Welche Bedeutung hat für euch der Spruch "Gott ist tot"?

11 Antworten

Ausspruch von Nietzsche.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Nietzsche#%E2%80%9EGott_ist_tot%E2%80%9C_%E2%80%93_Der_europ%C3%A4ische_Nihilismus

Der Spruch ist insofern unzutreffend, das „Gott” nur eine Idee ist und nie lebte bzw. existierte.

Wenn Nietzsche behauptet, dass die Menschen ihn „getötet” haben, mag er auf den schwindenden Einfluss der Religion und des Glaubens anspielen, der sich zu seiner Zeit bereits bemerkbar machte.


1Siuto 
Beitragsersteller
 18.12.2024, 12:39

es heiße auch, dass das Mitleid an den Menschen Gott getötet hätte. Wie würdest du das interpretieren?

Nectovelin  18.12.2024, 12:40
@1Siuto

Gar nicht, mal abgesehen von der fragwürdigen Grammatik.

1Siuto 
Beitragsersteller
 18.12.2024, 12:58
@Nectovelin

"Gott ist tot; an seinem Mitleiden mit dem Menschen ist Gott gestorben."

Damit meinte Nietzsche die Säkularisierung, die während des 19. Jh. mehr und mehr auch die weniger Gebildeten erreichte. Zum Beispiel wurde Mitte des 19. Jh. bereits der wackere Pfarrer Gustav Knak, der an der Bibel festhielt, damals bereits von Schusterjungen verspottet für seine Ansichten. Man machte sich über Knak lustig und mobbte diesen, weil er glaubte, dass sich die Sonne um die Erde drehe. Es muss also mit der Entgottung damals schon recht weit gewesen sein und Nietzsche hat diesen modernen Nihilismus nicht nur in all dessen Ausdrücken erkannt, sondern sich auch als Prophet eines neuen, postchristlichen Zeitalters inszeniert. Nietzsche hielt sich dabei aber selbst nicht mehr für den „Mörder Gottes“ (so eine Metapher von ihm für die „Aufklärer“), sondern nur noch für dessen Grabredner.

Doch seine Grabrede war verfrüht. Nicht Gott wird jemals sterben, sondern die Völker werden sterben, die ihre Kraft zum Glauben verloren haben. –

Nietzsche ist die zugordnete Quelle des "Spruchs" / Zitats.

Nietzsche beklagt darin auch den zunehmenden Materialismus und die zunehmende Egalisierung der Menschheit. Seine Vision war der "Übermensch", der sich aus seinem oft elenden Leben empor hebt und über sich hinaus wächst und sein wahres Potential entfaltet (damit sich selbst überwindet). Der "Tod Gottes" wird / wurde verursacht durch das Leid, das er im Hinblick auf die Menschheit erdulden musste.


1Siuto 
Beitragsersteller
 18.12.2024, 13:08

Und was hältst du davon?
Was würdest du davon am ehesten mitnehmen, was sollte man deiner Meinung nach daraus lernen?

SpezialAntwort  18.12.2024, 13:19
@1Siuto

Wir Menschen sind überhaupt nicht gleich, sondern Individuen nicht nur im Äußeren, sondern auch im Innern. Jeder hat seine eigene Reise zubewältigen und kann darauf wachsen. Das bedeutet aber kein Gegeneinander, sondern das Zurückbesinnen auf Gegenseitigkeit, um sich beim Entfalten zu unterstützen und dabei rege auszutauschen.

Eine Distanz von Ideologien kann da sehr befreiend und förderlich sein. Die Innere Stimme ist (sofern vom "Herz" begleitet) die helfende Orientierung. (eine Verbindung zur göttlichen Quelle und Heimat?)

Der Spruch Nietzsches hat für mich deshalb keinerlei Bedeutung, weil er sich anmaßt, über das Irrationale, Jenseitige mit Hilfe der Vernunft etwas aussagen zu wollen, obwohl er genau weiß, dass die Vernunft für den jenseitigen Bereich keinerlei Aussage-Kompetenz besitzt. Es ist so, als hätte Nietzsche mit seinem Ausspruch „Gott ist tot“ nichts ausgesagt, denn mit der Vernunft kann man doch nur Dinge erklären, die über einen Anfang und über ein Ende verfügen, nicht jedoch über solcher Wesenheiten, die sich in den jenseitigen Bereich (d.h.ohne Anfang und ohne Ende) aufhalten.

Was wollte Nietzsche mit seinem Spruch „Gott ist tot“ eigentlich bewirken?

