etwas geholfen zu verstehen
Naja, zu sagen „dein Deutsch ist aber gut“ zeigt ja, dass man es nicht erwartet, was eher negativ klingt. Insbesondere wenn die Person schon lange in Deutschland lebt. Oft bekommen ja auch Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind (oder sogar auch geboren sind) sowas zu hören, was durchaus diskriminierend klingen kann, da es wie gesagt zeigt dass man es von der Person nicht erwarten würde, dass sie Deutsch kann.
Und? Was ist "diskriminierend" daran,wenn man von jemandem nicht erwartet, dass sein Deutsch so gut ist, wie es eben ist? Nicht jedem Migranten,bzw. jemandem mit Migrationshintergrund steht auf der Stirn geschrieben, wo er geboren wurde.
Naja trotzdem sollte man sowas einfach lieber nicht sagen, da es für einige verletzend sein kann sowas zu hören, es ist doch nicht notwendig jemandem sowas zu sagen also kann man es doch einfach besser gleich sein lassen
Stell dir vor, deine Eltern wären vor deiner Geburt nach Spanien gezogen und du wärst dort geboren. Weil deine Eltern zuhause immer Deutsch mit dir gesprochen haben, ist dein Spanisch nicht ganz akzentfrei.
Du hast dann also dein ganzes Leben in Spanien gelebt, wirst aber jeden zweiten Tag gefragt, wo du herkommst. Die Frage ist nicht böse gemeint. Und doch kann sie nerven. Sie sagt nämlich auch jedesmal: Du bist nicht von hier. Du gehörst nicht ganz dazu. - Ich finde schon verständlich, dass eine solche Frage auf Dauer als ausgrenzend empfunden wird, obwohl sie nicht so gemeint sein muss.
Wie gesagt, ich bin selbst Auslsaenderin deshalb muss ich mir da gar nichts vorstellen. Wir haben unsere Kinder zweisprachig aufwachsen lassen. Mein Mann hat Deutsch mit ihnen gesprochen und ich in meiner Muttersprache. Sie haben - wie Kinder von Migranten das auch tun,deutsche Schulen besucht und damit jede erdenkliche Chance wahrgenommen um ein einwandfreies Deutsch zu lernen. Sie haben ihr ganzes Leben im Deutschland gelebt und niemand hat sie auch nur ein einziges Mal gefragt, woher sie kommen. Ich bin der Meinung, Dein Vergleich hinkt.
Du hast deine Erfahrung und Meinung. das heißt nicht das andere die gleiche Erfahrung gemacht haben und damit die selbe Meinung bilden.
Dass du eine betroffene Person bist, heißt ja nicht dass deine Ansicht damit zutreffend ist.
Es geht mir nicht um Meinungen,,, sondern um Bildungschancen,bdie in Deutschland für alle gleich sind sind.
So etwas muss ich mir gar nicht vorstellen, denn ich bin Ausländerin und meine Eltern haben niemals Deutsch mit mir gesprochen. Ich aber spreche Deutsch; hochdeutsch und das völlig akzentfrei. Wenn mir jemand sagte, "Sie sprechen aber gut Deutsch" , habe ich gegrinst und höchsten mal . mit einem "Ich weiss", reagiert.
Beleidigt zu reagieren, weil mir jemand bezüglich meines Deutschs ein Kompliment macht, wäre einfach nur idioitisch
Ich verstehe deine Irritation. Gleichwohl verstehe ich aber auch, dass jemand dieses "Lob" irgendwann nicht mehr gerne hört.
Stell dir vor, du bist in die USA gezogen und lebst schließlich jahrzehntelang dort. Die Sprache beherrscht du gut, aber nicht perfekt.
Du fühlst dich zugehörig. Und du willst als Amerikaner gesehen werden. Wenn dann jemand kommt und - etwas gönnerhaft - sagt, dass du ja schon ganz gut Englisch sprichst, dann schließt dich das von der Zugehörigkeit wieder aus. Dieses Lob betont, dass du halt doch nicht voll dazugehörst.
Die Logik sagt, dass die Qualität wohl nicht hoch genug ist, wenn es denn zu erkennen ist, dass jemand nicht aus der Gemeinschaft stammt. Es ist ein Ding, jemand abzukanzeln und ein völlig anderes, die erreichte Qualität dennoch positiv zu bewerten.
Wenn ich nicht gut genug bin, dann muss ich eben noch daran arbeiten.
Eben! Und aus einem Lob oder gar Bewunderung eine Beleidigung zu machen, dazu gehört schon eine Menge Kleingeistigkeit.
Meine Oma, die hierher geflüchtet ist, sieht es als Kompliment.
Ich, die hier geboren ist, nicht.
oft weiß man aber nicht, ob dein gegenüber geflüchtet oder hier geboren ist, daher würde ich den Satz gar nicht benutzen.
hört sich so an, als würde man gar nicht erwarten, das diese Person gut deutsch spricht. Was vielleicht etwas diskriminierend rüberkommt, auch wenn’s nicht so gemeint ist :)
Es ist leider nach wie vor unbestrittene Tatsache, dass der Großteil der Migranten nur schlecht deutsch spricht. Und man sieht es einem Migraten auch nicht an der Nase an, ob er hier ggf. schon in zweiter oder dritter Generation geboren wurde und hier aufgewachsen ist.
Und warum die Frage nach der Herkunft jemanden triggern kann werde ich nie verstehen. Ich stelle die bei offensichtlichen Migranten recht oft, zumindest wenn ich irgendwie mit denen ins Gespräch gekommen bin. Interessiert mich halt, wo kommt man her, wie ist es dort, was ist besser dort, was schlechter, wo lebt es sich besser, etc...