Ganz klar, er wollte dem Leben seine Kostbarkeit, seinen ungeheuren Reichtum, seine Würde zurückgeben. Das Leben hat für ihn – in Gegensatz zu der allfälligen theologischen-christlichen Abqualifizierung aller nur denkbaren Spuren des Lebens – einen Wert an sich, den man nie anzweifeln darf, es hat sozusagen einen Wert, der über alle Zweifel erhaben ist. Da der christliche Gott aber jeden, der das Leben liebt, nicht nur verachtet, sondern ihn außerdem noch zu seinem Feind erklärt, hat Nietzsche beschlossen, diesen das Leben verachtenden Gott ein für allemal für tot zu erklären (obwohl er das eigentlich gar nicht kann).

Hier allerdings beging Nietzsche einen entscheidenden Fehler: Das Leben solle für ihn einen Wert an sich haben, den man überhaupt nicht beweisen muss. Doch die Tatsache sprechen eine völlig andere Sprache: Ist nicht alles im Leben von Anfang an mit dem Keim des unaufhaltsamen Verfalls behaftet? Muss nicht jede scheinbar ewig blühende Schönheit irgendwann ihren Zauber ablegen und bald auch selbst ihren alt gewordenen Körper dem Tode überantworten? Wird nicht jede noch so gewaltige, in seiner berückenden Schönheit uns ergreifende Himmelsgestalt einer Edelkastanie, eines Riesenmammutbaumes oder einer orientalischer Platane irgendwann morsch sein und der Axt des Waldhüters zum Opfer fallen? Das Leben hat nichts Großartiges an sich, wie uns Nietzsche verspricht, sondern es ist ständig dem Verfall preisgegeben – und zwar jedes Ding auf der Welt. Die Großartigkeit des Lebens besteht nur scheinbar, sie ist gerade mal am Anfang des Lebens nur ganz kurze Zeit gegeben, dann aber folgen die Verkümmerung und nicht lange danach der Tod. Deshalb versetzt uns der Spruch eines Nietzsches, dass Gott tot sei, in einen gewaltigen Irrtum: Wir glauben, das Leben sei allmächtig, dabei ist das Gegenteil der Fall. Das Leben ist fragil und zerbrechlich und schaut, kaum dass es gerade begonnen hat, nur noch dem baldigen Tod entgegen. Nichts auf der Welt bleibt von diesem fortwährenden Sog in Richtung auf den Untergang bewahrt, kein noch so lächerliches Ding, erst recht kein Mensch. Das also bleibt von dem, was bei Nietzsche in so „angehimmelten“ Weise Begeisterung auslöste, übrig, von der angeblichen Großartigkeit des Lebens, ein Ding, das im Grunde wertlos ist, weil es den Keim des Verfalls von vornherein in sich trägt und diesen bald, wenn das Altern anfängt, nicht mehr leugnen kann.  

Woher ich das weiß:Recherche

1Siuto 
Beitragsersteller
 24.12.2024, 14:55

Mir gefällt dein Denken - Nur an einer Sache halte ich mich auf.

Wo redet Nietzsche von der Großartigkeit des Lebens?
Und wo beachtet Nietzsche diesen Sog nicht - hat er nicht nach dem Übermenschen gestrebt? War er nicht die große Persönlichkeit in der Aufklärung, welche den Menschen nicht als Zentrum gesehen hat, sondern nur als Brücke - gerade zu selbst das vielleicht "fehlerhafteste Tier" von allen? Und wo ist hier also der "Wert an sich" im Leben?

Mich würde ein Zitat von ihm erfreuen, welche dies was du sagst, dass es behauptet hätte, belegt - weil mir kommen hier Widersprüche zu Nietzsches Philosophie auf.

Die "Götter" sind tot meinte er damit.

Die Überlebenden aus einer früheren Hochkultur (wie unserer) des letzten Kataklysmus, die auf der ganzen Welt ihr Wissen an überlebende Völker weitergaben (die wie heutige Eingeborene lebten).

Für diese primitiven Menschen waren die Überlebenden wie Götter, da sie so viel wussten und konnten.

Die primitiven Stämme waren aber die Einzigen, die wussten wie man unter schwierigen Bedingungen lebt, deshalb versuchten sie ihnen so viel beizubringen, wie es geht.

Von diesen Geschichten gibt es hunderte Mythen auf der ganzen Welt, wir lesen und hören davon in vielen Religionen, es steht u.a. auch in der Bibel (Sintflut).